Kinderbücher
Karamba Kassandra

Karamba Kassandra

Karamba Kassandra

Kassandra ist wütend….

….und wenn Kassandra wütend ist, dann….

streckt sie der Frau Klingelsack die Zunge raus,

tritt sie den Jakob aus ihrer Klasse gegen das Bein,

kreischt sie in ganz hohen Tönen und

schmeißt ihre Bücher auf den Fußboden.

„Ka-ram-ba!“, sagt dann die Frau Klingelsack und ruft Kassandras Mama an. Die muss dann kommen, wie immer.

Aber heute ist etwas anders. Mama sieht ernst aus und tuschelt ganz lange mit Frau Klingelsack. Die sagt ganz am Schluss: “Kassandra hat Dyskalkulie, das macht sie so wütend.“

Jetzt denkt Kassandra, dass sie schwer krank sei. Sie hatte schon viele Krankheiten mit schweren Namen und kennt schon Angina, Bronchitis und Polypen. Aber die Kackonie? Kassandra überlegt ob das vielleicht ansteckend ist und ob sie ein paar Tage zu Hause bleiben muss. Das wäre schön.

Morgen ist aber Freitag und freitags geht sie gern in die Schule. Da hat Kassandra Sport, Kunst und Religion. Das macht sie sehr gern.

Nur wenn sie rechnen hat, dann fühlt sie sich wirklich ein wenig krank. Am Montag, am Dienstag, am Mittwoch und am Donnerstag würde Kassandra gern zu Hause bleiben.

Wenn sie schon an Zahlen und ans Rechnen denkt, wird Kassandra wieder wütend.

„Ka-ram-ba!“, sagt jetzt ganz laut die Mama, dann überlegt sie und dann, endlich, erklärt sie Kassandra, dass sie keine Krankheit hat.

Sie hat nur eine Rechenschwäche, und das kann man wieder hinkriegen. Kassandras Gehirn, so sagt das Mama, und die weiß das von Frau Klingelsack, ist einfach noch nicht auf die Zahlen eingestellt. Weil da so viele andere Sachen sind, die Kassandra toll findet. Wie zum Beispiel Bilder malen, Geschichten erfinden, toben und Fahrrad fahren. Es ist ja gar nicht so wichtig wie viele Bilder sie malt, wie viele Geschichten sie erfindet, wie oft sie tobt oder wie oft sie Fahrrad fährt. Wichtig ist, dass sie das macht und dass sie das gut kann.

„So ist das“, findet Kassandra.

Am nächsten Tag nach der Schule sagt Frau Klingelsack wieder „Ka-ram-ba, Kassandra!“, aber dieses Mal ruft sie nicht Mama an. Sie setzt sich mit Kassandra an einen Tisch und schüttet einen große Tüte bunte Bonbons vor sie hin.

„Jetzt spielen wir Doktor, Kassandra.“ Jedes Bonbon ist gut gegen eine schlimme Krankheit. Rot ist gut gegen Angina, grün ist gut gegen Bronchitis und gelb ist gut bei Polypen. Blau hilft bei Dyskalkulie.

„Du bist dran. Ordne mal die Bonbons nach Farben, und dann sehen wir weiter“, sagt Frau Klingelsack.

Kassandra findet das Spiel spannend und baut vier Bonbonhügel vor sich auf. Dann sieht sie, dass der rote Hügel viel kleiner ist als der grüne.

„Nur ganz wenig Kinder dürfen Angina bekommen, denn da haben wir nicht viel Medizin“, sagt Kassandra. Sie ist ganz in das Spiel vertieft.

„Wir bestellen dann neue“, sagt Frau Klingelsack. „Wie viele Tabletten haben wir denn noch?“

„Fünf“, sagt Kassandra ganz schnell. Für die Bronchitis haben wir noch acht und für die blöden Polypen noch zwölf. Zwei sind noch da für die Kackonie.“

„Dys-kal-kulie“, sagt Frau Klingelsack ganz langsam.

Kassandra erinnert sich plötzlich, dass sie ja diese Kackonie hat. „Soll ich eine blaue nehmen?“, fragt sie Frau Klingelsack.

„Zuerst musst du alle noch einmal zählen, laut und langsam. Fang bei den roten an!“

Kassandra starrt auf die Bonbons. Zuerst sind die Tabletten noch rot und rund, dann heben die Bonbons vom Tisch ab und die Zahlen fangen an herum zu kreisen. Ganz schnell. Ganz zackig. Nur schwarz.

„Eins, fünf, neun, zwei, viele……“

Kassandra ist wütend……

….und wenn sie wütend ist, dann streckt sie der Frau Klingelsack die Zunge heraus.

Heute macht sie das nicht, weil sie noch eine Aufgabe hat. Sie soll kranken Kindern helfen.

„Ka-ram-ba!“, sagt Kassandra. „Heute kann ich das noch nicht ganz laut und langsam zählen, wenn du das willst, Frau Klingelsack. Es geht nur, wenn ich nicht an Zahlen denke sondern an die kranken Kinder.“

„Das ist gut und genau richtig, Kassandra.“

Das sagt die Frau Klingelsack.

Dann redet sie noch weiter: „Du musst Geduld mit den Zahlen haben, Kassandra. Zahlen können selbst auch nicht zählen. Die brauchen immer eine schöne Geschichte um sich herum, und damit werden wir es schaffen.“

Kassandra geht jetzt jeden Tag gern in die Schule, auch an den Tagen, wenn sie Rechnen hat. Denn da sie gern Geschichten erfindet, fällt ihr zu jeder Aufgabe eine neue ein.

Sie kennt jetzt schon zwölf Geschichten, aber die ersten acht hat sie schon vergessen. Die erzählen sich jetzt die Zahlen allein und Kassandra zählt Zahlen.

So ist das. Und das mit der Wut ist auch fast weg.

KARAMBA!

Kassandra geht jetzt jeden Tag gern in die Schule, auch an den Tagen, wenn sie Rechnen hat. Denn da sie gern Geschichten erfindet, fällt ihr zu jeder Aufgabe eine neue ein.

Sie kennt jetzt schon zwölf Geschichten, aber die ersten acht hat sie schon vergessen. Die erzählen sich jetzt die Zahlen allein und Kassandra zählt Zahlen.

So ist das. Und das mit der Wut ist auch fast weg.

KARAMBA!