Kurzgeschichte
Das Nichts

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"Das Nichts"
Veröffentlicht am 16. September 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Es tut mir leid, dass ich \\\"Restrisiko\\\" löschen musste, aber es ist jetzt in einer Kurzgeschichtensammlung namens \"Das Unfassbare\" vom ipm-verlag veröffentlicht worden. Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden. Unter www.bookrix.de/-schneeflocke kann "Restrisiko" nach wir vor noch lesen. LG Flocke
Das Nichts

Das Nichts

Beschreibung

Ein Tribut an Michael Ende...

Als kleines Kind fürchtete ich das Nichts Michel Endes. Das Nichts, das zurückbleibt, wenn die Phantasie stirbt. Auch wenn ich es damals nicht so recht begriffen habe. Und da man in diesem Alter in Bildern denkt, nahm das Nichts für mich stets die Gestalt dieser wolfsähnlichen Bestie an, die den Indianerjungen Atreiju durch fast ganz Phantasien jagt. Diese glühenden Augen in der Dunkelheit haben mir am meisten Angst eingejagt. Diese glühenden, roten Augen, und das hungrige, keuchende Schnaufen, mit dem sie die Luft zwischen den gebleckten, messerscharfen Zähnen einsog. Als Kind habe ich die Gestalt gefürchtet, mir vorgestellt, wie mich die blitzenden, ellenlangen Reißzähne einfangen,wie ich in diese erbarmungslosen, hasserfüllten Augen starre und erkennen muss, dass ich verloren bin, dass mich jetzt nichts mehr retten kann. Vielleicht lag es daran, dass man sie nie wirklich sah, und so konnte man das Unbekannte mit den eigenen Ängsten füllen.

Doch jedes Mal, als die Gefahr zu groß wurde, die Angst zu übermächtig, jedes Mal wachte ich auf und stellte erleichtert fest, dass es eben doch nur ein Alptraum war, und dass ich sicher und geborgen in meinem Bett lag, mein Kuscheltier fest im Arm. Ich war in Sicherheit. Die Welt war wieder in Ordnung.

 

Heute weiß ich, dass das Licht neben der Türe keine Monster vertreiben kann – jedenfalls nicht die wirklichen Monster. Heute fürchte ich mich nicht mehr vor der Bestie. Sie ist längst in die hintersten Winkel der Erinnerung verdrängt, in jene dunkle Ecke, in die wir unsere Monster aus der Kindheit abschieben und zu vergessen suchen, auch wenn es uns selten vollständig gelingt. Wenn ich heute an Michael Endes Unendliche Geschichte zurückdenke, fürchte ich nicht mehr die lauernde Bestie. Heute fürchte ich das Nichts, dessen Bote sie war, das ihr stets folgte. Die Dunkelheit. Die Leere. Den Abgrund. Das Nichts.

 

Das Nichts ist gähnende, abgrundtiefe Leere. Ein schwarzes Loch, dessen Hunger, dessen Gier unersättlich ist. Ein schwarzes Loch, das alles mit sich reißt, verschluckt und ausradiert. Selbst der kleinste Hoffnungsschimmer geht in dieser unendlichen Schwärze unter. In dieser unendlichen Schwärze, in der es keine Hoffnung gibt, keine Gefühle, keine Erinnerungen – nur Gleichgültigkeit, Kälte und Einsamkeit. Und Dunkelheit. Tiefste Dunkelheit.

Das Nichts kann nur verstehen, wer es erlebt hat. Wer zugesehen hat, wie es sich langsam vorantastet, ein schleichendes Gift, das erste Zweifel aufkeimen lässt, Ängste schürt, Hoffnungen zerstört, nach und nach. Wer zugesehen hat, wie es wütet, wenn es seine krallenbewehrten Klauen fest in das Fleisch seines Opfers versenkt hat, wie es tobt, wie es um sich schlägt, alles dem Erdboden gleich macht. Wie es nicht einmal Ruinen zurücklässt. Wie es lautlos tötet. Lautlos und unbemerkt.

Unbemerkt, denn es lässt keine Leichen zurück. Die Menschen, die vom Nichts verschlungen werden, leben weiter wie zuvor. Man sieht es nur, wenn man ganz genau hinsieht. Man sieht es an dem erloschenen Licht in ihren Augen.

 

© by Schneeflocke

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schneeflocke
Es tut mir leid, dass ich \\\"Restrisiko\\\" löschen musste, aber es ist jetzt in einer Kurzgeschichtensammlung namens \"Das Unfassbare\" vom ipm-verlag veröffentlicht worden.
Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden.
Unter www.bookrix.de/-schneeflocke kann "Restrisiko" nach wir vor noch lesen.
LG Flocke

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Arya Sehr schön geschrieben. Aber war das Nichts nicht eigentlich weiß?
Das dachte ich immer und im Urlaub hab ich es gefunden - in Südtirol, da war ich sechs oder so: Der dichte Nebel, der abends die Berge runterkriecht, bis man keine 20 Meter Sicht mehr hat... damals hatte ich furchtbare Angst davor.
Letzte Woche, im Urlaub in Bayern habe ich das Nichts wieder gesehen und diesmal fand ich es einfach nur faszinierend, wollte raus in den Nebel...

Sehr eindrucksvoll geschrieben. Ich hab mir schon im Urlaub vorgenommen die Unendliche Geschichte nochmal zu lesen, aber jetzt weiß ich, welches Buch ich mir heute Abend vor dem Einschlafen nehme xD
Vor langer Zeit - Antworten
ZMistress Zuallererst mal herzlichen Glückwunsch zu deinem Geschmack was Bücher angeht.
Die Geschichte fand ich wirklich toll geschrieben, die Worte die du für die Bedrohung gefunden hast haben ein stimmiges Ganzes ergeben.
Außerdem fand ich das Ganze recht interessant, da ich als Kind nie so sonderlich Angst vor Gmork (dem Werwolf) oder dem Nichts hatte - vielleicht auch weil mich der Schluss (oder besser gesagt die zweite Hälfte mit Bastian in Phantasien) weit mehr fasziniert hat als Atrejus Abenteuer. Ich verbinde mit der "Unendlichen Geschichte" eher die Wasser des Lebens als das Nichts. Deshalb macht mir die Geschichte auch eigentlich keine Angst, sondern eher Mut.
Ich habe aber schon von vielen gehört, wie sehr ihnen der Gmork und das Nichts in Erinnerung geblieben sind (vielleicht auch durch den Film - den ich nicht so mochte). Es war deshalb für mich sehr faszinierend zu lesen, wie sehr diese Bilder dich noch beschäftigen und was sie für dich bedeuten.
Vor langer Zeit - Antworten
schneeflocke Re: Die Unendliche Geschichte -
Zitat: (Original von Luzifer am 16.09.2010 - 23:15 Uhr) war das erste wirkliche dicke Buch, dass ich gelesen habe und ich war auf Anhieb von dem Nichts fasziniert und eingenommen. Diese Vollkommenheit in so wenig, hat mich einfach begeistert. Die Bestie war dann nur ein Sahnebonbon dazu.
Heute weiß ich, dass dieses Nichts zu erreichen ist. Doch, wie du es schon geschrieben hast, nur von denen, die es so erlebt haben, wie es wirklich ist. Nicht Ängst, Kälte und Einsamkeit erwarten einen, sondern etwas, was sich erst offenbart, wenn man die vorgenannten Dinge ablegt.

Schön beschrieben und schön auch wieder was von dir zu lesen (zu Kapitel 11 bin ich noch nicht gekommen ^^)
LG
Luzifer


Hallo Luzifer!

Ja, ich weiß, lang lang ists her...ich bin einfach nicht so zum Schreiben gekommen.
Freut mich aber, dass dir meine Gedanken zum Nichts gefallen haben! Es gibt einfach Kinderbücher, die hinterlassen einen bleibenden Eindruck...
Und ja, ich weiß, Kapitel 11 ist echt lang geworden, das schreckt sicherlich ab...

LG
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Die Unendliche Geschichte - war das erste wirkliche dicke Buch, dass ich gelesen habe und ich war auf Anhieb von dem Nichts fasziniert und eingenommen. Diese Vollkommenheit in so wenig, hat mich einfach begeistert. Die Bestie war dann nur ein Sahnebonbon dazu.
Heute weiß ich, dass dieses Nichts zu erreichen ist. Doch, wie du es schon geschrieben hast, nur von denen, die es so erlebt haben, wie es wirklich ist. Nicht Ängst, Kälte und Einsamkeit erwarten einen, sondern etwas, was sich erst offenbart, wenn man die vorgenannten Dinge ablegt.

Schön beschrieben und schön auch wieder was von dir zu lesen (zu Kapitel 11 bin ich noch nicht gekommen ^^)
LG
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
Tula ...genau! Ideen hat man wahnsinnig viele, doch diese in Worte zu fassen ist nicht einfach. Lieber ein wenig länger darüber nachdenken und sie ausreifen lassen. Dann klappt es auch meistens mit der Formulierung. Ich bin nur oft einfach zu faul zum "Ausreifen lassen" etc., deshalb gebe ich mich oft mit den vielen schönen Geschichten in meinem Kopf zufrieden, freue mich aber, wenn andere die Zeit zum Ausreifen lassen finden.....einen schönen Abend!
Susanne
Vor langer Zeit - Antworten
schneeflocke Re: -
Zitat: (Original von Tula am 16.09.2010 - 22:41 Uhr) Ich mag Deine Art zu schreiben, jeder Satz ist wohl überlegt und sehr aussagekräftig. Deine Gedanken über das Nichts kann ich teilen.
Danke,
Susanne


Hallo Susanne!
Danke für das Kompliment! Ich bemüh mich, was den Stil angeht, ich finde, es gibt fast nichts Schlimmeres als eine gute Idee, die schlecht in Worte gefasst wird. Anders herum ist es allerdings ähnlich, deswegen freut es mich, dass dir auch der Inhalt der Kurzgeschichte gefallen hat.
Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
Tula Ich mag Deine Art zu schreiben, jeder Satz ist wohl überlegt und sehr aussagekräftig. Deine Gedanken über das Nichts kann ich teilen.
Danke,
Susanne
Vor langer Zeit - Antworten
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