Zwischen uns war von Anfang an ein Band, als wir uns das erste Mal schrieben hatte uns der Zufall zusammengeführt und ich wollte weiß Gott keinen Mann kennenlernen. Du störtest mich zudem inmitten meiner Rollenspiel-Session (für alle die es genauer wissen wollen - Es war ein Fantasyrollenspiel, weit weg von irgendwelchen anzüglichen Dingen. *lacht*) und entsprechend schnippisch war meine Antwort auf deine blöde Frage wie alt ich sei. "123 Jahre jung" sagte ich damals. Natürlich hatten die 123 Jahre eine Bedeutung, sie entsprachen dem Alter meiner gespielten Elfe. Deine Antwort darauf habe ich nie vergessen. "Werte Lady, eine solch junge Dame wie ihr sollte in anständiger Gesellschaft sein, mir scheint jedoch, ihr seid von Flegeln umgeben. Erlaubt mir das zu ändern." Und damit waren wir im Gespräch, entdeckten gemeinsame Interessen, lachten, schließlich gabst du mir deine Telefonnummer. Ich solle dich anrufen, wenn mir der Sinn danach stünde. 4 Stunden später hatte ich dich in der Leitung - Und deine Stimme war perfekt. Tief, leicht rauchig, ein wenig kratzig. Wir redeten, als würden wir uns ewig kennen. Du erzähltest mir, dass du aus Essen kommst, derzeit aber in Greifswald studierst. Greifswald - Damit warst du für mich ungefährlich, du warst weit weg, ich konnte flirten, mich darüber auslassen, dass ich keinen Bock auf eine Beziehung hab, aber Freunde suche. Und dann kamen die Semesterferien und du damit nach Essen. "Wir könnten uns auf ein Eis treffen, wenn du möchtest." Gesagt getan, du warst gerade 2 Tage in der Stadt, da durftest du mich schon von der S-Bahn abholen. Ich hatte mein unglaublich peinliches Abi-Shirt an, denn wir hatten zwar Fotos getauscht, aber ich wollte dennoch sichergehen, dass du mich erkennst. Du hast zunächst auf dem falschen Gleis gewartet, kamst dann die Rolltreppe heraufgehetzt - Und erzähltest mir später, dass du sie bei meinem Anblick fast wieder hinunter gefallen wärest.
Wir waren dann Eis essen, du hast mich eingeladen und ich habe es geschehen lassen, obwohl ich sowas eigentlich nicht mag. Und dann sind wir zum See gefahren, wir haben ihn komplett umrundet und mir kam es dabei vor, als wären wir bloß Minuten zusammen gewesen, so schnell flog die Zeit dahin. Wir konnten über alles reden, liefen wie selbstverständlich das selbe Tempo und fanden uns schließlich am Ausgangspunkt wieder. Es war spät geworden und ich musste die Bahn zurück nehmen. Du versprachst mich anzurufen, sobald ich Zuhause sei. Es hat Jahre gedauert, bis du mir erzähltest, was du getan hast, nachdem ich in der S-Bahn saß. Du hast deinem besten Freund eine SMS geschrieben. Ihr Inhalt: "Ich habe heute die schönste Frau der Welt getroffen. Und ich glaube sie interessiert sich nicht für mich." Angerufen hast du mich dann von ihm aus. Ich glaube ich habe euren gemeinsamen Abend sabotiert, denn wir haben bestimmt 1 1/2 Stunden geredet. Danach haben wir uns beinahe jeden Tag getroffen, waren viel spazieren, ehe es für dich zurück nach Greifswald ging. Und dann kam deine Icq-Nachricht. "Du, ich muss dir etwas sagen. Ich glaube ich habe mich in dich verliebt." Mir fehlten damals die Worte, ich hatte dir ganz klar gesagt, dass ich keine Beziehung will. Ich wollte Spaß und mich ausprobieren. Und genau das war auch meine Antwort auf deine Nachricht. "Kein Problem, dann bleiben wir halt Freunde." Ich wusste, du hattest es nicht so locker aufgenommen wie das klang, dennoch hieltest du dein Wort, du warst an meiner Seite als ich mich unglücklich verguckte, du lachtest mit mir, wir telefonierten bis tief in die Nacht obwohl wir beide am nächsten Tag zur Uni mussten und ich wusste, in dir habe ich einen Mann gefunden, der mich versteht. Als ich dir erzählte - ich weiß nichtmals mehr in welchem Zusammenhang - dass ich noch niemals einen Liebesbrief bekommen hatte, schriebst du mir einen. Du widmetest mir Liebesgedichte, schriebst mir Geschichten aus denen ich lesen konnte, wie sehr du mich vermisst. Und mein Herz wurde weicher und weicher. Ich musste mir eingestehen, dass das Ausprobieren nicht war, was ich wollte. Ich wollte dich. Aber das wollte ich noch nicht wahr haben.
Du warst wieder in Essen, wir verbrachten DVD-Abende zusammen, eingekuschelt auf der Couch, ohne dass du mich je berührt hättest oder versucht hättest mir nahe zu kommen. Du holtest mich zum Weggehen ab und schliefst danach neben mir auf der Couch. Ich war nackt - Du hast dich bloß zugedeckt, mir eine gute Nacht gewünscht und geschlafen. Ich war verwundert, schließlich hatte ich etwas anderes erwartet. Du erklärtest mir später, du hättest nicht gewollt, dass ich den Respekt vor dir verliere. Du musstest zurück nach Greifswald und ich weinte Zuhause, als wäre ein Stück meiner selbst gegangen. Zu diesem Zeitpunkt war schon beinahe ein halbes Jahr vergangen und ich wusste. dass ich langsam eine Entscheidung treffen sollte. "Wenn du mich das nächste Mal am Gleis abholst werde ich entweder zu dir laufen und dich küssen, oder ich werde stehen bleiben. Dann weißt du, dass ich dich will - Oder dass ich mich endgültig dagegen entschieden habe." Wie hart muss diese Nachricht für dich gewesen sein, hattest du nun doch auf der einen Seite Hoffnung und auf der anderen Seite musstest du damit rechnen, dass ich dich nicht haben wollte. Ich erinnere mich noch genau an diesen 21. Dezember. Die S-Bahn fuhr am Essener Hauptbahnhof ein, da standest du. Trotz der Kälte war dein Mantel offen und wurde vom Wind nach Hinten gerissen, du hattest schwarze Lederhandschuhe an. Deine Haare waren damals noch länger, sie fielen in Wellen über deinen Nacken. Deine grünen Augen machten mich schon durch das Fenster sprachlos. Ich konnte kaum erwarten, dass sich die Türen öffneten, rannte sofort zu dir, vergrub mich in deinen Armen und küsste dich, so sehr, dass ich das Gefühl hatte, meine Lippen müssten taub und wund werden. Ich sog mit jedem Atemzug deinen Duft ein, deine Hände umfingen mich und mir war warm.
Wir verbrachten den ganzen Tag bei dir, kuschelten, redeten und küssten uns, immer wieder. Als ich am Abend nach Hause musste warf ich die Haustüre hinter mir zu, strahlte meine Mutter an und sagte "Mum, ich werde Weihnachten nicht da sein. Zumindest nicht den ganzen Tag. Ich werde nur mit euch essen und dann fahre ich zu ihm." Meine Mutter war völlig von den Socken, schließlich wären wir ja an diesem 24. Dezember erst 3 Tage zusammen. Aber mein Entschluss stand fest, denn ich war mir sicher, dass du der Mann meines Lebens bist. Geschenkt habe ich dir eine schwarze Wolldecke, weil du in Greifswald immer über kalte Füße geklagt hast. Und einen Ring, den ich früher am kleinen Finger getragen hatte an einer Lederkette. Ich saß ungeduldig in der Bahn, die Decke in Zeitungen eingepackt, weil mein Geschenkpapier nicht reichte und du hattest das wohl chaotischste Weihnachten deines Lebens. Du hattest deinen Autoschlüssel im Auto liegen lassen, danach die Türe versperrt. musstest mit dem Taxi zu deinen Großeltern um einen Ersatzschlüssel zu holen und als du zurück kamst, hatten alle Geschäfte schon zu. Also kochte ich uns nur schnell eine Suppe, als ich endlich bei dir war.
Und dann kam die Bescherung. Stolz gab ich dir die Decke und den Ring und sah das Stahlen in deinen Augen. Das Lederband trägst du beinahe jeden Tag, auch heute noch und die Decke hat mehr als einmal deine Füße gewärmt. Dein Geschenk jedoch rührte mich zu Tränen. Wobei ich sagen muss, es waren fast mehr die Worte, die du dazu sagtest. Ich bekam Karten für das Musical Das Phantom der Oper - Ich hatte immer dort hineingehen wollen, hätte es aber alleine wohl nie bezahlen können. Völlig verdutzt meinte ich bloß "Wann hast du die gekauft? Du wusstest doch gar nicht, ob ich eine Beziehung mit dir eingehen wollen würde." Und nach deiner Antwort war es um mich geschehen "Ich wusste, dass ich dich liebe. Ich hätte sie dir so oder so geschenkt, egal wie du dich entschieden hättest."
In diesem Dezember werden es 5 Jahre werden, wir haben seit unserem ersten Weihnachten jedes Jahr Heiligabend zusammen verbracht und langsam glaube ich, du führst eine Strichliste darüber, wie oft ich vor Freude über deine Geschenke in Tränen ausbreche. Ich liebe dich seit dem 21. Dezember 2005 und meine Liebe ist mit jedem Tag, jedem Missgeschick, jedem Chaos, jeder Träne, jedem Lachen und jedem Moment mit dir gewachsen und sie wird weiterwachsen. Diese Geschichte ist halt noch nicht zu Ende. Und wird es so schnell auch nicht werden.