Kurzgeschichte
Mein Leben war fast zu Ende... - ...Doch du hast mich gerettet!

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"Mein Leben war fast zu Ende... - ...Doch du hast mich gerettet! "
Veröffentlicht am 14. September 2010, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Mein Leben war fast zu Ende... - ...Doch du hast mich gerettet!

Mein Leben war fast zu Ende... - ...Doch du hast mich gerettet!

Beschreibung

Der Text entspricht einer wahren Begebenheit - leider ist das meine Geschichte. Ich habe das nicht geplant, das zu schreiben, ich habe das eher aus Dankbarkeit meiner kleinen Schwester gegenüber aufgeschrieben. Engel, wenn du das liest, ich liebe dich, Eva!

Du ermöglichtest es mir, wieder zu Leben!

Sie will nicht sterben. Nein, dass ist nicht das, was sie bezwecken will. Sie will wissen, wie das ist. Ob das wirklich Freiheit ist. Das kühle Licht, das noch durch die milchige Glasscheibe des Badezimmers fällt, bedrückt sie nur noch mehr. Sie hat dieses Verlangen in sich. Ein Verlangen nach Freiheit, dass vielleicht niemals befriedigt werden kann. Sie ignoriert den Gedanken. Ihre braunen Locken fallen ihr leicht auf die Schultern. Das Wasser in der Badewanne steigt weiter, ihre Hand gleitet zu dem Wasserhahn, der am Ende des Beckens ist. Leicht drückt sie den silbernen Hebel hinunter, der Wasserstrahl wird ruhiger, bis er schließlich ganz nachlässt. Das kalte Porzellan unter ihrem Körper spürt sie nicht mehr. Sie konzentriert sich darauf, ruhig zu atmen.

 

Ihr Herz fängt an zu pochen, wild und unkontrolliert. Sie will nicht sterben. Sie lässt sich tief in das Wasser gleiten. Ihre zarten Lippen sind mit dem warmen Wasser bedeckt. Noch einmal versucht sie an etwas zu denken, dass ihr in diesem Leben Halt geben würde. Jemand oder etwas, dass sie stützt. doch sie sieht nichts. Sie schließt ihre Augen. Sie hat keine Gefühle mehr in sich, kein einziger Gedanke schwirrt in ihrem Kopf herum. Langsam atmet sie ein. Und vielleicht zum letzten Mal wieder aus. Ohne zu zögern, nimmt sie einen tiefen Atemzug und gleitet unter Wasser. Sie hat die Augen geschlossen, und kleine Echos ihres Herzens hallen laut vor sich her, schwirren in dem Wasser umher und wissen nicht, wo sie hin sollen.

Sie mag dieses Geräusch nicht, findet es scheußlich. Ihre rechte Hand lässt von ihrer Nase ab, und das Wasser fließt schlagartig in ihren Kopf hinein. Der Druck beginnt, sich zu steigern, und es wird unerträglich. Doch sie ist, selbst tief in ihr drin, so leer, dass sie das gar nicht spürt. Der Druck nimmt ab, ihr Körper gewöhnt sich daran, den nur noch in Maßen vorhandenen Sauerstoff zu nutzen.

 

Es fühlt sich gut an. Sie fühlt sich gut. Eine trügerische Wärme des Wassers umgibt sie, hinter ihren Augenliedern beginnt sich alles tiefblau zu färben. Ihre Haare schweben scheinbar. Sie denkt an nichts mehr, außer, wie gut sie sich fühlt. So…erlöst. Unverletzlich. Und auf einmal wird ihr klar, WIE gut sie sch fühlt. Viel zu frei, viel zu glücklich. Das Wasser um sie herum will sie betäuben. Der Tod ist hinterlistig, doch sie hat ihn durchschaut. Sie will wieder hinaus, wieder atmen können, will ihren Gliedern den Befehl geben, sich zu regen, doch ihr Körper bleibt still. Sie will sich wehren können. Und sie hört das Wasser in ihren Ohren rauschen, es ist wie Gesang. Der Tod will sie beschwichtigen, zu bleiben. Hier unten, wo sie sich doch so gut fühlt.

 

Und auf einmal hat sie das Bild ihrer kleinen Schwester vor sich. Dieses runde Gesicht. Anfangs ist es noch unscharf. Doch immer deutlicher erkennt sie die weichen Haare, die blauen Augen, die sie vergnügt ansehen. Der niedliche Mund, um den sich spielerisch Lachfalten legen. der Kopf, der schief gelegt ist, und sie anschaut. Sie betrachtet das Bild, und auf einmal beginnt sie wieder, zu fühlen. Sie fühlt den pochenden Schmerz in ihrer Lunge, der sie dazu bringen will, zu atmen, sie spürt ihren Herzschlag, der kaum noch zu hören war und jetzt wilde Echos von sich gibt. Sie will ihrer kleinen Schwester das nicht antun, sie zu verlassen, ohne sich zu verabschieden. Ihr Kopf schießt aus dem Wasser, gierig saugt sie die Luft ein, die um sie herum ist. Ihre Lunge scheint nicht mehr zu wissen, was Luft ist, sie beginnt stark zu husten, dann ist alles still. Ihre Brust hebt und senkt sich, sie konzentriert sich nur noch darauf, zu atmen. Still bleibt sie sitzen, unfähig, sich zu rühren. Nach einigen Minuten steigt sie aus dem Wasser, sie zittert am ganzen Körper. Sie fühlt sich benebelt, und denkt nur noch daran, ihre kleine Schwester wieder sehen zu können. Der Mensch, der ihrem Leben letztendlich doch noch einen Sinn gibt. Sie streift sich ihren Bademantel über und zieht den Gurt daran fest. Unschlüssig bleibt sie stehen und dreht sich dann um, um sich zu vergewissern, dass hinter ihr in dem Wasser nicht dieses eine Mädchen liegt. Dann geht sie mit kreideweißem Gesicht, zitternden Händen und festem Schritt auf ihr kleines Wunder zu, dass sie vor dem Tod bewahrt hat. Und beim Laufen wird sie sich klar, dass sie sich niemals verzeihen wird, dass sie ihre Schwester so im Stich lassen wollte.

Gedicht/Text für dich, Eva!

Frei wie der Wind
über dem Meer
leicht und dann wieder schwer
Die Dornen der Rose bohr'n sich tief in mein Herz
Tränen aus Gold legen sich über den Schmerz
Nichts im Leben bedeutete mir jemals mehr
So lang hab ich gesucht
So lang lief ich umher,
um den Mensch zu finden zu dem meine Seele gehört
Endlich ist es so weit
Endlich bist du bei mir
Du bist mein Schicksal und ich gehöre zu dir
Du hast mich aufgebaut
Du hast mir Kraft gegeben
Als ich kurz davor war, alles aufzugeben
Du bist mein Licht,
Mein Grund morgens aufzustehen
Du bist mein Lächeln, mein Glück, meine Farbe im Leben
Du bist mein Stolz, mein Mut und mein Sinn
und wenn du willst bin ich da für dein Kind
Du bist mein Traum
Du bist mein Frieden
Und niemand wird dich jemals so wie ich lieben

 

(Ich muss dazu sagen, dass der Text NICHT von mir stammt, sondern aus einem wundervollen Lied: Nobody - Culcha Candela

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Lafrotina Re: -
Zitat: (Original von Kath am 30.09.2010 - 07:54 Uhr) Schön das du noch am Leben bist! Berührende Geschichte, die in die richtigen Worte gefasst wurde.

Lg Kath


Vielen Dank! Es tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworten kann. Aber dankeschön trotz allem!
Vor langer Zeit - Antworten
Kath Schön das du noch am Leben bist! Berührende Geschichte, die in die richtigen Worte gefasst wurde.

Lg Kath
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Wow.. - Das ist wirklich faszinierend!
Ich stimme Melanie (die Person unter mir) voll und ganz zu.Du bist wie ein Vorbild...nein, du BIST ein Vorbild für alle, die depressiv oder dergleichen sind. Nicht, weil du dich umbringen wolltest, sondern weil du den Schritt zurück in dein Leben geschafft hast!
Liebe Grüße und Bewunderung, Marianne!
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Hallo! - Dein Text ist wirklich...bezaubernd. Ich wünschte, ich könnte so gut schreiben wie du! Das ist wirklich deine Geschichte? Ich bewundere dich, dass du die Kraft wiedergefunden hast, dein Leben neu anzufangen. Dass du dich nicht runterkriegen lassen hast.
Alles Liebe von mir, der Melanie.
Vor langer Zeit - Antworten
Lafrotina Re: -
Zitat: (Original von hopeless am 16.09.2010 - 19:25 Uhr) Du hast mir das Buch ja "empfohlen" und ich muss sagen, es ist eine Geschichte, die ich niemals vergessen werde, sie ist toll, damit meine ich nicht, dass es an sich eine schöne Geschichte ist und das es mich freut, dass du kurz davor warst, sondern, dass du im letzten Moment gesehen hast, dass es Menschen gibt, für die es sich zu leben lohnt.
Danke, dass du mir die Geschichte "gezeigt" hast. ;) LG Linnea


Ich danke dir auch. Von so vielen Usern einen so netten Zuspruch zu bekommen - das macht mich wirklich glücklich. Ja, es gibt Menschen, für die es sich lohnt zu kämpfen! Vielen Dank :)
Zitat: (Original von MarionG am 16.09.2010 - 19:29 Uhr) Klasse - traurig, aber richtig gut.
Du hast genau die richtigen Worte gewählt für ein solches Thema, denn es ist zwar dramatisch, aber nicht reißerisch.
Liebe Grüße
Marion


Traurig ist es, da hast du Recht. Aber es ging mir so gut danach, als ich es mir "von der Seele geschrieben hab."
Vielen Dank für das Kompliment :)


Zitat: (Original von schneeflocke am 17.09.2010 - 16:02 Uhr) Du hast das wunderbar in Worte gefasst, großes Kompliment! Dein Stil ist sehr eindrücklich und bildhaft, ich konnte mich sehr gut hineinversetzen.

Zum Inhalt:
Ich kann es verstehen, diese Leere, dieses Bedürfnis, irgendjemandem wichtig zu sein. Ich war auch schon an dem Punkt, an dem ich mir die Frage gestellt habe: wenn ich heute sterben würde, wen würde es berühren, ich meine, wirklich berühren?
Leider gibt es viel zu viele Menschen, die einsam sind, die niemanden haben.
Aber verlier den Mut nicht! Es gibt diesen Menschen, nach dem du suchst, irgendwo. Du musst ihn nur finden.

Liebe Grüße,
Tina


Hallo Tina, vielen lieben Dank für die Aufmunterung. Ich sehe es genau so wie du. Es gibt einfach Menschen, für die es sich lohnt, zu kämpfen. Mittlerweile weiß ich auch, was ich mir alles verbaut hätte dadurch. Und, dass das alles ein riesen Fehler war. Dankeschön für das Kompliment, ich werde mir demnächst auch mal ein paar deine Texte ansehen, versprochen ;).
Ganz viele liebe Grüße, Ina. :)
Vor langer Zeit - Antworten
schneeflocke Du hast das wunderbar in Worte gefasst, großes Kompliment! Dein Stil ist sehr eindrücklich und bildhaft, ich konnte mich sehr gut hineinversetzen.

Zum Inhalt:
Ich kann es verstehen, diese Leere, dieses Bedürfnis, irgendjemandem wichtig zu sein. Ich war auch schon an dem Punkt, an dem ich mir die Frage gestellt habe: wenn ich heute sterben würde, wen würde es berühren, ich meine, wirklich berühren?
Leider gibt es viel zu viele Menschen, die einsam sind, die niemanden haben.
Aber verlier den Mut nicht! Es gibt diesen Menschen, nach dem du suchst, irgendwo. Du musst ihn nur finden.

Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Sehr bewegend geschrieben - Klasse - traurig, aber richtig gut.
Du hast genau die richtigen Worte gewählt für ein solches Thema, denn es ist zwar dramatisch, aber nicht reißerisch.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
hopeless Du hast mir das Buch ja "empfohlen" und ich muss sagen, es ist eine Geschichte, die ich niemals vergessen werde, sie ist toll, damit meine ich nicht, dass es an sich eine schöne Geschichte ist und das es mich freut, dass du kurz davor warst, sondern, dass du im letzten Moment gesehen hast, dass es Menschen gibt, für die es sich zu leben lohnt.
Danke, dass du mir die Geschichte "gezeigt" hast. ;)

LG Linnea
Vor langer Zeit - Antworten
Lafrotina Re: Hallo Ina, -
Zitat: (Original von timeless am 14.09.2010 - 21:49 Uhr) oft sind wir so verzweifelt, dass wir alles wegschmeißen wollen, sogar unser Leben, ich weiß das selbst, aber es lohnt sich immer zu leben.
Und für eine kleine Schwester lohnt es sich 10000 mal mehr als für alles andere.

Traurige Grüße Ute



Zitat: (Original von punkpoet am 15.09.2010 - 14:27 Uhr) ...keine fiktive Geschichte, wie du ja erwähnt hast.
Das hat daher schon einen bitteren Beigeschmack, denn Fiktion ist leichter zu ertragen. Aber zu wissen, dass du so gedacht hast (denn ich hoffe ja wirklich, dass du nicht mehr auf solche Gedanken kommst) ist einerseits für mich persönlich nachvollziehbar, weil das Leben nicht immer das Leichteste ist, andererseits aber auch erschreckend, da ich denke dass du noch so viel in deinem Leben erreichen kannst.

Ich weiß ja auch nicht wo der Gedanke herrührt, aber du hast wenigstens einen wirklich guten Grund gefunden um doch weiterzumachen. Auch wenn du in erster Linie für dich selbst Grund genug sein solltest weitermachen zu wollen.

Fühl dich jedenfalls lieb gegrüßt!
Daniel

@Daniel: Dankeschön. Ein Teil dessen, warum ich so traurig, und auch wütend war, war, das mir niemand wirklich jemals gesagt hat, das ich ihm/ihr wichtig bin. Oder dass ich es zu etwas bringen könnte. Aber dann gab es noch so viele andere "Faktoren", dass mir in dem Moment wirklich alles egal war. Leider. ich schäme mich wirklich dafür. Und vielen Dank für deine Worte! :)

@Ute: Vielen Dank. Es tat mir gut, als ich das aufgeschrieben hatte. Ich hab mich so...befreit gefühlt. :)


Zitat: (Original von pegasus50 am 15.09.2010 - 15:14 Uhr) Hallo Ina,

deine Geschichte ist traurig und erschreckend zugleich.
Mir stockte fast der Atem beim Lesen.
Wie tief muß man am Boden liegen, um solche Gedanken
in die Tat umzusetzen??
Als Krankenschwester bei Krebspatienten habe ich viel
gesehen und erlebt...auch den Tod.
Die meisten haben bis zum Schluß gekämpft...wollten leben!!!
Es muß also schon ein traumatisches Erlebnis in deinem
noch so jungen Leben geben, um so einen Entschluß zu
fassen!
Ich bin froh, dass du es nicht zu Ende geführt hast!

Ganz liebe Grüße an dich,
Lisa.


Vielen, vielen lieben Dank. Ich wünsche niemandem mehr den Tod. Auch nicht durch Selbstmord. Und ich finde es toll, dass kranke Menschen gekämpft haben. Das wird auch das sein, was ich machen werde.
Noch einmal einen ganz lieben Gruß von mir, und danke für deine warmen Worte, Ina. :)
Vor langer Zeit - Antworten
pegasus50 Hallo Ina,

deine Geschichte ist traurig und erschreckend zugleich.
Mir stockte fast der Atem beim Lesen.
Wie tief muß man am Boden liegen, um solche Gedanken
in die Tat umzusetzen??
Als Krankenschwester bei Krebspatienten habe ich viel
gesehen und erlebt...auch den Tod.
Die meisten haben bis zum Schluß gekämpft...wollten leben!!!
Es muß also schon ein traumatisches Erlebnis in deinem
noch so jungen Leben geben, um so einen Entschluß zu
fassen!
Ich bin froh, dass du es nicht zu Ende geführt hast!

Ganz liebe Grüße an dich,
Lisa.
Vor langer Zeit - Antworten
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