Beschreibung
Wer im Forum die Beiträge verfolgt, kennt die Vorgeschichte.
Ansonsten: Net wundern, dass des so weit an meinem Stil vorbeigeht.
Achso: Der Dialog und die Geschichte ist vom Dragonfly geklaut.
Die Sonne blickt vorsichtig durch die kleinen Löcher in den Jalousien; unser kleiner Held blinzelt vorsichtig zu seinem Wecker: 5:23. In zwei Minuten wird sein Tag beginnen. Die Überlegung, ob er den Wecker abstellen und damit seine Frau schlafen lassen sollte, führen zu nichts. Das unbarmherzige Piepsen wirft die beiden aus dem Bett. Unser Held heißt Heinz-Peter und wird heute sein 30-jähriges Dienstjubiläum in der Verwaltungsabteilung 4 des Böblinger Landratsamts begehen. Er hat schon gestern sein schönstes Hemd und seine beste Krawatte über den Stuhl neben seiner Unterwäsche platziert und in der Nacht davon geträumt, der Landrat käme tatsächlich in sein Büro und würde ihm gratulieren; kurz: Heinz-Peter stand einer der ereignisreichsten und wohl schönsten Tage seines Lebens bevor. Er öffnet das Fenster; die Sonne lacht; die Vögel pfeifen, als wollten sie sagen: „Heute ist dein Tag“. Voller Vorfreude und schon reichlich aufgeregt setzt sich unser kleiner Held nicht an den Frühstückstisch, wie jeden tag, sondern stellt sich in die Küche und setzt Kaffee auf. Als Jutta von ihrem ersten Gang nach dem Aufstehen in die Küche kommt, entwickelt sich ein, für ihre Beziehung normales Gespräch:
"Guten Morgen"
"Morgen"
"Kaffee?"
"Ja Bitte"
"Möchtest Du einen Toast?"
"Ich habe keinen Appetit heute Morgen"
Eigentlich hat sie noch nie Toast gewollt und Heinz-Peter weis das, aber heute ist eben kein normaler Tag. Nach den üblichen zwei Toasts mit Butter und Salami, einer Tasse Kaffee und der Tageszeitung fühlt er sich gestärkt, die Kinder zu wecken. Es ist im Normalfall ein regelrechter Kampf, diese zum Aufstehen zu bewegen, aber heute ist sein Tag, alles klappt reibungslos. Noch ein kleiner, freundlicher Klapps für den Hund, der verstört das Zimmer verlässt und Heinz-Peter sitzt schon im Wagen. Ein walnussbrauner Volvo Combi, den er und Jutta sich zu ihrer silbernen Hochzeit gekauft haben. Er mag dieses Auto: es ist unauffällig, geräumig und vor allen Dingen zuverlässig. Es hat ihn seit Jahren jeden Wochentag pünktlich zum Landratsamt gebracht. Bis auf die kleine Schramme hinter dem rechten, vorderen Kotflügel ist es im tadellosen Zustand. Heinz-Peter säubert es jeden Samstag und erst gestern hat er den Lack poliert, wegen der gesteigerten Aufmerksamkeit die er heute erfahren wird. Nun sitzt er in seinem blendend-weißen Hemd und seiner besten Hose hinter dem Lenkrad und spürt das leise Gribbeln der Aufregung. Er schaut nochmal in seine Aktenmappe. Das ist schon eine Art Tradition: Kurz vor dem Losfahren ordnet er nochmals alles, was er mitgenommen hat, um nichts zu vergessen. Alles da, jetzt kann es losgehen. Er dreht den Schlüssel und der Motor antwortet mit einem mitleidserregenden Stottern. Alles in Ordnung denkt sich unser Held, das ist schon oft passiert, der wird auch heute wieder angehen. Der zweite Versuch, aber außer dem hohlen Rattern keine Reaktion. Nein, nicht heute Heinz-Peter treten kleine Schweißtröpfchen auf die Stirn. Dritter Versuch, Vierter; nichts passiert. Ein Hupen durchbricht die Stille: Unser Held hat vor Enttäuschung auf das Lenkrad geschlagen. Sein alter, treuer Volvo verweigert ihm den Dienst. Jutta kommt aufgeregt aus dem haus gerannt; sie hat das Hupen gehört und rechnet mit dem Schlimmsten. Nach kurzem Beratschlagen, schiebt Sie an, während Heiz-Peter wie verrückt den Anlasser betätigt. Da, der Motor ändert sein Geräusch; ein höheres Brummen ersetzt das Stottern. Heinz-Peters Herz schlägt in dessen Takt und folgt diesem auch, als dieser leise verstirbt. Ein paar Meter später bemerkt Jutta, dass die Zündung nicht mehr betätigt wird und geht laut schimpfend zu Fahrertür. Sie findet ihn regungslos im Gurt hängend, der strenge Seitenscheitel ist ihm in die Stirn gerutscht und auf dem weißen Hemd sind Schweißflecken. Der Zündschlüssel wird noch von der verkrampften Hand umschlossen, das bleiche Gesicht scheint zu sagen „Aber es ist doch mein Tag“.
Damit Sie als Leser nicht dieser Ungewissheit ausgesetzt sind, werde ich noch schnell die Nachgeschichte skizzieren. Sowohl der Volvo, als auch Heinz-Peter wurden erfolgreich wiederbelebt. Dieser erholt sich zu Zeit im Kreiskrankenhaus. Gleich am Tag nach dem Infarkt kam der Landrat persönlich an sein Krankenbett und gab ihm sogar die Hand.