Kurzgeschichte
Des Mädchen Tanz

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"Des Mädchen Tanz"
Veröffentlicht am 03. September 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich bin Hanni. Die Lustknaben auf meiner imaginären tropischen Insel pflegen mich allerdings Niripsa zu nennen. Dort herrsche ich über ausgedehnte Kaffeeplantagen und die weltbesten Röstereien, ich lasse mich in einer Sänfte mal hier- mal dorthin tragen, tauche auf dem Rücken meines zahmen Haies (der schreckliche Angst vor Schmetterlingen hat) durch die Meere und höre dazu achtzig Jahre alte Aufnahmen französischer Musik. Ich rede gerne und viel ...
Des Mädchen Tanz

Des Mädchen Tanz

Beschreibung

"Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in euch und geh durch eure Träume." Michelangelo

Luisa balancierte, die Arme verspielt zu den Seiten gestreckt auf dem schmalen metallenen Band. Der warme Herbstwind blies ihr die Locken aus dem Gesicht und zerrte und rüttelte an ihrem Mantel. Es war ein wundervoller Tag.

Leuchtend ging die Sonne unter und nur Vögel, die Wolken und der Wind konnten das Mädchen beim tanzen beobachten. Ihr Gesicht der Sonne entgegen schloss sie die Augen, spürte die zaghaften Strahlen wehmütig ihre Haut liebkosen. Von den Bäumen regnende, bunt gefärbte Blätter küssten ihre Arme, ihre Lippen, ihre Wangen. Luisa war angekommen. Die lange Reise hatte endlich ihr Ziel gefunden, gipfelte in diesem Moment. Gipfelte in diesem einen, perfekten Moment. Sie hätte es sich nie schöner ausmalen können.

 

Das schrille Pfeifen des Zuges vermischte sich mit dem paninschen Quietschen der Bremsen.

Die Welt stand still.

Sie lächelte.

Endlich fort.

 

---

 

"Sie hätte niemals ein Bier verkommen lassen, Leute", meinte Paul, griff nach dem seit einer halben Stunde vor sich hinprickelnden Getränk und hob es hoch, "Auf Luisa!"

Nach einem kurzen Moment taten es ihm die beiden anderen nach, krächzten mit rauher Stimme "Auf Lusia!" und ließen die Gläser zusammenstoßen.

Davids Hände zitterten, er schaffte es gerade so seinen Becher wieder abzustellen ohne allzu viel des Inhalts auf der Tischplatte zu verteilen. Sein Gesicht war blass und müde. Paul dagegen stürzte sein Getränk in nur einem Zug hinunter und winkte der Kellnerin ihm ein neues zu bringen. Karl hielt einen Moment inne, schaute auf das schwarz auf weiß gedruckte Foto, das zwischen Bierdeckeln und Aschenbechern auf dem Tisch lag und nickte ihm noch einmal zu, bevor auch er das Glas an die Lippen setzte, "Auf Luisa."

David ballte die Hände zu Fäusten, Paul erhielt sein zweites Bier und Karl meinte schließlich, "Das letzte was ich zu ihr gesagt hab war, dass sie mehr aus sich machen sollte."

"Mach dir keinen Kopf, du hast es nicht ahnen können", meinte Paul trocken und kippte das zweite Bier zur Hälfte in sich hinein.

"ICH hätte es wissen müssen!"

Karl blickte betroffen auf. David, David hatte gemeint in sie verliebt zu sein.

"Du hättest es ni..."

"Ich habe ihr noch gesagt, dass sie..., dass sie arge Probleme hat, sich ändern muss..."

"Verdammte Scheiße aber auch, du hast es nicht ahnen können David!" brach es aus Paul hervor, "Keiner von uns hat es ahnen können!"

 

---

 

Sie tanzte, tanzte durch das Blättermeer, tanzte durch die Zeit in eine bessere Welt, die Worte auf den Lippen:

 

"Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume,

ich bin in euch und geh durch eure Träume."

 

 

 

 

 

 

 

 

@ Jungs & co

No worries. Das is nur ne Geschichte!^^

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Hörbuch

Über den Autor

hanni86
Ich bin Hanni. Die Lustknaben auf meiner imaginären tropischen Insel pflegen mich allerdings Niripsa zu nennen. Dort herrsche ich über ausgedehnte Kaffeeplantagen und die weltbesten Röstereien, ich lasse mich in einer Sänfte mal hier- mal dorthin tragen, tauche auf dem Rücken meines zahmen Haies (der schreckliche Angst vor Schmetterlingen hat) durch die Meere und höre dazu achtzig Jahre alte Aufnahmen französischer Musik.
Ich rede gerne und viel und habe dabei allermeistens auch das Gefühl etwas zu sagen zu haben.
Nur jetzt will mir einfach nicht mehr einfallen...verdammt! ;-)

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hanni86 Re: -
Zitat: (Original von FairyTail am 05.06.2012 - 12:45 Uhr) So, jetzt da auch auf dich mal aufmerksam geworden bin, möchte ich mir doch gleich mal ein bisschen Senf aus meiner Tube des Lebens ausdrücken und diesen dann dir auf einem Silbertablett servieren. (Man was für ein Mamutsatz, man beachte nur ein Komma)

Und auch ich darf sagen, ohne meine Würde zu verlieren :"Boha ey"
*Räusper*
also echt mal, was hier alles für tolle Autoren rumlaufen, da fühlt man sich selber so klein und frischlich. So als ob man nichts oder nicht viel zu sagen hat.

Jedenfalls will ich eigentlich nur sagen, was für ein genialer Text. Geile Atmo wie die Jugend sagen würde und dann bedanke ich mich stylisch und peace out

Liebe Grüße
FairyTail

Was du jetzt nicht siehst ist die dankende Verneigung. (Nicht sehen kannst du die aus zweierlei Gründen, der erste naheliegend, weil ja kein Stream meines Kopfes neben dem Kommentar hier aufscheint, der ihn ewiglich wiederholend sich neigen lässt, der zweite, dass es eher eine Verneigung der gedanklichen Art war, aber das macht sie ja nicht weniger...öh...) Also ich freu mich jedenfalls und dankesehr!

(Dass der Mammutsatz tatsächlich zwei Kommas sein Eigen nennt werd ich dir nicht auf die Nase binden. Hierzulande weiß man nämlich nicht was ein "Komma" ist, das sind doch bitte "Beistriche" aber den großen Nachbarn zu ordentlichem Sprachgebrauch zu erziehen hab ich sowieso aufgegeben - das natürlich unter der Annahme, dass du dort deinen Bildungs- und Lebensweg beschreitest.)

Die Jugend sagt bei euch doch Sachen wie "knorke" oder und "tschüssikovski" (neeeeihen, ich bin nicht vorurteilsbehaftet!!), oder?

Dann bin ich ebenfalls over & out,
und liebe Grüße,
Hanni
Vor langer Zeit - Antworten
hanni86 Re: -
Zitat: (Original von LePoeteMos am 17.01.2011 - 17:16 Uhr) ohne Worte, einfach nur geniessen

Vielen lieben Dank!
Ich glaub jetzt bin ich sogar ein wenig verlegen geworden.

Liebe Grüße,
Hanni
Vor langer Zeit - Antworten
hanni86 Re: -
Zitat: (Original von Sofie am 31.12.2010 - 08:52 Uhr) Ich bin nicht tot,
ich tausche nur die Räume.

Tolle Geschichte und ganz besonders dieser eine Satz gefällt mir.
Wenn ich es in einem Buch gelesen hätte, hätte ich diesen einen Satz gelb unterstrichen, dass mach ich immer so, auch wenn die Bücher das nicht unbedingt so gerne haben :)

Komisch,
ich würde nie auf die Idee zu solch einer Geschichte kommen,
meine Gedanken leiten mich immer in ganz andere Richtungen und ich frage mich WARUM?

Vielen herzlichen Dank, edle Dame! :-)
Den Satz hab ich auch gemocht, :-) also das ganze Zitat, das hab ich zufällig gefunden und so, hm, tröstlich gefunden.

Ich markier mir übrigens auch Stellen in Büchern und wenn ich sie ganz besonders gut finde, dann mach ich mir sogar Notizen rein. Ich glaub ja, dass die Bücher sich darüber freuen, dann bleibt ihnen was vom Laser. Hihi.

Hm und, also hm, also so wirklich schlecht ist es ja nicht, wenn dir Ideen zu Texten in andere Richtungen kommen, junges Fräulein. Zum Beispiel zu Eiern die in den Himmel kommen, wie ich sogleich lesen werde. Hihi, allein der Titel klingt schon äußerst überzeugend! :-)

Besonders liebe Grüße und ein gelingendes neues Jahr wünsche ich,
Frl. H.
Vor langer Zeit - Antworten
ZMistress Hat da der Herbst - mit seinen Depressionen zugeschlagen? Irgendwie lese ich in letzter Zeit fast nur noch deprimierende Geschichten.
Und ja, ich finde auch diese Geschichte deprimierend, trotz des Zitats. Es ist für mich nur ein schwacher Trost. Jemanden noch in seinen Träumen zu haben ist nicht dasselbe, wie ihn wirklich um sich zu haben (da fällt mir ein, hast du Inception gesehen?).

Was mir gefallen hat, war wie du die Jungs dargestellt hast und ihre unterschiedlichen Arten mit Trauer umzugehen. Beim eigentlichen Selbstmord weiß ich nicht so recht - es hat mich doch gestört, dass es beinahe als richtig und besser so dargestellt wurde, dass sie sich umbringt. Zumindest habe ich das so empfunden und das hat in mir ziemlichen Widerwillen gegen die Szene ausgelöst.
Vor langer Zeit - Antworten
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