Und weiter wächst das märchenhaft märchenhafte Märchenbuch! :-) Jetzt neu und bereichert um "barmari"s Geschichte, in der nicht jeder Wunsch ein guter - und ein glückliches Ende zwischendurch höchst fraglich ist. Insgesamt ein Buch von traurigen Gestalten, dunklen Mächten, bösen Gesellen, zwieträchtigen Damen und einfältigen Wünschen. Märchen. Verfasst von Autoren dieser Plattform, die die Federn schwangen um zu erschaffen was dareinst wohl existierte. Um zu lehren, um zu bilden um zu...erzählen. (Weitere Beiträgeimmernoch und jederzeit willkommen!)
Inhalt:
1. Das Wunschmännlein - barmari
2.  Der hochmütige Rittersmann - Marco88
3. Das Märchen von der traurigen Traurigkeit - Inge Wuthe
4. Die Zeit ohne Zeit - Bernd
5. Der gemeinsame Weg von Traurigkeit und Hoffnung - Ostseemoewe
6. Die Eisträne - Damballa
7. Die Geschichte des kleinen Ceril - Dome91
8. Das Märchen von der Welt hinter der Scheibe - Starlight
9. Winter - Honigkuchenpferd
10. Der verfluchte Hofnarr - Joker
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Weitere Texte sind in Arbeit und noch viele, viele mehr sollen es werden. Wer von der Märchenlust gepackt wird möge verfassen bis die Tasten rauchen und sich melden, aufdass er als Coautor zugefügt und der Text hier eingereiht werde.
Aber nun...Kekse backen, Kamin anheizen und Märchen lesen!
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Es war einmal...
Lange, lange vor unserer Zeit, als die Zauberwesen noch unter uns Menschen lebten, gab es einen Wald, worin das Wunschmännlein zu Hause war. Es lebte dort zusammen mit seiner Frau in einer bescheidenen Hütte. Die Menschen wussten, sobald sie einen Wunsch hatten, brauchten sie nur in den Wald zur Hütte gehen und das Wunschmännlein um Erfüllung des Wunsches bitten. Einzig ein paar einfache Fragen mussten sie beantworten. So zum Beispiel:Â
"Warum hast du diesen Wunsch? Lässt du auch andere an deinem Wunsch teilhaben? Glaubst du, dass die Erfüllung dich glücklich macht?"Â
Dies wollte das Männlein wissen, bevor es erfüllte, was die Menschen erbaten. Schließlich ließ es niemandes Wünsche unerfüllt, sofern es gute Wünsche waren.Â
Aber es gab auch Wünsche, die das Männlein nicht erfüllte. Das waren diejenigen nach Macht, unermesslichem Reichtum oder Rache zum Schaden anderer Leute. Diejenigen, die solches von ihm forderten, schickte es unverrichteter Dinge wieder fort.Â
Eines Tages nun erschien ein Prinz vor der Hütte und rief:Â
"Hallo, du Zwerg, komm sofort raus, hier steht der Prinz von Mammonien, ich verlange deine Hilfe!"
Solche Reden war das Männlein zwar nicht gewohnt, aber es kam trotzdem, um auch dem Prinzen behilflich zu sein. Es machte gute Miene zum bösen Spiel und fragte wie gewohnt:
"Warum hast du diesen Wunsch? Lässt du auch andere an deinem Wunsch teilhaben? Glaubst du, dass die Erfüllung dich glücklich macht?"Â
Da wurde der Prinz unverschämt: "Was fällt dir ein, mir so ungebührliche Fragen zu stellen?, herrschte er das Männlein an, "meine Wünsche haben dich nicht das Geringste zu interessieren. Also nun mach, ich habe keine Zeit."
"So, so, du hast keine Zeit mir meine Fragen zu beantworten, dann habe ich auch keine, um dir deine Wünsche zu erfüllen." Mit diesen Worten drehte sich das Männlein auf dem Absatz um und verschwand.Â
Soviel der Prinz auch versuchte, schimpfte, befahl, ja sogar bat, das Wunschmännlein blieb verschwunden. Auch in der Hütte, die er durchsuchte, befand sich niemand mehr.
Wutschnaubend verließ er diesen Wald und begab sich zurück in sein Land.Â
Bis jetzt hatte er nur geprasst, die Menschen geplagt und seinen Besitz restlos vergeudet. Aber er machte sich keine Sorgen, er wusste ja um das Wunschmännlein, das alle Wünsche erfüllte. Deshalb glaubte er, mit dessen Hilfe, als mächtiger reicher Königsspross bei der Rückkehr seinem älteren Bruder das Recht auf die Krone Mammoniens zu nehmen. Ihm war jedes Mittel recht. Er wollte dem Bruder seine Rechte streitig machen, und dann als Alleinherrscher sein Land unterjochen. Aber zuerst musste er ihn außer Landes wissen. Um das zu erreichen, tyrannisierte er fortan seinen Bruder, bis dieser es nicht mehr aushielt, seiner Heimat den Rücken kehrte und in der weiten Welt sein Glück suchen ging.
Nun hätte der Prinz zufrieden sein können, denn er hatte sein Ziel erreicht. Er war als König der alleinige Herrscher. Aber das genügte ihm nicht, denn die Schätze des Landes hatte er ja verbraucht und bei den Untertanen war nichts mehr zu holen, sie nagten alle am Hungertuch, ja das ganze Land darbte.Â
Leider hatte ihm das Männlein einen Strich durch seine Rechnung gemacht. Doch das ließ er nicht mit sich machen. Er würde es einfangen und erst wieder freigeben, sobald es ihm seine Wünsche erfüllt hatte. Vielleicht behielt er es aber auch, dann könnte er wünschen, wann immer er wollte. Aber dazu musste er das Männlein erst fangen.Â
Also schlich sich der König heimlich erneut in den Wald zur Hütte. Unsichtbar hinter einer riesigen Eiche versteckt, lauerte er ungeduldig dem Männlein auf. Zunächst rührte sich nichts. Erst, als es dunkelte, kam das Männlein ahnungslos aus der Türe. Darauf hatte der Herrscher nur gewartet und sah nun seine Gelegenheit gekommen. Er flitzte hinter dem Baum hervor, packte das Männlein, steckte es in den mitgebrachten Sack und machte sich auf dem schnellsten Weg davon.
Zuhause angekommen ließ er sich sofort einen Hundekäfig bringen, öffnete den Sack, leerte den Inhalt in den Käfig und brachte ein Schloss an. Das Wunschmännlein war in sein Gefängnis gepurzelt, der König triumphierte. Aber war es auch das Männlein? Nein, vor seinen Augen richtete sich eine kleine Frauengestalt auf.
Der König konnte es nicht fassen. Er war sich doch ganz sicher gewesen, das Wunschmännlein gefangen zu haben und nun hatte er nur seine Frau. Diese saß im Käfig und weinte. Egal, was er machte, ob schimpfen oder bitten, er bekam keine andere Antwort, als eine neue Tränenflut. Das brachte ihn schließlich so in Wut, dass er dem Käfig einen Tritt gab und ihn fortbringen ließ.
Nun erst als Herrscher bekam er zu spüren, was es bedeutete, ein König zu sein. Es wurde ihm alles zu viel. Er musste einfach das Wunschmännlein finden. Sooft er aber auch in den Wald zur Hütte ging, fand er sie Hütte und verlassen. Kein Wunschmännlein ließ sich sehen. Auch von dem Weibchen im Käfig erfuhr er nichts. Sooft er nach ihm sah, bekam er keine andere Antwort als Tränen. Auch im Schloss erschien das Männlein nicht, obwohl er gehofft hatte, solange er das Weibchen gefangen hielt, die Erfüllung seiner Wünsche zu erzwingen.Â
Indessen war der Bruder in ein fernes Königreich gelangt. Dort wollte er sich aber nicht als Prinz zu erkennen geben, denn er hatte ja nichts mehr. Weil es aber schon als Königskind sein Vergnügen war, Pflanzen und Blumen zu pflegen und er kein anderes Handwerk erlernt hatte, ließ er sich als Schlossgärtner einstellen. Dort in den königlichen Gärten fühlte er sich Zuhause. Er erfreute sich an den Blumen und die Blumen schienen ihm zuliebe ihre ganze Pracht zu entfalten, denn seit er sie pflegte, strahlten sie, wie noch nie. Der ganze Hofstaat sowie der König und seine zwei Töchter wurden deshalb auf ihn aufmerksam und lobten ihn.Â
Besonders die Jüngste der Prinzessinnen schenkte dem Gärtner ihre Aufmerksamkeit. Immer wenn sie im Garten in seiner Nähe spazieren ging, hatte sie ein freundliches Lächeln für ihn. Aber auch er fühlte sich zur Prinzessin hingezogen, weshalb er ihr jedes Mal, wenn er ihr begegnete, eine gerade eben erblühte Rose überreichte.Â
Das ging eine ganze Weile so, bis beide eines Tages von einem fürchterlichen Gewitter überrascht wurden. Um nicht völlig durchnässt zu werden, flüchteten sie miteinander ins Gewächshaus, wobei die Prinzessin ins Stolpern geriet und hinzufallen drohte. Gerade noch fing der vermeintliche Gärtner sie mit seinen Armen auf. Da konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Obwohl er befürchtete, dass sie ihn zurückweisen würde, hielt er sie fest und küsste sie. Jedoch die Prinzessin wies ihn nicht zurück, sie küsste ihn ebenso, denn sie hatte sich in ihn verliebt, genau wie er sich in sie.
Nun galt es seiner Liebsten und ihrer Familie zu erklären, wer er sei und woher er kam.
Dabei kam heraus, dass sein Bruder, der König seiner Heimat ein übles Spiel trieb und sich alle umgebenden Länder zu Feinden gemacht hatte. So auch das Reich des Vaters der Prinzessin, in das er eingedrungen war, um es zu berauben. Seine Hoffnung auf das Wunschmännlein hatte sich auch zerschlagen, denn eines Tages war der Käfig mit dem Weibchen leer. Das Männlein und seine Frau hatte er nie mehr gesehen. Da er aber inzwischen völlig mittellos, seine Armee nicht mehr besolden konnte, blieb auch kein einziger Soldat bei ihm. Aus ihm war ein armer Bettelkönig eines armen Bettelvolkes geworden.
Als der Prinz das hörte, ließ es ihm keine Ruhe mehr, er musste in sein Heimatland zurückkehren und helfen, wo er konnte.Â
Doch vorher bat er noch um die Hand seiner Liebsten, die ihm ihr Vater auch überließ, obwohl dieser wusste, dass er seine Jüngste schmerzlich vermissen würde. Aber dem Glück ihrer Kinder dürfen Eltern eben nicht im Wege stehen. Vor ihrer Abreise gaben sich die beiden noch ihr feierliches Jawort und feierten ein prächtiges Hochzeits- und Abschiedsfest, zu dem das ganze Land eingeladen war. Danach zogen sie mit Geschenken beladen der Heimat des Prinzen zu.Â
Als sie dabei durch einen Wald kamen, stand plötzlich ein kleines Männlein vor ihnen. Es winkte ihnen freundlich zu und hielt sie an.
"Ich bin das Wunschmännlein", erklärte es, "und euch zuliebe aus Fantadonien zurückgekehrt. Falls ihr einen Wunsch habt, lasst ihn mich wissen. Wenn ich kann, werde ich ihn erfüllen."
Bescheiden trat der Prinz vor und bat:
"Ich wünsche meinem Volk, dass es ihm wieder gut geht, dass es bekommt, was es zum Leben nötig hat. Und wenn es dir recht ist, wünsche ich für mich, die nötige Kraft und Weisheit meinem Volk ein guter König zu werden."
"Da brauche ich dich nichts weiter zu fragen, es sei, wie du wünschst." Kaum, dass das Männlein gesprochen hatte, verschwand es auch schon in einem plötzlichen Nebel.
Das junge Paar war sich nicht sicher, ob es das Geschehen glauben sollte, aber als es im Schloss ankam, traf es auf glückliche Gesichter und frohes Winken. Das junge Königspaar wurde begeistert begrüßt und mit lautem Jubel empfangen. Fortan regierte es im Kreise seiner Kinder, die ihr Glück vollständig machten, noch viele, viele Jahre mit Milde und Gerechtigkeit das zufriedene Volk vom Königreich Mammonien.
Der Bettelkönig trieb sich in der Welt herum und versuchte mit Betrügereien sein Glück zu machen, was ihm aber in seinem ganzen Leben nicht gelang. Gier und Habsucht haben eben keine Zukunft, genau wie Bosheit und Überheblichkeit.
Und das Wunschmännlein? Es lebt seit dieser Zeit in Fantadonien, dem Land in dem die Märchen und Zauberwesen Zuhause sind. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch dorthin träumen.
Barbara Kopf
 Einst lebte ein hochmütiger Rittersmann, der sich immer als sehr mutig erwies und stets jegliche Herausforderung annahm. Schon viele Abenteuer und Prüfungen hatte er bestanden und seine Fähigkeiten oftmals unter Beweis gestellt. Nachdem er nun schon des Adels als würdig gesprochen worden war und er große Reichtümer und Ansehen sein Eigen nennen konnte, entschied er sich nach immer größeren Herausforderungen zu suchen, die seinen Fähigkeiten gerecht wurden. Er wanderte quer durch das ganze Land, über eisige Berggipfel und dunkle Wälder. Auf seinem Weg stellte er sich vielen furcherregenden Gegnern. Das Wort “Angst” kannte er jedoch nicht.
Eines Tages nun fand er an einem Wegesrand einen Wegweiser. Dieser besagte: “Hier entlang geht es zu deiner größte Herausforderung”. Wohl wären die meisten Menschen misstrauisch geworden, doch nicht so unser Held. Seiner selbst sicher drang er von seiner Abenteuerlust beflügelt voran. Nach einem langen Fußmarsch kam er schließlich an einen Höhleneingang. Ein neuer Wegweiser zeigte direkt hinein. Auf ihm stand: “Tritt nur ein, wenn du würdig bist und wenn du dich traust!”. Selbstverständlich ging er beiden Aufforderungen unverzüglich und selbstsicher nach.
Zuerst schien die Höhle lediglich ein dunkles Loch zu sein. Doch schon bald traf er auf ein weiteres Schild. Es wurde von einer brennenden Fackel beleuchtet. Auf diesem schon sehr alt aussehenden Schild war eine Karte verzeichnet. Aus ihr erfuhr er, dass die Höhle aus einem einzigen Gang bestand, der drei Räume zu kreuzen schien, die mit verschiedenen Symbolen markiert worden waren. Ein jeder hätte sicherlich versucht ihre Bedeutung zu ergründen, jedoch nicht der Held dieser Geschichte, denn er hielt sich so wie so ganz und gar für unbesiegbar. Auch dem sehr klein eingravierten Satz: “Bleib nicht stehen und erreiche einfach das Ziel” beachtete er gar nicht.
Schon kurze Zeit später fand er sich in dem Ersten, der besagten drei Räume wieder. In dem Raum wurde er bereits erwartet, von einem großen Monster. Ausgestattet mit mehreren Köpfen, scharfen Zähnen und einem Gebrüll, dass einem das Trommelfell hätte platzen lassen können, stellte es sich ihm entgegen und stand unmittelbar neben dem Durchgang zum nächsten Raum. Unser Held zog sein Schwert und streckte das Untier mit einem routinierten Schlag nieder. Kaum dass es seinen letzten Atemzug verlauten lies, fragte sich unser Held: “Das war’s schon?”. Er steckte sein Schwert wieder weg und zog enttäuscht weiter, in die Richtung des nächsten Raumes. Noch immer hegte er die Hoffnung hier eine Prüfung zu finden, die Seiner würdig war.
Er betrat den nächten Raum und blickte sich erwartungsvoll um. Doch anstatt eines furchterregenden Gegners sah er nur eine Tafel vor sich. Wie auch das Monster stand sie zwar unmittelbar vor dem Durchgang zum nächten Raum aber versperrte ihn nicht. Auf der Tafel stand geschrieben: “Oh du tapfrer Mensch hast dich als stark und mutig erwiesen. Doch kannst du auch finden des Rätsels Lösung? Ich bin gerade in dir, jetzt nicht mehr. Du siehst mich zwar, kannst mich aber nicht erkennen. Ich kann dein Gesicht liebevoll umstreichen oder deinem gesamten Körper umreisen. Was bin ich?” Mit entschlossener Stimme stieß er das Wort: “Luft” hervor. Doch nichts geschah. Er entschloss sich, ein Messer zu ziehen und das Wort in eine Ecke des Steines ein zu ritzen, damit völlig klar wäre, dass er des Rätsels Lösung gefunden hatte. Danach ging er unbeirrt weiter und gelangte schließlich in den letzten Raum.
In diesem wartete abermals ein Monster. Doch war es diesmal ganz klein und sah ungefährlich aus. Für ihn war jedoch klar, dass er jedes Monster besiegen konnte und bei diesem war er sich besonders siegessicher. Ohne groß nach zu denken, zog er sein Schwert und hieb in Richtung des Wesens. Die Klinge durch glitt es in der Mitte, doch zu seiner Verwunderung reagierte es gar nicht. Er zog sein Schwert zurück, doch das Monster war unversehrt und sah ihn fragend an. Das konnte er sich nicht erklären, also versuchte er es noch ein mal und noch ein mal. Jedoch geschah wieder nichts. Unbeirrt versuchte er es jetzt mit allen ihm bekannten Techniken zu erlegen. Er versuchte es mit Feuer, mit einer Keule, mit Pfeil und Bogen, ja er versuchte in seiner Verzweiflung sogar es zu Tode zu erschrecken aber nichts funktionierte. Es schien einfach unverwundbar zu sein, wie eine Art hässlicher aber doch irgendwie niedlicher Geist. Nun schlug und trat er auf das mittlerweile gelangweilt aussehende Monster schon stunden lang erfolglos ein. Sein Stolz verbot es ihm, einfach durch den wenige Schritte entfernten Ausgang zu treten. Er MUSSTE dieses Monster einfach besiegen! Irgendwann öffnete das fremdartige Wesen seinen kleinen schon fast niedlich anmutenden Mund und sagte: “Ich bin deine größte Herausforderung!”. Plötzlich verstand er den Sinn dieser Prüfung. Seine größte Angst war es nie gewesen, gegen ein riesiges Monster zu kämpfen oder ein Rätsel nicht lösen zu können, sondern eine Herausforderung einfach nicht annehmen zu dürfen. Mit knirschenden Zähnen lies er das eigentümliche Wesen hinter sich und verlies die Höhle. Niemals zuvor musste er sich selbst erniedrigen, indem er einfach aufgab und einer Konfrontation auswich. Diese Herausforderung war wahrlich die größte, der er sich jemals stellen musste.
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Gruß, euer Marco88 :D
Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei der zusammen gekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?" Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war. "Ach die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch. "Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet." "Ja aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?" "Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?" "Ich..... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt." Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herz schmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen." "Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet." Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu."
Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt." Die Traurigkeit hörte auf zu weinen.
Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber... aber - wer bist eigentlich du?" "Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."!
Autorin . Inge Wuthe
Das Märchen von der Zeit ohne Zeit.
Es war einmal, und dass im frühen Achtzehnten Jahrhundert, da begab es sich dass die Zeit wie der Mensch sie kennt kurzweilig stehen blieb. Es schien so, als wäre plötzlich die Ganze Welt zum stillstand gekommen. Und das kam so! Pauli und Paulinchen, sind zwei richtig gute Freunde, beide sind Zehn Jahre alt und kommen aus einer Gegend, in der es sehr viel Wald gibt. Ein kleines Dorf namens Villingen, irgendwo in Deutschland ist ihr zu hause. Dort leben sie in einer Dorf Gemeinschaft von etwa fünfhundert Menschen, diese bestreiten ihren Lebensunterhalt, mit Ackerbau und Viehzucht. Pauli und Paulinchen, waren gesegnet, mit einem unentwegten Forscherdrang, vor allem die Zeit an sich hat es ihnen angetan. Sie wahren der Meinung dass man die Zeit, aufhalten müsse, damit die selbe nicht so schnell vergehen möge. Ihrer Meinung nach muss es doch möglich sein die Zeit langsamer vergehen zu lassen, oder sie womöglich ganz zum stillstand zu bringen. Also begannen sie mit ihren Forschungen, in sämtliche Richtungen die man sich nur Vorstellen kann. Sie hatten schon festgestellt, das wenn man unentwegt auf die Uhr schaut, scheint es tatsächlich so zu sein, als würde die Zeit wesentlich langsamer vergehen. Klar waren das alles Hirngespinste, aber es machte denn beiden großen Spaß, sich damit zu beschäftigen. Es zogen weitere zwei Jahre ins Land, natürlich sehr zum Leidwesen von Pauli und Paulinchen, denn sie waren weiterhin dabei, am Rad der Zeit drehen zu wollen. Und egal was andere von ihnen hielten, Forschten und Forschten sie unentwegt nach, wie es denn möglich sein könnte die Zeit zu verlangsamen oder gar aufzuhalten. Einmal mehr schlenderten sie durch denn Wald und unterhielten sich innigst über das Thema Zeit. Pauli meinte Traurig: “ Wenn wir es nicht schaffen die Zeit aufzuhalten, werden wir irgendwann nicht mehr zusammen sein können.” Paulinchen sagte darauf: “ wir werden es schon noch herausfinden wie wir die Zeit anhalten können, und dann können wir für immer zusammen bleiben.” Die beiden verbannt eine enge und liebevolle Freundschaft. Sie liefen so umher, als Pauli wieder sagte: “Ach, (seufzend) vielleicht gelingt es uns ja nie die Zeit aufzuhalten”. “ wir schaffen das noch, erwiderte Paulinchen” energisch. Als beide plötzlich zwei andere Stimmen sagen hörten:” Och, ne die wollen die Zeit anhalten.” Ja! Bisschen meschugge aber süß”. Die beiden sahen sich um, aber sie konnten außer Bäume nichts sehen, es war allem Anschein nach niemand da, etwas verängstigt, rannten sie Hand in Hand, aus dem Wald heraus, wieder nach hause. Währendessen unterhielten sich Albero und Magia weiter, Albero sagte: “ das sind Kinder die kommen zurück, weil sie neugierig sind”. Magia meinte darauf: ”ja sicher und dann helfen wir ihnen”. etwas träge meinte Albero ”Ja doch”. Denn noch vor etwa Hundert Jahren war dieser Wald unbewohnt. Keine Menschenseele hatte ihn bis dato je betreten, auch kein einziges Tier war zu jener Zeit in diesem Wald. Es waren lediglich Gnome, Elfen, und Waldgeister anzutreffen. Diese allesamt lagen miteinander im Streit, gegen Dämonen. Diese Dämonen welche es heute zum Glück nicht mehr gibt, waren Mächtiger als die anderen. Nebenbei bemerkt, waren es aber auch sehr dumme Dämonen, denn sie beraubten sich ihrer eigenen Existenz, durch einen Dummen Fehler. Zu dieser Zeit, wuchsen gerade ein Paar stücke Wald heran, die Dämonen sperrten in zwei frisch heranwachsende Bäume je einen Waldgeist. Ihr wisst schon ja! Es sind Albero und Magia. Die anderen Elfen, Gnome, und Walgeister konnten fliehen und leben bis heute in einer ruhigen und Friedlichen Gegend in die niemals ein Mensch kommen wird. Die Dämonen selbst, Starben allesamt an dem Elfenstaub, denn die Elfen hinterlassen hatten, als sie verschwanden. Noch nie war ein Dämon so dumm gewesen und hat diesen Elfenstaub eingeatmet, aber diese Dämonen waren wie schon gesagt eine ecke dümmer als andere Wesen dieser Zeit. Albero und Magia, sollten natürlich Recht behalten, denn schon am nächsten Tag sind Pauli und Paulinchen wieder aufgetaucht. Sie liefen im Wald umher und sprachen, wie sollte es anders sein über ihre Sache, der Zeit. Und wieder hörten sie etwas, Magia rief leise: “Hallo ihr da”. “WIR” riefen die Kinder verängstigt, “na wer denn sonst” merkte Albero an. Die Kinder traten ohne Angst an die Bäume heran. Magia sagte nun zu denn Kindern, das diese Sache, mit der Zeit wohl einen bestimmten Grund zu haben scheint. Denn war es doch besser, das Magia mit Pauli und Paulinchen reden würde, weil nämlich Albero ein miesepetriger Waldgeist als auch Baum ist. Sie sagte ihnen dass dieser Einschluss im Baum, nur dann aufgehoben werden kann, wenn die Zeit still stehen würde. Denn als die Dämonen, ihren letzten Atemzug machten, meinte einer noch, das dieser Fluch nur dann gebrochen werden könne, wenn zwei Menschenkinder und alle Elfen, Gnome, und Waldgeister zusammen die Zeit aufhalten würden. Es wurde natürlich angenommen dass dieser Zusammenschluss, nie zustande kommt. Doch wie es im Moment aussieht, wäre es durchaus möglich, das zu schaffen was die Dämonen einst für unmöglich hielten. Pauli und Paulinchen waren ja da, aber wer weiß denn nun wo die anderen sind? Weil es mittlerweile schon Dunkel geworden ist, gingen die Kinder erst mal wieder nachhause. Am nächsten Tag, nahmen sie alles mit in denn Wald, was sie bislang gesammelt und notiert hatten. Um es Albero und Magia zeigen zu können. Nachdem diese es sich angeschaut hatten, war ihnen sofort klar wie es funktioniert, denn Bann zu brechen. Ein Problem gab es aber noch, auch Albero und Magia wussten nicht an welchem ort, die anderen Elfen, Gnome und Waldgeister sind. Pauli jedoch besann sich der gesammelten Forschung und meinte dann: “Ich weiß wie es weiter geht“! “Wir vier stehen für die vier Jahreszeiten, und dann ist es noch der Glaube, der bisweilen Berge zu versetzen vermag“. Sagte es, und wunderte sich noch über seine Ausdrucksweise? Pauli und Paulinchen kletterten je auf einen der Bäume, und als wäre es so geplant, tobte plötzlich alles wild umher. Blätter stiegen in die Höhe, die Wipfel der Bäume Tanzten und schaukelten. Etwas verängstigt klammerten sich die Kinder in den Bäumen fest, an deren Äste. Als es auf einmal ruhig wurde. Der Wind war zum stillstand gekommen, was sie im Moment nicht sehen konnten, weil sie ja im Wald auf denn Bäumen sind, ist dass außerhalb des Waldes, nichts mehr in Bewegung wahr. Die Zeit steht still, im Moment dieser stille, hörte man nun viele kleine Geräusche, die aus denn Wipfeln der Bäume kamen. Dann sah man unzählige winzige lichter die zu Boden gingen. Am Waldboden angekommen standen nun auf einmal alle Elfen, Gnome, und Waldgeister da. Genau in diesem Moment waren auch Pauli und Paulinchen in der Zeit gefangen, und bekamen so nichts mehr mit. Während die Kinder noch sicher in denn Bäumen saßen, traten Albero und Magia in ihrer eigenen gestalt aus den Bäumen heraus. In dieser Zeit ohne Zeit, legten die Kinder denn Grundstein, um an das zu Glauben, was eigentlich unglaublich scheint. Zusammen waren die Elfen, Gnome, und Waldgeister wieder entschwunden. Nur die Kinder saßen nach wie vor, in denn Bäumen. Als auch sie wieder, mit der Zeit einhergingen, und eigentlich nichts mehr von dem wussten was eben geschehen ist, kletterten sie beide von den Bäumen und fanden am Boden noch je eine Art Feder. Sie hoben sie auf, und gingen nach hause. Zuhause machten sich die Kinder ein Lederbändchen und hängten sich die Federn um denn Hals. Fortan schien es so als könne ihnen keiner mehr etwas anheben, Pauli und Paulinchen bekamen zwei Kinder und nannten sie Albero und Magia. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Was aber eher unwahrscheinlich ist!
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LG Euer Märchenonkel
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Bernd
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Es war einmal ein Mann, der an einem sonnenfernen Tag an einer Kreuzung auf einen Weggefährten traf.
@I.Pagel die Ostseemoewe
Auch wenn man denkt die Welt wäre von einen dicken Nebel umhüllt, sieht man trotz allem immer noch ein leichtes Schimmern. Dieses Schimmern funkelt durch London wie ein goldener Stern, die man an dem Nachthimmel erblicken kann. Um dieses funkelnde etwas, rankt sich ein Märchen, welches dem Adel vorbehalten ist, jedoch kann ich euch ein anderes erzählen, welches zwar nicht so Atemberaubend ist, aber dem des Adels nahe kommt.
Also setzt euch und lauscht meine Kinder.
Es war einst, in einem längst vergangenem Jahr ein Mädchen. Sie lebte in einer Welt voller Zauberer und Prinzen, Königinen und Elfen.
Heute heißt diese Welt London, doch darmahls nannte man sie noch Jinmontanie.
Das Mädchen von dem ich heute berichten will heißt Shiva und lebte mit ihrem Vater Pjotre in dem kleinen Dorf Misable.
Pjotre und Shiva lebten von der Fischerei und doch war Shiva mehr. Im Dorf war sie etwas wie eine Legende wegen ihrer Eleganz, welche die einer Prinzessin glitt und auf Grund ihre Mutes, welchen man mit dem eines Kriegers gleichsetzen konnte. Doch auch ihr lächeln war berüchtigt, den damit verzauberte sie jung und alt. Die Männer waren von ihr angezogen, so als ob sie einen Liebes zauber wirkte.
Doch diese Eigenschaften, der jungen Fischerstochter, zogen den Zorn der Prinzessin auf sich. Und mit dieser war nicht gut Kirschen essen !
Prinzessin Irrabell konnte es nicht ertragen, dass sie eine alte Jungfer sein sollte wärend in einem ihrer Dörfer, ein Mädchen hauste , welches von Freiern nur so umringt war. Also ging sie in der Nacht zu einer Hexe und bat darum Shiva verfluchen zu lassen.
Dieser Fluch sollte bewirken , dass Shiva in einem Haus, tief im finsteren Walde leben sollte, welches sie nur beim klaren Licht des Vollmond verlassen durfte. Und so geschah es, das Shiva auf ihrer Pilze suche im Wald, jenes Haus entdeckte und hinein trat. Es war ein ärmliches Haus und als sie wieder gehen wollte, ließ sich die Tür nicht öffnen. So saß sie am Fenster und probierte Tag für Tag , hinaus treten zu können und in einer Vollmondnacht schaffte sie es. Shiva rannte und rannte voller Hoffnung ihr Zauhause finden zu können doch als der Vollmond versank zog der Wald sie zurück ins Haus.
Mit den Monaten gewöhnte Shiva sich dran,dass sie nicht fliehen konnte und setzte sich jede Vollmondnacht vor ihr Haus. Und einmal passierte es dann.
Der Junge Prinz Wilhem ritt an ihr vorbei und war sofort entzückt von ihrer Schönheit. "Wer seit ihr?" fragte er, nachdem er von seinem Pferd gestiegen war. "Mein Name ist Shiva" antwortete sie, denn auch Shiva war entzückt von den jungen Prinzen. "Was macht eine so junge Dame bei Nacht im finstersten aller Wälder ?" fragte der Recke und streckte ihr die Hand entgegen. Doch als Shiva gerade diese nehmen wollte spürte sie, dass der Bann sie wieder zu sich zog, drum sprach sie rasch "Ich gehöre dem Mond so kann ich nicht mit dir kommen" doch der Prinz wollte sie nicht so einfach gehen lassen und beschloß beim nächsten Vollmond wieder zu kehren.
So geschah es auch , doch gefiel es der Prinzessin Irrabell gar nicht, denn Wilhem sollte ihr Gatte werden, drum ging sie erneut zu der Hexe hin, und bat darum das Haus zu verschließen auf ewig, und so zu Tarnen das nimmer mehr ein Mensch es erblicken konnte.
So geschah es auch, und Irrabell ließ ein Haus bauen welches dem von Shiva glich, direkt vor dem getarnten. Beim Vollmond, als Shiva raus wollte ging es nicht und so setzte sie sich ans Fenster um es später erneut zu versuchen. Doch wie war sie empört, als sie sah, dass dort stand ein zweites Haus.
Wenige Minuten später trat Irrabell in der Gestalt von Shiva heraus und betörte den Jungen Prinz. Die echte Shiva weinte und ihre Leidvollen Schreie ließen das Glas bersten. Doch niemand hörte es, sie konnte noch nicht einmal aus dem Fenster, doch die kalte Luft kam rein. So baute sie aus ihrenTränen ein Fenster welches durch den kalten Hass Irrabells gestützt wurde.
Und dieses Fenster kann man heute noch funkeln sehen, meine Kinder.
________________________Damballa________________
Es war ein mal eine Insel. Eine der größten und zugleich schönsten Inseln, die die Welt je gesehen hatte. Diese Insel wurde bewohnt von den Cudos. Den Hütern des ewigen Lichts. Dieses Licht, das dass eine goldene Flamme ähnlich sah, brannte schon seit Anbeginn der Zeit und erlosch nicht ein einzige mal. Die Cudos waren für dieses Licht verantwortlich und so galt es als eine ehrenwerte Aufgabe darüber zu wachen. Jedes Kind auf der Insel träumte davon eines Tages ein Hüter zu werden, in die goldene Stadt genau in der Mitte der Insel zu reisen und sich vor den Cudos zu behaupten. Den nicht jeder wurde einfach so in ihren Kreis aufgenommen. Die Anwärter mussten sich Prüfungen unterziehen in denen sie sich als würdig erweisen mussten. Nur so konnte man zu einem echten Wächter werden. Jeder Junge und jedes Mädchen auf der gesamten Insel, wünschten sich nichts mehr als den Cudos zu beweisen, dass sie würdig sind. Doch niemand wünschte es sich so sehr wie Ceril. So geschah es eines Tages, dass er wie viele andere Kinder auch, loszog um ein Cudos zu werden. Mit einem Lächeln im Gesicht und voller Hoffnung begann er seines Weges zu gehen. Drei Tage und drei Nächte wanderte er durch dunkle Wälder und luftige Höhen. Er aß nichts trank nichts und schlief nicht. Er wollte soviel Weg aufeinmal zurück legen wie kein andrer. Da er auch jener war, der sich nichts mehr auf der Welt wünschte als ein Wächter zu werden. Am vierten Tag aber sah er ein Mädchen, dass vor ihm ihrer Wege ging, dass wollte er aber nicht wahrhaben also begann er so schnell wie seine kleinen Füße es ihm erlaubten zu rennen um das Mädchen zu überholen und sie in einer Wolke aus Staub zurück zulassen. Doch als er näher kam sah er das das Mädchen humpelte und weinte. Er befahl seinen schnellen Füßen langsamer zu werden und ging zu dem Mädchen hin. Er fragte was mit ihr passiert sei und sie antwortete, das hingefallen war und seitdem ihr linkes Bein schmerzte. Ceril besah sich den Fuß und teilte den Schmerz mit ihr. Er überlegte, wenn er jetzt das Mädchen zurück lassen würde. Wäre er vermutlich der Erste, der bei den Cudos sein würde, doch konnte er das Mädchen nicht einfach so zurück lassen und er entschied sich mit ihr zu gehen und sie zu stützen. Ceril passte auf Alinda, so hatte das Mädchen gesagt sei ihr Name, auf während sie durch dunkle Wälder und luftige Höhen wanderten. Sie teilten ihr Essen mit einander und schliefen artig solange es dunkel war. Zwei Tage und zwei Nächte lang waren sie unterwegs, bis Alinda schließlich wieder in der Lange war mir ihrem verletzten Füßlein aufzutreten. Doch Ceril blieb bei ihr, weil er nicht wollte, dass sie nochmal hinfiel und sich dann das andere Bein verletzte. Am nunmehr sechsten Tag sahen die beiden Kinder einen Jungen am Boden liegen. Er bat die beiden um Wasser aber Alinda meinte, wenn sie ihm kein Wasser gäben, könnten sie vor ihm bei den Wächtern sein. Ceril aber sagte dann, dass er sie auch nicht zurück gelassen habe als sie verletzt war und so gab er dem Jungen etwas von seinem Wasser dass er noch übrig hatte. Der Junge trank es dankbar und sagte er heiße Bikanel und werde fortan mit ihnen zusammen zu den Cudos reisen. Als es dann dunkel wurde legten sich die drei Kinder unter einen großen Baum und schliefen sofort ein. Am nächsten Morgen erwachte Ceril und sah das Alinda und Bikanel all eine Sachen genommen hatte und sich alleine auf den Weg gemacht hatten ohne ihn zu wecken um vor ihm bei den Cudos zu sein. Ceril war traurig über den Verrat seiner beiden Begleiter, doch setzte er seine Wege fort. Einen Tag später, war er in der goldenen Stadt der Cudos angekommen. Er war schwach von der Reise, seine kleinen Füßchen taten ihm weh doch lief er weiter bis er an ein großes goldenes Tor kam wo die Cudos schon auf ihn warteten. Alinda und Bikanel waren auch da zusammen mit vielen anderen Kindern. Einer der Cudos, ein sehr alter Mann, ging einen Schritt vor und empfing Ceril mit den Worten, dass er der letzte sei der von den Kindern los gezogen war und er doch bitte sagen soll warum er so spät erst kam, Ceril schaute zu Alinda und Bikanel , doch sagte er nur, dass er sich verirrt habe und so den Weg nicht gefunden hat. Der alte Hüter sah ihn mit einem Lächeln an und offenbarte ihm dass er Ceril derjenige war der sich als würdig erwießen habe und so ein Cudos werden sollte. Denn der wusste Junge nicht, dass die Cudos jedes einzelne Kind durch das ewige Licht beobachteten. Denn die Prüfung hatte schon längst begonnen. Die Reise selbst war die Herausforderung denen sich jeder Bewerber stellen musste. Und obwohl Ceril die Möglichkeit gehabt hatte als Erster bei den Hütern zu sein, half er lieber andern denen es schlechter ergangen war und stand jene die ihn Verraten hatten nicht mit Hass sondern mit Vergebung gegenüber.
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~dome~
Es war einmal in einem weit entfernten Königreich ein junger Königssohn. Viele sagten, er wäre gutaussehend, zuvorkommend, intelligent und ausgesprochen höflich. Nur hatte ihn niemand zu Gesicht bekommen. Nur seine Mutter, die Königin, durfte ihm zu Essen bringen, nur sie allein besuchte ihn. Selbst der König bekam sein Kind nie zu sehen. Seine Mutter beschrieb ihn als den schönsten Jungen, den sie je gesehen hatte. Doch jeder fragte sich, ob das auch stimmte.
Eines Tages fragte der Junge seine Mutter: »Mutter, was ist die Welt hinter der Scheibe?« Die Königin wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. »Mein Liebling. Sie ist etwas, was du nicht sehen willst. Sie ist grausam. Und jetzt iss und geh schlafen.«
»Aber Mutter! Bitte sag, was ist da draußen? Ich will es doch so gerne wissen!« Und seine Blicke erweichten ihr so das Herz, dass sie ihm versprach, ihn am späten Abend herauszuführen.
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In dunklen Umhängen verschleiert verließen sie das Schloss. Auf der Straße begegneten sie keiner Menschenseele.
»Mutter«, sprach da der Prinz, »was ist so grausam in dieser Welt? Sie duftet doch so wunderbar. Sie scheint mir so still und friedlich.«
»Ja, mein Sohn. Doch der Schein trügt. Dort, in diesem Haus wohnt eine Zauberin, die verhext dich. Du darfst sie nie um einen Schluck Wasser bitten. Dies könnte dein Untergang sein.«
Nach einer Weile kamen sie an einen Waldesrand.
»Mutter«, fragte der Prinz, »was ist so grausam auf dieser Welt. Ich will es wissen!«
»Dort ist das Haus des Trolls. Er fügt dir grausame Dinge zu, wenn du ihn um einen Leib Brot bittest. Dies könnte dein Untergang sein.«
Als sie eine Weile durch den Wald gelaufen waren, kamen sie an eine Lichtung voller Blumen.
»Sag, Mutter, wie kann die Welt so grausam sein, wenn sie doch so schöne Wesen beherbergt? Diese hier duften wunderbar!«
»Rieche nicht daran! Das sind die Zauberblumen der Elfen. Riechst du an ihnen, so könnte dies dein Untergang sein!«
Nach einiger Zeit kamen sie an einen Berg. »Was ist hier so grausam?«, fragte der Prinz. »Wird man hier auch verhext oder wird einem etwas Schlimmes angetan?«
»Nein, mein Sohn. Hier haust ein Drache. Keiner hat ihn je gesehen. Nur die Knochen der Wesen, die er gefressen hat. Und keiner weiß, was mit einem passiert.«
Als der Morgen graute, schloss die Königin gerade die Tür zu den Zimmern des Prinzen.
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Nach drei Jahren fragte der Prinz eines Abends: »Mutter, erinnerst du dich noch daran, als du mich ausführtest? Du hast mir erzählt, dass die Welt grausam sei. Du zeigtest sie mir bei Nacht, aber ich will sie am Tage sehen! Es muss doch noch viel herrlicher sein!«
Doch die Königin zögerte. »Nein, mein Sohn. Das kann ich dir nicht antun. Ich führe dich bei Nacht aus, wenn du willst, aber nicht bei Tage.«
»Du hältst mich jetzt schon fünfzehn Jahre hier versteckt, ich will die Welt sehen! Du sagtest mir, der Horizont wäre weiter als die Berge, er wäre weiter als die Seen und die Wälder. Oh, Mutter, bitte lass mich es nur einmal bei Tage sehen!«
»Na gut, mein Sohn« Und mit einem schweren Seufzer hüllte die als alte Frau verkleidete Königin den Prinzen in einen dunklen Umhang und sie verließen unbemerkt das Schloss.
»Mutter«, rief der Prinz vor Freude, »hier ist alles so bunt und hell! Wie viel schöner als bei Nacht!«
»Mein lieber Sohn, es täuscht. Ich will dir zeigen, wie die Welt bei Tage wirklich ist.«
Nach einer Weile kamen sie an einem Haus vorbei. Davor schlug ein Mann auf seine Frau ein, sodass sie wie am Spieß schrie.
»Mutter, was macht der Mensch dort mit dem anderen Menschen?«, fragte der Prinz.
»Der Mann schlägt seine Frau, weil er meint, sie habe ihm Unrecht getan. Das macht er seit eh und je, und niemand kann ihn davon abhalten.«
»Was hat die Frau getan?«
»Sie hat einen der Äpfel an einen ausgehungerten Bettler gegeben.«
»Ist das schlimm?«
»In seinen Augen ja.«
»Und in deinen, Mutter?«
»In meinen ist das eine Ungerechtigkeit. Die Frau war nur gütig.«
»Und warum sagst du nichts?«
»Mach du es. Walte mit Gerechtigkeit.«
So ging der Junge zu dem Mann und fragte, was er da mache. Darauf antwortete der Alte: »Meine Frau hat mir Unrecht getan, und so ist es mein Recht, sie zu bestrafen.«
»Und was wäre, wenn du der bist, der Unrecht getan hat? Wäre deine Frau dann auch im Recht, sodass sie dich bestrafen würde?«
»Aber Junge, nein! Sie ist meine Frau und muss mir gehorchen! So sagt es Gott, und Gott widerspricht man nicht!« So schlug er weiter auf die arme Frau ein.
»Wo ist da die Gerechtigkeit?«, fragte der Junge seine Mutter. Diese jedoch schwieg und sie gingen still weiter.
Da kamen sie an einem Hund und einer Katze vorbei.
»Warum bellt das eine Tier das andere an?«
»Der Hund meint, die Katze hätte ihm eine Maus gestohlen. Dabei hat sie die Maus nur erlegt, damit ihre Jungen etwas zu essen haben.«
»Wieso hat er ihr denn keine Maus übergelassen? Es gibt hier doch so viele. Wo ist da die Gerechtigkeit? Mutter, so tu doch etwas!«
»Nein, mein Sohn. Mach du es. Walte mit Güte.«
So ging der Junge zu dem Hund und fragte, was er da mache. Da sprach der Hund: »Die Katze hat mir eine Maus geklaut! Und jetzt will ich sie zurück!«
»Aber junger Herr, so versteht doch! Meine Kinder waren am verhungern, ich konnte sie doch nicht einfach sterben lassen!«, maunzte die Katze kläglich.
»Wenn du, Hund, der Katze einen Knochen genommen hättest, um deine Kinder zu retten, dürfte sie den Knochen wieder zurückhaben wollen?«, fragte der Junge.
»Mein Herr, nein! Sie ist eine Katze, sie arbeitet nie, ich muss den ganzen Tag über den Hof wachen!«, meinte der Hund und fing wieder an, die Katze anzubellen.
»Wo ist da die Gerechtigkeit?«, fragte der Sohn seine Mutter, doch diese schwieg und so gingen sie zurück zum Schloss.
Doch als es Nacht ward, schlich sich der Junge nochmals hinaus. Er wollte weiter gehen als der Horizont war. Nach einer Weile wurde er immer hungriger und hungriger, sodass er an eine Hütte am Wald klopfte. Da tat eine grässliche Gestalt auf und fragte ihn, was er wolle. Erst erschrak der Jüngling, merkte jedoch, dass diese Gestalt nichts Böses wollte. So bat er die Gestalt um ein wenig Brot. Doch da wurde die Gestalt böse und wütend. Der Jüngling wich zurück, als die Gestalt ihm mit ihrer Keule schlagen wollte. Da erkannte er die Hütte: Es war die Hütte des Trolls, vor dem seine Mutter ihn gewarnt hatte. Der Junge wurde alsbald grün und blau geschlagen, und als der Troll dachte, er sei tot, warf er ihn hinaus vor die Hütte und schloss die Tür.
Der Jüngling kroch mit seinen letzten Kräften den Weg zurück, bis er an ein Häuschen kam. Dort klopfte er an. Eine alte Frau, eine Zauberin, trat heraus und half ihm auf die Beine. Sie setzte ihn an den Tisch und fragte, was er wohl bräuchte.
So sagte der Junge. »Ich brauche etwas zu trinken. Ich bin ganz erschöpft. Ich will aus dem Wasser neue Kraft schöpfen.«
Doch das erzürnte die Zauberin und verwandelte ihn in ein Reh. Da bemerkte der Junge, dass es die Zauberin war, deren Hütte seine Mutter ihm gezeigt hatte. Verschreckt lief er in den Wald und glaubte sich verloren.
Da kam er an eine Wiese, deren Blumen wundervoll dufteten. Auf einmal sah er wunderschöne Elfen auf der Wiese, wie sie zu himmlischer Musik tanzten und sich amüsierten.
»Nanu, du kleines Reh«, scherzten sie, »was suchst du denn hier? Weißt du nicht, dass man Elfen bei ihren Gesellschaften nicht stört?«
»Nein, verzeiht mir, werte Elfen, das wusste ich nicht. Aber die Blumen dufteten so gut!«
»Ja, das stimmt. Komm her, mein Rehlein, und schnuppere an dieser Blume. So wird all dein Schmerz von dir abfallen.« Eine Elfe winkte ihn zu ihr herüber und reichte ihm eine Blüte. Und als der Prinz in Rehgestalt daran roch, fielen ihm sogleich die Augen zu und er schlief tief und fest. Die Elfen tanzten noch die ganze Nacht um das schlafende Reh.
Doch auf einmal erschütterte ein lautes Grollen die Erde und die Elfen flohen in den Wald. Und auf einmal flog ein gigantisches Ungeheuer über den Wald und auf die Wiese zu, auf der das Reh schutzlos weiter schlief.
Von dem lauten Getöse wurde die Mutter Königin wach und sah nach, ob es ihrem Sohn denn auch an nichts fehle. Doch sie fand ihn nicht in seinen Gemächern vor. Also holte sie sich ein Pferd aus de Stall und ritt in den Wald.
Der Drache, das Ungeheuer, setzte sich neben das Reh auf die wiese und betrachtete es. Erst überlegte er, ob er es fressen solle oder nicht, doch da bemerkte er, dass es ein verwandelter Prinz war, der in den Schlaf gezaubert wurde, seine Schmerzen zu vergessen. Da hauchte der Drache ihn mit seinem Feueratem an und der Prinz verwandelte sich in seine menschliche Gestalt zurück. Der Drache packte ihn mit den Klauen und flog hinauf in den Himmel.
Die Königin sah gerade noch, wie der Drache mit dem Prinzen davonflog, und fing an zu schluchzen und zu wehklagen. So verging sie an der Trauer um ihr einziges Kind und starb.
Der Drache indes flog über die Meere und Ozeane, über Gebirge und Wälder, bis er an eine Höhle kam. Dort bereitete er sich und dem Prinzen ein Bett aus Gräsern und legte den Prinzen hinein. Er heilte ihn mit seinem Feueratem, dann legte er sich zu dem Jungen und schlief an dessen Seite.
Viele Jahre vergingen, als eines Tages, es war ein kalter Winterabend, ein kleiner Junge durch den Wald irrte und schließlich auf die verschneite Wiese kam, wo die Höhle lag. Vorsichtig kroch er in die Höhle, doch als er den großen Drachen sah, wollte er gerade wieder heraus rennen. Aber dann sah er, wie der Prinz und der Drache einträchtig nebeneinander lagen, sodass er sich neben ihnen einrollte und schlief.
Am nächsten Morgen wachte er auf und ging den restlichen Weg nach Hause, einer kleinen, ärmlichen Hütte. Dort erzählte er seiner Mutter und seinen Schwestern von dem Drachen und dem reich gekleideten jungen Mann.
So schickte die Mutter das älteste Mädchen am nächsten Tag mit Brot und Käse zu der Höhle, in der Absicht, dass der Mann sie einmal heiraten würde. Als die Älteste zur Höhle kam, übermannte sie die Furcht vor dem Drachen, sodass sie den Korb mit dem Essen fallen ließ und zurück nach Hause lief. Dort erzählte sie, er habe die ganze Zeit geschlafen und hätte sich kein einziges Mal gerührt, sodass sie den Korb dort gelassen habe und zurückgekehrt sei.
Die Jüngere jedoch merkte, dass sie Blut und Wasser vor Angst schwitzte, und fragte die Mutter, ob sie nicht nach dem Prinzen gucken dürfe. Aber die Mutter sagte, sie könne sie nicht im Haushalt entbehren, weshalb sie zuhause bleiben müsse.
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Die Tochter indes schlich sich des Nachts aus dem Haus und wachte die ganze Nacht bei der Höhle. Plötzlich, mit dem ersten Sonnenstrahl wachte der Drache auf. Sie beide erschraken über einander, der Drache fauchte und brüllte.
»Ich tue ihm nichts«, sagte das Mädchen verängstigt. »Ich habe nur über euch gewacht, dass euch nichts passiert. Hier in den Wäldern gibt es viele schlimme Kreaturen, die sind sogar grässlicher als du, Drache.«
Der Drache betrachtete sie noch kritisch, dann sagte er: »Du scheinst mir ein ordentliches und vernünftiges Menschlein zu sein. So wache weiter über ihm, ich muss fort. Ich komme in drei Tagen wieder, um zu sehen, wie es ihm geht. Halte ihn im Schlaf, sonst werden seine Wunden nicht richtig heilen.« Er gab ihr eine Flasche von seinem Feueratem und flog fort.
Als es Mittag ward, kam die Ältere zu der Höhle. Als sie die Jüngere in der Höhle sitzen sah, wurde sie wütend.
»Kara, was machst du denn hier?«, fragte sie erbost.
»Ich wache hier über den Prinzen, wie es mir der Drache gesagt hat.«
»Du hast dich Mutter widersetzt. Du sollst nicht hier sein!«
»Aber er brauch meine Hilfe! Was soll ich denn tun? In drei Tagen kommt der Drache zurück und wird mich auffressen, wenn der Prinz nicht mehr schläft!«
»So lass mich über ihn wachen.«
Kara willigte zögernd ein und überreichte ihrer Schwester das Fläschchen Feueratem, das den Prinzen im Schlaf hielt. Sie ermahnte sie auch, dass sie es nicht vergessen dürfe, morgens und abends seine Augen damit zu beträufeln. So ging das Mädchen Heim und erzählte ihrer Mutter, sie sei ein wenig Feuerholz sammeln gegangen, habe allerdings nicht viel gefunden.
Des Nachts allerdings, schlich sie sich wieder hinaus und verharrte die ganze Zeit bei dem schlafenden Prinzen. Als der erste Sonnenstrahl am Horizont erschien, schlich sie sich wieder in ihr Bett und die Älteste ging zu ihm. So verlief es den nächsten Tag genau so.
Doch als Kara am Abend wieder zu der Höhle lief, regte sich der Junge und sie erschrak; hatte ihre Schwester doch gesagt, dass sie ihn immer behandelt hatte. Da öffnete der Junge die Augen.
»Guten Abend«, sagte dieser, »Wer seid Ihr?«
»Ich bin Kara. Ich wohne in einer kleinen Hütte in der Nähe von hier. Und wer seid Ihr?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern. Aber was mache ich hier?« Der Prinz sah sich nachdenklich um.
»Ihr habt die ganze Zeit geschlafen. Ein Drache hat über Euch gewacht, doch er ist fort geflogen, er müsste bald wieder kommen. Und er wird mich umbringen, wenn ihr nicht am Schlafen seid!« Kara war verzweifelt und ängstlich.
»Er wird Euch nicht töten. Wie könnte er ein so schönes Geschöpf Gottes vernichten?«
»Er ist ein Ungeheuer. Und ich habe meine Pflicht nicht vollständig erfüllt. Aber zu aller erst braucht Ihr einen Namen, wenn Ihr Euch an nichts mehr erinnern könnt.«
»Einen Namen? Hat denn ein jeder einen Namen?«
»Ja natürlich! Wie soll man sonst die Dinge und Menschen auseinander halten? Da käme doch alles durcheinander.« Sie überlegte kurz. »Vielleicht nenne ich dich Caspar. Du siehst mir aus wie ein Caspar. Ja. So will ich dich nennen.«
Gerade als sie geendet hatte, hörten sie ein Tosen und Grollen und der Drache stand vor der Höhle.
»So, mein Menschlein, jetzt mag ich doch sehen, ob du alles so getan hast, wie ich es dir aufgetragen habe.«
»Es tut mir leid, mein werter Drache, doch meine Schwester hat heute Abend vergessen, ihn einzureiben.«
»Hatte ich nicht DIR die Aufgabe zugeteilt, und nicht deiner Schwester? Jetzt sieh nur, es ist alles dein Fehler, dass er wach ist! wie soll denn da alles vernünftig heilen?«
»Aber Drache! Es ist doch alles heil.«, rief da der Prinz dazwischen.
Da ließ der Drache von dem Mädchen ab und besah sich den Körper des Jungen. Als er ihn auszog, hielt sich Kara vor Scham die Hände vors Gesicht.
»Kara, du brauchst dich nicht zu schämen. Meine Mutter sah mich auch immer nackt.«
»Aber ich bin nicht deine Mutter, Caspar. Es gehört sich nicht, einen Mann nackt zu sehen.«
»So? Bin ich also ein Mann?«
»Ja, das bist du.«
»Habe ich eine Frau? Ein Mann hat doch immer eine Frau, nicht?«
»Nein, Menschlein, das hast du nicht.«, meinte der Drache.
»Aber dann brauche ich eine! Bist du eine Frau, Kara?«
»Ja, ich denke schon.«
»Dann lass uns Mann und Frau sein. So lange wie wir leben.«
»Aber man heiratet doch nur, wenn man sich liebt!«
»Ach so. Und, liebst du mich genug, dass du meine Frau werden willst?«
»Ich weiß es nicht. Ich kenne dich doch kaum. Aber du kannst mit mir, in die Hütte kommen, da kannst du mit leben und später, ja, später werde ich dich dann vielleicht heiraten!«
So kam Caspar mit Kara des Morgens nach Hause. Die Älteste wurde böse, als sie von dem Vorschlag Karas hörte, doch sie nahmen Caspar schließlich auf, die Mutter kochte für sie und als eins, zwei Jahre verstrichen wahren, beschlossen Kara und Caspar doch noch zu heiraten. Nach der Hochzeit fragten sie den Drachen, ob er sie nicht in Caspars Heimat fliegen würde, was dieser auch tat. Dort bauten sie sich ein kleines Haus, wo sie seit dem lebten und ihre fünf Kinder großzogen.
Nach etlichen Jahre, die Kinder waren außer Haus, dachten sie daran, sich auch schlafen zu legen. So schliefen sie eines Nachts friedlich ein und sie wachten nie mehr auf.
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~starlight~ :D
Es war einmal ein kleines Mädchen, das keine Eltern und keine Geschwister hatte. Sie musste von kleinan lernen, ihren eigenen Weg zu erkämpfen. Sie lebte in einer fremden Familie, die sie sehr gern hatte und sich sehr um das kleine Mädchen kümmerten. Aber sie saß oft abends am Fenster und blickte hinaus in die weite Welt und sehnte sich nach ihrer richtigen Familie. Es war ein sehr feinfühliges, ruhiges Mädchen, das sich schwertat, Freunde zu finden. Sie verbrachte ihre Zeit am liebsten mit ihrem Stoffhasen, Bumper. Bumper war ihr bester Freund und nur ihm vertraute sie ihre tiefsten Geheimnisse an. Das allergrößte Geheimnis war, dass sie mit Blumen  sprechen konnte. Und das tat sie oft und gern. Was die Menschen so zu erzählen hatten waren meist schmerzvolle und traurige Geschichten, doch Blumen hatten allerlei Schönes zu berichten. Liebend gern lauschte sie den Geschichten der Sonnenblumen im Garten und den wunderschönen Liebeserzählungen der Rosen, den Abenteuerberichten der Anemonen. Wurde es Winter im Lande und ihre Freunde verkrochen sich als Schutz vor der Kälte in der Erde, zählte das Mädchen die Tage, bis es wieder warm wurde und sie wieder hinaus konnte um zu reden. Denn auch sie hatte viel zu erzählen und Blumen waren geduldige Zuhörer. Vor allem, da sie kaum eine Wahl hatten, als an ihrer Stelle zu bleiben und zu lauschen. Als das Mädchen eines Tages ihr Herz ausschüttete und von der Sehnsucht nach ihrer wahren Familie berichtete, bogen sich die Rosen vor Mitleid und die Sonnenblumen verblassten. Der ganze Garten fühlte mit dem kleinen Mädchen und wollte helfen. Also verbreiteten sie die Geschichte an die Bienen und Vögel, die hin und wieder auf Besuch kamen. Diese brachten die Geschichte in die nächsten Gärten und Wiesen. Dadurch verbreitete sich die traurige Geschichte auf der ganzen Welt und bald waren alle Blumen so erschüttert, dass sie ihre Farbe verloren und aufhörten zu blühen. Als das Mädchen vom Schicksal ihrer Blumenfreunde erfuhr, beschloss sie, ihre Familie zu suchen und damit allen zu helfen. Sie befragte ihre neue Familie und all deren Bekannte. Doch keiner konnte der Kleinen helfen, selbst am Adoptionsamt gab es keine Informationen über ihre Herkunft. Sie wurde eines Nachts einfach vor die Tür gelegt, eingewickelt in dicke Decken und daneben Bumper, der Stoffhase. Mehr wusste man von ihren Eltern nicht.
Das kleine Mädchen wurde älter und erwachsen. An ihrem 19. Geburtstag bekam sie eine eigene Wohnung von ihren Eltern geschenkt. Sie packte ihre Sachen, ganz obenauf natürlich Bumper, und fuhr mit ihrem Vater in die Wohnung. Sie hatte akzeptiert, dass sie ihre biologischen Eltern niemals finden würde, sie dafür aber mit wundervollem Ersatz gesegnet war. Sie hatte ihr Schicksal zu akzeptieren gelernt, doch die Blumenwelt war weiterhin gefroren, erschüttert. Zu ihrem Einzug schmiss sie eine kleine Party, zu der sie ihre neuen Nachbarn einlud. Unter ihnen befand sich auch Luke, ein Bekannter von ihr, noch aus Kindertagen. Er half ihr beim Einrichten und Ausmalen. Außerdem fand er den perfekten Platz für Bumper – die Fensterbank, mit dem Blick hinaus. Sie war sehr gerührt von Luke und seiner Hilfe, und dass er sich nicht lustig machte über Bumper. Er kümmerte sich auch sehr darum, dass sie nicht oft alleine war und unternahm viel mit ihr. Sie saßen eines Abens auf ihrem Sofa und sahen sich einen Film an, als er ihr ins Ohr flüsterte „Ich weiß, was mit den Blumen passiert ist. Wir müssen ihnen helfen!“, sie erstarrte und wagte ihn nicht anzusehen. Luke fasste sie am Kinn und drehte ihren Kopf sanft zu sich. Dann küsste er sie. Der hineinfallende Mond beschien das Liebespaar und die neugierigen Blumen streckten ihre Blüten aus und erhofften, einen guten Blick darauf werfen zu können. Die Rosen erröteten aufgrund der innigen Liebe und die Sonnenblumen kicherten so laut, dass sie ganz gelb vor Freude wurden. Als Bumper das bemerkte er schloss er glücklich seine Augen. Das Mädchen öffnete seine Augen nach dem Kuss. Sie erschrak, „Bumper´s Knopfaugen sind verschwunden!“, sie zeigte voller Entsetzen auf die Fensterbank. Als beide davor standen, warfen sie einen Blick aus dem Fenster und bemerkten die Blütenpracht. Luke legte den Arm und sie und lächelte. Von dem Tag an sprach sie nicht mehr mit den Blumen. Sie roch an ihnen, legte sich neben sie, aber Geschichten erzählten sie keine mehr. Das machte aber nichts, sie freute sich, dass die Farbe in ihr Leben zurückgekehrt war.Â
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(Aus: Der Geschichtenmaler - Hongkuchenpferd)
Auf einer Insel, mitten im weiten Meer, lebte einst ein kleiner Junge. Ein böser, mächtiger Zauberkönig herrschte über das Land, das dieser immer nur von Frühling bis Herbst, eines jeden Jahres, aufsuchte. Reiche und Adlige, die ebenfalls kamen und gingen, feierten sodann mit ihm ausgelassen wilde Feste und der Knabe musste dabei als Hofnarr zur Unterhaltung dienen. Der kleine Junge wurde bejubelt, vom gesamten Könighause, da er alle zum Lachen brachte, wie sonst niemand zuvor. Dafür erhielt der Zauberer Reichtümer und Schätze, von seinem feierfreudigen Gefolge. In der Winterzeit verließen sie die Insel und der kleine Junge blieb gefangen zurück. Der böse Zauberer hatte ihn, vor Jahren, mit einem Fluch belegt, der Vergangenheit vergessen ließ und an die Insel kettete. Jedes Jahr, zur Winterzeit, schneite es dort, sehr stark und die eisige Kälte umschloss sich weit über das Meer hinaus. Dem Jungen jedoch, machte die eisige Kälte nichts aus, denn seit jeher erfüllte ihn eine, ungewöhnlich, innere Hitze, die er bereits von Geburt an besaß, mit wohltuender Wärme.
So kam die Zeit, dass der Winter einzog und der Zauberer, mit seinem Gefolge, das Land verließ. Kurz darauf versuchte der kleine, aufgeweckte Junge, über das eisige Meer, zu fliehen, jedoch es misslang. Das dünne Eis brach sofort ein, als seine Füße das kühle Nass betraten. Er weinte, denn er wollte einfach nicht wahrhaben, dass jegliche, seiner Versuche scheiterten. So ließ er abermals davon ab, saß, wie immer, im Sand und schaute aufs Meer hinaus.
Eines Tages dann, hörte er, aus dem Inneren der Insel schallend, einen wunderschönen Gesang. Die Stimme war so bezaubernd, dass sie den Jungen sofort in ihren Bann zog. So schnell er konnte, lief er, um herauszufinden, woher sie kam. Dort, aus einer düsteren Höhle, die vor ihm auftauchte, musste der Klang her kommen. Ängstlich, aber neugierig, ging er tief ins Dunkel hinein und erkannte ein blau aufleuchtend, flackerndes Flämmchen, das sich vor ihm lustig auf und ab bewegte. Es sang:
»Wenn du weißt, wie du heißt, ist‘s vorbei, bist du frei.«
»Sag mir bitte, liebes Flämmchen, wie soll ich den Namen erkennen, der mir gehört?«, fragte der Junge.
»Nimm den Weg, nimm den Steg, sag das Wort, an dem Ort«, sang es zurück.
Das Flämmchen windete sich darauf hin, als ob es den Weg weisen wollte, der ihm zugedacht war, blieb fest an seinem Platz und sang erneut. Es war ein sehr unheimlicher, gar gespenstischer Abgrund, der sich vor ihm erstreckte und endlos ins Nichts zu führen schien. Langsam tastete er sich blind am schroffen Fels entlang. In der Luft lag ein schwefliger Geruch. Da hörte er das laute Fauchen eines Tieres. Er konnte es nicht erkennen. Sein Herz pochte wild und ein Tropfen Schweiß lief ihm nun langsam die Schläfe hinunter.
»Aah!«, schrie der Junge auf.
In diesem Moment schoss ein riesiger Feuerball wild durch den Gang. Er hatte sich gerade noch rechtzeitig in eine Felsnische retten können, um den Flammen zu entgehen. Von dort aus, konnte er es sehen. Es war ein kleiner Drache, mit übermächtig großen Flügeln, der sich im Gestein festkrallte. Seine feurigen Augen funkelten böse, als ob er ihn gleich fressen wollte.
»Zauberer, tritt nicht näher«, sagte der Drache, »denn wenn ich dich greife, bist du des Todes.«
Ein weiterer Feuerball schoss noch stärker empor und wieder mal musste er schnell Schutz suchen. Der Drache schien blind zu sein. Daraufhin nahm sich der Junge allen Mut zusammen und rief ihm zu:
»Drache, ich bin nur der kleine Junge, den der Zauberer vor vielen Jahren mit einem Fluch gezeichnet hat. Seit dieser Zeit, bin ich auf der Insel gefangen.«
»Kleiner Junge«, erwiderte dieser gerührt, »ein ähnliches Schicksal, trifft auch mich.«
Der Junge näherte sich dem Drachen, der ein gutes Herz zu haben schien und sein Gefühl sagte ihm, dass sie beide noch etwas Gemeinsames verband.
»Weit unten im Fels liegt eine Augenbinde, mit der ich sehen kann«, sagte der Drache sogleich, »eine gute Fee hat sie mir vor Jahren geschenkt, aber sie ist mir in die Tiefe gefallen.«
»Kannst du sie sehen? «, fragte der Drache.
Er stieß Feuer aus seinem Maul, um den Ort zu erhellen.
Weit und breit sah der Junge nur schwarzen Fels und schroffes Gestein. Er hätte viel tiefer hinein klettern müssen, aber weiter unten war die Schlucht nur sehr schmal. Dem Drachen war es unmöglich, ihm dort hindurch zu folgen und der Junge benötigte dessen wegweisenden, hellen Schein.
»Ist schon gut«, nickte der Drache verständnisvoll, »wenn du mir den Weg weist, dann können wir gemeinsam fliehen. Spring auf meinen Rücken und zeige mir den Weg ins helle Licht.«
So stieg er auf des Drachens Rücken und beide schwebten durch das Dunkel der Höhle, über die Wolken ins Freie. Sie landeten letztendlich auf der Nachbarinsel und verbrachten dort die restliche Winterzeit glücklich und zufrieden.
Der Winter ging, der Schnee schmolz und der Frühling kam. An diesem Tage wurde der kleine Junge sehr krank. Er bekam fast kaum noch Luft und der kleine Drache pflegte ihn. Doch letztlich musste dieser hilflos zusehen, wie die Züge seines Atems immer schwächer wurden. Der kleine Junge kroch langsam zum Meer hin, da ihm dort das Atmen leichter fiel. Dort angekommen, öffnete sich sogleich ein großer Wassertunnel vor ihm, zur Insel des Zauberers hin, den er nehmen musste. Nur hier, konnte er sich aufhalten, ohne dem Erstickungstod zu erliegen.
»Ich muss gehen«, röchelte der Junge leise, »verzeih mir bitte, kleiner Drache, mein Freund.«
Er sah den Drachen nur noch schattenhaft, wie er traurig da stand, seiner Stimme horchte und nicht sehend zurückblieb. Der Tunnel schloss sich und der Junge war wieder an dem Ort, der ihn einfach nicht freigeben wollte. Der Fluch des Zauberers war leibhaftig spürbar.
In diesem Augenblick sah er ihn auch schon, aus der Luft kommend, mit seinem Gefolge. Die Drachengarde des Zauberers, flog sie jährlich ein. Es war nun alles, wie immer. Nur dachte er jetzt, bei der Belustigung der Königsgesellschaft, ständig an seinen Freund, den kleinen Drachen. In Sorge um ihn, litt seine, königlich unterhaltende, Vorstellung, was den Zauberer sehr erzürnte.
»Solltest du im kommenden Jahr versagen, sperre ich dich in den Kerker«, drohte dieser böse.
Der Herbst ging und der erste Schnee fiel. Wiedermal hörte er die Stimme, sah die Höhle, die sonst nie zuvor gesehen ward und kletterte die dunkle Schlucht hinunter, um die Augenbinde zu suchen, die der kleine Drache einst verlor. Dieser hatte dem Jungen die Geschichte erzählt, einer mächtig hellerleuchteten Halle, mit drei großen Pforten. Diese war noch viel tiefer, am Fuße des Abgrundes, versteckt, so hatte es ihm die Fee erzählt, und ihre Pforten öffneten den Weg in die Freiheit, über das Feuer, das Wasser oder der Luft.
Diesmal folgte ihm das Flämmchen und wies den Weg, über steile Abhänge und glattes Gestein. Sie überquerten eine große, breite Brücke am Grunde der Schlucht und hatten alsdann ihr Ziel erreicht.
Da war sie. Eine riesige Halle, durchleuchtet von mächtigen Kerzen und Fackeln mit schwarzblauem Licht. An der Wand, der einen Seite, befand sich ein wasserdurchfluteter und auf der anderen Seite ein feuerlodernder Torbogen. In der Höhe, die nur im Flug erreichbar war, öffnete eine weißrauchig strahlende Pforte. Direkt neben dem wasserdurchfluteten Torbogen lag eine glänzend, schwarze Augenbinde. Das musste sie sein und dieses Tor, so hatte man ihm gesagt, war der Weg zur Nachbarinsel. Er ging durch den rauschenden Wassertunnel hindurch und konnte, kurze Zeit später, den kleinen Drachen direkt in seine Arme schließen. Er zog ihm die Augenbinde um und der Drache konnte sehen.
Die weisen Zauberer, der Nachbarinsel, waren ihnen wohl gesonnen und hilfsbereit, da sie die Augenbinde, das Freundschaftszeichen der guten Fee, besaßen. Doch selbst alt gebraute Zaubertränke und gesprochene Zaubersprüche, die dazu dienten, einen Gegenfluch herbeizurufen, waren letztlich vergebens. So vergingen die Tage und es wurde Frühling. Der Junge erkrankte und die Insel nahm sich erneut ihren Besitz zurück.
Der böse Zauberer war voller Wut und Zorn, denn der kleine Junge, war ständig in Gedanken. Das Könighaus war unzufrieden und sie drohten dem Zauberer damit, abzureisen, nie mehr wiederzukommen und die Schätze mitzunehmen. Daraufhin warf ihn der Zauberer in den Kerker und sprach:
»Solltest du im kommenden Jahr versagen, werde ich dich töten.«
Der Herbst ging und die ersten Schneeflocken fielen.
Der kleine Junge weinte, denn er sah sich seinem Schicksal ausgeliefert. Er war zu stark an die Macht des bösen Zauberers gebunden und ein Entkommen schien gar unmöglich.
Der kleine Drache dagegen, wachte neben seinem Verlies und schwor darauf, den Zauberer, im kommenden Jahr, fressen zu wollen.
»Töte ihn bitte nicht«, sagte der kleine Junge traurig zum Drachen, »denn wenn sein Tod besiegelt ist und der Fluch noch nicht gelöst, dann stirbt einer von uns beiden mit«, und fügte hinzu:
»Das spürst du doch auch!«
»Wäre doch nur die gute Fee hier, sie weiß immer Rat«, sagte der Drache verzweifelt, »nur leider habe ich sie seit Jahren nie mehr gesehen.«
Daraufhin ertönte der Klang des Flämmchens und die Stimme war dem Drachen vertraut. Da flog er, so schnell er konnte, ins Innere der Insel und sah, in der Höhle, ihren hellleuchtenden Schein. Es war die gute Fee und sie hatte ihn direkt erkannt. Sie sprach:
»Ich grüße dich, kleiner Drache. Ich sehe, du nennst mein Geschenk wieder dein Eigen. Gehe achtsam damit um, was man dir in Freundschaft anvertraut.«
In diesem Moment stand der kleine Junge, direkt neben ihr und lächelte dem Drachen zu.
Sie sang ihre letzten Worte und der helle Schein verlor sich im Höhlenschlund.
Der Junge war überzeugt davon, dass er ihr allein folgen musste, um das seinige, als auch des Drachens Seelenheil wiederzuerlangen. So stieg er, durch des Flämmchens Licht erleuchtet, den steilen Abgrund entlang, über die Brücke wandelnd, hin zur großen, hell erleuchteten Halle. In diesem Augenblick zeigte sich das Flämmchen in Feengestalt und sang:
»Wenn du weißt, wie du heißt, ist‘s vorbei, bist du frei.«
Der Junge, war verwirrt, er wusste nicht, was ihm die Worte der Fee damit sagen wollten.
»Ich weiß nicht, wer ich bin«, schrie der Junge verzweifelt, » kann mich einfach nicht erinnern.«
»Sag das Wort, an dem Ort, ist‘s vorbei, bist du frei«, sang die Fee und flog hoch zur weißrauchig strahlenden Pforte, die sich in der Hallendecke öffnete.
In diesem Moment stürzte der Zauberer, mit seinen Drachen, aus dem feuerlodernden Torbogen heraus und zog den kleinen Drachen, gefangen in Ketten, hinter sich her. Seine Augenbinde fehlte.
»Jetzt ist dein Schicksal besiegelt, kleiner Junge und das deines Freundes«, lachte der Zauberer hämisch dem Jungen zu, »einen letzten Gruß, an deinen Gefährten, bevor er stirbt?«
Der Junge wechselte den Blick nach oben, zur Fee, nach unten, zum kleinen Drachen, der gefesselt am Boden lag und letztlich zum Zauberer, der den Todesstoß ansetzen wollte.
Die Worte der Fee kreisten in seinem Kopf, immer wieder. Er versuchte die verlorenen Gedanken zu fangen, doch es gelang nicht.
»Denk nach, denk nach«, sprach der Junge zu sich.
Auf einmal formte sich ein schleierhaftes Bild der Vergangenheit vor ihm und seine Erinnerung kam zurück. Da breitete er seine Arme aus und schwebte leicht, wie eine Feder, zum Torbogen der Decke. Als er gerade hindurch fliegen wollte, schrie der Zauberer wütend:
»Rette dich nur und lass deinen Freund zum Sterben zurück. Mir reicht ein Leben, für die Unsterblichkeit.«
»Rette dich, mein Freund und lass mich zurück. Meine Tage sind gezählt«, flüsterte, mit letzter Kraft, der kleine Drache zu ihm.
Dem kleinen Jungen raste das Herz, denn nur noch ein Schritt fehlte ihm, zur Freiheit, ferner in den Tod seines Freundes. Tränen überströmten sein Gesicht und fielen, wie Regentropfen, auf den Boden herab. Einige trafen die Augen des kleinen Drachen und dieser, sah nun seinen Freund. Der kleine Junge konnte jetzt, in dessen klar glänzende, smaragdgrüne, Augen sehen und erkannte sich selbst darin. Sogleich wurde aus ihm ein kleiner, silberner Drache. Er schaute die Fee an, sie lächelte ihm zu und er schwebte, durch die Pforte der Lüfte, über einen großen, weißen Wolkenteppich, in den Himmel hinein.
Kurze Zeit später, folgte ihm sein Freund -sein Bruder- und da wusste er, dass der Fluch gebannt war.
Der König aber blieb verschwunden und ward nie mehr gesehen.
Doch seit diesem Tage, hat es auf der Insel nie mehr geschneit.
-ENDE-
Hasta la vista
Joker ;-)
hanni86 Re: - Zitat: (Original von Moonoo am 30.10.2012 - 00:19 Uhr) Hab mich mal reingelesen. Schöner Text. Liebe Grüße Freut mich, dass du noch zu diesem alten Buch gefunden hast. :-) Gedacht war es damals als Sammelband unterschiedlicher myStorys Autoren -und ist das ja auch geworden. Einen eigenen Beitrag hab ich nie geschrieben, deswegen danke ich dir im Sinne der Autoren (gerade fällt mir keine deutsche Entsprechung von "on behalf of" ein). Liebe Grüße, Hanni |
hanni86 Re: - Zitat: (Original von Zamperle am 10.05.2012 - 15:44 Uhr) wunderschönes märchen. Habe es auf Lesezeichen gesetzt, werde es nach und nach weiter lesen. Liebe Grüße Zamperle Es freut mich, wenns dir gefällt! :-) Wenn du Lust hast, kannst du immernoch gerne eine eigene Geschichte dazustellen. :-) Liebe Grüße, Hanni |
hanni86 Re: Spät, aber nicht zu spät... - Hihi, niemals zu spät! Es versteht sich doch von selbst, dass Sie ganz genau rechtzeitig vorbeischauen, werter Joker! ;-) Und gemeinsinning wie ich gerade aufgelegt bin, will ich mich recht herzlich im Namen aller (also auch in Ihrem, der Herr^^) bedanken, dazu raten mit sich selbst Nachsicht zu üben und wünsche obendrein einen gelungenen neuen Tag! Ganz liebe Grüße, Hanni |
hanni86 Re: ein tolles Bild und - Zitat: (Original von Ostseemoewe am 10.12.2010 - 17:10 Uhr) tolle Märchen liebe Hanni das war eine tolle Idee von Dir und ich freue mich, das ich dabei sein durfte. GLG Ilona Ich finds auch toll was daraus geworden ist! :-) Vielleicht wächst das ganze ja noch weiter mit der Zeit. Es ist mir eine Ehre dich dabei an Board zu haben. Viele liebe Grüße, Hanni |
Ostseemoewe ein tolles Bild und - tolle Märchen liebe Hanni das war eine tolle Idee von Dir und ich freue mich, das ich dabei sein durfte. GLG Ilona |