Gedichte
Der Eisprinz - aus dem wahren Leben

Der Eisprinz

Der Eisprinz spielt perfekt seine Rolle,

auf zu viel Leidenschaft reagiert er mit Gedankenkontrolle

Spielt mit der Sehnsucht, mit der Liebe

Seine ganze Haltung ist voll subtiler Hiebe

Zieht sich lieber zurück als zu reden,

zerstört die Harmonie, warum auch etwas bewegen

Auf die Liebe nicht einzugehen hat

noch geschadet nie

Egoistisch geht er seinen Weg,

lässt sich nicht beirren

Da kann vor Schmerz manch

anderer im Kreise rennen,

er geht schlafen, macht die Mauern zu,

und denkt sich gar, du blöde Kuh

Wozu soll er sich ändern

Die Menschen um ihn kann er halten mit festen Bändern

Seine Krankheit ist sein Schwert,

und jeder, der aus der Gewohnheit ihn zerrt,

den lässt er links liegen

Gefühle schlagen über, Kummer sät sein Gift,

er lässt sich nicht verbiegen

Bei Problemen legt er sich schlafen,

gegen Weh und Schmerz hilft

Cola seinem Herz

Der Diabeteswert steigt in

schwindelnde Höhen,

er hat es so gewollt, hat es inszeniert

Damit sich neben ihm bloß keiner ziert

Mitleid soll man auch noch haben,

auch wenn sich die Finger an der

Mauer blutig schaben

Er wird nie rauskommen aus diesem Trott

und andere zieht er mit hinunter, ganz flott

Was kann das Leben glücklich sein,

man hat ja Insulin vom Schwein

Da kann man fressen was man will,

und wenn’s nicht besser wird

legt man sich mit Psychopharmaka still

Dann vergeht der Tag,

die Freundin liegt neben ihm,

hält es kaum noch aus

Er verspricht, dass eine bessere Zeit

kommen mag,

damit treibt er den Frust ihr aus, denkt er

Doch im Inneren brodelt es,

all dies auszuhalten ist furchtbar schwer

© Christine Praschag