Romane & Erzählungen
Die Weltverbesserin

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"Die Weltverbesserin"
Veröffentlicht am 01. September 2010, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Die Weltverbesserin

Die Weltverbesserin

Es war ein stürmischer Tag an dem ich mich aufmachte um Anerkennung zu ernten und schließlich mich selbst fand und gleichzeitig vollkommen verlor. Der Wind rannte durch die Straßen wie eine schwarze Katze, gejagt von einer Meute wilder Hunde, die nur darauf warteten sich an frischen Blut zu laben und der Regen donnerte, getrieben von dem schwarzen Höllentier, auf den grauen Asphalt, der sich, tausende von Füßen und quietschende Reifen gewöhnt, eher unbeeindruckt zeigte Trotzdem war es mir grade heute ein besonderes Anliegen in meinen „Club der Löwen! Zu gehen, wie wir den Gasthof „ Zur Heide“ liebevoll nannten, da er sich, ebenso wie ein Löwe in der Steppe, mit seinem goldgelben Anstrich über die tristen Häuser der Innenstadt erhob und seinen Glanz und Reichtum dem Himmel entgegen brüllte, der sich jedoch dem Asphalt gleich von einer solchen Machtdemonstration eher wenig beeindrucken ließ und seine nassen Kinder weiter auf die Köpfe der eilig flüchtenden Menschen und seine stolzen Bauwerke fallen ließ, grade so als wollte er sagen „Ihr könnt nicht fliehen“ Die Natur findet euch, egal wie sehr ihr euch in eure großartigen Bauwerke einbaut und am Ende werde ich auch gewinnen!“ Ich selbst hatte mich in eines dieser großartigen Bauwerke geflüchtet die Bushaltestellenhäuschen genannt werden und das jetzt grade wahrhaftig den besten Schutz bot. Kaum hatte ich mich auf einen der unbequem Stühle niedergelassen, folgte eine junge Dame, die wohl grade erst den Sprung in das Becken der Erwachsenen vollbracht hatte, meinem Beispiel und ließ sich schwer atmend, als hätte sie grade eben versucht ein Rennen gegen den Wind zu gewinnen, neben mir auf den Sitz plumpsen. Ihre drei Taschen drapierte sie ungeschickt zu ihren Füßen, sollten sie doch nah genug sein um nicht von plötzlich aus dem regen auftauchenden Taschendieben gestohlen zu werden und weit genug weg um einem nicht das Gefühl zu geben mit den Füßen bereits im Betonklotz zu stecken und nur noch auf den düsteren Mafiosi Luigi zu warten, damit diese endlich seine Rechnung begleichen könne. Der Versuch diesen Zustand zwischen Sicherheit und Freiheit zu erreichen war einfach zu unterhaltsam als das man den Blick abwenden und sich wieder dem weltherrschaftserstrebenden Regen widmen konnte. Das lange braunrote Haare hatte sie lose im Nacken zusammen gebunden, die Jacken war einige Nummern zu groß, die Aufschrift das T-Shirts verwaschen und nicht mehr zu lesen, die Hose löchrig und zerfetzt, sie Schuhe schlammbeschmiert und eins der vielen Opfer des Regens.Trotzdem, nein, grade deswegen war sie für mich ein Geschenk des Himmels, für das ich ihm einen stillen Dank aussprach, was diesen jedoch wohl mehr erzürnte als besänftigte und seine kalten Tränen über die Zerstörung der Natur jetzt fast wie Bomben auf den Asphalt aufschlugen (was diesen jedoch immer noch nicht störte). Grade heute Morgen hatte ich beschlossen gutes zu tun, ich wollte eine Weltverbesserin werden wie sie im Buche stand, eine neue Mutter Theresa und ich würde bei diesem Mädchen damit beginnen! „Furchtbares Wetter“ warf ich ihr wie einen kleinen Ball entgegen, in der Hoffnung sie würde ihn fangen, damit er ihr nicht an den Kopf prallte und sie mir in einem Gespräch verraten würde, womit ich ihr helfen konnte. Sich nickte.“Ich bin Angelika“. Sie nickte, dann blickte sie mir in die Augen „ich bin Hope“ sagte sie und ein kleines Lächeln glitte wie ein Sonnenstrahl über ihr Gesicht und verlor sich dann wieder im Regen. „Wohnst du hier in der Gegend?“ Plapperte ich drauflos „Du musst wissen, ich friste mein Dasein seit 46 Jahren hier und kenne eigentlich alle, aber dich, verzeih mir wenn ich das sage, habe ich noch nie gesehen.“ Sie nickte. „ich wohne dort wo der Wind mich hin trägt.“ Ich jubelte innerlich, sang Lobeshymnen gen Himmel. „Weißt du, ich wohne alleine in einem großen Haus und bin oft recht einsam und du scheinst mich sehr freundlich zu sein, vielleicht hättest du Lust einige Tage bei mir zu wohnen, nur bis der Wind dich woanders hin weht“ Ich kicherte leise, gespannt auf die Antwort und von meinem eignen schlechten Witz angestachelt. Sie blickte mich böse an, dann nickte sie „Das wäre“ sie stockte kurz, schien nach Worten zu suchen die irgendwo tief in ihrem Geist ruhten, wie einer der lange Zeit im Ausland gelebt und dem die eigene Sprache nun viel leichter fiel als die eigne, schließlich sprang ein kleines „nett“ wie ein aufgeschrecktes, junges Kitz von ihren Lippen direkt in mein Herz. „Das freut mich!“ rief ein wenig zu laut und ein wenig zu freudig aus. „Du kannst auch gleich mit mir in den Club zu meinen Freundinnen kommen, aber vorher müssen wir noch schönere Klamotten für dich kaufen, ich kenne da einen wundervollen Laden!“ Sie nickte. „ Es würde mich“ wieder stockte sie, suchte nach Worten „freuen, aber ich will eine Klamotten nicht, die, die ich an habe sind gut so wie sie sind“ Kurz blieben meine Gedanken stehen, das Schloss das ich aus den Plänen für ihre Zukunft gebaut hatte fiel bis auf die Grundmauern in sich zusammen, ich brauchte einen Moment um den ersten Stein wiederzufinden. „Nun gut, wenn du das willst, wir können auch so sehr viel Spaß haben, wir werden reden, tratschen, lästern, alles was man halt so macht.“ Sie nickte.“Das klingt...wundervoll, aber ich werde nicht schlecht über andere Leute reden.“ Ich nickte ebenfalls wie in Trance als ich das Schloss zum zweiten Mal umstürzen sah. „ Du kannst auch einfach nur da sitzen und etwas trinken, die haben dort sehr guten Champagner.“ Sie nickte.“Das würde ich...gerne tun, aber ich mag keinen Champagner.“Sie lächelte entschuldigend, verschüchtert wie es auf den ersten Blick schien, doch in ihren Augen konnte ich sanfte Verachtung sehen und ihre Willensstärke brodelte wie ein Feuer unter ihrer Haut. „Was willst du denn noch?“ zischte ich erbost, ein geschnappt wie ein Kind, dem man immer wieder das freudig erbaute Bauklötzchenhaus zerworfen hatte. „Ich biete dir Rosen an und du klammerst sich weiterhin an an deine schäbigen Stiefmütterchen!“ „Ich liebe Stiefmütterchen sagte sie trocken und fing an ihre Tasche zusammen zu sammeln, als hätte sie gesehen wie ihre durch mich geplante Zukunft durch ein Erdbeben im Boden versank. „Rosen haben Dornen die andere verletzten.“ „Aber...“ ich hielt inne, denn jetzt war ich es der die Worte fehlten“Warum?“ Sie schüttelte traurig den Kopf, dann umspielte ein neckisches Lächeln ihre Lippen und sie blickte mich an wie ein 7-jähriges Kind, das soeben das von mir gestellte, hoch komplizierte, Rätsel gelöst hatte. Sie beugte sich zu mir, so nah, dass ich die kleinen Knötchen in ihren Haaren sehen konnte, die sich bei dem wilden Tanz mit dem Wind gebildet hatten, leise flüsterte sie mir ins Ohr: „Weil ich, ich bin“ kicherte noch mal, stand langsam auf und verschwand im immer noch dichten Regenschleier, ihre schweren Taschen wie ein Schmuckstück stolz tragend. Ich blieb zurück, alleine, weil ich, ich bin.

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