Kurzgeschichte
In der Bar...

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"In der Bar..."
Veröffentlicht am 25. November 2006, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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In der Bar...

In der Bar...

Beschreibung

Ein Gespräch unter Männern

...

„Frauen sind äusserst komplexe Wesen!“ Oliver nickte zustimmend. Er und Peter sassen über die Theke gebeugt, in der kleinen Bar unterhalb Peters Wohnung, auf ihre Gläser starrend, welche mit klarem und kalten Bier gefüllt, eine leichte Kondensschicht aufwiesen. Peter war Olivers einziger und somit bester Freund, wobei Freund natürlich Definitionssache ist. Oliver hielt nämlich nicht viel von Peters Weltanschauung, die voller Verschwörungen und negativen Mächten war, doch zugleich mochte er es in Peters Anwesenheit die Zeit totzuschlagen.
Peter wiederum war froh in Oliver einen zuverlässigen Trinkkumpanen zu haben mit dem er einfach über Alles, - Alles! reden konnte. Peter hielt sich nämlich für besonders erfahren und weise, insbesondere was Frauen betrifft. Etwas, was Oliver so nicht von sich behaupten konnte, beschränkten sich seine Erfahrungen diesbezüglich doch auf verblasste Erinnerungen aus seiner Jugend und selbst die waren nicht der Rede wert, doch dies würde er Peter natürlich nie, bestimmt nie verraten. Deshalb nickte er stets zustimmend zu den Ausführungen von Peter, um auch ja keinen Fehler zu begehen und sich auf Glatteis zu begehen. Bis anhin schien Peter dies auch immer zufriedenzustellen und Oliver konnte sich jeweils beruhigt seinem Bier widmen, während er mit einem Ohr zu Peters Ausschweifungen über das nahezu unerforschte Misterium namens Frau lauschte.
An diesem Abend ging es einmal mehr um das berühmt, berüchtigte Thema der ersten sexuellen Erfahrungen, wovon Olivers Freund eine Menge ge. b. zu haben scheint. Doch Peter wähnte sich in falscher Sicherheit.
„Frauen sind äusserst komplexe Wesen und nur beim Sex ist es möglich sie verstehen zu lernen. Findest du nicht auch?“ An dieser Stelle nickte Oliver wie immer brav... „Bei meinem ersten Mal machte ich zwar alles richtig, aber ihr schien es kaum zu gefallen... ich schuftete mich ab, aber nichts schien zu helfen... Wie war eigentlich dein erstes Mal, Oliver?“
Olivers Atem stockte, tausendgradwarmes Blut schoss innerhalb Bruchteilen von einer Sekunde in seinen Kopf. Seine Hände wurden urplötzlich zu eiskalten Flossen und seine Beine fühlten sich so weich an, dass er beinahe vom Barhocker geschmolzen wäre, doch Oliver klammerte sich an seinem Bier fest und schwieg. Einfach raus und nach Hause, dachte er. Doch das ging jetzt nicht mehr und zustimmend zu nicken lag auch nicht drin, er sass in der Falle. Die Sekunden verwandelten sich in endlose Minuten und Peters fragender Blick durchbohrte Olivers Kopf wie eine fehlgeschlagene Plutoniumsrakete. Als Oliver sich endlich fassen konnte, wars eigentlich schon viel zu spät, doch trotzdem stotterte er noch ein „äh eigentlich, ich, war es genau gleich wie bei dir, ja...khm“ Er war ertappt, das wusste er, doch trotzdem versuchte er als Ablenksmanöver einen tiefen Schluck Bier zu nehmen, damit Peter keine weiteren Ausführungen erwarten könnte.
„Eben!“ sagt Peter überzeugt, anscheinend zufrieden mit Olivers Antwort, „und darum muss man üben üben üben. Nur so versteht man wie Frauen ticken.“ Oliver, der sich noch kaum von seinem Schrecken erholt hatte, stellte erschöpft aber glücklich fest, dass Peter anscheinend zufrieden gestellt war und versuchte nun wieder z. t. mend zu nicken, doch der Klumpen der sich während der Panikattacke in seiner Halsmuskulatur gebildet hatte, verharrte in seinem Zustand und hinderte ihn zunächst daran.
„Ich sage es ja immer“ fährt Peter nun fort, „wir beide sind halt echte Prachtskerle! Keine Frau kann uns wiederstehen, stimmts?“ Oliver nickte nun wieder pflichtbewusst und ein peinlich berührtes Lächeln fuhr über seine Lippen. Er lerrte sein Bier mit einem letzten grossen Schluck und wollte sich darauf verabschieden, schliesslich war es doch schon sehr spät. Doch Peter, das Arschloch, liess ihm keine Zeit und bestellte schon die nächste Runde. Na gut, das Bier muss nun auch noch runter, aber nur noch dieses eine. Oliver starrte auf den nassen Glasabdruck auf dem Bierdeckel, während die Barfrau das nächste Bier zapfte.
„Hier mein Schatz!“ und schon stand das vollgefüllte Glas wieder da. Peter wollte sofort zuprosten, doch Oliver schaute etwas verdutzt, doch mit einem angenehmen Gefühl zur Barfrau auf. „Mein Schatz!“, hallte es in Olivers Kopf nach und er spürte wie sein Herz, mittlerweile vom Schock erholt, ein kleines bischen zu hüpfen begann. Die Barfrau war jung und schön und Oliver verliebte sich augenblicklich in ihre elfenhafte Gestalt, während er sie beobachtete, wie sie bereits beim nächsten Kunden die Bestellung aufnahm. Glücksgefühle fühlten den Raum und Oliver wäre beinahe davon geflogen, so leicht fühlte er sich, doch Peter hollte ihn blitzschnell in die Realität zurück. „Ein Leben ohne Sex ist wie ein lauwarmer HotDog ohne Wurst!“. Apatisch nickte Oliver automatisiert zu Peters Erläuterungen und hätte die Bar nicht demnächst geschlossen, hätte er bestimmt noch all seinen Mut zusammen genommen und die Frau seiner Träume angesprochen. Doch diese wusste natürlich nichts von ihrem Glück. Stattdessen war sie jedoch ziemlich abgearbeitet und während sich Peter noch über ihre unwirsche Art, -„die Schlampe hat uns einfach rausgeschmissen“- aufzuregen suchte, schmiedete Oliver bereits Hochzeitspläne. Er im Smoking, sie ihn traumhaften Weiss und Peter, der würde die Hochzeitsrede halten, das war klar.
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Sroe

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Gast e
Vergangenes Jahr - Antworten
Annabel Super. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt mit deinem Text. Ja, gar nicht so leicht, Frauen zu verstehen. Manchmal verstehen Frauen sich selber auch nicht. Weiter so. Lieben Gruß an dich
Vor langer Zeit - Antworten
Edomaajka Ein sehr komplexes Thema meiner Meinung nach.
Der eine sucht nach Sex der andere nach Liebe.
Wer am Ende sein Glück finden wird entscheidet immer das Schicksal.
Doch eigentlich Suchen wir alle nach der einen Person die uns einfach versteht egal wie wir sind. Meiner Meinung nach sollte jeder bleiben wie er ist.
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Na dann träum schön weiter Oliver. :-)
Die beiden "armen Würstchen" hast Du treffsicher beschrieben. Ich kann das beurteilen, denn ich bin eine von diesen komplizierten, undurchschaubaren, nicht zu begreifenden Wesen. :-))) Herbsttag
Vor langer Zeit - Antworten
WaterSpirit Hey,
einfach klasse geschrieben!
Lg
Vor langer Zeit - Antworten
EinfachRike Das klingt wirklich echt. Das ist super geschrieben! LG Rike
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Wach auf Oliver!
Oh je - was haben diese Jungs bloß für Vorstellungen!
Blöder Peter - armer Oliver - - - oder auch anders herum?
Witziger Text über zwei Looser, die annehmen, so richtig im Leben zu stehen.
Fein gemacht.
Sind die Abkürzungen gewollt? Ich kappier sie nicht - menno.
Und auf Seite 7 steht "Glücksgefühle fühlen den Raum" - bestimmt sollten sie ihn eigentlich füllen (grins)
Frettschen
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Tja so kann es gehen, einmal triff es jeden
Lg Miss
Vor langer Zeit - Antworten
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