Kurzgeschichte
Die kaputten Schuh - Reklamation des Grauens

Es war vor vierzehn Tagen!

Regen! Regen! Nichts als Regen!

Ich bin tätig in der Werbebrance. Ich verteile Werbeflyer an die Haushalte. Eine Marktlücke, die ich mir ausgesucht habe, nachdem ich einige Jahre Arbeitslos war. Arbeitslos, weil man mich als Bauleiter nicht mehr brauchte. Gute Bauleiter verdienen eben gutes Geld. Gutes Geld wollte man mir aber nicht geben. Man wollte sparen! Ja, so ist es, wenn man eine Qualifikation hat.

Eigentlich verdient man als Zusteller von Werbeflyer sehr gut, wenn man keine Agentur dazwischen hat. Ja, und ich habe keine Agentur dazwischen. Es sind meine eigenen Aufträge. Außerdem macht mir die Arbeit auch sehr viel Freude, da ich ständig, während meiner Zustellung sehe, wie sich die Jahreszeiten verändern. Welche malerische Vielfalt jede Jahreszeit doch hat. Und, so ganz nebenbei bin immer an der frischen Luft! Das macht Gesund für Körper und Geist! Und, dabei fallen mir noch gute Ideen für "Mystorys" ein.

Es war vor vierzehn Tagen!

Regen! Regen! Nichts als Regen!

Was sollte ich tun, während der Arbeit lösten sich meine Schuhe langsam aber sicher auf. 111km entfernt von zu Hause, im fremden München, wohin ich täglich fahre.

Glücklich war ich, dass ein "Penny Markt" sprichwörtlich aus dem Regen, vor mir auftauchte, und sogar noch Schuhe im Angebot hatte. Lieber billige Schuhe, als gar keine Schuhe, so meine Gedanken.

Neue Schuhe an und weiter konnt ich arbeiten, genau drei Tage lang.

Länger hielten die Schuhe auch nicht, denn dann begann der Auflösungsprozess erneut, durch eben, den Regen. Wie gesagt: Nichts als Regen!

Am vierten Tag, ich rein in den "Penny Markt" mit Kassenbon und aufgelösten Schuhen, ob ich kann diese Reklamieren, so fragte ich die Frau in der Reihe, die gerade auspackte das Neuee.

Natürlich, sie haben doch Rechte als Kunde, laut Kassenbon, so die Antwort. Gehen sie zur Kasse. Die Frau an der Kasse, wird diese Schuhe stornieren.

Minuten Später! Ich an der Kasse, nach langem Warten in der Schlange.

Jetzt wurde es mir Angst und Bange, durch diese hinter mir stehenden Schlange.

Die Verkäuferin an der Kasse, furchtbar diese Minuten, machten mich zum Betrüger! Ich war plötzlich ein Lügner!

"Das sind doch alte getragene Schuhe, die sind doch mindestens ein Jahr alt, sie wollen uns doch betrügen!"

Oh, war mir das peinlich! Ich dachte, ich bin im falschen Film.

Die andere Verkäuferin kam und sagte. "Der Mann hat einen Kassenbon, er ist im Recht!"

Ich hätte im Boden versinken mögen, vor all den Leuten.

"Trotzdem sind das alte Schuhe, die der Mann hier anbringt. Die sind mindestens ein Jahr alt!"

Und, nun begannen die beiden Frauen untereinander zu streiten!

Es ging um Recht! Es ging um Betrug! Es ging um Unrecht!

Mein Gesicht musste den Ausdruck einer Tomate gehabt haben. Mir war heiß, als säße ich neben einen Kachelofen und mein Puls raste, wie Schumacher einst auf dem Grand Prix.

Ich weiß nicht wie die Streiterei ausgegangen ist und ob jemand auf der Strecke geblieben ist. Nur soviel, in der Zeitung habe ich davon nichts gelesen!

Ich ließ die Dinge, Dinge sein, da ich ein ruhiger Mensch bin und wurde nie wieder in diesem "Penny Markt" gesehen!

Ja, so ist es, in manchen Fällen,wenn man etwas Reklamieren möchte.

Jetzt ging die Sonne auf. Kein Regen mehr!

Sonne! Sonne! Nichts als Sonne!

Meine Schuhe halten schon vierzehn Tage. Sie waren nicht vom "Penny Markt"!