Einfach paradiesisch unlogisch
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Einfach paradiesisch unlogisch
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Wir befinden uns erneut in der Welt der Wunder, doch diesmal ist es anders. Hier umfing mich tiefer Friede und wahre Freude. Da ist wieder das Gefühl, dass hier die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufgehoben waren. Alles verwischte sich zu einem einzigen Jetzt. Zeit und Raum gibt es nicht mehr. Im gleichen Augenblick gehe ich mit meiner Geliebten über eine Wiese spazieren. Ich kann sie klar erkennen, ohne sie jedoch beschreiben zu können.
Von meinem Großgedanken und den anderen Synapsen war weit und breit nichts zu bemerken. Sie waren zwar mit dabei, hielten sich aber dezent im unsichtbaren Universum zurück.
Soweit das Auge blickt ist hier alles in Harmonie und Gleichklang zueinander. Es gibt nichts, was dem Auge weh täte oder das Gefühl stören würde. Wie schweben nur so dahin und lassen uns von unserem Gefühl der Geborgenheit tragen.
Man sieht auch andere Menschen, die in der weiter Ferne als Fatahmorgana vorüberziehen. Da ich im Moment mit meiner Geliebten zusammen bin, gehört meine ganze Aufmerksamkeit nur ihr allein. Unser gemeinsames Traumhaus liegt in einiger Entfernung hinter uns. Von dort sind wir beide Hand in Hand losgegangen, um die Natur im schönen Atlantis zu genießen.
Natur? Was für eine Frage!
Die Frau, die neben ging, war selbst die absolute Schönheit in Natura. Sie war sogar das Schönste in dieser herrlichen Landschaft. Ohne ihre Gegenwart wäre das Naturschauspiel nur halb so faszinierend. Gerade dadurch, dass wir beide gemeinsam den Garten der Träume genießen, bekommt diese Naturlandschaft erst ihren ganz besonderen Reiz. Alleine wäre man in einer so schönen Landschaft nur ein stiller Betrachter, aber noch lange nicht ein Teil des ganzen. Wir legten uns auf die Wiese und begannen miteinander zu schmusen. Ebenso, wie hier Zeit und Raum aufgehoben waren, war auch unsere Scham voreinander aufgehoben. Es gab zwischen uns keinerlei Grenzen. Wir liebten uns, so wie die Liebe in ihrem ursprünglichen Sinne immer schon erdacht gewesen war. Nämlich sehr, sehr sinnlich und phantasievoll. Da lag sie nun vor mir in all ihrer Schönheit.
Ich streichelte ihren lieblichen Busen, die sich wie üppige Hügel aus ihrem makellosen Körper hervorheben.
Ich betrachtete sie liebevoll und zärtlich, dabei rutschte mir meine Neuronenkrone vom Kopf und im selben Augenblick war die Szene zuende.
„So ein Mist, musste mir ausgerechnet jetzt meine Neuronenkrone vom Kopf herunterfallen?“
Da lachte mein Großgedanke und sagte: „Du fragst dich nun sicherlich, wie so etwas Zustande kommt?“
„Du meinst, wie mir die Krone herunterfallen konnte?“
„Nein, ich meine wie es kommt, dass du diesen Zustand so real erlebt hast!“
„Klar, logisch will ich das wissen. Wenn ich das jemandem erzählen würde, hielte er mich für Verrückt!“
„Keine Angst, ich werde das Geheimnis schon noch für dich lüften!
Es funktioniert wie jedes Naturprinzip. Im Leben eines Menschen spielt die Phantasie eine der wichtigsten Rollen. Die Phantasie bewirkt nämlich die Wirklichkeit und die Wirklichkeit bewirkt neue Phantasien. Diese Wechselwirkung geschieht auf allen Ebenen des irdischen Lebens.
Ein klassisches Beispiel hierfür ist wieder die Sexualität. Ohne Phantasie gäbe es keine sexuelle Realität!“
„Klick“, machte es kurz in mir. Ich hatte verstanden. Ich erinnere mich nämlich irgendwann einmal gehört zu haben, dass das wichtigste Geschlechtsorgan das Gehirn sei.
„Du hast Recht damit“, antwortete mein Hauptgedanke. „Im Gehirn entsteht zunächst die sexuelle Phantasie, die dann im Bauchhirn zu Gefühlen umgewandelt werden. Wie alle anderen Vorstellungen, etwa das Ersinnen von Lyrik- und Prosageschichten oder das Zeichnen einer technischen Zeichnung bis hin zu Kunstgemälden. Es entstehen zuerst die Bilder im Kopf, die dann im Bauch zu Gefühlswelten umstrukturiert werden.
Wenn ein Liebespartner beispielsweise seine erotischen Reize ins Spiel bringt und zärtlich miteinander ist, bekommt die entsprechende Phantasie den entscheidenden Impuls und deine ganze Gefühlswelt gerät in Schwingungen. Das gilt auch für die bereits erlebten sexuellen Erfahrungen, also die pure Erinnerungen daran. Dieses Wechselspiel von Phantasie und Wirklichkeit begleitet das menschliche Wesen in allen Lebenslagen. Es wirkt bei allem, was das Leben ausmacht. Dazu gehören Geräusche und Gerüche ebenso, wie das gesamte Erscheinungsbild!“
„Geräusche, sagst du? Soll das heißen, Liebende sollen nach Herzenslust beim Sex stöhnen, quieken und schreien?“
„Ja sicherlich, wenn ihnen danach ist sollen sie es tun! Auch das stöhnen, quieken oder schreien, wie du es sagst, regt die Phantasie an. Sie verursacht den Höhepunkt der Gefühle. Sei also unbesorgt, du bist nicht verrückt, wenn du quiekst, stöhnst und vor Lust schreist! Dieses Prinzip von Gedanken und Gefühlen gilt im übrigen für alle Dinge des Lebens!
Ebenso findet auch Erfolg zuerst in deiner Phantasie und später in deinem realen Leben statt. Was in deiner Phantasie vor sich geht, bleibt also nie ohne Auswirkungen. Denke noch mal an Goethes Worte: „Deine Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten..., „
„Aha, die Fähigkeiten die in einem liegen“, vollendete ich den Satz.
„Die Vorboten desjenigen, was wir imstande sein werden.... Ich verstehe, was wir wollen und möchten stellt sich in unserer Einbildung außer uns, auch in Zukunft dar. Wir fühlen bereits eine Sehns... !“
„Ja, eine Sehnsucht solange, bis sie Wirklichkeit geworden ist!“
„Und ich dachte immer ich sei verrückt, weil ich so hohe Ziele habe“, lachte ich erleichtert auf.
„Du hast nur ein visionäre Denken, sonst nichts! Das aber ist nicht verrückt. Viele große Geister vor dir hatten Visionen. Ob nun Entdecker oder Erfinder, sie alle hielt man jeweils zu ihrer Zeit für verrückt!“
„Soso, ich besitze visionäres Denken, ich habe also seherische Fähigkeiten?“
„Stimmt, das hast du!“
„Warum habe ich dann nicht vorausgesehen, dass mir beim Anblick der schönsten Frau des Universum die Synapsenkrone vom Kopfe rutscht?
„Hahaha“, lachte da mein Großgedanke. „Dann pass doch beim nächsten Mal besser auf deine Krone und verlier sie nicht wieder! Sonst bist du nachher völlig Kopflos hahaha...!“
„Ja, es ist schade, dass mir die Krone ausgerechnet dann herunterfällt,, als es interessant zu werden versprach. Aber ich sage dir, beim nächsten Mal verrutscht mir nix mehr, dann werde ich meine Synapsenkrone überhaupt nicht mehr brauchen, weil das Ganze dann Real ablaufen wird!“
„Siehst du da sind sie wieder, deine Visionen!“, lachte da mein Großgedanke.
Deine Synapsenkrone wird dir aber in Zukunft nicht mehr herunter fallen können, da sie mit der Zeit fest in deinem Gehirn verwachsen sein wird!“
Ja, diese Synapsenkrone sinnierte ich. So eine Synapsenkrone ist schon eine sehr interessante Konstruktion. Ich glaube auch nicht, dass jemand schon jemals so eine Krone gesehen hat. Die Krone bestand aus lauter veredelten Synapsenverbindungen, die miteinander zu einem Geflecht verwoben sind. Die Enden des Geflechts bilden die kleinen Synapsenfingerchen, die wie Zacken aus der Krone hervorstehen. Die kleine Fingerspitzen funkeln dabei wie Diamanten und senden Signale in alle Richtungen aus. Auf diese Weise ist die Krone einem Sende- und Empfangsmast nicht unähnlich. Nur, dass ihre Funkfrequenzen bis in die letzten Enden der Galaxien reichen. Dauernd empfangen oder versenden meine Neuronenzellen mit Hilfe der Synapsenverbindungen Botschaften ins Universum und werden dort, wer weiss von wem aufgenommen.
Da mein Hauptgedanke alle meine Ãœberlegungen kannte, mischte er sich in meine Gedanken ein und fragte: „Sagt dir der Begriff Quantenfeldtheorie etwas?“
„Nein, der sagt mir nichts. Doch gehört habe ich schon davon, hat das nicht etwas mit Physik zu tun?“
„Richtig, die Quantenfeldtheorie besagt nämlich folgendes;
„Der Ãœbergang von der klassischen Physik zur Quantenfeldtheorie brachte sozusagen die Entstehung eines zweiten Universums mit sich. Während die manifeste, sinnlich wahrnehmbare, messbare, vielfältige Realität vertraut und nah ist, ist die unmanifeste, aber dennoch vorhandene Welt der Wellenfunktionen noch recht fern. Die Upanischaden (philosophischen Texte, die zwischen 1000 und 3000 v. Chr. In Indien entstanden) sagen darüber aus: Dorthin dringt nicht das Auge, nicht die Stimme, nicht der Geist. Wir wissen nicht, wir verstehen nicht, wie man das lehren könnte. Um in dieses “zweite Universum”, das dem dir vertrauten zugrunde liegt, einzudringen, empfehlen moderne Wissenschaftler, sich meditative und kontemplative Erfahrungen zugänglich zu machen. Absolutes Wissen ist eine völlig nicht-intellektuelle Erfahrung der Wirklichkeit. Eine Erfahrung, die in einem ungewöhnlichen Bewusstseinszustand auftritt, die man einen “meditativen” oder mystischen Zustand nennen kann. Dass es unmöglich ist, die ganze Wirklichkeit mit logischen Denken zu erfassen, hat noch einen weiteren Grund. Das Universum beruht nach den Erkenntnissen moderner Physik auf einem Paradoxon: Es ist in solcher Weise geschaffen, das es sowohl unendlich als auch endlich ist. Es existiert sowohl jenseits als auch innerhalb von Raum und Zeit. Es ist unmanifest und metaphysisch und zugleich manifest und physisch. Es ist ewig im Zustand des Seins und gleichzeitig ständig im Zustand des Werdens. Es ist sowohl vollkommen unberechenbar und unergründlich, als auch vollkommen berechen- und beweisbar. Es ist von einem unbegrenzten kosmischen Bewusstsein durchdrungen (Bewusstsein ist nach neuesten Erkenntnissen wohlmöglich die letzte Ebene der Natur), und gleichzeitig spielt das begrenzte Ich-Bewusstsein kräftig mit. Dieses paradoxe Rätsel ist für die meisten Menschen und vor allem für die Anhänger des logischen Denkens ein unüberwindliches Hindernis.“ Das alles kannst du selbst nachlesen im Geo-Magazin Nr. 11 Nov. 2000.
„Das werde ich auch tun!“, sagte ich.
Ich war schon immer an Informationen über die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge von Materie und Geist interessiert. Während ich das dachte ging es auch schon in meinem Kopf wieder los.
„Sssssmmm...“, da war schon wieder ein Gedanke im All verschwunden. Andere Gedanken folgte ihm hinterher und verschwanden ebenfalls im Universum.
Ob sie wohl den Weg jemals zu mir zurück finden, fragte ich mich?
„Hallihallo! Hier geblieben“, rief ich einem der Gedanken hinterher. Doch der achteten nicht darauf. Ein Gedanke nach dem anderen tauche in meinem Kopf wieder auf und verschwand im Nichts. Das ganze erinnerte mich daran, als ich das erste Mal einen neugierigen Blick in meinem Kopf getan hatte und in einer dunklen Röhre einem Licht entgegenrutschte.
„He, nehmt mich mit auf die Reise, sagte ich zu den Gedanken, ich will auch mal andere Planeten und Galaxien sehen!“
Da legte mir mein Großgedanke die Hand auf die Schulter und sagt: „Keine Sorge, die kommen alle wieder. Sie sind nur ausgezogen, um für dich alles bestens auszurichten und vorzubereiten!“
„Heißt das, mein Traummädel wohnt auf einem anderen Stern?“
„Nee, Nee lachte er, die lebt schon auf der Erde! Doch muss erst ihre Neuronenkrone auf deine Empfangsfrequenz eingestellt werden! Dazu gehören bestimmte Erfahrungen, Wünsche und Sehnsüchte, die den deinen ähnlich sind! Wenn es dann soweit ist, wirst du durch dein Wesen ihre Sehnsucht stillen und sie wird durch ihr Wesen deine Sehnsucht stillen!“
„Hm, das hört sich ja gut an!“
„Ãœbrigens lieber Herr Groß- und Hauptgedanke, deine Ausführungen über die Quantenfeldtheorie waren sehr, sehr spannend und interessant! Aber, dass wir Menschen mit unseren meditativen Fähigkeiten Dinge in Bewegung setzen sollen ist doch Spinngram, oder?“
„Nein, das ist keine Spinngram! Du weißt es doch im Grunde schon längst selbst, dass so etwas möglich ist! Im übrigen habe ich dir nur erzählt, was euere Naturwissenschaftler bisher auf diesem Gebiet erforscht haben!“
„Mit solchen Forschungsergebnissen solltest du mal meiner Mutter kommen. Ich stelle mir gerade vor was meine Mutter sagen würde; „Junge, würde sie sagen, lerne erst einmal einen anständigen Beruf und lass den Blödsinn mit der Philosophie. Genau, das würde sie zu mir sagen! Für sie gilt nämlich immer nur das, was für sie logisch und vor allem sichtbar ist!“
„Hm“, schmunzelt da mein Großgedanke. „Das sagt dir jetzt sicher deine Logik, weil du deine Mutter so kennen gelernt hast. Deine Logik könnte dir jetzt ebenso sagen, worüber Arthur Schopenhauer einst geschrieben hat!“
„Worüber schrieb er denn“, wollte ich wissen.
„Er schreibt: Wer die Logik zu praktischen Zwecken erlernt und nutzt, gleicht dem, der einen Bieber dazu abrichten will, ihm sein Haus zu bauen!“
„Dann lass uns mal schnell über etwas unlogisches sprechen! Findest du eigentlich die Liebe logisch?“
„Eine gute Frage. Nein, ich finde die Liebe eher unlogisch. Kaum, dass ein Mann eine Frau kennen lernt die ihm gefällt, ist es auch schon um sein Herz und vor allem um seinen Verstand geschehen. Wenn Julius Cäsar hingegen sagte: Vini vidi vici! Ich kam, ich sah und ich siegte, dann war das für ihn logisch, weil das seiner Erfahrung als Feldherrn entsprach!“
„Sprich weiter, ich höre dir zu!“
„Aber bei der Liebe würde ich sagen: Sie kam, du sahst sie, und sie siegte!“
„Dann stelle dich gleich mal auf meine Unlogik ein“, lächelte ich mein Großgedanke verschmitzt an.
„Wieso?“
„Das erkläre ich dir später!“
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Fortsetzung folgt...
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Copyright: Ernst Dierking