Das innere Atlantis
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Das innere Atlantis
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Musik besitzt die Eigenschaft Leidenschaften und Gefühle zu erwecken und fordert uns auf, am Leben teilzunehmen.
Wie aber konnte ich mir das vorstellen? Was läuft dabei im Gehirn ab? Mir fiel dazu nichts ein, außer das die Musik in mir etwas auslöste und in Bewegung brachte.
Saß ich da vielleicht, was das betraf, schon wieder einmal mit meinem Arsch auf einer der Gedankenquellen? Hierbei versuchte ich mir vorzustellen, wie so ein „Neuronenarsch“ eigentlich aussehen könnte und musste lachen. Haha, ein Popo im Kopf, dass ich nicht lache!
Es ist doch wirklich erstaunlich welche Auswirkungen so eine Reise durch die Welt der Phantasien hat. Man stellt sich alles möglich vor und kommt dabei auf die lustigsten Einfälle. Ein Arsch im Kopf?
Alle Dinge bekamen für mich mit einmal eine neue Bedeutung. Ich wurde wird regelrecht empfänglich für eine neue Realität, die ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Man registriert Dinge, die man zuvor zwar gesehen, aber übersehen hat. Dazu gehören Geräusche ebenso wie Gefühle und Begebenheiten.
Besonders gefiel es mir damals, wenn Charlotte auf Schwiezerdüch schimpfte. Dabei machte sie ein zorniges Gesicht und ihre Stupsnase sah dann besonders süß aus. Wie ein kleiner Dackel, der die Nase rümpft und zur Seite biegt. Krrr...Wau!
Wenn sie schimpfte hörte sich das wie folgt an: „Wo bisch huet widder gsie? Warscht widder in der Beiz? I han denchet, mi went zammi, gon poschten! Mi münd Zámme öbber zèsse inkufe, damit mer öbber ufem Teller händ! I chant nuet me im Chuchichastli!”
Und danach gab sie mir stets einen Kuss und sagte: „Schö das dahei bischt!“
Hier ist eine Ãœbersetzung bestimmt nicht fehl am Platz. Sie sagte: „Wo bist du denn wieder so lange gewesen? Warst du in der Kneipe? Ich habe gedacht, wir wollten zusammen noch Einkaufen, damit wir etwas auf dem Teller haben? Ich habe nämlich nichts mehr im Küchenschrank!“
Und dann sage sie: „Schön das du daheim bist!“
Da fällt mir ein, sie hatte eine besondere Frische in ihrer Stimme. Eine Frische die schweizerischen Frauen eigen ist, weil ihnen die frische Luft der Berge einen eigenen Atem gibt. Es ist eine kernig- lebendige Atemtechnik. Hier fällt es schwer, diesen besonderen Hauch zu beschreiben. Es ist nicht Erotik, es ist auch nicht die Schweizer Bergluft oder das Flair einer selbstbewussten Frau allein. Es ist etwas Anmutiges etwas, das mich sofort in seinen Bann zog. Es ist dieses schweizerische CH das einem beim Sprechen wie ein Hauch entgegenweht. Jedes Wort ist ein frischer Atem, der ins Gesicht bläst. Es liegt in der Natur dieses schweizerischen CH, dass es nur beim Ausatmen gesprochen wird und bei jedem Ton einen krächzenden Laut hervorbringt. Dieses anmutige Sprechen ist, wie bereits gesagt, nur den Schweizer Frauen eigen.
Man sagt, dass jeder Schweizer einmal im Jahr auf einen Berg steigen müsse, um sich dort oben zu erkälten. Danach beherrsche er das schweizerische Krächzen wieder perfekt und spricht das heimische CH richtig aus.
Dass ich jetzt ausgerechnet wieder an diese Person dachte ließ mich verwundern? Zugegeben, der Gedanke gefiel mir sehr gut weil sie genau dem Typ von Frau entsprach, welche ich schon immer bevorzugte. Mal abwarten, dachte ich und sehen, wie es weitergehen soll. Irgendwie begann hier das eigentliche Abenteuer.
Ich fragte meinen Großgedanken:
 „Meinst du nicht, dass ich mich da in meiner Phantasie in etwas verrenne?“
„Ich verstehe deine Angst, doch scheinst du immer noch nicht begriffen zu haben, dass du jetzt der großen Gedankenwelt angehörst. Du bist ein Teil des Großen Gedankens geworden. Da werden sich die Dinge für dich automatisch erledigen! Gehe zurück in deinen Bauch, den Weg dorthin kennst du ja inzwischen. Hole dir dort die Antwort!“
Er hatte recht. Ich komme mir manchmal vor, wie der ungläubig Thomas. Ich glaube nur was ich sehe.
Und wie wenn mein Hauptgedanke mir gleich beweisen wolle, dass in der unsichtbaren Welt meines Bauchhirns die Uhren anders liefen hatte ich noch am gleiche Tag ein Erlebnis, dass mich in Erstaunen versetzte.
Um meinen Traum mit meinem Landsitz finanzieren zu können, benötigte ich wesentlich mehr Geld als ich mit meinen jetzigen Geschäften verdienen konnte. Daran hatte ich bei meiner ganzen Träumerei überhaupt nicht mehr gedacht. Doch offensichtlich bin ich bei der Wanderung in die Wunderwelt meiner Wünsche in eine Sphäre vorgestoßen, wo ein unabhängiger Geist die Dinge regelt. Mag man es glauben oder nicht.
Nachdem ich einige Sachen erledigt hatte, ging ich noch auf ein Bier in mein Musikstammlokal. Da kommt ein Freund ins Lokal und sagt: „Hey, gut das ich dich hier treffe! Ich hätte dich sonst angerufen! Du bist doch ursprünglich Schlosser von Beruf und Industriekaufmann hast du auch gelernt!“
„Ja, gebe ich zur Antwort.
„Unsere Firma hat unseren bisherigen Lagerverwalter entlassen und wollen nun diesen Teil der Firma outsoursen, um sie einem unabhängigen Unternehmer in die Hand zu geben. Der Bewerber sollte hin und wieder kleinere Metallbauarbeiten durchführen können und das ganze Bestellwesen übernehmen!“
Ich hörte wohl nicht richtig. Er sprach hier nicht von einer Wald- und Wiesenfirma, sondern von einer aktiennotierten Firmengruppe.
„Es sollte jemand diese Stelle als selbständiger Unternehmer innerhalb des Konzerns übernehmen und da habe ich sofort an dich gedacht, fuhr er fort. Du bist übrigens der Erste der es erfährt!“
„Wow“, dachte ich. Was geht denn jetzt ab? Ohne mein Zutun fallen mir mit einmal die tollsten Möglichkeiten in die Hände. Ich war wirklich baff. Das, was ich jetzt erlebe kann man ohne weiteres als ein Wunder bezeichnen. Mein Freund wusste nämlich nicht in welcher Situation ich mich befand und welche Ãœberlegungen ich wegen meines beruflichen Fortkommens angestellt hatte. Ich suchte schon lange nach einer Möglichkeit mich beruflich und finanziell zu verändern.
Da fügen sich die Dinge, die aus einem tiefen Wunsch geboren worden sind, wie von selbst. Ich stand da und staune.
Allmählich bekam ich mehr Vertrauen in die Sache die mein Großgedanke angeleiert hatte. Bisher war die Reise in die Wunderwelt meiner Gedanken und Gefühle mehr ein Experiment gewesen, gemischt mit einer großen Portion Hoffnung. Die eigentliche Realität dieser Welt war mir jedoch sehr weit entfernt und manche meiner Träume kamen mir unrealistisch vor.
Doch nun traten Wirkungen zutage, die ich mir wirklich nicht erträumen konnte. Es war, als wenn meine innere Welt hier in der wirklichen Realität erscheinen würde, wie wenn Atlantis aus dem Meer aufsteigt.
Auch wenn dieses „Atlantis“ erst sehr langsam empor kam, so waren doch schon die ersten Zeichen dieser „versunkenen Stadt“ sichtbar geworden. Wenn ich mir nun vorstellte, was noch alles zum Vorschein kommen würde, ergriff mich ein leichtes Beben und ein prickelndes Gefühl. Das Treffen mit meinem Freund ließ mich nun sehr zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Auch wenn später mit diesem Unternehmen kein Kooperationsvertrag zustande kam, so war das doch jedenfalls ein Option der vielen Möglichkeiten die sich später auch ergaben.
Ich glaubte endlich das Prinzip verstanden zu haben. Ich war bei meiner Reise in das Land meiner Wunderwelt in tiefere Sphären vorgestoßen und habe dort mein eigenes Atlantis entdeckt. Ohne mir dessen Bewusst zu sein hatte ich die Schleusen geöffnet, so dass mein Atlantis langsam von innen nach außen aufsteigen konnte.
Es stieg aber nur das auf, was mir mein Großgedanke bis dahin gezeigt hatte. Irgendwie erschien mir das sogar sehr logisch zu sein.
Das, was ich in meinem inneren Atlantis erblickte nahm ich quasi als Schatz mit an die Oberfläche meines Bewusstseins. So komme ich zu dem logischen Schluss, ich muss wesentlich öfter in diese Welt eintauchen, damit mein Atlantis mehr und mehr auftauchen kann.
Im hitec Magazin von 3Sat sah ich einem Bericht über die Wirkungsweise von Seele und Geist. Dort hieß es: „Philosophen zerbrechen sich schon seit Jahrtausenden den Kopf über Seele oder Bewusstsein, Psyche oder Geist und was dahinter steckt. Die meisten begreifen den Geist als etwas Ungreifbares, dass unabhängig vom Gehirn in anderen Dimensionen schwebt. Doch wie kann ein Mensch, der den Gesetzen der Natur unterworfen ist, einen Geist besitzen, der sich genau diesen Gesetzen entzieht?
Wir erleben die Welt nur aus unserer subjektiven Sicht. Doch unsere Gedanken und Gefühle scheinen von einem eigenen „ich“ in unserem Kopf und Bauch gesteuert zu werden. Es handelt sich um einen Film den wir wahrnehmen. Doch wie wird der Film unseres eigenen Lebens in unserem Gehirn erzeugt? Und wie erzeugt das Gehirn wiederum die Gefühle, die es dem Eigentümer und Betrachter dieses Filmes gibt?“
Prof. Wolf Singer, Hirnforscher der Uni Frankfurt sagt: „Gefühle sind vor allem das Ergebnis von unseren Erfahrungen. Es sind Zustände, die wir zunächst nicht direkt beeinflussen oder steuern können. Ganz gleich ob es sich um Glück, Freude und Begeisterung oder um Furcht, Trauer oder Aggressivität handelt. Unsere Gefühle haben die eigentliche Macht darüber, wie Menschen etwas erleben und wie sie handeln. Und es scheint, dass wir selbst sie kaum beeinflussen können. Oder doch?
Das Kernbewusstsein ist der Erste Schritt ins Licht der Erkenntnis, doch erst unser „erweitertes Bewusstsein“ erkennt im Organismus einen höheren Selbst-Sinn- eine Identität und Persönlichkeit.“
Man kann sich nun lebhaft vorstellen, wie sehr gespannt ich darauf war die nächsten Wunder aus dem Garten meiner Träume zu erleben. Bei mir machte es jetzt ab sofort unaufhörlich Klick, Klick, Klick im Kopf. Und im Bauch spielte ein ganz neue Melodie.
Hierbei entsinne ich mich schon früher einmal eine philosophische Beschreibung über die Funktionsweise der Quelle des Lebens gehört zu haben. Es war der Vergleich mit einer Klospülung.
Jemand erklärte mir einmal vor Jahren, wie er den Aufbau seines menschlichen Geistes sieht und wie er sich die Wirkungen des Geistes darin vorstellt. Er verglich seinen Geist mit einem unerschöpflichen See der tief in uns eingegossen ist. In unseren inneren befindet sich eine unerschöpfliche Quelle mit quirligem, lebendigen Wasser. Er bezeichnete diese Quelle als den Lebensstrom. Es führt aber nur eine einzige Leitung nach oben. Am Ende dieser „Pipeline“ ist eine art „Klospülung“ mit Kette angebracht, die nur soviel lebendiges Wasser hindurch lässt, wie dieses Klobecken im Kopf fassen kann. Dabei lassen wir jeweils nur soviel Wasser hindurch, wie wir meinen für uns selbst zu verbrauchen. Dadurch wird aber der Glaube an diese unerschöpfliche Quelle eingeschränkt und verstopft. Wir speichern quasi unser Lebenswasser in Form von Erfahrungen und Vorurteilen, von Ängsten und Sorgen. In unserer Kindheit kam dieses frische Wasser noch aus unserer inneren Quelle hervorgeschossen und sprudelt so lange weiter, wie wir es tagtäglich verbrauchen, d. h. unsere alten Erfahrungen aus dem Bewusstsein schnell wieder vergaßen und neue Erfahrungen machten. Ein Kind geht ähnlich wie ein Chemiker vor, der nur solche Substanzen zusammenmixt, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, wie auch ein kleines Kind nur das behält, was sein Gehirn als Sinnvoll bewertet. Das Baby erforscht also seine Welt ausschlich nach Versuch und Irrtum. Doch mit der Zeit füllt sich das Becken der Klospülung mit nicht vergessenen Erfahrungen, Vorurteilen und Ängsten und lässt, bildlich gesprochen, durch den aufgestauten „Wasserdruck“ von oben, das frische Wasser von unter nicht mehr hindurch. Mit der Zeit fängt es an im Kopf zu stinken. Die Lösung des Problems liegt nun darin, einen Abfluss zu schaffen, damit das frische Wasser wieder nachfließen kann. Erst jetzt haben wir unsere unerschöpfliche Quelle wieder freigemacht und die Wunder treten erneut in unser Leben.
In meinem Kopf ging nun eine Lampe nach der andern an.
Ich war natürlich heilfroh meinen Großgedanken vor dem Sterben bewahrt und ihm neues Leben eingehaucht zu haben.
„Danke“, meldete er sich gleich zu Wort. Ich habe dir ja versprochen dass deine Wünsche und Träume in Erfüllung gehen werden, dass ich dir die Welt deines Unbewussten zugänglich mache!“
„Ja ich weiß und danke dir, dass du das ganze in die Wege geleitet hast! Komm mal her an mein Herz, mein lieber, ich will dir etwas sagen!“
„Was willst du mir sagen, großer Meister der Gedanken?“
„Ich will dir sagen, das ich dich lieb habe!“
„Oh, oho das brauchst du doch nicht! Das ist doch selbstverständlich. Rufe mich und ich bin dir stets zu Diensten!“
„Nein, du bist nicht mehr mein Diener, sondern du bist mein bester Freund!“
Das konnte ich nun wirklich mit Fug und Recht sagen. Denn mein Großgedanke tat ja nun wirklich alles, was man nur von einem guten Freund erwartet kann. Ich hatte inzwischen auch gelernt auf sein Stimme zu hören. Und da er sich in der Welt der Gedanken und Gefühle besser auskannte als ich, konnte ich ihm ohne weiteres vertrauen.
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Fortsetzung folgt
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Copyright: Ernst Dierking
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