Fantasy & Horror
Die Happy

0
"Die Happy"
Veröffentlicht am 17. August 2010, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Marc_Hartkamp@twitter.com
Die Happy

Die Happy

Die Happy


Endlich bekam der aufdringliche Redakteur Zutritt in das Labor. Marc hatte einen Riecher für gute Storys und dies war eine, daran gab es für ihn keine Zweifel. Wenn jemand Dreck am Stecken hatte, dann dieser Professor Gruber. Niemals locker lassen und immer weiter bohren, war sein Motto, und es erwies sich auch diesmal als erfolgreich.
Professor Gruber öffnete ihm persönlich die Tür und bat ihn herein. “Ich habe sie schon erwartet. Bitte kommen sie doch herein.” Die gespielte Höflichkeit war gerade zu offensichtlich und Marc betrat das Labor. Die Tür hinter ihm fiel ins Schloss. “ Ich habe mich nach langen Überlegungen schließlich doch dazu entschieden, ihnen einen Einblick in meine derzeitigen Forschungen zu gestatten. Sie lassen sich sowieso nicht davon abbringen, wie ich festgestellt habe. Wie die Fliege am Arsch der Kuh, wenn sie mir diesen Vergleich erlauben. Sie müssen verstehen, dass mich ihre Aufdringlichkeiten extrem nerven.”
Marc wunderte sich nicht im Geringsten über die Gereiztheit des Forschers, denn er hatte es wirklich etwas übertrieben, aber so wurde das Spiel nun mal gespielt.
“Bitte entschuldigen sie, Professor, aber um meine Ziele zu erreichen muss ich manchmal etwas energischer vorgehen. Ich lebe von guten Storys und von ihren Arbeiten erhoffe ich mir eine.”
“Nun gut. Sie wollen Antworten, ich gebe ihnen welche.” Gruber führte den Reporter durch eine weitere Tür und schaltete das Licht ein. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Dieser Raum enthielt lediglich einen Schreibtisch und zwei Stühle. Ein Schwarzer Vorhang zierte eines der kahlen, weißen Wände, hinter dem Marc aus Erfahrung einen Venezianischen Spiegel vermutete, welcher bei Verhören benutzt wird.
“Bitte, nehmen sie Platz.”
Der Professor bot ihm den Stuhl vor dem Schreibtisch an. Gruber nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.
“Nun, wie soll ich sagen. Ich wurde von den hohen Herren unseres Landes um Hilfe in einer speziellen Sache gebeten. Da sich keiner der Herren die Hände schmutzig machen will, und ich voller Überzeugung hinter meiner Forschung stehe, habe ich mich bereit erklärt dieses Problem zu beseitigen.”
Der Professor wirkte nun sichtlich nervöser, rieb sich ständig die Hände und rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
“Von welcher speziellen Sache reden wir, wenn ich fragen darf?” Marc blickte immer wieder in Richtung des Vorhangs.
“Darf ich ihnen vorher etwas zu trinken anbieten?” Gruber zog eine Schublade des Schreibtisches auf, holte zwei Gläser und eine kleine Flasche Whiskey hervor.
“Ja, sehr gern.” Marc setzte das Glas an und leerte es in einem Zug.
Mit zitternden Händen nahm der Forscher ebenfalls einen kräftigen Schluck und fuhr fort.
“In unserem schönen Land gibt es ein sehr berüchtigtes Dörfchen, zu dem wie es scheint, sämtlicher Abschaum seinen Weg gefunden hat. Dieses Dorf steht schon seit einigen Jahren unter Beobachtung und wird bereits von der Außenwelt abgeschirmt. Niemand kommt heraus, geschweige denn hinein.
Die Normal-Bürger werden durch Umleitungen und inszenierte Baustellen an diesem Dreckloch vorbei geleitet. Drogensucht und Prostitution stehen dort auf der Tagesordnung. Geschlechtskrankheiten aller Art. Außerdem stellten wir Inzest in der dritten Generation fest. Die Erbschäden können sie nur erahnen und wollen sie auch nicht sehen.
Die hohen Herren des Landes kamen nun zu dem einstimmigen Beschluss, dieses Geschwür am Arsch unserer Gesellschaft zu entfernen. Wir nennen dieses Dorf übrigens Gomorrha.”
“Wie passend. Und dieses Fleckchen Erde soll nun samt Einwohner vernichtet werden? Wie stellen sie sich das vor? Das wäre Mord! Von wie vielen Menschen reden wir denn hier eigentlich?” Marc goss sich nach und nahm noch einen Schluck.
“Schätzungsweise fünfhundert. Ständig werden Kinder geboren die kaum lebensfähig sind. Gott weiß wie viele schon irgendwo verscharrt wurden. Verstehen sie nicht! Das muss ein Ende haben! Ich habe nun etwas entdeckt, mit dem sich dieses Problem praktisch von selbst löst. Wie sie vielleicht wissen ist das Zwischenhirn des Menschen der Bereich in dem Gefühle wie Freude, Angst, Wut oder Enttäuschung entstehen. Das Zwischenhirn ist die Zentrale des Nerven und Hormonsystems, welches durch sogenannte Rezeptoren oder Sinneszellen gesteuert wird. Mir ist es in jahrelanger Forschung gelungen ein geruchloses und nicht nachweisbares Gas zu entwickeln, das diese Rezeptoren irreführt und einige Empfindungen des Zwischenhirns ins Gegenteil verkehrt. So wird zum Beispiel Wut als Freude interpretiert oder Schmerz als Lust.”
“Und nun sollen diese Leute sich totlachen, oder was?” Marc schenkte sich nochmals nach. Der Whiskey zeigte bereits seine Wirkung.
“Nein, sie verstehen nicht. Wie könnten sie auch. Sie müssen es mit eigenen Augen sehen. Ich habe das Gas bereits des Öfteren in klassischer Form an Ratten getestet. Das Männchen zerfleischte das Weibchen während des Paarungsaktes und es hielt die ganze Zeit still. Es hat ihr offensichtlich gefallen.”
“Wollen sie es an Menschen aus diesem Dorf weiterentwickeln? Was haben sie vor?” Wieder blickte Marc auf den Vorhang.
“Ich habe es bereits an Menschen getestet! Es war ein voller Erfolg! Ich nenne es die happy!”
Der Vorhang zog sich durch einen elektrischen Impuls, offensichtlich von Gruber gesteuert, beiseite und machte den Blick durch den Einwegspiegel frei und zeigte eine Zelle in der zwei Personen am Boden kauerten. Offensichtlich schliefen sie oder waren betäubt worden.
“Niemand wird die beiden vermissen oder jemals danach fragen. Zwei obdachlose Yunkies, die meine Helfer mir besorgt haben. Sie werden gleich wach. Wollen sie noch Whiskey? Ich hole schnell welchen.” Gruber verließ den Raum und ließ Marc allein zurück, der die nun beginnende Szenerie beobachtete. Der Zellenboden war mit einer Folie ausgeschlagen. Die weibliche Person erwachte als erste. Kaum war das geschehen ertönte ein zischendes Geräusch und eine nebelige Substanz erfüllte den Raum. Der Mann erwachte nun ebenfalls und hielt sich den  Kopf. “Was ist das hier für eine Scheiße. Wo bin ich zum Teufel?”
Das Gas zeigte augenblicklich seine Wirkung. Die Personen lächelten sich an  gingen aufeinander zu und umarmten sich. Die Umklammerungen gefolgt von heftigen Griffen und Küssen steigerte sich nun.
Alles schien wie ein beginnender Liebesakt, bis die Frau sich in die Unterlippe des Mannes verbiss und heftig daran riss. Einem wilden Tier gleich schlug sie den Kopf hin und her und stöhnte voller Wonne. Schließlich gelang es ihr die Lippe zu durchbeißen und spuckte sie zu Boden. Der Mann schrie kurz auf, doch nicht vor Schmerz sondern vor Lust. Der halb lippenlose Mund ließ ihn grotesk grinsend erscheinen. Er verbiss sich nun in die Wange der Frau die vor Freude auflachte. Er fetzte ein grobes Stück heraus und spie es aus. Dann begannen sie sich gegenseitig die Kleidung herunter zu reißen, wobei sie lachend und stöhnend zu Boden vielen. Alles passierte so schnell und überraschend. Marc starrte angewidert und fassungslos auf  die Spiegelwand. Sein Magen begann zu rebellieren und er übergab sich in eine Ecke des Raumes. Die Stimme des Professors ertönte hinter ihm.
“Und, habe ich zu viel versprochen? Was sagen sie dazu?”
“Sie sind krank, Gruber! Das sage ich dazu! Menschen so etwas anzutun nenne ich pervers und unmenschlich!” Erneut meldete sich sein Magen zu Wort und er kotzte eine bräunliche Flüssigkeit.
“Schauen sie nur hin! Es ist noch nicht vorbei! Sie wollten die Wahrheit, hier ist die Wahrheit!” Der Professor war offensichtlich begeistert von seiner bestialischen Vorstellung. Noch immer zerrten und bissen die beiden Versuchsobjekte aneinander herum. Marc wagte keinen Blick mehr in die Zelle zu werfen. Allein die Geräusche, das stöhnen und schreien und diese schmatzenden Laute reichten ihm um zu wissen was dort passierte. Schließlich wurde es still in diesem blutigen Gefängnis.
“Entweder der enorme Blutverlust tötet sie oder sie sterben an Herzversagen. Niemand wird das Gas jemals nachweisen können. Das Problem erledigt sich also von selbst. Und in ein paar Wochen spricht kein Mensch mehr über die Leichen in diesem Dorf. Das ist für diese Welt nichts Neues.”
Fassungslos setzte sich Marc wieder auf den Stuhl vor Grubers Schreibtisch.
“Mein Gott, was haben sie da geschaffen! Die Happy heißt das Zeug? Das trifft den Nagel auf den Kopf. Sie sterben fröhlich und schmerzfrei, das ist wahr. Doch was ist mit den Kindern, haben sie auch daran gedacht?”
Gruber setzte sich an den Tisch und ließ den Vorhang mechanisch schließen. “Nun, da bei Kindern der Sexualtrieb noch nicht entwickelt ist, wird das Gas auf den Trieb wirken, der bei Kindern vorrangig wirkt. Der Spieltrieb! Ich möchte jedoch nicht weiter darauf eingehen, denn auch ich habe eine gewisse Hemmschwelle.”
“Sie Schwein!” Marc sprang auf und versuchte den Professor über den Schreibtisch hinweg zu fassen, aber er stolperte und musste sich mit den Händen abfangen. Dabei bemerkte er unter der linken Handfläche einen Gegenstand. Es handelte sich dabei um ein kleines, unscheinbares Schaltpult. Marc hatte mit seiner Hand einen pilzförmigen Schalter gedrückt.
“Das ist aber nett von ihnen mir diese Last von den Schultern zu nehmen und den Mechanismus selbst zu aktivieren. Herzlichen Glückwunsch! Sie haben soeben die von uns platzierten Gasbehälter in Gomorrha geöffnet. Etwas verfrüht, aber drauf geschissen! Let’s fetz, sprach der Forsch und sprang in den Mixer! Vielleicht kann ich jetzt etwas ruhiger schlafen.”
“Das glaube ich ihnen nicht, sie Wichser. Sie Bluffen!” Dann spürte Marc einen heftigen Schlag am Hinterkopf und alles um ihn herum wurde schwarz.
Er erwachte in einem dunklen Raum, auf dem Boden liegend. Er stützte sich mit den Händen ab um sich zu erheben und spürte eine art Folie. Dann erhellte sich die Zelle.
“Sie verdammter Schnüffler! Dachten sie wirklich ich lasse sie gehen, nach allem was sie gesehen haben? Ach, die Aktion Gomorrha war übrigens Erfolgreich!”
Marc blickte in die Richtung, aus der er die Stimme Grubers vermutete und blickte in einen Spiegel.
“Ich habe ihnen jemanden mitgebracht!”
Am anderen Ende der Zelle lag eine schlafende Frau. Seine Frau, Denise!
Ein zischendes Geräusch, als sich die Ventile öffneten!
Marc sank auf die knie und weinte.

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255713.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255714.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255715.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255716.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255717.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255718.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255719.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255720.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255721.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255722.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_255723.png
0

Hörbuch

Über den Autor

MarcH
Marc_Hartkamp@twitter.com

Leser-Statistik
46

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
MarcH Re: Happy - Herzlichen Dank!

Hoffentlich bleibt dies reine Fiktion!

Marc
Vor langer Zeit - Antworten
Montag Happy - Super tolle Horror-Story mit einem Hauch von denbkarer Zukunftsrealität.
Vor langer Zeit - Antworten
MarcH Re: faszinierend... - Hey, herzlichen Dank!
Vor langer Zeit - Antworten
Arya faszinierend... - .... mehr kann man da echt nicht sagen. 5 sterne von mir =)
Vor langer Zeit - Antworten
MarcH Re: Nein ... -
Zitat: (Original von TheSummerflo am 17.08.2010 - 15:08 Uhr) ist dieses Buch gut.. So fesselnd und man will unbedingt wissen wie es weitergeht.
Kommt da noch eine rettende Person ??
Der Professor ist völlig krank. Ich bin fasziniert.
Schreib weiter, ich könnte wie auch Gunda den gnazen Tag weiterlesen.
Deshalb 5 Sterne und Favorit !!!

Nein, für Marc gibt es leider keine Rettung. Und das Thema Gomorrha hat sich ja nun auch von selbst erledigt.
Freut mich sehr, das es Dir gefallen hat.
Danke auch für die Sterne un Deinen Kommentar.

Grüsse

Marc

Ach ja, für Denise gibt es auch keine Rettung. Die beiden werden sich ein letztes Mal zum fressen gern haben. Tut mir leid.
Vor langer Zeit - Antworten
MarcH Re: Nur mal kurz ... -
Zitat: (Original von Gunda am 17.08.2010 - 08:16 Uhr) ... bei MyStorys etwas querlesen wollte ich ...
Und dann bin ich fasziniert an deiner Geschichte hängengeblieben Marc.
Boah, die wird mich heute den ganzen Tag über begleiten, schätze ich.
Klasse aufgebaut (wenngleich ich gedacht habe, dem Whiskey käme noch irgendeine besondere Bedeutung zu) und so geschrieben, dass der Leser mühelos dem Bild folgen kann, das du beim Schreiben im Hinterkopf hattest. Es ist dir also gelungen, mich zu fesseln.
Lieben Gruß
Gunda


Ich danke Dir Herzlich!

Grüße
Marc
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Nur mal kurz ... - ... bei MyStorys etwas querlesen wollte ich ...
Und dann bin ich fasziniert an deiner Geschichte hängengeblieben Marc.
Boah, die wird mich heute den ganzen Tag über begleiten, schätze ich.
Klasse aufgebaut (wenngleich ich gedacht habe, dem Whiskey käme noch irgendeine besondere Bedeutung zu) und so geschrieben, dass der Leser mühelos dem Bild folgen kann, das du beim Schreiben im Hinterkopf hattest. Es ist dir also gelungen, mich zu fesseln.
Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
9
0
Senden

39445
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung