Romane & Erzählungen
Die vier Jahreszeiten

0
"Die vier Jahreszeiten"
Veröffentlicht am 15. August 2010, 50 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Lieber ist mir, wenn meine Texte für mich sprechen...
Die vier Jahreszeiten

Die vier Jahreszeiten

Beschreibung

Die vier Jahreszeiten Auf unnachahmliche Weise gelang es dem Musiker Antonio Vivaldi, (4. 3. 1678 - 28.7. 1741) das Wesen der "Vier Jahreszeiten" authentisch zu vertonen. Ich habe mich immer gewundert, daß es bis heute keinen Dichter gab, der Entsprechendes mit Worten versucht hätte, diese ursprünglichen und vielfältig aufeinander bezogenen Spannungsbögen in der Natur darzustellen. Nur deshalb wagte ich es eines Tages selbst und man verzeihe mir, einem ungehobelten Provinzler ohne Schulbildung, ein etwaiges Unvermögen in einzelnen Passagen. Lothar Atzert, Bad Vilbel 14. 8. 2010

Die vier Jahreszeiten

1. Der Frühling

Wer das Prinzip nicht versteht, versteht meine Worte nicht. Wer es aber versteht, versteht auch den Enthusiasmus bezüglich der Muttersprache, die solches sagen läßt. Sie ist mir verläßliches Fahrzeug, mittelst dessen man Seelenlandschaften erfahren kann und verbal vom Erfahrenen zeugt, (nicht „über-zeugt“) indem man es nach Vermögen in Bilder ausdrückt und seinen Freunden den Fug, die Fuge, zur weiteren „Ver-Fügung“ stellt.

Die meisten sind wohl froh, wenn der Winter vorbei ist und die Sonne an Kraft gewinnt, die Tage länger werden und die Natur wieder erwacht. Kalendarisch spricht man vom Frühlingsanfang so um den 21 März herum. Da bewegt sich die Sonne von den Fischen zum 0° Widderpunkt.
Doch selten, daß sich jemand Gedanken macht, was das für eine unbändige Kraft ist, welche die gutgefügten Verpackungen um Samenkapseln und Knospen zum richtigen Zeitpunkt sprengt, so daß alles in seinen Umraum wachsen kann. Auch könnte man es hören, so man still genug wäre, jenes Knacken, das diesen ungeduldig drängelnden Kraftstrom begleitet, wie das laute Ticktack den Wecker made in Hongkong, nur arhythmischer. Und so nimmt es auch kaum wunder, daß man das Nachlassen später, wenn der Frühling allmählich in den Sommer übergeht, nicht mitbekommt.
„Mars“ nannten die Römer diese als Gott verehrte Kraft, woraus dann der Monat März wurde. Die Römer ihrerseits hatten es von den Griechen, bei denen derselbe unbändige Gott Ares hieß und auch Gott des Krieges war.
Was nun hat der Frühling mit dem Krieg zu tun? – Vieles, wenn wir einmal bedenken, daß es sich um die Kraft des Austreibens handelt. Die fackelt nicht lange, schert sich nicht um Wunsch, noch Demokratie, noch Regel, die treibt nur immer nach dem Hellen hin, nach dem Licht also. Doch sie kann nur treiben, was schon latent da ist und bricht hervor beim geringsten Widerstand, dem schwächsten Punkt in der Ummantelung. Liegt aber das erwachende Leben dichtgedrängt beieinander, so treibt jedes über den anderen ohne Rücksicht hinweg. Dann kommt es zu gegenseitiger Behinderung respektive Kampf um Leben und Tod.
Jahrein jahraus wiederholt sich dieser Vorgang in der Natur – jedenfalls war es so, bis zur menschgemachten Klimakatastrophe - und nach der Analogienlehre entspricht dem nicht nur jeder Beginn von Leben, sondern jeder Beginn auch von Handlungen: diese Mars genannte Kraft ist der Startschuß jeder Frühphase, braucht es doch für jegliches Handeln zuallererst Kraft. Deshalb spricht man, da bei der Geburt noch keine Erfahrung vorhanden, vom Trieb.
Woher nun kommt die Triebkraft, wenn nicht aus der Sammlung des Winters?

Man führe sich vor Augen, was passierte, würde diese austreibende Kraft nicht eine allmähliche Verwandlung erfahren – alles würde sich um sich selbst schlingen und drehen, dabei gegenseitig erwürgen, solange, bis alle Energie aufgebraucht wäre, auch gäbe es keine Blüten, folglich keine Früchte, keinerlei „Ent-Wicklung.“
Und wie der April auf den März folgt und wie der Wellenberg ins Tal hinab stürzt, um Welle zu werden, so folgt auf den Mars die nächste Entwicklungsstufe, die Aphrodite bei den Griechen und Venus bei den Römern hieß.
(Es sei hier bloß erwähnt, daß Ares und Aphrodite auch eine gemeinsame Tochter haben – die in einem kuriosen Liebesakt gezeugte Harmonia – die universale Ausgewogenheit, die, fast möchte man sagen, „not-wendigerweise“ entstand. Doch darüber an entsprechender Stelle mehr.)
Sobald also diese erste Flut an Kraft etwas nachläßt, beginnt das ausgetriebene Leben sich plötzlich selbst zu schützen vor der Bedrohung durch andere Triebkräfte, indem es den eigenen Bestand sichert. Und das geschieht am erfolgreichsten, wenn man sich mit anderen Schutzlosen verbindet und gemeinsam einen Schutzschild aufbaut. Diese zweite Entwicklungsphase der Erdgeschichte nannten alte Völker, wie die Chaldäer, die „Stier-Epoche.“ – das biblische goldene Kalb erinnert vielleicht noch daran, aber auch der Bau ägyptischer Pyramiden entspricht dieser Zeit. In der Natur fangen die Vogelmännchen an, werbenderweise für Weibchen zu trillern, manchmal bis sie vom Stengel fallen. Und in der Biologie spricht man von Zellteilung eines Organismus.

Der austreibende Mars steht am Anfang, gefolgt vom Substanzaufbau durch Venus – dann, entsprechend dem letzten Drittel des Frühlings, die große Verwandlung durch Merkur (gr. Hermes), den Gott der Gaukler, Diebe und erfinderischen Schlaumeier. Im Schutze des nun dichten Laubwaldes paart man sich nicht nur, sondern legt auch manch Kuckucksei in fremde Nester. Erdgeschichtlich handelt es sich um die gerade zuende gehende Zeit, da beißt die Maus kein Faden ab, - die Trickser in Politik, Wirtschaft und Forschung haben, auch wenn sie trotz erkannten Irrens nicht freiwillig abtreten, ihre letzte Hochkonjunktur.

Von diesem Hermes nun hieß es bezeichnenderweise: „Frühmorgens wurde er geboren, mittags spielte er auf der Leier, abends stahl er die Rinder des Apollon…“ (Karl Kereny, „Die Mythologie der Griechen,“ dtv.) und als seine Mutter Maia ihn erwischt und ausschimft, antwortet er ihr: „ Warum diese Worte, Mutter, wie zu einem kleinen Kinde…. Was mich betrifft, wähl ich die Meisterschaft, die die beste ist, um mich und Dich zu versorgen für alle Zeiten…. Es ist doch besser, in aller Ewigkeit mit den Unsterblichen zu schäkern, in unerschöpflichen Reichtümern, als hier in dieser dämmrigen Höhle zu hocken.. Die gleiche heilige Ehrung will ich erlangen, die Apollon besitzt. Gibt sie mir der Vater nicht willig, so werd’ ich den Wagemut aufbringen – fähig bin ich dazu! -, ein Führer der Diebe zu werden. “
Man verehrte ihn im Altertum noch, den ewig lüsternen Erfinder, indem man einen Phallus als Zeichen seiner unerschöpflichen Potenz aufstellte und ihn anbetete. (Wird der Zeitgeist nicht auch heute noch mehrheitlich von „Weibchen“ und „Männchen“ gleichermaßen angebetet?)
Auch wird behauptet, daß er mit Aphrodite den Eros gezeugt haben soll. Das „liegt auf der Hand.“ Dieser Eros ist ja, als ewiges Muttersöhnchen, der ewig um Anerkennung Bettelnde. Folglich spielt er das Begehrte vor, als Sohn seines diebischen Vaters – und läßt sich für die Spielereien bezahlen.

Bekannter aber wurde die Geschichte vom gemeinsamen Sohn Hermaphroditos, dessen Geist sich mit der ungeliebten Nymphe Salmakis einen einzigen Körper zu teilen hatte. Man stelle sich das vor: einen verhaßten Zwilling im eigenen Körper… Doch der wohl vortrefflichste Merkursohn wurde der bzw. das halb Gott-, halb Tierwesen Pan (das „Weltall“) Wer seiner furchteinflößenden Gestalt ansichtig wurde, so heißt es, geriet „in Panik.“ Doch keine von den von ihm gern bejagten Nymphen konnte ihm je entkommen – nicht mal über Verwandlungen. (Syrinx verwandelte sich in Schilf – Pan machte eine Flöte daraus: die berühmte Panflöte).
Um diese dritte und letzte, die „Zwillingsphase“ des Frühlings zu verstehen, rufe man sich die beiden Vorangehenden nochmals auf: die Kraft, die das startende Austreiben bewirkt, verwandelt sich in die bergend-sammelnde Kraft des Eigenschutzes - um dann aus beidem heraus im letzten Drittel zur Synthese zu gelangen, beides anzuwenden, respektive alles sich Bietende zu nutzen, um Kenntnis über die Dingwelt und ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zu erhalten. Tauschen oder Täuschen ist das Motto des Merkur - Blüten nutzen die Insekten, um Samen zu transportieren, jene nutzen ihrerseits die Blüten, um Honig bzw. Nahrung zu sammeln; der Mensch den „Intellekt,“ um die „dämmrige Höhle“ zu verlassen. Der Dieb, die Diebin – spielen den perfekten Ehrenmann, die Ehrenfrau, um auch und möglichst an vorderster Stelle der Gesellschaftshierarchie dabei zu sein.
Aber: der Berg ist nur durch das Tal; sowie dieses durch jenen; beide bedingen einander zur Welle, zur Welt, zum rhythmisch pulsierenden Weltall…Und so folgt auf den Frühling eine gänzlich verschiedene, doch nichtsdestotrotz folgenmüssende Dreifachphase: der Sommer.

Die vier Jahreszeiten

2. Der Sommer

Vier gedrittelte Jahreszeiten ergibt die Zahl der zwölf Monate eines Jahres. Daß diese Einteilung nicht willkürlich ist, erkennt der aufmerksame Betrachter schon bald. Immer und auf klar geordnete Weise wandelt sich eins ins andere. Ebenso un-willkürlich sind die voneinander unterscheidbaren Charakteristiken.
Das Jahr/das Leben/die Handlung beginnt mit der Frühlingsphase bei 0° Widder, dem hervorrufenden Austreiben, setzt sich fort über das Sichern des eigenen Bestandes, um dann in die gemeinschaftliche Phase der Verwandlung überzugehen. Hernach entsteht eine Zäsur, denn die erste von vier Entwicklungsstufen – die Physis oder Causa Materialis, wie es bei Aristoteles genannt und von W. Döbereiner weiter geführt wird - ist damit abgeschlossen. Und infolge der Vierzahl gibt es auch vier Zäsuren, vier Gefahren, da das Alte immer am Vertrauten festhalten möchte, aber nicht darf, ohne Schädigung des natürlich-rhythmischen Ablaufs.

Was nun geschieht, ist, obwohl neu, so doch auf der Erfahrung des Vorangehenden aufbauend. Wobei das, was hätte werden konnen, aber nicht geworden ist – durch „überhebliche“ Menschenwillkür - sich als Mangel oder Lücke oder Zeichen weiter fortsetzt – die Erfahrung fehlt ja. Die „Ãœberbrückung“ der Lücken durch künstlich Hergestelltes wird in der Folge dann immer lückenhafter, „not-dürftiger“ zunächst ohne von den Herstellern bemerkt zu werden.

Das Neue am Beginn des Sommers, mit einem Schlagwort versehen, heißt „Herkunft“ – je gesicherter der materielle Bestand, je vielfältiger der Umraum, um so mehr interessiert man sich jetzt für den, der all das erlebt - was man traditionell mit dem schwierigen Begriff „Seele“ in Zusammenhang bringt. Ganz wie der rohe Mars alles austrieb, so treibt die verwandelte Kraft nun zum eigenen Potential hin. Nicht, wie in der zweiten Entwicklungsphase, um Organe zu bilden, sondern um das Entdecken von eigenem Empfinden geht es hier, dem mondhaft zu- und abnehmenden In-sich-finden, welches in der nächsten Phase kreativ oder kreatürlich sich ausdrückt – als Frucht – die, am Ende ihres Sommers, zu ernten sein wird. Es versteht sich von selbst, daß Nichtaufzufindendes resp. Nichtanwesendes auch nicht ausgedrückt, folglich nicht geerntet werden wird.

Von Hermes hieß es, daß er außer vor Zeus, der ihn und Iris zu seinem Boten machte, nur vor der Titanin Mnemosyne Respekt hatte. Dieses Wort wird von Philologen gern mit Gedächtnis übersetzt, was Assoziationen erschwert. Ich halte den Begriff „Erinnerung“ für genauer, da man sich in sich selbst, also aus dem eigenen subjektiven Unbewußten… „er-innert“- statt bloß seiner gedenkt.
Wie dem auch sei, Mnemosyne, sanfteste der Titaninen und Quellnymphe, war die Vorgängerin von Hera, der bekannteren Zeus-Gattin.
Nun kann man sich natürlich nur an Dinge erinnern, die irgendwann einmal geschehen sind. Nur deshalb, weil Erinnern an Stattgefundenhabendes gebunden ist, wird sie den Titanen zugerechnet und nicht den freieren Göttern. Vom Charakter her ist sie allerdings Göttin, gebar sie doch dem obersten Olympier, dem sie stets loyal verbunden blieb, die neun Musen, von denen nach griechischem Verständnis alle Künste herkommen.
Am 21. Juni, auf 0° Krebs beginnt der Sommer. Alles ist nun grün (-ich beschreibe die Natur und die Menschen in ihr, wie sie wären, sofern man den Mars bzw. die in seinem Namen Austreibenden nicht gänzlich von der Bildfläche verdrängt hätte – man hat jetzt, statt ihrer, hochauflösende FULL-HD-WASWEIßICH-Technologien beim Glotzen) und das Grün ist dementsprechend durstig. Da kommt das frische Quellwasser der Erinnerung gerade recht. Es schmeckt süß und erfrischt das Empfinden, läßt es in Sammlungen wachsen und dieses innere Wachstum drückt sich dann aus, so ab dem 21. Juli, dem nach Julius Cäsar benannten Monat, wo die Sonne am heißesten brennt, zeigt sich als Frucht oder entsprechend in künstlerischer Schaffensfreude- Lebensfreude beim Menschen.
Jede Kunst, jeder Ausdruck, zeigt das, woran sich ihr Künstler erinnert - was er in sich, seiner Seele, barg und gleich einer Hebamme wie ein Neugeborenes heraus holt – sei es Fülle, sei es Mangel daran. Seele – vielleicht landschaftlich der kleine Süßwassersee – im Verhältnis zur weiblichen See, dem gefahrvollen salzigen Areal Neptuns, dem lateinischen mare, der christlichen Liebe im Marienkult.
(Es sei an dieser Stelle vorweggenommen, daß die früheste Erinnerung jene an den Ursprung ist. Ursprung ist der Moment des Zerreißens in die Dualität von Ewig und Endlich – doch die Thematik gehört zur Beschreibung des Winters, also Geduld, lieber Leser, lieber Ekkehart – Dir ist’s ja gewidmet!) Deshalb behaupteten die antiken Künstler völlig zurecht, daß ihre Kunst nicht von ihnen selbst stammte, sondern ausschließlich von den Musen als Dank für tugendhaftes Verhalten verliehen wurde. -Ich frage mich gerade, ob das irgendein Bildungsminister, Museumsdirektor oder auch „Künstler“ heute noch „ahnt,“ respektive wahrnehmen darf, ohne daran zu verzweifeln. (Hesses „Klingsors letzter Sommer“ fällt mir jetzt dazu ein. Die jeweiligen Namen und Künste der neun Musen sind näher beschrieben in meinem Buch „Der blaue Eisenhut“ - Spirit Rainbow Verlag)

Gegen Ende des Sommers tritt die Sonne beim Verlassen des Löwen in das zweite Merkurzeichen, das der Jungfrau ein, monatlich nach Kaiser Augustus benannt: die große Ernte beginnt.
Groß? Ja wenn man das Austreiben zugelassen hätte! Aber schon Jesus, als er die falschen Priester aus dem Tempel trieb, bezahlte es mit seinem irdischen Leben. Und Pilatus, ganz der Merkurschüler, wusch seine Hände in Unschuld. Statt der großen Ernte gibt es lange Gesichter. „Wir müssen vernünftig sein“ heißt es dann und BP bittet in unseren Tagen die ganze Menschheit, Vorschläge zu machen, wie das Tor zur Unterwelt wieder verschlossen werden könne, das ihre Raffgier bohrte. (spätestens jetzt weiß man, warum die industrielle Nutzbarmachung „Raffinerie“ heißt) Und Augustus verbannte den bis heute meistgelesensten Dichter – Ovid – für den Rest seines Lebens zu den Analphabeten ans schwarze Meer. So waren sie, so sind sie, die Schweinepriester und Multis: erst das Gewissen beschwichtigen und am Ende hat man von nichts gewußt!
Und in der Tat – Vernunft ist das, was bleibt, wenn die Ernten immer mäßiger ausfallen und die Krankheiten zunehmen, der Verstand jedoch nicht. Diese Krankheiten, ihr Ausbrechen, ist ja nichts anderes, als der lang verhinderte Mars, der endlich wieder ins Geschehen eingreifen kann. Und wer will es ihm verübeln, daß er jetzt, gegen Ende des Sommers, nicht mehr als Frühlingsbote Blumenknospen aufsprengt, sondern die Eiterbeulen, Geschwüre, die ganzen zehntausend schicksalsverweigernden Verfehlungen. Es ist sein Job und er macht ihn, ganz Gott, perfekt – „wie Gott in Frankreich.“
(Ein Buchtipp: die altindische „Bhagavad Gita“ – da geht es genau um diese Art des Krieges)

Der Hauptunterschied zwischen den beiden merkurialen Endphasen besteht darin, daß im Frühling oder der Zwillingszeit alles mit allem nach vorhandenen Möglichkeiten kommuniziert, koppuliert, informiert und geregelte („art-gerechte“) Abläufe sich aus Notwendigkeiten entwickeln, während am Ende des lichten Halbjahres die Früchte geerntet bzw. ausgesteuert wird zwischen dem, was geworden ist und dem, was hätte werden sollen. Je größer die Diskrepanz, um so gefragter die Künste Merkurs.
Dh. von der Kunst des Heilens ist hier die Rede und hierbei war es wohl auch, daß der Gott seinen berühmten Stab mit der sich emporwindenden Schlange von Jupiter empfing. Doch auch Minerva, der jungfräulichen Athene beherrscht diese Zeit. Der Ertrag an Früchte war ja lange entscheidend, ob man das nächste Frühjahr erreichte und so war bei dürftiger Ernte ihre Weisheitskunst um so gefragter.
Aber bei der Frage, wer oder was ein Heilkundiger ist – also wer darf heilen und wer nicht – stoßen wir wieder auf das Hauptproblem der Gegenwart: das Geregelte aus der zuendegehenden Zwillingszeit, das „unbeirrte“ Irren menschlicher Irren – nur wer den Erlaubnisschein hat, darf heilen, unabhängig, ob er befähigt ist, oder nicht, während der Kundige unter Strafandrohung nicht darf, wenn er den Schein nicht hat – und sei er auch noch so gut! Selbst Jesus Christus zwängen die heutigen Offiziellen zum Universitätsabschluß, bevor er ohne Abmahnung Tote erwecken oder Lahme gehend machen dürfte.
Tote erwecken? – in die Irrenanstalt zwecks intensiver Beobachtung brächte man ihn, den wahrscheinlich „Exkommunizierten!“
Und nur wegen dieser anmaßenden Regel bedarf es am Ende zum Ausgleich des marsischen Typs Arzt: des Chirurgen, des Meisters präziser Gewebsschnitte. Eine schön und nach goldenem Schnitt operierte „Miß-Ernte“ fürwahr.

Die vier Jahreszeiten

3. Der Herbst

"Du bist erst dann eine Geisha, wenn du einen Mann mit
einem einzigen Blick aus dem Gleichgewicht bringen kannst"
Jap. Weisheit

Ab dem 21. September beginnt die dunkle Jahreshälfte. Das gilt nicht nur für uns Irdische, das gilt insbesondere für die austreibende Kraft, welche hier als Mars bezeichnet wird. Die geht nun in der Natur für ein halbes Jahr in den verdienten Ruhestand.
Der Renaissance-Maler Sandro Botticelli, selbst in den Herbsttagen geboren, verstand es auf meisterhafte Weise, das Charakteristische jener Zeit in seinem Bild „Venus und Mars“ auszudrücken: Auf der rechten Seite liegt der Kriegsgott, nackt und all seiner Waffen ledig, schlafend oder träumend, während um ihn herum die Kinder (Amore bzw. Cupidos) aus dem Gefolge der Liebesgöttin tollen und naiv die erbeuteten Waffen ausprobieren – die Folgen, nämlich verhängnisvolle Liebschaften, sind uns bekannt! Links aber liegt sinnierend die Venus, das vollkommene Weib, das Urbild männlichen Sehnens, die nunmehr wehrlose Gestalt des Erschöpften gelassen betrachtend.
Vielleicht gedenkt sie der Vergnügungen aus der zweiten Phase des Frühlings, schließlich ist auch die Göttin an der austreibenden Kraft interessiert, wo ihre neckendspielerische Abwehr, seine Triebkräfte um so maßloser herausfordernd, Blumen und Blütenpracht ohne Zahl zur Folge hatte.
Doch das ist jetzt vorbei. Ausgestreckt liegt das von allen Lebenden begehrte und zugleich gefürchtete Wesen vor ihr und rührt sich nicht mehr.
In diesem Bild steckt auch der Hinweis, wie man mit den eigenen Triebkräften so umgehen kann, daß es weder zu Verdrängungen, noch zu deren Spätfolgen – Krieg, resp. Kranhheiten aller Art – kommt, aber auch nicht zu selbstzerstörerischen Exzessen voller blinder Hingabe ( „Ein feste Burg ist unser Gott“ – Martin Luther). Harmonia, die schon erwähnte Tochter der beiden, ist der Garant dafür, daß sich im Universum die Kräfte der Extra- und Introversion – die Gegensätze – bei allem Wandel immer in der Waage Pendelung bleiben.
Mars und Venus stehen für Sexus und Eros, aber hier auch für Körper und Geist. Diese zu unterscheiden ist daher grundlegend. Und daß Harmonie nicht ohne die alles hervorrufenden Disharmonien empfunden werden kann, ähnlich wie Gesundheit nicht ohne Schmerz zu Bewußtsein kommt, weiß nicht nur jeder Musiker. (Wieviel im Einzelnen, hört man an der Art von Musik) Das Spiel von Yin und Yang oder Venus und Mars ist der ewige Kreislauf der Natur. Nur ist die eine Hälfte davon offenbar – während die andere sich ins mutterleibliche Dunkel entzieht.
Das sich Entziehende als Lockmittel optimal zu nutzen – mittelst Duft und Tönen aus klingenden Hohlräumen, - auch so läßt sich der Wesenszug der Venus umschreiben. –Die japanischen Geishas sehen darin ihre Verwirklichung. Gäbe es dieses Verlockende oder Verführerische nicht, wäre längst alles Leben erloschen.

Darauf folgt zwangsläufig die zweite Phase: Sowohl der ausgereifte Same, der in diese verlockende Ackerfurche fällt, als auch jener Gefallene in die Leiber der Frauen, ist nicht nur den Blicken entschwunden. Viele Arten Samenträger sterben kurz nach der Begattung ihrer Weibchen. Andere werden ökonomisch aufgefressen. (Spinnen, Gottesanbeterinnen etc.) Die Begriffe FURCHE und FURCHT sind nicht zufällig dem gleichen Wortstamm entsprossen: das Männliche, die Marskraft, hat ihr Soll erfüllt und kann sich vom Acker machen – das erfüllt auch manchen „gestandenen“ Mann mit Furcht.
„Er (der innere Christus) muß wachsen; ich aber muß schwinden“ – so nannte der Apostel Paulus diesen Gärungsprozess. Zeitlich entspricht oder entspringt dem die Zeit, die man Totensonntag nennt.
Daß Sehnsucht und Liebesmystik, vor allem der weltschmerzliche Teil der Romantik (Lenau, Lermontow, Leopardi, Byron, von Platen etc.) in dieser Zeit ihre Entspringung haben, wo nur noch Nebel oder rauhe Winde auf den leeren Feldern sich abwechseln, ist auch nicht weiter verwunderlich – der Tod trennt nicht nur die Körper der Liebenden, sondern auch den unvorbereiteten Geist und so sehnt letzterer sich, je tiefer er liebt, um so stärker dorthin, wo Trennendes aufgehoben wird. „Ein feste Burg ist unser Gott….!“ - wie kann man so verbohrt sein?
Doch wehe denen, die nur sich selbst liebten – sie müssen verfaulen, müssen ENDLICH wieder zu dem werden, was sie waren: Rohstoff - Kohlenstoff. So nur bleibt die Erde rein. Erde heißt bekanntlich auch W-ERDE! -ein Loblied auf die „Muttersprache,“ welche solches zu sagen gestattet, sei hier noch mal ausdrücklich gesungen! STIRB- und werde! Liebe und Tod sind nicht zu trennen.
(Mehr zum Thema Unterwelt siehe auch mein „Hades und Persephone“ im AW)

Es gibt nicht viele Sprachen, die solche klaren Bilder aufzuzeigen ermöglichen – womit wir zur dritten und letzten Herbst-Phase gelangen, der umwandelnden, die so ab dem 21. November beginnt.
An dieser Stelle sei einmal der Hinweis erlaubt, daß die griechischen Götter nicht immer wesensgleich mit den Entsprechungen der Römer sind, was mit dem unterschiedlichen Charakter beider Völker zusammenhängen mag. Dies gilt vor allem für Zeus-Jupiter. Als Grieche ist der Göttervater oft von wildem, ungezügeltem Temperament, jähzornig, ja lüstern – kaum ein schönes Weib entkommt seinen Nachstellungen, zumal er auch nicht davor zurückschreckt, Leda beispielsweise in Schwanengestalt zu verführen („mir schwant etwas!“) - und Hera hat oft alle Mühe, ihren Gatten zu kontrollieren.
Bei den Römern ist derselbe Geist schon viel abgeklärter, auf jeden Fall ein Gott der Weisheit, dem sie, folgt man Vergills „Aeneis,“ ihre Entstehung verdanken. Aeneas, Sohn der Venus mit Anchises, einem Sterblichen, entkommt den Greuel Trojas, um nach endlosen Wirren und Jupiters Willen Italien zu gründen. Aus Dankbarkeit entkleideten die Römer ihren Wohltäter von aller Rohheit. Und Jupiter ließ sie nicht nur ein Imperium aufbauen, sondern gab sein reineres Wesen einigen Denkern, wie Seneca, Petronius und Marc Aurel zu erkennen.
Es sei hier auch nochmals an die Vorgeschichte erinnert: Da nämlich gab es einen Schönheitswettbewerb, den Venus/Aphrodite klar gewann, indem der trojanische Hirte und Schiedsrichter Paris ihr den Preis der schönsten Olympierin zuerkannte – worauf die Liebesgöttin aus Dankbarkeit ihm Helena schenkte, (ihr menschliches Abbild in der Erscheinung eines vollkommen proportionierten Körpers) welche bekannter- und pikanterweise schon an einen mächtigen Griechen vergeben war, der logischerweise nach dem Raub durch Paris sofort auf Rache sann.
Der Rest ist aus Hollywoodspektakel bekannt – ein irrsinniges Gemetzel um die lieblichste Liebliche, was schließlich am Ende Latium zur Folge hatte. Danach schwand der Einfluß der Götter schrittweise, um von Philosophierenden, wie Thales und Heraklit, abgelöst zu werden.
Diese Philosophen erkannten die drei Schritte, durch die alles Seiende schwingt, sich bewegen muß: das Austreibende, das Bestand sichernde, das Umwandelnde. Später, schon wieder in den Verfallszeiten (Sokrates, Platon, Aristoteles) wurde daraus These, Antithese und Synthese – ein schwerer Einbruch des Verdrängens, eine Anschauung, deren grobe Weise höchstens der ersten Bewegung des Frühlings entspricht, genauer des Merkurs und seiner Funktionalität.
Auch die Kirchenpatriarchen bedienten sich in ähnlich ungebührlicher Weise dieser einfachen Erkenntnis. Nur hieß es bei ihnen „Gottvater, Sohn und heiliger Geist“ – nicht mal die richtige Reihenfolge verstanden sie zu bewahren. In Indien: Brahma, Shiva, Vishnu; …Vater, Mutter, Kind; Tag, Nacht, Dämmerung…etc. etc.
Wie dem auch sei: durch die Drei drückt sich das Wesen Jupiters – von den Christen bald durch „Seele“ ersetzt - perfekt aus. Und durch eben das Betrachten sowie Kontemplieren auf das Wesenhafte der Dreimaldrei-Wellenbewegung (-daher neun Musen) – konnte „Ein-Sicht“ erlangt werden. Einsicht des „Seienden ins Sein“, wie es bei Heidegger heißt: „Das Sein entzieht sich, indem es sich in das Seiende entbirgt.“ („Sein und Zeit“ – Martin Heidegger)

Es sei noch mal eindringlich daran erinnert, daß was der Mars im Frühling, oder am Entwicklungsbeginn, in der Kindheit etc., nicht frisch und fröhlich austreiben durfte, auch nicht oder immer weniger in Weisheit oder Einsicht gewandelt werden kann. (sofern man weiterhin den Schmerz durch ihn während des Wandels zurückweist.) Von nichts kommt nichts und das Verhindern setzt sich über die Generationen „genetisch“ immer weiter fort! Immer verblödeter in seinen Ansichten wird das Menschengeschlecht, das sich um so hartnäckiger „fortschrittlich“ nennt. Was statt dessen, als Zeichen des Nichtgewordenen erscheint, ist die kollektive Anmaßung, (Gen-Forschung bzw. -manipulation) die sich einsichtig nennt, aber in Wirklichkeit, dh. „ausgleichender Weise“ Krankheit und Tod im Reisegepäck hat. Wer mit diesem Zug fährt, kommt nirgendwo an…

Nur steht zu befürchten, wir alle, die ganze Menschheit, sitzen längst drin, auf ähnlich dramatische Weise, wie einst Juden im Zug nach Auschwitz transportiert wurden! Nur etwas bequemer vielleicht. Auch damals träumten viele Instinktlose vom Ur-Laub, vielleicht mit einer Liebesdienerin zur Entschädigung…
Aber den Jupiter kümmert’s nicht! Seines Liblings’ Land des azurenen Himmels ist ein geistiges geworden, während das römische Reich, wie Athen, in alle Windrichtungen zerfiel. Und wer tapfer genug die Wunden erträgt, der schaue still die ewig-gleichen Kreise…

Die vier Jahreszeiten

4. Der Winter

Das Vergangene zu wissen beruht auf der Vorwärtsbewegung;
das Zukünftige zu wissen auf der Rückwärtsbewegung.
I Ging, Buch des Stetigen und der Wandlung

Das einfache Prinzip: alles erscheint in Entsprechungen. Wer weiß, was eine Entsprechung ist, der ist nahezu allwissend – vorausgesetzt, er kann die Zeichen lesen, die Ordnung darin erkennen und ist auch im Sehen der Bilder klar, wie ein Bergsee. Was viele nicht wissen: daß Allwissen nichts von Unwissenden zu wissen braucht, um allwissend zu sein. Man muß nur das Prinzip verstanden haben. Darauf bezieht sich die Aussage des chinesischen Weisheitsbuches I Ging.

Die von Christen so genannten heidnischen Völker feiern am 21. Dezember, der dunkelsten Nacht, die Wiederkunft des Lichts: ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger, die Nächte „ent-sprechend“ kürzer. Die römischen Saturnalien begannen zwar am 17. Dezember, zogen sich jedoch über fünf bis sechs Tage hin und waren, wie der Name schon vermuten läßt, dem Saturn, dem verlässlichen universalen Ordnungsprinzip geweiht: der Ein-Teilung in vier Viertel und dreifachen Durchwehens von Kraft – Zeit – Raum.
In dieser Zeit der Festlichkeit wurde gleich alles Bestehende umgekehrt - die Herrscher bedienten die Sklaven, die Meister ihre Schüler, die Arbeit ruhte und es wurde statt dessen viel Wein getrunken – ausgelassen „Feste“ gefeiert: das Wort „fest“ kommt vom Verläßlichen - es wurde alle Verstelltheit oder Scheinordnung probeweise aufgehoben, um den wirklichen Verhältnissen anzupassen.
Man denke an Jesus' Worte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" - unserer rasch vergänglichen: was heute Sklave, ist morgen Sklaventreiber und übermorgen tot, wird unwissend wiedergeboren als rachsüchtiger Sklave...... und immer weiter bis ans Ende der Zeit. So lehrte die geistige Elite der Römer ihr Volk, diesen Weg zu verinnerlichen und brachte ihnen die Ahnung vom wirklichen Reichtum nahe. (Wirklich ist, was wirkt; nicht das, was wir meinen oder fühlen oder dafür halten)
Die Zahl des Saturns ist die Vier, die Wirklichkeit in ihrem verursachenden Bewirken, durch der Jahreszeiten Lauf. Demzufolge haben wir vier Einschnitte, vier Elemente, vier Charaktere, wodurch sich ein Kreuz im Kreis als Zeichen ergibt.
Diese Einteilung formulierte Aristoteles als die vier Kausalitäten:
1. Causa materialis - Materialursache oder Erscheinung ( entspr. Frühling)
2. Causa formalis - Formursache oder Bindung als Zusammen-Hang. (Herbst)
3. Causa efficiens - Wirkursache oder Empfindungsausdruck von Freude und Leid. (Sommer)
4. Causa finalis - Zweckursache oder Erwirktes aus Kausalem (Winter) - ich folge der Reihenfolge, wie sie von Wolfgang Döbereiner und der Münchner Rhythmenlehre angegeben wird, da diese mir am zuverlässigsten erscheint.
- wobei eins aus dem anderen hervorgeht, wie die Jahreszeiten. Das bedeutet zugleich, daß alles aus anderem ist und nichts durch sich selbst.
An dieses Kreuz von Ursachen und Bedingungen sind Lebende zeit-lebens gebunden oder "gekreuzigt," wie der Christ sagt. Doch nicht nur zeitlebens - immer und ewig dreht sich das Rad mit den vier Speichen- solange, bis alle offene Rechnungen, alle Schulden beglichen sind.
Thomas von Aquin übernahm die Kausalitäten des Aristoteles und führte einen Schöpfergott mit Adam und Eva als erste Ursache der Verschuldung ein. (welche Einstellung der griechische Philosoph so sicher nicht ohne Erstaunen akzeptiert hätte)
Man muß es sich vor Augen führen, was die Entdeckung der Himmelsordnung für Auswirkungen haben. Nicht bloß damals, denn wir werden ja von „damals“ noch bewegt – hätten es unsere Eltern, deren Eltern, nicht miteinander getrieben, gäbe es uns gar nicht – infolgedessen gäbe es Atomzeitalter nicht, keinen Materialismus, nichts von all dem, woraus wir unser heutiges Selbstverständnis nehmen. Am Ende der Betrachtung gäbe es nur Adam und Eva. Oder männlich und weiblich, Ich und Du. Und dieses "am Ende"… heißt Ursprung: das Gegensätzliche, das Alleszerreißende, das erstmalig Daseiende – Uranus.
Wie läßt sich das fürs einfache Gemüt verstehbar ausdrücken?
Vielleicht so: Winter bedeutet, das alles, was nicht in Unschuld ruht, das Empfinden von Eiseskälte spüren muß, um geheilt zu werden von der Unrast eines verschuldet-schuldtragenden Ichs. Das steckt hinter dem Begriff „Schicksal." Entweder man erwirbt Geschicklichkeit beim Umwandeln von Gefahr in Erfahrung - oder schickt sich ins Unvermeidliche und geht entsprechend unter.

Eigens für den Januar entdeckten die Römer dann diesen speziellen Gott, den es bei den Griechen garnicht gab: Janus, der mit den zwei Köpfen. Der eine schaut ins zeitige Diesseits, der andere ins zeitlose Jenseits, damit Vorläufigkeit und Rückläufigkeit, als auch Zukunft und Vergangenheit als Kontinuum zeigend: ein Kreis hat zwei Richtungen - rechts herum und links herum und dann beides Seiende integrierend ins dreifache Sein. Solches konnte Janus die Römer lehren. Doch sie begriffen diesen Energiestrom ebensowenig, wie die heutige Menge ihn begreift. (Ein Glück, man wird für solche Worte nicht mehr gekreuzigt, nur noch kollektiv ausgestoßen. Und dieser schlimmste Fall des Ausgestoßenwerdens, sagt Janus, ist in Wirklichkeit der mächtigste Segen mit großen Folgen: er macht wahr-haftig.)
Zwei Richtungen: so lehrt er: rechts herum durch das Tor der Zeit, zur fügenden Drei des Jupiters und links herum zur spaltenden Zwei des Ur-Sprungs (=Februar) – der Riß durch Ewig-Endlich. Dazwischen der Saturn, das Hervorrufen des kristallisierenden Zustandes, den wir „Winter“ nennen.

Was nun heißt dazwischen? Ist es nicht der leere Raum, der zwischen allem Gewordenen ist? Ist es nicht die Leere, welche die Zwei und Drei zusammenfügt und trennt zugleich? Indem sie nämlich zusammenfinden, sterben sie als Zwei in die Drei, die durch diesen Vorgang der Vereinigung von Zwei und Drei zur Fünf wird. Gibt es keine Zwei, so gibt es niemals fünf und gibt es keine Drei, so wäre die Zwei längst vor Einsamkeit gestorben. Das ist ein-fachste Mathematik.
Und die Eins ist ein-malig! Sie ist unser wirklicher Erlöser, den die Börsenidioten heute (mit der Null, dem Kreise also) zum Skaven gemacht haben. UNS ALLE haben sie zu Sklaven gemacht! Folglich muß jedem Denkenden klar sein, wer die Börsenidioten in Wirklichkeit sind: Bestens getarnte Blutsauger! Um das dem Verstehenden zu spiegeln, hat die Leere blutsaugende Insekten zum Zeichen werden lassen. Wer dieser Wesen Wesenszug begreift, der erkennt jede Teufelei auf Meilen. Er richt, schmeckt, entdeckt sie, ahnt sie, fühlt und empfindet sie …in allem und zuletzt in sich selbst. Zuletzt, weil zuletzt die Konfrontation mit der Wirklichkeit des Sterbens erfolgt. Wer nicht sterben kann, wie soll der leben können? Und wer nicht leben kann, was an seinem Tot-Sein könnte jemals sterben, was „über-leben?“

Pädagogen belehren Kinder oft durch das Gleichnis vom Tropfen: der Tropfen ist im Ozean und der Ozean findet sich wieder im Tropfen – wie im großen Sonnensystem, so im kleinen Atom.
Ach! daß sie dieses Prinzip doch auf alles anwendeten! Zum Beispiel ist das Wort in der Sprache, wie die Sprache im Wort. Je näher wir dem sind, umso intensiver ist das "Dichtenmüssen." Man will ein Ätherpaar sichtbar machen. Wer das versteht, hört in allem diesen Ur-Laut, den wahren Quell aller Musik, hervorgerufen durch das Ur-Paar, das eine große Gegensatzpaares, des Plus und des Minus. Dieses Paar, das sich in allem sucht und im All erscheint.
Oder ein Mensch ist in der Menschheit, wie die Menschheit im Menschen; ein Jegliches ist im Himmel, wie der Himmel in allem. Und wer das versteht… Und nur wer diesen Himmel – manche nennen ihn Liebe - anbetet, kann Mensch genannt werden. Der Himmel, als Begriff für das von allem Losgelöstsein, ist im Menschen, wie der bewußte Mensch darin himmlisch ist. . Alle anderen sind graduell verstreut oder geworfen in ihre Zerstreutheit: wie ein Same in die Furche der Erde: begreifs oder stirb! -Stirb und werde!

Als einen wirklichen Menschen darf man Jesus Christus oder Buddha bezeichnen. Diese „Vor-Bilder“ sind uns noch vor die sogenannten Archetypen gesetzt – unzweideutige Lenker, stets auf das dreifache Eine weisend: das Ewige – das Endliche – der stetige Wandel.
(Das Ewige ist natürlich nur im vergänglichen Sinne ewig. Das sollte immerhin jetzt klar sein. In Wahrheit ist es das, was niemals kommt und niemals geht. Das Hiersein - so kann man es benennen. Wir reden also vom Sein ohne Zeit - dem Jetzt. Oder besser noch – wo die Zeit als Hilfsmittel den Weisen zur freien Verfügung steht.
Große Entrückte, wie Aristoteles nahmen und nehmen die Menschen nicht wörtlich genug, entstellten alles in kleinlichem Sinn – und so entstand am Ende unser Materialismus, die einseitige Fixierung auf die Causa materialis, die man umdreht und umdreht und umdreht… deren schließlicher Zerfall nicht durch Einsicht aufzuhalten oder gar umzuwandeln ist, sondern aus seinem Irren heraus in Nichts zusammenfallen muß.

Dieses Bewirken nannten die gebildeten „menschlichen“ Römer „Uranus“ Und die Saturnalien dienten zum Erkennen dieser „Wahr-heit.“ Zeitlos beseligtes Wahr-Sein nannten sie „Neptun“. Und lobpreisten ihn gegen Ende des nächtlichen Winters/des Lebensendes, an den Schiffsplanken in rauher, aufgewühlter See, , in stiller Kammer, bei was auch immer. Und das Blumenmeer ist Gäas Antwort auf den allesdurchdringenden Uranus, eine Spiegelung ihrer Seligkeit in den Blumen.
"Blume" hieß in lieblicheren Zeiten auch lange der Schoßeingang in die Gemächer weiblicher Lust.
Und weil man nie vorher weiß, wann das letzte Stündlein geschlagen hat, feierten die Bewunderer jenes Neptuns ihn, sooft sie konnten. Sie dankten, dachten und dankten und vergaßen die Welt um sich herum. Und mit der Welt auch die Zeit. Und wurden eins mit dem angebeteten Zustand, dem reinen Sein, dem ewigen Frühling.
Die Bewunderer: Menschliche Römer, Lehrmeister – Edelgesinnte also, wie Vergills Aeneas, (und somit er selbst in seiner Heldengestalt) Ovid, Seneca… Man las sie, lobte sie, aber lebte nicht nach ihrem Vorbild. (Sonst wäre nie was aus Charles Darwin und den unabsehbaren Folgen geworden) Danach kam niemand mehr unmaskiert in die Offentlichkeit (einige spätere, die es noch wagten, wie Giordano Bruno, auch die Templer ua. wurden, ihrer offenherzigen Gedanken wegen auf Scheiterhaufen verbrannt.) und so mußte Rom wieder zerfallen, denn sie blieben unter den Masken der Mittelmäßigkeit rohe, gemeine, lernunfähige Barbaren – wie der Teutonenführer Arminius, obwohl selbst Barbar - richtig erkannte, aber falsch interpretierend, dh. weil er die eigene nicht ertragene Rohheit auf den „Feind“ übertrug und an ihm bekämpfte. So handeln heute noch die machtgierigen Eliten. Und das Volk, wie Lemminge ihrem Vorderen, folgt ihnen.
Nur eins muß man den barbarischen Völkern lassen: Damals gab es noch echte Charaktere. Die waren es selbst, die spielten sich nicht gegenseitig Kabinettsstückchen ihrer Verdrängungen vor, - andere nennen es Kasperletheater - obwohl keiner dem anderen irgendwas glaubte. Sie glaubten sich gegenseitig nichts mehr und erfanden die Kirchen, deren Dogmen sie ersatzweise glaubten.
Jedes Reich, jeder Staat, alles muß erst in Staub zerfallen… vor diesem ewigen Frühling, dem Sein, von welchem Seiende nur kurze Bewußtseinsmomente erhalten, sofern sie … innehalten..
Und was dann sein wird, wie dieser menschliche Frühling erscheinen kann, weiß der allein, der alles Festgehaltene losläßt: er ist angekommen bei sich! Wie eben Jesus, wie Buddha, Seneca, wie die, die wissen, daß sie gemeint sind. (welchen ich auf diesem Wege Dank aussprechen möchte für ihr leuchtendes Bei-Spiel, sowie das Einfließen der Natur ihres Geistes hier zur Melodie der vier Jahreszeiten!)


Kürzer ging’s nicht – für länger hat keiner mehr Dauer.

Nachbetrachtung: Verwirrung entwirrt sich dem Zerstreuten durch Innehalten - auch dieses Bild kann man als Wirkung von Winter betrachten: das Innehalten, die stille Andacht. Alles Aufgewühlte/Aufgefühlte setzt sich bald aufgrund der Schwerkraft. Das Innehalten erkennt unmißverständlich: alles Äußere ist zerstreut – alles ist aufgewühlt trübe, alles ist, wie es ist.
Alles ist, wie es ist! So lautet die Bilanz des Saturn. Es kann nicht anders sein. Aber wie es ist, das zeigt sich in der Zeit als Ereignis, als sich Ereignendes. Das Sichereignende gehört… sich selbst. Und wer es gehört hat, lang oder kurz vor der Zeit, der soll „Dichter“ in der Zeit genannt sein. Und nur die Dichter/innen (und nochmals innen) „bilden“. Nicht die Bagage aus den Reihen der Politik und den „Zeitgemäßen“ sind der Wahrheit auf der Spur. Aber dem Volk verkaufen sie sich so und das Volk – alle Völker, wählen sie dafür und schreit „Hurra“ „Helau“ oder „Sieg-Heil“ oder sonstige „Massenakzeptanzien“ (Die Psychologen nennen es Paranoja und ahnen nicht, daß es ihre Spiegelung ist. Dabei spiegelt es sich sogar schon in den allabendlichen Sendungen im TV: allabendlich Paranojaerzeugung, um den heldenhaften Erreter spielen zu dürfen. Der rettende Sender! Sei es mit Hilfe der Wissenschaft oder sei es durchs Militär (In Californien regiert sogar einer auf beiden Daseinsebenen – er rettet, stets solargebräunt und körperlich durchtrainiert im sogenannten Film und in der sogenannten Realität darf er „Straftäter“ hinrichten lassen – nur um das Gegenteil, das Häufchen Elend, das Verlorensein das er ist, dahinter verbergen zu können, damit er es helden-episch und kurzweilig vergessen kann. Mir scheint, das eher ein Maximalverdrehen von Wahrheit zu sein.
Der wirkliche Frühling kommt gewiß, Und jeder Wahrhaftigkeit ent-springt eine blaue Blume. Und zerfließt ins neptunische Seegrün – oder jahreszeitlich: in jenen Abschnitt, der entsprechend ab dem 22. Februar über vier Wochen herrscht. Wen wunderts, daß Vivaldi in dieser Zeit der in Stille entfliehenden Töne geboren wurde.

Unmittelbar davor ist Fassenacht – da war es lange Brauch, die Wintergeister durch Spektakel auszutreiben. Ja, kein Wunder, damals gabs noch echte Winter, echte Geister, echte Stille, wo Töne sich hochdramatisch auflösten – und dementsprechend flohen die dunkleren Kräfte bei Lärm und der Frühling sprang gestärkter aus dem Winterschlaf heraus, man brach in Jubel aus, warf die Schutzhüllen ab und freute sich wie ein Kind beim Erwachen, dh. ohne Hinterlist.
All das haben die zerstört, die sich für klüger erachteten, als das Himmelsprinzip – die großen Trixer und Blender, die Machtbesessenen, die Biedermänner und –frauen, die sich mit allen Mitteln Ausdehnenden. Mit Vernunft, mit Geschicklichkeit, mit Laufbahnen und Spürnasentum… immer der Weibchenpisse nach… als ob ein Stück gewürztes Fleisch den Eingang zum Paradies bedeutete.
Das Gegenteil ist der Fall. Der vermeintliche Eingang zum Paradies ist der Ausgang in die Verstofflichung: der sogenannte Sündenfall. Und weil es so einfach ist, will’s keiner wissen, kann’s keiner verstehen. Lieber, unendlich lieber, fährt man zum Niagara-Fall zum Gaffen und erzählt Ergafftes anderen Gaffern.

Wer hinein blickt ins eigene Ur-Werk des Nondualen, der Dreiheit, der Vierheit, den vielfachen Bezogenheiten untereinander (wie hier, so dort, wie oben, so unten - der Begriff „Sternenlogik“ kommt ja nicht von Ungefähr) der begegnet darin der Hölle - sich selbst! Und erst wer sich selbst und alles um sich herum als Illusion erkennt oder erschaut, wird mitfühlend mit aller Kreatur, wird frei von täuschenden Ego-Ismen. "Den Willigen " sagt Seneca " führt das Schicksal. Den Nichtwilligen reißt es mit sich fort."
Oder der Dichter Nicolaus Lenau: „Wer stirbt, bevor er stirbt, stirbt nicht, wenn er stirbt.“

Man verzeihe mir den Versuch, das Illusorische ins Licht des Bedenkens zu ziehen. Aber was nicht der Wahrheit entspricht - überlebt auch nicht den Winter. Woher dann einen Frühling nehmen?
Die vier Jahreszeiten versteht man nicht von selbst. Wenn es so wäre, lebten wir im Paradies.
Man muß dem Prinzip viel Lebenszeit widmen, um dieses großartige, multidimensionale Ur-Werk in allem Wirken würdigen und besingen zu können. Aber vor allem muß man das Prinzip selbst, seine Nondualität als Beweger im Dreifachen begreifen, das stets in vier Zeiten vom Quadrat - zum Kreis wird.
Und der Kreis, der Ton, die Schwingung.... sich ringförmig auflöst in Freude.

Ende des Zyklus der vier Zeiten..

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_39329-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_39329-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253251.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253252.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253253.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253254.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253255.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253256.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253257.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253258.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253259.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253270.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253271.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253272.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253273.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253274.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253275.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253276.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253277.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253278.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253279.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253280.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253281.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253282.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253283.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253284.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253285.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253286.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253287.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253288.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253289.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253290.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253296.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253297.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253298.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253299.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253300.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253301.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253302.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253303.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253304.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253305.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253306.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253307.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253308.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253309.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253310.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253311.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253312.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_253313.png
0

Hörbuch

Über den Autor

LotharAtzert
Lieber ist mir, wenn meine Texte für mich sprechen...

Leser-Statistik
74

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
LotharAtzert Re: Ich habe nun über die Zeit verteilt -
Zitat: (Original von Feuerchen am 16.08.2010 - 10:20 Uhr) dein Werk gelesen, denn zum begreifen hat ein Überfliegen wie ich es anfänglich halten wollte nicht gerreicht, aber ein gutes Werk kann man sich durchaus mit Pausen gönnen, mache ich mit gebunden Büchern zu Hause ja schließlich auch ...du hast recht...Kürzer wäre nicht gegangen...länger wäre zu viel gewesen,
es besticht ja jetzt schon mit gebündeltem Wissen,
und wieder habe ich etwas gelernt.*merci*
LG
Feuerchen




Hallo Feuerchen
Vielen Dank fürs Lesen und Bewerten. Nein, zum Überfliegen ist das nichts. Aber zum Aufwachen für das Magische des Daseinsgrundes scheint es mir auch noch zu wenig zu sein. Die Kräfte der dunklen Zeit, in der wir kollektiv leben, sind sehr mächtig.
Es freut mich sehr, wenn Du etwas gelernt hast.

LG
Lothar
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

39329
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung