Romane & Erzählungen
NEU "Im Kopf da macht es Klick" Teil 2 - Der Großgedanke

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"NEU "Im Kopf da macht es Klick" Teil 2 - Der Großgedanke"
Veröffentlicht am 06. August 2010, 26 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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NEU "Im Kopf da macht es Klick" Teil 2 - Der Großgedanke

NEU "Im Kopf da macht es Klick" Teil 2 - Der Großgedanke

Beschreibung

Ein Großgedanke ist der Gedanke, der uns unser Leben lang begleitet. Es ist der Gedanke, der uns in der Kindheit dazu auffordert unsere Welt sinnlich zu erfassen. Er gibt uns den Spieltrieb, führt uns später durch das Erwachsenenleben und bgleitet und, wenn wir im Sterben liegen, die Hoffnung vermittelt, dass es drüben weiter geht.

Im Kopf da macht es Klick Teil 2

 

 

Der Großgedanke

 

 

Jedes Neuron überzeugt seine Nachbarzellen durch ein lautes Klick, Klick, Plong davon, dass sein Klicken am schönsten klingt, bis sie alle zu einer übereinstimmenden Melodie gelangt sind. Dieser Vorgang geht rasend schnell vonstatten, und durch eine gemeinsame Neuronenmelodie wird dann für die Gehirnzellen die Logik geboren.

Jetzt ging es hier oben erst richtig los. Ein Gedanke nach dem anderen sprudelte aus der geöffneten Quelle hervor und tanzte vor meinem Gesicht herum. Alle sangen sie den gleichen Song: „Klick, Knack, Puff, Piff, Zack, Wumms.“ Der hörte sich an, wie der Rock and Roll Song von Elvis Presley: „You ain`t nothing but a hound dog.“ Was scheinbar soviel bedeutete wie: „Du bist ein blöder Hund!“ Ein wirklich spaßhaftes Völkchen, diese tanzenden Wu Li Meister, dachte ich mir.

Ups. Meine Gedanken hatten es mit einmal alle irgendwie eilig. Keiner blieb mir in meinem Gedächtnis haften. Schwupp, schwupp, schwupp und schon waren sie wieder im Nichts verschwunden. Da trat ein neuer Gedanke aus dem Hintergrund hervor, brummte kurz im tiefsten Bariton lustlos den Neuronensong, „du bist ein blöder Hund“ und verschwand ebenso wie die anderen.

Eines hatte ich jedoch jetzt schon begriffen. Jede einzelne Zelle war in der Lage Informationen zu speichern, umzuwandeln oder zu verwerfen. In der Gesamtheit des Spiels zwischen den einzelnen Neuronen einigten sich dann die kleinen Synapsen, von mir im folgenden nun „Wu Li Geister“ genannt, zu einem bestimmten Denkvorgang. Ein solcher Denkvorgang durfte nur das gemeinsame „Ringelreigen“ nicht durcheinander bringen und die gesamt Harmonie stören. Natürlich war das, mit dem „blöden Hund“, von ihnen nur als Scherz gemeint

Nun bewegte sich ein langer Zug von Gedanken durch die Welt meines Gehirns. Mit einmal stockte er. Was war denn nun los? Alle Gedanken waren mit einmal wie blockiert. Ein regelrechter Gedankenstau hatte sich aufgehäuft. Genau wie in einem Stau auf einer Autobahn, sah das in meinem Kopf aus. So etwas muss man erst einmal gesehen haben. Da stehen die Gedanken hintereinander im Stau und keiner lässt den anderen vorbei.

„Das habt ihr nun davon“, lache ich laut. „Ha, ha, ha!“

Man weiß inzwischen aus der neurologischen Forschung dass, unsichtbar für das menschliche Auge, sich die Zellenärmchen überkreuzen und im Gehirn molekulare Trassen, Bahnen oder Wege bilden, die wie ein riesiger Straßenverkehrsplan aussehen. Wo sich dann 100 Milliarden Neuronen an etwa 100 Billionen Schaltstellen miteinander verknüpfen. Genau auf diesen Trassen und Bahnen hatten sich meine Gedanken nun festgefahren.

Meine Synapsen hatten sich dort regelrecht vergaloppiert. Jeder wollte über die gleiche Kreuzung Hinwegsynapsieren und nun kam keiner mehr voran.

Das, was ich gerade träumte blieb nicht ohne Auswirkungen auf meinen Gemütszustand. Ich verspürte mit einmal auch einen Harnstau. „Schnell zum nächsten Baum, dort kannst du pinkeln“, rief eine der Synapsen mir zu. Kurz darauf tauchte ein Baum vor meinem geistigen Auge auf. „Nein, nein, nicht dorthin“ rief eine andere Synapse und lenkte meinen Blick in Richtung einer Kloschüssel, die mitten in einer blühenden Landschaft stand. Ja, hier war ich richtig. Gerade wollte ich loslegen, doch zum Glück wachte ich in diesem Moment von meinem Traum auf. Wie ein Schlafwandler laufe ich schnell zur Toilette, die sich außerhalb meiner Mansarde im Treppenhaus befand, um gerade noch rechtzeitig dem Auflösen des Harndrangs zu begegnen.

„Uhah!“

Danach kehre ich schlaftrunken zum meinem Matratzenlager zurück und schlief sofort wieder ein.

 

Schnell war ich wieder in einen Tiefschlaf versunken, und erneut packte mich der Sog und zog mich hinein in das schwarze Loch. Dorthin, wo Gedanken scheinbar anfingen zu leben.

Langsam näherte sich aus der hintersten Ecke ein neuer Gedanke.

Aber was war denn mit dem geschehen? Der wankte ja hin und her und stolpert vor sich hin. War das etwa einer meiner holprigen Gedanken?

Oh nein! Ich glaube nicht, was ich da sehe. Das ist ja ein total besoffener Gedanke. Ob der wohl den letzten Rausch überleben wird?

Man spricht ja davon, dass nach einem Suff viele Gehirnzellen absterben. Zu Tausenden sollen sie dabei zugrunde gehen, erzählt man sich.

Der besoffene Gedanke kam zu mir herüber gewankt und lallt:

„He Alter, kennst du mich noch?“

Dann brach er in sich zusammen und lag wie tot am Boden.

Jetzt war es passiert. Dieser Neuron war vermutlich an einer Alkoholvergiftung gestorben.

Oh wie schade! Eine Gehirnzelle in meinem Kopf lebte nicht mehr. Nun konnte sie nicht mehr denken und hat ausgedacht. Dabei war es wahrscheinlich zu seinen Lebzeiten bestimmt ein sehr guter Gedanke.

Die letzte Sauferei hatte ihm wohl den Rest gegeben, dachte ich. Es ist ja oft so, dass ausgerechnet die besten, am ehesten sterben müssen. Doch hatte ich auch gelesen, dass es so etwas wie Molekül- und Ionenfilter im Gehirn gibt. Das sind Filter, die Neuronen vor gefährlichen Substanzen, wie Alkohol schützen?

Halt, da schlägt meine Nervenzelle für einen kurzen Moment seine Neuronenaugen wieder auf. Jetzt aber schnell handeln und ihm Erste Hilfe leisten. Etwas unbeholfen mache ich mich an der Gehirnzelle zu schaffen. Vielleicht ist ja da noch etwas zu retten. Schnell beuge ich mich über ihn und blase ihm, wie einst Gott dem Adam, meinen Odem durch die Nase. Wo findet man bei einer Neuronenzelle eigentlich die Nase? Das war mir jetzt auch wurscht. Ich pustetet das Ding einfach an.

Hierauf öffnete er seine Neuronenaugen und erwachte tatsächlich zu neuem Leben. „Juchhu, es hat geklappt!“

„Wwwo bin ich“, fragte er mich? Verblüfft sieht die Neurone mich an und fragt: „Wer bist denn du?“

„Ich? Ich glaube ich habe dir neues Leben eingehaucht!“

„Mensch sei Dank“, sagte die wiederbelebte Gehirnzelle erleichtert zu mir“

Vollkommen ernüchtert stand der nun wiederbelebte Gedanke vor mir und blickt mir lange und tief in die Augen.

„Hallo mein Freund, wie geht es dir?“ frage ich ihn.

Ohne auf meine Frage einzugehen antwortete er: „Ja, du bist mein Schöpfer. Ich erkenne dich wieder! Du hast mich vom Tode zum Leben errettet und mir ein neues Dasein eingehaucht!“

Er betrachtete mich mit ungläubigen Blick. Ich achtete jedoch nicht darauf und fragte: „Erzähl mir doch mal wie es kommt, dass du dich dermaßen besoffen hast? Wie kamst du auf diese verrückte Idee? Du wärest beinahe gestorben und zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig gewesen. Saufen ist ja wohl das unvernünftigste, was man tun kann!“

Da unterbricht er mich. „Den Alkohol hast doch du mir eingeflösst. Erinnere dich an die letzte Sauferei in der Weinstube!“

„Oh, Entschuldigung. Dann wäre ich ja fast an deinem Tod schuld gewesen?“

„Weißt du, was mit mir geschehen wäre, wenn ich den letzten Rausch nicht überlebt hätte?“

„Nein!“ Gebe ich ehrlich zur Antwort.

„Die anderen Gehirnzellen hätten mich dann als Müll und Gedankenschrott abgestoßen. Und das hinterlässt in deinem Kopf so blöde Rückstände. Aus diesem Grund wandern so viele Menschen in die Irrenanstalten, weil sie weiße Mäuse und dergleichen sehen und nur noch Schrott im Gehirn haben. Gedankenschrot, verstehst du mich?

„Was für ein Gedanke bist du eigentlich?“

„Ich“, er druckste verlegen. „Du wirst es mir nicht glauben, ich bin ein großer und gigantischer Gedanke. Ohne mich könntest du nicht existieren. Ich bin für alle deine gedanklichen Funktionen zuständig. Durch mich erhältst du erst deine Visionen und Wünsche eisuggeriert!“

„Au je! Und dich hätte ich beinahe versoffen!“

Ich schaute ihn zweifelnd von oben bis unten an und sagte: „So groß siehst du eigentlich gar nicht aus. Eher klein und bescheiden, wie du da vor mir stehst. Er hatte schon vorher meinen Gedanken erraten, darum erklärte er:

„Die Sauferei richtet großen Schaden in deinem Gehirn an. Dabei bin ich wohl ein wenig eingegangen und äußerlich verkümmert!“

„Entschuldigung bitte! Aber ich habe dem Alkohol doch nur in Form von Bier und Wein zugesprochen“, verteidigte ich mich. „Bier gilt in Deutschland noch immer als Nahrungsmittel und das Polyphenol im Rotwein soll auch sehr gesundheitsfördernd sein!“

„Ja, du hast den Alkohol nur getrunken, weil du Spaß daran hattest. Gesellschaftsdroge nennt ihr das. Dennoch hatte ich regelmäßig deinen Rausch auszubaden. Oder siehst du hier oben irgendwo eine Bar, in der ich mich hätte besaufen können? Sobald du den Alkohol zu dir nahmst, ging das ganze in die Blutbahn und kam irgendwann auch hier oben bei mir an. Dein Blut nährt ja schließlich uns Gehirnzellen. Damit gehören wir beide untrennbar zusammen!“

„Aha, ich verstehe!“

„Bei dieser Gelegenheit darf ich mich dir vorstellen: Ich bin dein Haupt- und Großgedanke, das geistige Wesen welches dich seit deinen Kindertagen begleitet hat!“

„Waaas? Du bist mein Haupt- und Großgedanke? Das hört sich ja fast so an, als wärst du ein verschollener Onkel!“

Jetzt war ich derjenige der verdattert dastand. Wie zur Bestätigung tauchten im gleichen Augenblick die Wünsche meiner frühen Jugend vor meinem geistigen Auge auf. Ich träumte jetzt einen Traum mitten im Traum. Dort begegnete ich diesen Großgedanken zum ersten Mal. Ich erinnerte mich genau. Er zeigte mir damals sozusagen den Idealzustand meines Lebens, wie aus einem Bilderbuch. In diesem Bilderbuch lebte ich Glücklich. Die Welt um mich herum war in vollkommener Harmonie.

Später, so träumte mir damals, beschäftigte ich mich mit Kunst, Musik und Literatur. Ich malte mit Wasserfarben und spielte auf einer Triangel. Als Literatur, las ich Karl May. Für alles hatte ich als Kind die nötige Zeit und Muse. Doch wie anders ist es im Leben gekommen und wie hatte sich dieser Gedanke im laufe der Zeit verändert. Die Kunst wurde eine andere. Ich konstruierte jetzt Wolken aus Eisen für einen staatlich anerkannten Künstler, die Triangel hatte ich mit einer E-Gitarre vertauscht und als Literatur last ich Nietzsche, Hermann Hesse, Schoppenhauer und die Bibel. Keine Abenteuerromane mehr, sondern knallharte Philosophie.

Ich hatte schon von frühester Jugend an große Gedanken und hehre Ziele verfolgt. Doch lagen diese für mich stets in so weiter Ferne und schienen mir unerreichbar. Wiewohl ich stets darauf hin arbeitete, habe ich diese Ziele doch nie wirklich erreicht. Irgendwann ging mir dann auch das ewige haschen nach Wind auf den Keks und ich gab auf. Nun schien mein Großgedanke mich daran zu erinnern. Just in diesem Augenblick brachte er mich wieder zurück in meine Gedankenrealität von heute.

„Sag mal du kleiner wiederbelebter Großgedanke, dass ist ja ein Ding. Ich habe dich all die Jahre vermisst und wusste nicht wo ich dich finden sollte. Das letzte Mal, erinnere ich mich jetzt, hast du mir in meiner Kindheit die tollsten Streiche eingeredet. Stimmts?“

„Ich sehe, du erinnerst dich an mich!“

„Ja, das waren noch Zeiten. Ich nannte dich damals, glaube ich, meinen großen Pfurzgedanken. Es tut mir übrigens leid, dass ich Dich Pfurzgedanke genannt habe, aber noch mehr leid tut mir, dass Du unter meinem Alkoholkonsum so zu leiden hattest. Wie wollen wir das denn jetzt zukünftig machen?“

„Nicht mehr trinken!“ sagte er und schaute mich mit seinen großen Neuronenaugen grinsend an.

„Soso, ich dachte du stehst mit den anderen Neuronen im ständigen Kalium- und Natriumionenaustausch und Alkohol könne euch nichts anhaben. Ein Biochemiker erklärte mir einmal, winzige Elemente in den Adergeflechten, den Ventrikel in den Gehirnkapillaren wirken bei euch als Molekül- und Ionenfilter. So nennt ihr das Zeug doch? Ich meine natürlich die chemische Verbindung, in meinem Kopf, oder?“

„Ja, so nennen wir das Zeug. Kalium und Natriumionen wirken bei uns tatsächlich als Filter und schützen uns vor Alkohol!“

„Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Du warst doch stink besoffen und wärest beinahe gestorben. Würdest du mir vielleicht erklären, was da in meinem Kopf abgelaufen ist?“

„Das ist ganz einfach. Weil du, als Herr deiner eigenen Gedanken, öfters mal besoffen warst, fiel ich dir als Großgedanke gar nicht mehr ein. Ich kam dir einfach nicht mehr in den Sinn. Dadurch bin ich natürlich ein wenig verkümmert. Wenn du nämlich eine bestimmte Hirnzelle nicht mehr benutzt stirbt sie ab!“

„Oh je. Dann ist saufen ja wirklich äußerst gefährlich fürs Gehirn?“

„Das ist es in der Tat!“

„Mein allerliebster und wiederbelebter Großgedanke, ich bin ganz unerfahren in Sachen Gehirn und möchte gerne wissen, wie das in meinem Kopf alles funktioniert? Erklärst du es mir?“

„Was willst du denn genau wissen?“

„Ich möchte zum Beispiel wissen, warum ich das oder jenes denke. Warum ich eben an die Träume meiner Jugend erinnert werden konnte. Wie entstehen solche Träume und wie kommen überhaupt Wünsche zustande?“

„Nun gut, wenn du willst werde ich dir das gerne erklären!“

„Nun leg schon los“, antwortete ich neugierig, gespannt darauf was er mir erzählen würde.

 „Ich verstehe dich also richtig? Du möchtest tatsächlich wissen, wie dein gesamtes Oberstübchen funktioniert?“

„Genau, das will ich wissen!“

„Dein Gehirn ist aber eine sehr komplizierte Konstruktion und nicht einfach zu verstehen. Dennoch werde ich versuchen es dir zu erklären. Du weißt ja bereits, was wir unter Neuronen verstehen?“

„Logisch! Neuronen nennt ihr euch selbst. Du bist doch ebenso ein solcher Patron, pardon ich meinte natürlich Neuron. Zumindest bestehst du als mein Gedanke aus vielen Millionen Neuronen. Ihr seit die Nervenzellen, die da wie kleine Würmchen unkontrolliert in meinem Kopf herumliegen und unkontrolliert euer Unwesen treibt!“

„Mit Würmern solltest du uns nicht vergleichen. Wenn wir ein solches Getier wären, dann hättest du Würmer im Kopf. Ha, ha, ha“, lachte nun er.

„Nun erzähl doch endlich, wie funktioniert mein Gehirn?“

Nun beginnt mein wiederbelebter Neuron, mein Großgedanke mit seinen Ausführungen:

„Wir Neuronen sind polarisiert, das heißt, auf der Innenseite unserer Zellenmembran befindet sich eine negative elektrische Ladung. Dies hat folgende Ursache: Die positiv geladenen Kaliumionen können sich ungehindert durch unsere Membran hindurchbewegen, während die großen, negativ geladenen Moleküle in unserer Zelle festgehalten werden. Verstehst Du das?“

„Nein!“ antworte ich.

Der wiederbelebte Gedanke erkannte, dass ich im Moment auf der Leitung stand, fuhr indes in seinen Ausführungen ungehindert fort:

„Die ebenfalls positiv geladenen Natriumionen werden durch einen aktiven Transportvorgang aus unserer Zelle entfernt. Wenn nun an einer Nervenzelle ein Reiz in Form eines Stromstoßes ankommt, geschieht etwas Besonderes.“

„Ein Reiz in Form eines Stromstoßes?“ Hier horchte ich auf.

Ich unterbrach meinen Großgedanken mit den Worten: „Mir ist folgendes passiert. Ich sah vor kurzem in meiner Phantasie eine Frau erscheinen. Doch scheinbar existiert sie irgendwo weit weg von mir, in einer anderen Galaxie. Ich konnte keinen mentalen Kontakt zu ihr aufnehmen. Bei ihrem Anblick durchflutete mich ein Reiz, wie ein elektrischer Strom. Meinst du, dass durch diesen Reiz der Kontakt zu ihr hergestellt worden ist? Ist dieser Reiz vielleicht das kribbeln, wenn die Schmetterlinge im Bauch in Aufregung geraten weil man sich in ein fremdes Wesen verliebt hat? Nun sag schon!““

„Nein!“, lachte er laut auf, so dass es in meinem Kopf von den Wänden widerhallte.

„Das hat damit nichts zu tun. Wir sind doch nur chemische und elektrische Verbindungen!“

„Aber man spricht doch davon, dass die Chemie zwischen Mann und Frau erst stimmen muss, bevor es zur Sache geht“, gebe ich zur ihm Antwort.

„Dann stimmt sie“, nickte er eifrig. Aber ich wollte dir eigentlich unsere elektrische Wirkungsweise erklären und nicht über den Hypotalamus reden!“

„Hypothalamus, was ist das?“

„Dazu kommen wir später! Zuerst musst Du die Elektronik in deinem Kopf verstehen. Zunächst strömen Kaliumionen in unsere Zellen, so dass die negative Ladung geringer wird. Daraufhin ändern sich unsere Membraneigenschaften so, dass Natrium in unsere Zelle eindringen kann. Das geschieht sehr schnell, so dass sich in unserem Zellinneren insgesamt eine positive Ladung aufbaut. Diese Ladung bezeichnet wir als Aktionspotential.“

„Ein bisschen kompliziert“, sagte ich. „Aber ich glaube dich verstanden zu haben! Die Gedanken von eben waren alle ganz schön mit Natrium geladen, also mit einer Art Potenzmittel, eben dieser Aktions-Potenz und sind darum so schnell an mir vorüber gerannt, weil...? Na, wer weiß, wo die hin wollten. Ich kann mir das schon denken. Sag mal, gibt es eigentlich so etwas, wie ein Neuronenpuff im Kopf? Man redet doch andauernd von dem sogenannten Kopfkino wo die schönsten erotischen Vorstellungen ablaufen! Sind also die Nervenzellen in einem Neuronenbordell und bei mir läuft dann der Film ab?“

„Nein, red doch nicht so einen Unsinn! Du scheinst es doch nicht begriffen zu haben. Hierbei handelt es sich um die neurologische Funktion im Gehirn und nicht um ein Neuronenbordell, wie du dich ausdrückst!“

„Aber ich erinnere mich genau. Als die Neuronen alle im Stau standen, drückte mich die Blase und meine Gehirnzellen gaben mir die Sicht auf eine Toilettenschüssel frei. Zuerst sah ich einen Baum und dann das Klo. Beinahe hätte ich deswegen ins Bett gepisst!“

„Das hat andere Zusammenhänge. Vielleicht erkläre ich dir das später. Doch nun wieder zu unserer Funktion. Wenn sich das Aktionspotential an einer Stelle von unserem Neuronen eingestellt hat, wandert es durch Ionenaustausch an bestimmte Stellen – den Ranvier´schen Schnürringen – am Axon entlang.

„Halt, das reicht! Mein Kopf brummt ja schon! Das ist ja viel komplizierter als ich zunächst dachte!“

Ich werde versuchen es dir einfacher zu erklären“, antwortete mein wiederbelebter Großgedanke und lächelte mich verständnisvoll an.

„Das Aktionspotential begrenzt sich in seiner Höhe von selbst, denn wenn die Natriumkonzentration bei uns im Zellinneren zu stark ansteigt. Es werden zuerst die Kalium- und später die Natriumionen wieder nach außen gepumpt, so dass sich auf der Innenseite unserer Zellmembran wieder eine negative Ladung einstellt!“

„Aha, ich verstehe. Also doch so eine Art Pippi im Kopf. Wenn sich dieser Vorgang dauernd wiederholt entsteht ein Gedankenstau, so wie ich das vorhin erlebt habe?“

„Nein! Damit sind wir Neuronen wieder polarisiert und du kannst erneut einen Gedanken fassen. Der ganze Vorgang dauert noch nicht einmal eine Tausendstelsekunde. Schon nach sehr kurzer Zeit, der refraktären Phase, können wir als Neuronen den gleichen Ablauf erneut durchmachen!

Nun habe ich dir die elektrische Nervenleitung erklärt! Bist du jetzt zufrieden oder soll ich dir auch noch die chemische Nervenleitung erklären?“

„Nein, nein das ist genug. Im Ãœbrigen habe ich so gut wie nichts verstanden!“

Elektrische Nervenleitung – chemische Nervenleitung – Axon – Aktionspotential – Ranvier´schen Schnürringen, wer soll das alles verstehen?

Erzähle mir lieber“, bat ich ihn, „warum du als gigantischer Gedanke so jämmerlich versagt hast. Ist das auch so kompliziert?“

„Nein, das ist einfach erklärt. Du selbst bist schuld daran!“

„Ich, wieso? Ich kenne dich doch nur aus meinen Kindtagen. Mit einmal warst du verschwunden!“

„Nein, ich war nie verschwunden, du empfandest das nur so, weil du nach der Schulentlassung aus dem Kloster Dich ins wilde Leben gestürzt hast. Du fandest in deiner Hektik keine Zeit mehr deiner inneren Stimme zu lauschen. Die Logik kam mir in die Quere und machte dir dadurch deine kindlichen Visionen kaputt. Von nun an konntest du nicht mehr an Wunder glauben.“

„Aha!“, staunte ich.

„Ja, du dachtest, ich sei als dein kindlicher Haupt- und Großgedanke zu groß und zu verrückt geworden. Darum haben sich deine Logik und einige andere Gedankenverknüpfungen zusammengeschlossen, mich dann aus deinem Denken ausgegrenzt und mich nicht mehr beachtet. Deine Logik hatte die Regie in deinem Kopf übernommen. So kam es, dass du alles nur noch mit deinem Verstand beurteilen wolltest, anstatt deine tiefsten Wünsche zuzulassen und weiter auf deren Erfüllung zu hoffen!“

„Da brate mir doch einer einen Storch. Ich fühlte mich damals mit einmal ganz allein und von allen verlassen. Auch du standst mir nicht mehr zur Verfügung. Ich dachte sogar ich hätte dich in meinem Koffer im Kloster zurückgelassen. Ich malte nämlich damals ein Bild von dir, wie ich mir dich in meiner Phantasie vorgestellt hatte. Dieses Bild war nach acht Jahren leider aus meinem Koffer verschwunden!“

„Oh, wie schade. Malst du mir später ein neues Bild? Wir könnten ja diese Zeit nachholen und deine Träume wieder aufleben lassen. Was hältst du davon?“

„Ja klar, gerne!“ Höre ich mich begeistert ausrufen.

„Gut, dann muss du zuerst die neuen Spielregeln erlernen. Wie dein Gehirn funktioniert, wirst du dadurch ganz nebenbei erlernen!“

Der wiederbelebte Gedanke befand sich offensichtlich in seinem Element und sprühte vor Begeisterung als er mir das alles erzählte. Es machte ihm richtiggehend Spaß mir die Wirkungsweise meines Gehirns erklären zu dürfen.

Er blickte eine Weile zu Boden und schien zu überlegen. Dann erhob er seine Gedankenzelle, blickte mich an und sagte: „Ich will dich in die tiefsten Geheimnisse des Lebens einführen. Du sollst deine Gedankenwelt verstehen lernen und große Ideen haben. Dein inneres Bilderbuch soll wieder aufgeschlagen vor dir liegen!“

 

 

Fortsetzung folgt

 

Copyright: Ernst Dierking

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Ernst

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Windflieger Re: Re: Re: Re: Wieder sehr gerne gelesen -
Zitat: (Original von Ernst am 26.08.2010 - 16:33 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 26.08.2010 - 16:04 Uhr)
Zitat: (Original von Ernst am 26.08.2010 - 12:16 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 26.08.2010 - 12:01 Uhr) ich hoffe das der Großgedanke auf Dauer siegt, denn die Träume und Visionen sind das Lebenselexier.
GLG Ivonne



Ja, lacht...du wirst im weiteren Verlauf der Geschichte sehen zu was der Großgedanke fähig ist.
Du hast Recht, Träume und Visionen sind das Lebenselexier.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.

lg
Ernst

Ja das werde ich hier noch erfahren und gespannt bin ich auch schon.
LG Ivonne



Kamst du denn noch nicht weiter zum lesen? Nimm dir ruhig Muse dafür.

lg

Ernst

Aber ich werde es auf jeden Fall noch tun, wenn ich mir Zeit nehme, lese ich gründlicher :-)
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
Ernst Re: Re: Re: Wieder sehr gerne gelesen -
Zitat: (Original von Windflieger am 26.08.2010 - 16:04 Uhr)
Zitat: (Original von Ernst am 26.08.2010 - 12:16 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 26.08.2010 - 12:01 Uhr) ich hoffe das der Großgedanke auf Dauer siegt, denn die Träume und Visionen sind das Lebenselexier.
GLG Ivonne



Ja, lacht...du wirst im weiteren Verlauf der Geschichte sehen zu was der Großgedanke fähig ist.
Du hast Recht, Träume und Visionen sind das Lebenselexier.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.

lg
Ernst

Ja das werde ich hier noch erfahren und gespannt bin ich auch schon.
LG Ivonne



Kamst du denn noch nicht weiter zum lesen? Nimm dir ruhig Muse dafür.

lg

Ernst
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Re: Re: Wieder sehr gerne gelesen -
Zitat: (Original von Ernst am 26.08.2010 - 12:16 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 26.08.2010 - 12:01 Uhr) ich hoffe das der Großgedanke auf Dauer siegt, denn die Träume und Visionen sind das Lebenselexier.
GLG Ivonne



Ja, lacht...du wirst im weiteren Verlauf der Geschichte sehen zu was der Großgedanke fähig ist.
Du hast Recht, Träume und Visionen sind das Lebenselexier.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.

lg
Ernst

Ja das werde ich hier noch erfahren und gespannt bin ich auch schon.
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
Ernst Re: Wieder sehr gerne gelesen -
Zitat: (Original von Windflieger am 26.08.2010 - 12:01 Uhr) ich hoffe das der Großgedanke auf Dauer siegt, denn die Träume und Visionen sind das Lebenselexier.
GLG Ivonne



Ja, lacht...du wirst im weiteren Verlauf der Geschichte sehen zu was der Großgedanke fähig ist.
Du hast Recht, Träume und Visionen sind das Lebenselexier.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.

lg
Ernst
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Wieder sehr gerne gelesen - ich hoffe das der Großgedanke auf Dauer siegt, denn die Träume und Visionen sind das Lebenselexier.
GLG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster ich glaube auch Schüler würden sich über solch eine Art - Erklärung freuen. Toll

Liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
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