Romane & Erzählungen
Schuldenbergs Erzählung

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"Schuldenbergs Erzählung"
Veröffentlicht am 01. August 2010, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Schuldenbergs Erzählung

Schuldenbergs Erzählung

Schuldenbergs  Erzählung

Frohsinn musste lachen! „Hey du Kleine, wie heisst du? Schuldenberg? Du bist gerade mal so gross wie ein Sandkorn!“ Schuldenberg wurde ein wenig rot und wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie sich noch etwas kleiner gemacht. „Ja stimmt, ich bin schuld, dass ich so klein bin!“ Frohsinn schüttelte den Kopf: „So ein Quatsch, wie kann man schuld an seiner Grösse sein, man kommt auf die Welt so wie es richtig ist, kleiner kann man sich nur selber machen.“ „Ja, eben, siehst du, ich bin schuld, dass ich so klein bin! Als ich auf die Welt kam hatte ich die Grösse eines Berges, nun schau mich an, klein und unbedeutend und schuldig!“ sagte Schuldenberg zu Frohsinn. „Oh, das musst du mir jetzt aber erklären, wie du das fertig gebracht hast, dich selbst so klein zu machen, das muss ja eine unheimliche Arbeit gewesen sein!“ Das kam in einem, ein klein wenig, spöttischen Ton von Frohsinn. Schuldenberg erzählte: „Ja, also es war so, ich kam hier auf die Welt, gross und stark wie ein Berg. Genau so fühlte ich mich auch, doch da gab es ein grosses Erdbeben. Es war ja gleich klar, ich war daran schuld, ich war einfach zu schwer, die Erde konnte mich nicht mehr tragen, deshalb bebte sie.“ Einsicht, welche auch zuhörte, grummelte vor sich hin und meinte dann: „Das meinst du doch nicht ernst, oder? Auch wenn du gross und schwer wie ein Berg warst, das bringt ganz sicher nicht die Erde zum beben! So ein Blödsinn!!“ „Doch, doch, Schlechtesgewissen hat mir das gesagt, hat mir immer wieder gesagt, wärst du nicht so gross und schwer, wäre das nicht passiert, du bist schuld! Ich war richtig froh, durch das Erdbeben war ich nur noch ein grosser Felsen, wegen mir würde die Welt also nicht mehr zittern.“ Gerechtigkeit hätte Schlechtesgewissen gerne kennen gelernt, um ihm zu sagen wie dumm und unnötig seine Anwesenheit und seine Aussagen waren. Frohsinn wollte hören wie es weiterging, Schuldenberg war jetzt so gross wie ein Felsen und dann? „Das war so, dummerweise bin ich während dem Erdbeben in den Fluss gefallen, habe den Lauf des Wassers gestoppt, so dass sich der Fluss einen anderen Weg suchen musste. Ich bin schuld, dass die Fische die unterhalb von mir waren, gestorben sind, sie sind elendiglich erstickt, weil ich kein Wasser mehr durchgelassen habe! Schlechtegewissen hat mir ganz schön zugesetzt, sagte zu mir, schau was du angerichtet hast, soviel Tod und Leid nur wegen dir! Warum fällst du auch mitten ins Flussbett?“ Frohsinn und Gerechtigkeit waren empört: „Dieser Schlechtegewissen ist ja so ein fieser Vollidiot!! Was glaubt denn der, wer er ist? Als ob du während einem Erdbeben steuern könntest wohin du fällst!“ „Ja, aber, ich war ja schuld am Erdbeben, also auch schuld daran in den Fluss zu fallen, also schuld am Tod der Fische. Nicht nur das, das Land trocknete aus, die Pflanzen verdorrten und viele Tiere mussten verdursten! Alles wegen mir, weil ich so gross und schwer zur Welt kam!“ „Sag mir Schuldenberg, hast du dir ausgesucht wie du zur Welt kommen willst?“ fragte Gerechtigkeit. „Nein, natürlich nicht, sowas kann man sich doch nicht aussuchen! Du glaubst ja nicht, dass ich so gross und schwer hätte sein wollen.“ Frohsinn lachte: „Hör dir doch selber zu, du konntest dir nicht aussuchen wie du zur Welt kommst! Also wo ist deine Schuld? Erzähl weiter, wie bist du von der Grösse eines Felsen zum Sandkorn gekommen?“ „Ok, wie ich zur Welt kam, das konnte ich mir nicht aussuchen, aber an allem anderen bin ich schuld. Ja eben, ich war da so im Flussbett, das Wasser ist an mir vorbeigerauscht, Jahr um Jahr, eine sehr lange Zeit. Steine und Geröll sind an mir vorbeigeschrammt, Bäume und Schlamm, alles hat an mir genagt. Unter der Wasserlinie wurde ich immer dünner und dünner und irgendwann bin ich gestürzt. Ich hätte mir mehr Mühe geben müssen dem Druck stand zu halten. Meine Schuld, es passierte Schreckliches! Die Öffnung zum alten Flussbett war wieder frei, das Wasser stürzte mit aller Gewalt über mich hinweg, riss mich mit. Alles was im Weg war, wurde zerstört. Soviel Leben habe ich zerschmettert auf meinem Weg! Mit jedem Zusammenstoss, mit jedem Aufschlagen bin ich ein wenig kleiner geworden. Am Ende hatte ich noch die Grösse eines Kieselsteins. Schlechtesgewissen hat mir meine Gräueltaten aufgezählt. Wie viel Zerstörung ich doch hinterlassen habe! Ich war Schuld am Tod so vieler, ich war Schuld an den Ãœberschwemmungen die das Land erleiden musste! Meine einzige Hoffnung war, dass ich jetzt, wo ich nur noch so gross war wie ein Kieselstein, keine Gefahr mehr sein konnte!“ Frohsinn und Gerechtigkeit schüttelten weiterhin die Köpfe: „Schuldenberg, Schlechtesgewissen hat unrecht, glaub uns, es war von Anfang an nicht deine Schuld, niemals!“ Schuldenberg hörte gar nicht zu, sie war mit ihrer Geschichte noch nicht fertig. „Da lag ich nun, habe mich gefreut, nur noch so gross wie ein Kieselstein, keine Gefahr mehr für nichts und niemanden. So dachte ich zumindest. Weit gefehlt! Ein Junge kam, hat mich aufgenommen und weit hinaus ins Meer geworfen. Mit einem Riesenplatsch bin ich ins Wasser gefallen, habe Wellen gemacht, diese sind immer grösser und grösser geworden, haben sich eins ums andere Mal ans Ufer geworfen. Eines Tages hat es daraus eine Riesenwelle gegeben, die alles in Ufernähe zerstört hat. In dieser Zeit bin ich zu meiner jetzigen Grösse gekommen. So gross wie ein Sandkorn! Schlechtesgewissen hat mir wieder aufgezeigt wie zerstörerisch ich war, die ganze Uferregion war ein Bild des Grauens. Ich habe mir gedacht, jetzt wo ich nur noch so gross bin wie ein Sandkorn, kann ich sicher keinen Schaden mehr anrichten. Schlechtesgewissen hat mich eines Besseren belehrt, gesagt, pass auf, denk mal an die Zerstörungswut von einem Sandsturm, also sei auf der Hut, lade dir nicht noch mehr Schuld auf! Ja, deshalb bin ich nun hier, zittere, habe Angst davor noch mehr Schuld auf mich zu laden.“ Gerechtigkeit und Frohsinn waren sprachlos. Wie konnte man Schuldenberg helfen, so verstrickt in ihre Schuld. Gerechtigkeit hatte eine Idee, Demut sollte mal mit Schuldenberg sprechen, sie wollten ihn holen. Und Demut war gerne bereit dazu: „Schuldenberg, ich möchte dich fragen, was glaubst du, wer hat bestimmt wie du zur Welt kommst? So wie du dein Leben ansiehst könnte man meinen, du wärest Gott. Aber nicht du hast deine Grösse und dein Gewicht gemacht als du geboren wurdest, nein, das war Gott! Es wäre anmassend von dir gewesen deine Bestimmung nicht anzunehmen! Es war dir bestimmt genau so gross, genau so schwer zur Welt zu kommen! Es war schon lange vor deiner Geburt vorgesehen, dass es ein Erdbeben geben würde! Schon lange vor deiner Zeit waren die Pläne für die Welt gemacht. Also masse dir nicht Kräfte an, die nicht dir gehören! Schick diesen Schlechtegewissen ins Pfefferland, er soll die vermeintlichen Schulden gleich mitnehmen und beginne zu leben! Nimm dein Leben an, so wie es jetzt ist. Geniesse es, sei froh, lache und weine, liebe und LEBE!“ Schuldenberg war sehr, sehr nachdenklich geworden, sie musste Demut recht geben, sie war nicht Gott, sie konnte nichts dagegen tun, es war wie es war. Gross und schwer war sie zur Welt gekommen, ohne ihr dazutun, auch was danach geschah, sie hatte keine Möglichkeit gehabt etwas daran zu ändern, sie war nicht Gott, sie war Schuldenberg. 
Frohsinn, Gerechtigkeit und Demut konnten sehen wie es in Schuldenberg arbeitete. Und nach einer Weile breitete sich auf Schuldenbergs Gesicht die Freude aus, ihre Augen begannen zu strahlen und laut rief sie: „Ja, ja, endlich habe ich es begriffen!!! Ich habe keine Schuld!!!! Keine Schuld, denn ich bin nicht Gott!!“ Wie wild begann sie zu tanzen und zu singen: „Ich bin nicht schuld! Keine Schuld! Schuldlos!“ solange bis sie erschöpft zu Boden sank. Die anderen drei hatten fröhlich mitgetanzt, sie freuten sich riesig, begannen dann aber zu tuscheln miteinander. Immer wieder deuteten sie auf Schuldenberg, schüttelten die Köpfe, diskutierten. Endlich wurden sie sich offenbar einig, drehten sich zu Schuldenberg und Frohsinn sprach: „Schuldenberg, wir sind so froh, dass wir dir helfen konnten, wir finden aber nun, dein Name passt nicht mehr zu dir! Du bist kein Berg mehr und Schuld hast du auch keine! Also haben wir für dich einen passenderen Namen gesucht, wenn du magst. Wir denken zu dir würde Lebensenergie passen, du hast vorhin mit so viel Freude und Elan getanzt und gesungen, einfach schön. Zudem möchten wir gerne mit dir zusammen bleiben. Vier Freunde: Lebensenergie, Gerechtigkeit, Frohsinn und Demut! Was meinst du dazu!“ Schuldenberg wusste zuerst gar nicht was sie sagen sollte, tief berührt hatte sie den Worten von Frohsinn gelauscht. Ja das wollte sie tun, von nun an sollte ihr Name Lebensenergie sein! Zusammen mit ihren drei Freunden Gerechtigkeit, Frohsinn und Demut konnte sie dieser Welt sicher vieles geben. Von diesem Tag an zogen die vier zusammen durch die Welt! 
Lebensenergie, Gerechtigkeit, Frohsinn und Demut.

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vany

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Gast cool voll die Kurzgeschichte
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