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NEU "Im Kopf da macht es Klick Teil 1 - Der unwirkliche Traum

Im Kopf da macht es Klick Teil 1

 

 

Im Kopf da macht es Klick – Teil 1

 

Eine verrückte Geschichte

 

 

 

Der unwirkliche Traum

 

 

Die letzte Zechtour hatte es wirklich in sich. Wir diskutierten dort bis in die Morgenstunde, bis der Wirt das Licht ausknipste oder wie der Volksmund sagt; wir tranken bis der Arzt kommt.

Auch die beiden anderen Diskussions-Freunde, ein Philosoph und ein Physiker blieben eben solange wie wir beim Weine sitzen. Wir diskutierten im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt. Wir versuchten vergeblich einen empirischen Nachweis über ein Leben nach dem Tod zu erbringen.

Ziemlich angeheitert machte ich mich dann auf den Nachhauseweg. Zuhause angekommen übermannte mich auch sofort eine bleierne Müdigkeit und ich falle in einen tiefen und festen Schlaf. Wie üblich, fing ich gleich zu träumen an:

Mir träumte, eine unbekannte magische Kraft zieht mich einem inneren Licht entgegen. Ich taumelte und falle ins Unendliche. Immer tiefer und tiefer. Der Sog dorthin wird immer stärker und stärker. Ich falle in ein schwarzes Loch einer Lichtquelle entgegen. Dann war ich endlich am Boden dieses Loches angekommen. Ich befinde mich mit einmal mitten in der kosmischen Traumwelt meiner eigenen Gedanken.

Sssssssssm, zack, summ, überall fliegen die Gedanken herum, wie kleine Düsenjäger.

Oh mein Kopf, was geht denn hier ab? Da schwirrten die Gedanken durch den Raum. Mit rasender Geschwindigkeit tauchen sie auf und verschwinden wieder im Nichts.

Da, schon wieder ein Gedanke der auftauchte und irgendwohin verschwand. Blitz, Puff und weg war er. Das ging mir alles viel zu schnell.

„Halt nicht so schnell, ich möchte euch doch folgen können“, höre ich mich den vorbeiflitzenden Gedanken hinterher rufen. Doch kein einziger Gedanke hielt an. Hilflos betrachte ich nun meine Gehirnzellen und blickte dem letzten Gedanken sehnsüchtig nach.

Da kommt schon wieder ein Gedanke angesaust, und irgendwohin verschwand.

So geht es eine ganze Weile.

Jetzt passe ich aber genau auf, denke ich, und halte meine Gedanken ganz bewusst fest.

Aufmerksam und voller Spannung betrachte ich nun meine Gehirnlandschaft. Doch es tut sich im Moment nichts. Kein einziger Gedanke ließ sich mehr blicken.

Habe meine Gedanken vielleicht spitz gekriegt, dass ich sie festhalten will?

Oh wie schade, wo sind denn meine Gedanken alle hin? Verschwunden, einfach ins Nichts aufgelöst.

Nicht ein einziger Gedanke tauchte mehr aus den Tiefen meiner Gehirnmasse hervor, nicht einmal ein Klitzekleiner.

Hilfe, es wurde auf einmal so still und leer in meinem Kopf, Einsamkeit macht sich breit und mich fröstelt..

Ich befinde mich hier wie ein Gefangener in dem schwarzen Loch. Wie hier wieder heraus kommen?

Ich halte meine Hand über mein geistiges Auge und betrachte die einzelnen Hirnwindungen, ob sich vielleicht doch noch etwas in meinen Kopf regte. Wie durch ein Fischauge sehe ich mich auf einmal in weiter Ferne meinen Schmiedehammer schwingen und an einem Kunstwerk arbeiten. Doch diese Tätigkeit lag schon Jahrzehnte zurück. War etwa hier Raum und Zeit aufgehoben?

„Hui“, da bewegte sich wieder etwas!

Einzelne Gehirnzellen begannen sich aufzublähen und zu pulsierten. „Platz – päng“, da war er heraus, ein neuer Gedanke.

„Juchhu!“, höre ich mich laut rufen.

Doch Schade, leider ist die Gehirnzelle kaputt. Bei der Gedankengeburt hatte es ihn zerrissen. Regelrecht zerfetzt sah er aus.

Jetzt hörst du am besten auf zu denken, sagt eine leise Stimme zu mir. Man kann es ja einfach nicht mehr mit ansehen, wenn ein Gedanke nach dem anderen zerplatzt und du am Schluss nur noch Gedankenfetzen in deinem Kopf hast.

„Kommando an das Gehirn, sofort das Denken einstellen“, sprach die gleiche Stimme wieder. „Kaputte Gedanken wollen wir hier nicht!“

Irgend eine Veränderung trat jetzt ein, nur was sich veränderte hatte konnte ich nicht erkennen.  Vielleicht war es einen Tick heller in meinem Kopf geworden. Ja, das ist es. Es war nicht mehr so düster wie vorher.

Die Synapsen allerdings arbeiteten weiter vor sich hin, und kümmerten sich nicht um mich.

Herrlich! Alles ist ruhig hier oben. Trotz des Pulsierens meiner Schläfenlappen, ich liege auf einer Gehirnwindung und beobachte alles, liegt meine Gehirnmasse vor mir und tut so, als ob sie schliefe. Doch kann ich genau beobachten, wie einzelne Funken immer wieder durch die Windungen schleichen und an den Enden der Zellen zerplatzen. Klick, Klick, Plong, macht es unaufhörlich. Und bei jedem Klick, Plong sehe ich das Licht in meinem Kopf aufflackern.

Es sind die besagten Synapsen die dort heimlich tätig sind und wie Unruhegeister ihr Werk betreiben. Unaufhörlich machte es Klick, Plong, Klick, Plong, Klick Plong…Klick, Klick, Klick. Irgendwie klang das ganze unheimlich schön. Ein rhythmisches Arbeiten und Pulsieren fand hier statt.

Ich beobachtete wie einzelne Gehirnzellen sich hin und wieder in kleine Ärmchen verwandelten und an den Enden mit vielen kleinen Fingerchen ihre Umgebung erkunden.

Man könnte meinen, man beobachtet das Wachsen einer Schlingpflanze im Zeitraffer. Immer wieder kommen neue Zellfingerchen aus den Gehirnzellen hervor und befummeln ihre Nachbarzellen. Sie fummeln hier und fummeln dort. Das Befummeln anderer Zellen scheint ihnen besonders viel Spaß zu bereiten.

Oh, wie das in meinem Kopf auf einmal kitzelt!

Die kleinen Zellfingerchen fummelten so lange an den Nachbarzellen herum, bis sie irgendetwas Aufregendes entdeckt haben. Und dann geht es richtig los.

„Hallo liebe kleine Nachbarzelle“, meinte ich eine Synapse rufen zu hören. „Kann ich mich bei dir ein wenig ankuscheln und an dir herumfummeln?“

„Piep, Quietsch, oh ja gerne, komm herüber!“ Antwortete die andere Synapse voller Begeisterung. Und schon hingen die beiden aneinander und umkringelten sich gegenseitig. Wie lustig und süß das aussah. Zwei sich knutschende Gehirnzellen.

Von meiner Warte aus beobachte ich gespannt das Geschehen. Hemmungslos befummelten sie sich nun gegenseitig wie zwei geil gewordene Liebende. Du solltest ich in Zukunft vielleicht auch öfter an deinen Nachbarinnen herumfummeln, hörte ich die gleiche Stimme von vorhin.

Hui, was war denn das? Das war ja ein eigenständiger Gedanke. Aha, mein Gehirn funktionierte also noch, stellte ich zu meiner inneren Beruhigung fest.

Nun flitzen alle möglichen Gedanken an mir vorüber.

„Tust du wohl deine Hand da weg“, höre ich mich mit einmal laut sagen, als gerade eine der Synapsen in der Nase einer anderen Synapse herumbohren wollte. Gleichzeitig war ich es, der in Gedanken nach einer Frau, die mir in meiner Gedankenwelt erschien, fassen wollte.

Sofort zog sie ihr Synapsenfingerchen aus der Nase des anderen heraus. Ganz verlegen kringelte sich die angesprochene Synapse und piepste, als hätte sie mich verstanden. Dabei wurde sie ganz rot vor Scham. Wie ein kleines Wesen von einem anderen Stern sah sie aus. Wohin jetzt nur mit meinen kleinen Fingerchen, dachte sich die Synapse wohl. Doch dann steckte sie in ihrer Unverfrorenheit das Zellfingerchen einfach wieder in der Nase einer anderen Nervenzelle.

Aha, mein Gehirn reagiert also auf laut gesprochenen Befehle, stelle ich zu meinem Erstaunen fest. Wenn ich laut sage: „Tust du wohl deine Hand weg!“, dann reagiert mein Gehirn sofort darauf. Bedeutet das vielleicht die Bestätigung der biblischen Aussage; „Im Anfang war das Wort?“

Während ich weiterhin die Fummelei der beiden Synapsen beobachte, ertönt auf einmal eine andere Stimme in meinem Gehirn.

„He, du da! Merkst du nicht, dass du mit deinem Arsch auf deiner Gedankenquelle sitzt?“

Ich blicke mich verduzt um, sehe jedoch niemanden. „Wer ist denn da?“

„Los, mach den Weg frei. Ich will hier durch!“

Es holperte und rumpelte regelrecht in meinem Kopf. Da pochte jemand massiv von innen gegen die Gehirnmasse und schrie sehr laut: „Lass mich endlich hier heraus, du blöder Hund!“

Erschrocken rücke ich gedanklich ein wenig zur Seite und Plop, kommt ein Gedanke hervorgeschossen. Ein hastiger Gedanke, wie es schien, der schnell im Universum meines Gehirns verschwinden wollte.

„He, He nicht so schnell, rufe ich ihm zu! Wo willst du denn hin?“

„Keine Zeit“, ruft er zurück. Dabei drehte er mir sein Gesicht zu, soweit man von einen Synapsengesicht überhaupt reden kann, und grinste mich schelmisch an. Dann verschwand er doch im Wirrwarr meiner Gehirnzellen.

Was war denn das für ein Gedanke?

Blöder Hund hatte der zu mir gesagt. Mich von meinen eigenen Gedanken beleidigen zu lassen, dass wollte ich nun doch nicht zulassen. Schließlich nagt das später so sehr am eigenen Selbstbewusstsein. Das Gehirn ist ein sehr unruhiger Ort, in dem es wie in einem Tollhaus zugeht.

Milliarden von Neuronen arbeiteten hier alle gleichzeitig an bestimmten Dingen und vollführen dabei, für das menschliche Ohr nicht vernehmbar, einen Heiden-Lärm. Diesen Lärm nennt man, wie ich aus Forscherkreisen weiß, das Neuronensignal. Und ausgerechnet diejenigen Gedankenverbindungen die am lautesten schreien, wie dieser Gedanke von gerade eben, die setzten sich am ehesten im Kopf durch.

Ich fragte mich, ob der Wissenschaftler Gary Zukav, mit seinen „tanzenden Wu Li Meistern“, eventuell meine Synapsen gemeint haben könnte?

Immer wieder kamen bestimmte Gedankenkombinationen in Form dieser kleinen „Wu Li Meistern“ nahe zu mir heran geschlängelt und sehen mich neugierig an.

Irgendwann schnappte ich zu und hielt einen dieser „Wu Li Meister“ beim Rockzipfel.

„Halt! Hier geblieben!“

Sofort fing die Synapse zu piepsen an, und wiederholte die endlose Wörterreihe: „Politiker und kleine Babys setzen sich immer durch, Hurra! Politiker, Pfarrer und die kleinen Babys schreien am lautesten... Hurra! Politiker und Babys, Babys und Pfarrer, kleine Politiker... setzen sich durch, sich durch, sich durch..., hurra, hurra, hurra!

Was sollte denn das?

Da machte es mit einmal „Klick“ in meinem Kopf.

Diese Gehirnzelle war für einen ganz bestimmten Gedankeninhalt zuständig. Da ich früher einmal gedacht habe, „Politiker schreien am lautesten, wenn es um ihre Diäten geht“, war dieser Synapse als Gedankenkombination hängen geblieben. Die Kombinationen, dass Pfarrer und Babys ebenfalls laut schreien, hatte die Zelle ganz eigenständig hinzugefügt. Die Gehirnzelle konnte eigentlich gar nichts dafür, was ich einmal früher gedacht hatte. Sie war nur zuständig diese Information zu speichern. Erst die Gesamtheit aller Neuronen und aller, darin enthaltenen Informationen, machten diesen Gedankenvorgang aus. Es wurde mir in diesem Traum bewusst, dass ich selbst für den jeweiligen Inhalt der Neuronenzellen verantwortlich bin.

 

Fortsetzung folgt.....

 

Copy Right:  Ernst Dierking