Es war einmal ein kleiner Spatz.
Der saß in seinem Nest.
Und immer dachte er bei sich:
Warum sitz ich hier fest.
Es ist doch immer nur das Selbe.
Ich sitze hier bei Mutter,
die uns dann bringt in ihrem Schnabel
ein kleines bisschen Futter.
Doch hab ich Schwester noch und Bruder.
Sind sie wie ich auch klein,
so drängen sie mich oftmals weg.
Muß hungrig ich dann sein.
Und außerdem tun die nur stänkern.
Das finde ich gemein.
Ach könnte ich doch nur
ein Adlerjunges sein!
Ein Adler der ist stark und groß.
Vor dem hat man Respekt,
weil jeder weiß, wieviel Kraft
in einem Adler steckt.
Und deshalb jammerte er immerzu:
"Die Welt die ist so schlecht
zu mir... und ungerecht!"
Der kleine Spatz der wurde groß.
Die Zeit verging im Flug.
Doch hatte er vom Jammern
noch immer nicht genug.
Auch hatte fleißig er trainiert,
denn - man glaubt es kaum.
Er träumte da noch immer
diesen einen Traum.
Fühlt sich zu höherem berufen.
Wollte er selbst nicht sein.
Ein Adler der ist stolz und schön.
Ein Spatz hingegen klein.
Auch hatte er oft Hunger,
denn da er tat oft träumen,
die allerbesten Happen
tat er dadurch versäumen.
Und deshalb jammerte er immerzu:
"Die Welt die ist so schlecht
zu mir... und ungerecht!"
So macht sich unser Spätzchen
dann schließlich auf den Weg.
Zu finden einen Adler,
zu fragen, wie das geht.
Wie wird man denn ein Adler.
Solch schönes stolzes Tier.
Ach, alles würde geben
unser Spatz dafür.
Nach tagelangem Suchen
kommt er an einen See.
Die Kraft hat ihn verlassen.
Die Flügel tun ihm weh.
Er setzt sich an das Ufer.
Wärmt sich im Sonnenschein.
Sein Magen knurrt ganz furchtbar.
Er sieht ganz elend drein.
Und deshalb jammerte er immerzu:
"Die Welt die ist so schlecht
zu mir... und ungerecht!"
Nun war er endlich, was er wollte:
einsam und allein.
Doch hatte er sehr schnell gemerkt,
glücklich konnt er nicht sein.
So dachte er mit Wehmut
an seinen Schwarm zurück.
Doch hatt´ er sie verachtet,
würd finden da kein Glück.
Er ließ sein Köpfchen hängen
und wollt nicht länger leben.
Saß dort ganz ohne Zuversicht.
Tat seinem Schicksal sich ergeben.
Doch dann sah er am Ufer
- glaubt seinen Augen kaum-
nen wunderschönen Adler.
Grad wie aus seinem Traum.
Nahm allen Mut zusammen
und flog mit letzter Kraft
hin zu dem großen Vogel
und freut sich, daß er´s schafft.
Und der hört ganz verwundert
dem kleinen Spatzen zu.
Dann schüttelt er den Kopf
und antwortet im Nu.
"Du bist mir ja ein Dummkopf.
Willst leben so wie ich?
Doch glaub mir, so ein Leben
ist wahrlich einfach nicht.
Da ich so groß und schwer bin,
da brauch ich ganz viel Kraft.
Drum muß ich ganz viel fressen,
was ganz schön schlaucht und schafft!
Denn ich brauch Lebendfutter
wie Fisch oder auch Maus.
Doch wenn die mich erspähen,
dann nehmen sie reißaus.
Auch muß ich auf der Hut sein
vor Katze, Fuchs und Hund.
Denn wenn die mich erwischen,
dann wird´s sehr ungesund.
Und dann gibt´s noch die Menschen.
Die lassen alles liegen.
Verhedder ich mich in dem Müll,
dann kann ich nicht mehr fliegen.
Auch kippen die gedankenlos
ihr Gift hier in den See.
Wenn ich den Fisch dann fresse
tut mir der Bauch sehr weh!
Drum denke ich so manches Mal:
Die Welt die ist so schlecht
zu mir... und ungerecht!
Denn du hast es viel besser.
Du lebst in einem Schwarm.
Und wenn ein Feind sich nähert
schreit irgendwer: Alarm!
Auch bist nur ziemlich klein du
und brauchst nur wenig fressen.
Und das fällt dann noch meistens ab
von des Menschen Essen.
Drum laß dir mal gesagt sein.
Sei nur nicht weiter dumm.
Flieg schnell zurück nach Hause
und jammer hier nicht rum!"
Gesagt. Getan. Der Spatz
der lernt sehr schnell dazu.
Er sagt dem Adler tschüß
und fliegt zurück im Nu.
Als er dann kommt nach Hause,
da schaut er ängstlich drein.
Doch hat man ihm verziehen.
Ließ in den Schwarm ihn rein.
Und wenn er doch mal jammert:
"Die Welt die ist so schlecht!",
dann stupsen sie ihn an
und weisen ihn zurecht.
Denn kann es hier im Leben
nicht immer schön nur sein.
Doch folgt auf Regenwetter
auch wieder Sonnenschein!
i-s