Humor & Satire
Die armen Brillenträger

Seit meinem 12. Lebensjahr bin ich nun schon Brillenträgerin. In dem Alter ist das besonders schlimm noch eine Brille zu bekommen. Man sieht ja schon mit der Zahnspange aus, wie ein Metalldetektor. Aber mit einer Brille noch dazu! Dann könnte man mit den Lupen auf der Nase locker als Sherlock Holmes' neueste Detektiverfindung durchgehen.

Wer sah aber in der Pubertät nicht so aus und wurde von den wenigen Kids, die noch einigermaßen Glück mit ihren Zähnen und ihrem Aussehen hatten, nicht gehänselt. Oder wie man heutzutage sagt: „gemobbt“. Irgendwie erinnert mich dieses Wort immer an einen Wischmob. Daher stammt es wahrscheinlich auch. Wie ein Wischmob wird man auf den Boden hin und her geschleift, bis die Haare voller Dreck sind und die anderen ihren Spaß hatten. Aber irgendwann werden die „Mobber“ auf den gerade gewischten, noch feuchten Boden ausrutschen und selbst ausgelacht werden. Ist zwar kein besonderer Trost, da man sowieso nie dabei sein wird, geschweige denn jemals davon erfahren wird, aber es wird passieren!

Kommen wir lieber wieder zu dem Brillenproblem zurück. Seit einiger Zeit trage ich nun doch Kontaktlinsen, obwohl die im Laufe der Zeit teurer sind, als eine Brille. Jedoch finde ich, dass es das Geld wert ist nicht mehr wie ein glubsch-äugiger Fisch herumlaufen zu müssen. Ich meine, ob man nun bis zu 200 Euro im Jahr für Kontaktlinsen ausgibt oder bis zu 400 Euro für eine Brille, die zwar mehrere Jahre hält aber sowieso einem nach paar Monaten nicht mehr gefällt oder möglicherweise sogar aus der Mode kommt, macht ja auch keinen großen Unterschied mehr.

Als „Erwachsener“ ist das ja besonders schlimm, wenn man noch mit 18 Jahren zur Schule geht, Zuhause bei den lieben Eltern wohnt und in seiner Freizeit nicht arbeitet, wie die anderen Streber die angeblich alles unter einem Hut bekommen. Wie soll man sich denn da ohne Unterstützung der lieben Eltern das Wunder des Sehens verschaffen?

Beim Autofahren ist das ja noch nicht so schlimm. Die Formen der Schilder und Farben der Ampeln kann man ja noch erkennen. Und soo schlimm ist das ja auch nicht, wenn man das Tempolimit erst fünf Meter vorher erkennt oder auch gar nicht wenn man zu schnell daran vorbei fährt.

Auch in der Schule ist das Sehen nicht unbedingt notwendig. Wer will schon die Fratzen der Lehrer, geschweige denn was diese an die Tafel schreiben überhaupt sehen? Selbst wenn man gut sehen könnte, würde man die Schrift der Lehrer trotzdem nicht entziffern können. Und dann sich über unsere Schrift in den Arbeiten aufregen!

Wichtig wird das Sehen nur in Beziehungen. Stell dir vor, du lernst jemanden kennen und führst eine gute Beziehung mit ihm. Und irgendwann nach fünf bis zehn Jahren, wenn du dir dein Sehvermögen endlich leisten kannst, siehst du, dass dein Freund schiefe Zähne und zusammen gewachsene Augenbrauen hat!

25. Juli 2010

© NadjaR