Nur wenige hundert Meter hinter mir laufen meine Babysitter. Ich hasse es, wenn er diese Bluthunde auf mich ansetzt, aber was soll ich schon dagegen machen. Ich habe meine Seele für Geld verkauft und nun muss ich eben mit den Folgen leben. Als ich ihn kennengelernt habe war er lieb und nett. Und er sah gut aus. Heute sieht er noch immer gut aus. Aber der Ehrgeiz und die Gier haben ihn zerfressen. Vor allem aber steht der Neid ihm oft selber im Weg und gerade eben auch mir. Ich haste die Straße entlang und überlege kurz, ob ich sie wohl einfach abhängen könnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich ihnen entwische. Aber hier sind kaum Gassen und irgendwie möchte auch kein Taxi anhalten um mich mitzunehmen. Ich hasse diese Stadt. In Deutschland hatte ich Freunde und eine schöne Wohnung. Aber ich musste ihm ja folgen. In die USA. Ein Land, das ich immer verachtet hatte. Mein Magen meldet sich leise und da ich gerade ein Restaurant vor mir sehe, beschließe ich einen Happen zu Essen. Gerade als ich die Türe öffnen möchte, rempelt mich jemand an. „Können Sie nicht aufpassen?“ schimpfe ich. Er stolpert, antwortet mir nicht, läuft einfach weiter. Als würde er auch verfolgt werden. Ich blicke mich um und sehe einen alten Mann in zerschlissener Kleidung über die Straße hasten. Er hält eine Waffe in der Hand und zielt auf mich. Oder zumindest zielt er auf die Menge. Ich fühle mich seltsam ruhig. ‚So werde ich also sterben.‘ denke ich bei mir. ‚Naja, wenigstens ein Abgang der meiner würdig ist.‘ Ein lauter Knall zerreißt meine Stille und eine junge Frau neben mir schreit auf. Blut rinnt aus ihrem Arm. Ein weiterer Knall. Seltsam, der Mann auf der Straße hat die Waffe gesenkt. Aber trotzdem wird geschossen. Wieder schreit jemand. Dieses Mal ein Mann. Ich bleibe einfach stehen. Die beiden Männer hinter mir haben aufgeholt und werfen sich nun schützend vor mich. Jetzt bin ich beinahe froh darüber, dass er Bluthunde auf mich angesetzt hat. Die Verfolgungsjagd auf der Straße geht weiter, ich beobachte fasziniert, wie der eine Mann, der mich vorhin angerempelt hatte, einem Transporter ausweicht und zu Boden fällt. Aus seiner Hand fällt eine Waffe. Hat er etwa auf die Menschen geschossen? Der alte Mann folgt ihm. „Passen Sie auf.“ Will ich noch rufen, als ein Transporter auf ihn zugerast kommt. Seine gebückte Gestalt und seine kaputte Kleidung lässt mich Mitleid mit ihm haben, obwohl er vielleicht ein Mörder ist. Immerhin hat er eine Waffe. Das Geräusch als Metall auf Fleisch trifft ist unbeschreiblich widerlich. Ich glaube das Knacken der Knochen hören zu können. Dann liegt er auf der Straße, Blut rinnt ihm aus den Mundwinkeln. Ich will zu ihm laufen, irgendjemand muss doch etwas tun. Aber starke Hände packen mich und ziehen mich weg. „Das hat keinen Sinn.“ Höre ich eine raue Männerstimme. „Das kannst du doch gar nicht wissen. Vielleicht lebt er noch.“ Zische ich ihn an. „Komm jetzt.“ Ich habe keine Wahl, sie ziehen mich mit sich. Kurz darauf höre ich das Geheule der Polizeisirenen. Noch immer stehen alle Möglichen Leute um die Straße herum, aber helfen will offensichtlich niemand. Ich schreie, aber auch das ignorieren die Menschen. Da fasse ich zum ersten Mal den Entschluss ihn zu töten.
„Warum habt ihr mich weggezogen?“ Wir sitzen im Auto nach Hause und ich bin noch immer stocksauer. „Ich sagte doch, du hättest nichts tun können. Und wenn dir etwas passiert wäre, hätte er uns nicht verziehen.“ Langsam schleicht sich Gereiztheit in seine sonst so geduldige Stimme. Den Rest der Fahrt über schweige ich. Bislang sind sie nie gewalttätig geworden, aber gerade blitzt Mordlust in seinen Augen und ich will mein Glück nicht herausfordern.
„Ach Liebste, wie schön dich auch wieder Zuhause zu sehen.“ Er schenkt mir sein makelloses Lächeln, das schon so viele Menschen geblendet hat. Wir haben es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, was wir wohl nicht zuletzt auch diesem Lächeln verdanken. Bei Vertragsverhandlungen ist es großartig. Gewinnend, ohne arrogant oder aufgesetzt zu wirken. Er gibt mir einen Kuss und ich presse die Lippen zusammen. „Lass mich einfach in Ruhe.“ Ich versuche mich an ihm vorbei zu drängen aber er packt mich grob am Arm. „Wo bist du gewesen?“ „Frag doch deine Schoßhündchen.“ Ich reiße mich los. „Warst du wieder bei ihm?“ Ich antworte nicht, gehe in mein Schlafzimmer und schlage die Türe hinter mir zu. Bei dem Knall zucke ich zusammen. Zu sehr fühle ich mich an den Knall der Waffe erinnert. An die Frau die geblutet hat. Und an den alten Mann, der hilflos auf der Straße lag. Tränen steigen mir in die Augen, schluchzend werfe ich mich aufs Bett. Ich bin so wütend und fühle mich so hilflos. Ich weine, bis ich keine Tränen mehr habe, weine meinem Leben nach, das ich verpfuscht habe. Verkauft für Silberschmuck und schöne Kleider, ein großes Haus. Schließlich schlafe ich ein.
Als ich aufwache ist es draußen noch dunkel. Mein Radiowecker zeigt mir an, dass es 4 Uhr Morgens ist. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich in die Küche und öffne den Kühlschrank. Ein modernes, silbernes Ungetüm, dass alles kann. Sogar selber Dinge nachbestellen, die fehlen. Ich greife nach einer Flasche Milch, drehe den Deckel ab und nehme einen tiefen Schluck. Er hasst es wenn ich das mache und obwohl er mich nicht sehen kann, freue ich mich diebisch darüber. Ich stelle erst jetzt fest, dass ich mich am Abend vorher wohl nicht mehr ausgezogen habe. Mein teures rotes Designerkleid ist zerknittert. Jetzt bin ich richtig gut gelaunt. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich den Flur und ziehe meine grünen Turnschuhe an. Die Farbe beißt sich furchtbar mit dem Kleid und ich blicke mit einem breiten Grinsen in den Spiegel. Rasch greife ich noch nach meiner Handtasche. Auf der Straße sind kaum Menschen, aber Amerika schläft nie vollkommen. Bereits jetzt hasten die ersten Anzugträger von ihren Huren zurück zur Ehefrau oder auch direkt zur Arbeit. Obdachlose bemühen sich zu schlafen und wenn sie keinen Schlafplatz gefunden haben, laufen sie durch die Stadt um sich warm zu halten. Einem von ihnen stecke ich 100 $ zu. Sein Blick ist unbeschreiblich aber ich gebe ihm keine Zeit sich bei mir zu bedanken. Es ist ja ohnehin nicht mein Geld und selbst wenn es das wäre, ich habe genug davon. Zuerst laufe ich einfach ziellos durch die Gegend, aber schließlich bemerke ich, dass ich zu einem Taxistand laufe. Dieses Mal finde ich sofort einen Fahrer der bereit ist mich mitzunehmen. Ich kann mich nicht genau an die Straße erinnern, aber er kennt das Restaurant in dem ich eigentlich essen wollte. „Was wollen sie denn in der Gegen Ma‘am?“ fragt er. Er ist recht höflich auch wenn er ein wenig müde aussieht. „Einen Freund besuchen.“ Murmele ich. So ganz genau weiß ich auch noch nicht, was ich mir eigentlich von einem Besuch an diesem Ort verspreche. „Um diese Uhrzeit?“ „Hören Sie, ich will meinen Mann umbringen und brauche dafür Hilfe.“ Er lacht und ich lache mit. „Ein guter Witz Ma’am.“ ‚Ja‘ denke ich bei mir, der Witz ist wirklich gut. Den Rest der Fahrt über schweigen wir. „Das macht dann 17 $.“ Ich drücke ihm das Geld und noch einige Dollar Trinkgeld in die Hand und er bedankt sich. „Soll ich noch auf Sie warten?" „Nein Danke.“ Er nickt, lächelt mir nochmal zu und fährt dann weiter. Ich stehe mitten auf der Straße und frage mich, was ich eigentlich erreichen will. Von dem Unfall ist nichts mehr zu sehen. Die Straße ist leergefegt, das Restaurant geschlossen. Einzig die vielen Zigarettenkippen deuten darauf hin, dass hier Schaulustige einen Ring gebildet hatten. ‚Abschaum.‘ denke ich bei mir. Aber bin ich denn wirklich besser als sie? Früher hat es mir nichts ausgemacht andere Menschen für mich bluten zu lassen. Habe ich mich wirklich so sehr geändert? – Vor mir liegt eine Glasflasche auf dem Boden und ich trete sie, halb achtlos, halb wütend, zur Seite. Ein leises Klirren ertönt, als sie auf etwas offensichtlich metallisches trifft. Sie ist in eine der Nebenstraßen gerollt. Die Neugierde zieht mich dort hin, außerdem habe ich noch viel Zeit und weiter keine Ahnung, was ich eigentlich tun soll Eigentlich gehört die Flasche ja auch in den Müll. Als ich mich bücke um sie aufzuheben, sehe ich die Pistole. Sie liegt dort, als ob sie auf mich gewartet hätte. Silbern blitzt sie mich an, verführerisch, wie ein teures Schmuckstück. Vorsichtig berühre ich sie, vielleicht wie man einen Liebhaber anfassen würde, wenn man sich unsicher ist, ob die Beziehung ernst ist und man denjenigen nicht verletzen möchte. Sie liegt kalt und schwer in meiner Hand. Jetzt fühle ich mich, und diese wechselnde Stimmung ist bei mir nicht eben selten, zumal ich meine Tabletten abgesetzt habe, als würde ich einen toten Fisch in der Hand halten. Sie widert mich an. Ich sollte sie wieder zurücklegen, stattdessen ertappe ich mich dabei, wie ich sie in meine Handtasche lege. Es ist ein wenig wie Schlafwandeln, ich bin mir durchaus darüber im Klaren was ich hier mache, aber ich habe trotzdem das Gefühl mich von Außen zu beobachten. Meine Handtasche war schwer, als hätte ich statt der Waffe einen Amboss hinein gelegt.
Ich weiß nicht wie ich nach Hause gekommen bin. Vermutlich habe ich wieder ein Taxi genommen. Die leere Wodkaflasche neben meinem Bett erklärt in jedem Fall die Kopfschmerzen. Ich habe violette Schatten unter den Augen und das verdammte Piepsen des Weckers lässt meine Schädeldecke explodieren. Zumindest fühlt es sich so an. Ich schlage mit dem Kissen danach, treffe auch und mit lautem Scheppern fällt das verfluchte Schrottding zu Boden, jedoch ohne seinen nervtötenden Piepton zu unterbrechen. Fluchend stehe ich auf und hebe den Wecker vom Boden auf, drücke die Taste um ihn abzuschalten. Die Welt dreht sich um mich herum. Mir ist kotzübel und ich wanke ins Badezimmer, schaffe es noch irgendwie die Klobrille hochzuklappen, ehe sich mein Magen nach außen zu stülpen scheint und ich mich übergebe. Ich habe mich lange nicht mehr so mies gefühlt. Als der Magen endlich leer ist, spritze ich mir Wasser ins Gesicht und gehe zurück ins Schlafzimmer. Aus der Nachttischschublade hole ich eine Flasche weißen Rum und nehme einen tiefen Schluck. Ohne Alkohol kann ich inzwischen nicht mehr schlafen, aber auch nicht mehr den Tag überstehen. Ich drücke die Klingel neben meinem Bett und zucke sofort wieder zusammen als ihr Scheppern schmerzhaft zwischen meinen Ohren wiederhallt. Der Butler steht binnen Sekunden in meinem Zimmer. „Frühstück und ´ne Kopfschmerztablette.“ Murmele ich. Er knickst dezent und zieht sich zurück. Keine zehn Minuten später habe ich zwei Aspirin, ein Brötchen mit Käse und einen Kaffee intus und fühle mich schon besser. Aus dem Schrank hole ich frische Klamotten und packe mein vollkommen zerknittertes Kleid in die Wäsche. ‚Verdammt hatte ich ’nen miesen Traum.‘ denke ich noch bei mir. ‚Vielleicht sollte ich doch weniger trinken.‘ Neben meinem Bett liegt meine Handtasche. Ich fühle mich zu ihr hingezogen, irgendwie habe ich das dringende Bedürfnis sie aufzumachen. Darin liegt die Pistole und ich starre sie an. In meiner Hand fühlt sie sich relativ leicht an, ich ziele auf das Fenster, stelle mir vor es wäre sein Kopf. Ein gutes Gefühl. Ich lege sie zurück in meine Tasche. Alleine schon sie zu haben bedeutet Sicherheit. Der Kater ist wie weggeblasen, ich fühle mich großartig. Beschwingt verlasse ich mein Zimmer und klopfe an seine Türe. Er liegt noch im Bett, wie immer nackt. Früher fand ich das unglaublich sexy und auch jetzt kann ich mich nicht vollkommen davon frei machen. Verdammt, wir haben seit Wochen nicht mehr miteinander geschlafen. Und gerade hab ich einfach Bock auf ihn. „Hey, wie wäre es mit ein wenig Spaß?“ Ich hoffe dass mein Grinsen lasziv und nicht einfach nur fertig aussieht.
Den Rest des Tages verbringe ich unter der Dusche und im Bett. Ich fühle mich dreckig, müde. Ich will am liebsten sterben. Probeweise setze ich mir den Lauf der Pistole ans Kinn und überlege wieviel Arbeit unsere Putzfrau doch damit hätte, wenn sich mein Gehirn in einer Mischung aus Brei und Knochensplittern an der Wand hinter dem Bett verteilen würde. Irgendwie würde mir das gefallen. Es wäre der ganz große Abgang, um den man mich Gestern betrogen hatte.
Die nächsten Tage verlaufen alle gleich. Saufen, Frühstücken, Aspirin, mit meinem Mann schlafen, kotzen, weiterschlafen. Ich bin ein Wrack, auch wenn ich nicht so aussehe. Und jeden Tag blicke ich auf die Waffe. Sie scheint immer schimmernder zu werden, scheint Nachts nach mir zu rufen. Sie flüstert, sie lockt, sie neckt mich. Sie wird immer mehr zu meinem Liebhaber und eine Nacht lege ich sie zwischen meine Schenkel. Ihr Lauf ist kalt an meinem Oberschenkel. Hoffentlich löst sich ein Schuss. Dann hat meine Unentschlossenheit ein Ende. Aber als ich aufwache liegt sie noch immer an meine Haut geschmiegt. Süßes, glattes Metall. Wie habe ich dich vermisst. Eigentlich sollte ich ihn jetzt sofort erschießen. Aber natürlich ist er heute nicht da. Mal wieder die verdammten Vertragsverhandlungen. Ja, das Schicksal hat mich schon immer geliebt. Aber mein Entschluss ist gefasst. Ich muss hier raus. Genug gekotzt, genug getrunken. Ich werde mein Leben ändern. Ab Morgen.
Als der Wecker heute klingelt fühle ich mich seltsam beschwingt. Die Waffe in meiner Handtasche summt ein metallisches Lied, mein Kopf tut endlich nicht so seh. Es ist fast so, als wäre ich in Watte eingepackt. Warm, weich, aufgefangen. Ich ziehe sie aus der Tasche, streiche nochmals über ihren Lauf und entsichere sie. Dann klopfe ich an seine Türe. Verdammt komme ich mir gut vor. „Herein.“ Diese herablassende Stimme, diese verdammte blasierte Arroganz. Ich öffne die Türe und richte die Waffe direkt auf ihn. Er will irgendetwas sagen, sein Mund steht offen. „Du siehst aus wie ein Fisch.“ Grinse ich. „Ein stinkender Fisch.“ Ich kichere hysterisch. „Schatz, wir können doch über alles re...“ „Nenn mich nicht Schatz.“ Zische ich ihn an. „Ich weiß von den Schlampen, denen du dieses Kosewort ins Ohr flüsterst. Ich bin schließlich nicht blöd.“ Ich bin so seltsam gefasst, meine Hände zittern nichtmals. „Das wollte ich damit auch nicht sagen.“ Seine Stimme zittert. Ich glaube, ich habe ihn noch nie zuvor so panisch gesehen. „Ich sollte dich einfach umlegen.“ Sinniere ich. „Hör mal, wir können das regeln. Ich hab Geld.“ „Ich weiß, Geld hab ich doch jetzt auch.“ Mit der freien Hand mache ich eine Geste, die das ganze Zimmer mit einschließt. „Baby, wir sind reich. Trotzdem sollte ich dich erschießen. Ich sollte alle hier erschießen!“ Den letzten Satz schreie ich. Draußen lässt jemand ein Glas fallen, es klirrt. „War nur’nen Witz.“ Murmele ich halbherzig. Er steht vom Bett auf, hebt die Hände abwehrend vor den Oberkörper. „Okay, beruhig dich. Offensichtlich geht es dir nicht gut Sch...“ er unterbricht sich gerade noch rechtzeitig. „Ich werde jetzt deinen Arzt anrufen und dann wird alles wieder gut.“ Nichts wird wieder gut werden. Er weiß es und ich weiß es. Aber noch lügen wir uns an. Wie wir es all die Jahre getan haben. „Was ist bloß aus uns geworden?“ Ich schüttele den Kopf um die verklärten Erinnerungen loszuwerden. Wir waren nie das perfekte Liebespaar, wir waren nie wirklich glücklich, auch wenn mein Kopf versucht mir gerade das vorzugaukeln. Gerade in dem Moment, wo wir uns zu einem kitschigen Sonnenuntergang küssen drücke ich ab. Sein Schrei hallt im ganzen Haus wieder. Ich weiß nicht woher ich die Ruhe genommen habe zu zielen, aber der Schmerz ist für mich nicht nachvollziehbar. Wird er auch nie sein.
Ich höre das leise Singen der Polizeisirenen und des Krankenwagens. Blut rinnt über seine Oberschenkel. Die schönen, muskulösen Oberschenkel, ich starre fasziniert auf die unglaubliche Menge Blut die darüber fließt. Sein Schrei scheint noch im Haus wiederzuhallen. Der Officer stellt mir so viele Frage, ich kann nicht antworten. „Mein armer Liebling.“ Flüstere ich bloß immer wieder. „Wie konnte das nur passieren.“ Die Ärzte geben ihm wenig Hoffnung. Heutzutage können sie fast alles wiederherstellen, aber mein Schuss war gut. Ich hab ihm genau die Weichteile weggeschossen. Er wird nie wieder mit einer Frau schlafen können. Aber er wird überleben. Im Krankenbett bittet der den Officer zu sich. „Meine Frau ist verwirrt. Das kann ich ihr nicht verübeln. Ich wollte ihr die Waffe zeigen, die ich zu unserem Schutz gekauft hatte. Naja, ich habe ein wenig damit herumgespielt. Sie wissen schon, ich bin auch nur ein Mann.“ Ich stehe draußen vor dem Zimmer. Bei diesen Worten verziehe ich die Mundwinkel zu einem höhnischen Lächeln. „Irgendwie muss sich ein Schuss gelöst haben. Bitte, nehmen Sie die Waffe mit. Und lassen Sie meine Frau zu mir.“ Als ich im Krankenzimmer komme lächelt er. „Willkommen in deiner persönlichen Hölle.“ Flüstert er mir zu. Ich lächle zurück. „Das nennt der Volksmund Sühne.“ Zärtlich beuge ich mich zu ihm und küsse ihn leidenschaftlich. Im Hintergrund höre ich das Singen der Polizeisirenen. Der arme junge Officer, der sich nun um die Waffe kümmern muss. Ich hoffe bloß, dass er sie gut wegschließt. Denn mir hat sie kein Glück gebracht. Aber wo könnte sie sicherer sein, als auf einem Polizeirevier?