Biografien & Erinnerungen
Die perfekte Verabredung - inkl. Hörbuch...

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"Die perfekte Verabredung - inkl. Hörbuch..."
Veröffentlicht am 10. Juli 2010, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Die perfekte Verabredung - inkl. Hörbuch...

Die perfekte Verabredung - inkl. Hörbuch...

Beschreibung

Dies ist mein Text aus dem Poetry-Slam, der am 08. Juli 2010 im Lovedream Radio und Chat zwischen mir und Hanni ausgetragen wurde. Sei an dieser Stelle inklusive Hörbuch für all jene bereitgestellt, die's verpasst haben und gern mal reinschnuppern möchten. Öhm, joa. Das Thema, muss ich zu meiner Verteidigung sagen, war vorgegeben. (Cover: © Rainer Sturm / pixelio.de; www.pixelio.de)

Nun stehe ich hier vor versammelter Menge, viele Augen sind erwartungsvoll wie Scheinwerfer auf mich gerichtet, viele Ohren darauf wartend, dass ich erzähle, wofür ich heute hierher gekommen bin. Über Verabredungen soll ich erzählen, zu neudeutsch »Dates«, hat man mir gesagt, vielleicht ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, ganz so, als wäre dieses Thema mein Steckenpferd wie kein anderes. Dabei fühle ich mich doch wie ein Wal in der Wüste, sobald ich mich mit der trauten Zwischenmenschlichkeit konfrontiert sehe. Und stand ich nicht eben noch hinter dem geschlossenen Vorhang, überlegte hin und her, ob ich die ganze Thematik nicht einfach durch den Kakao ziehen sollte, um mich einmal mehr um die Wahrheit zu drücken? Um diese Wahrheit, dass alles Schöne letztlich auch so schmerzhaft sein kann? Nun denn sei‘s drum! Ich will mich heute nicht verbergen, will nicht kneifen und meinen Mut hinter einer extradicken Portion Witz verstecken. Den Mut, in der Devotionalienkiste zu wühlen und jene Erinnerungen herauszuholen, die ich nach ganz unten getan habe. Erinnerungen an diese eine, diese perfekte Verabredung, von der ich nun eben doch erzählen werde.

Wir lernten uns bei einem Basketballspiel kennen. Ja, richtig gehört, bei einem blöden Basketballspiel. Nicht beim Candlelightdinner, nicht beim Spaziergang mit dem Hund im Park und auch nicht etwa auf dem bunt geschmückten Jahrmarkt, sondern schlicht und einfach bei einem Basketballspiel. Zugegeben, dem Internet sei Dank, kannten wir uns bereits zuvor, doch an jenem Tag sahen wir uns das erste Mal in Fleisch und Blut. Wegen dieses Spiels war sie zusammen mit ihrer Freundin von weit her angereist. Zum ersten Mal war sie nun in meiner Nähe, als hätte eine schicksalhafte Fügung es so gewollt, dass wir uns endlich persönlich begegnen. Wenn auch ausgerechnet auf einem fürchterlich langweiligen Basketballspiel!

Ich hatte mich zuvor ziemlich locker gegeben, keine groß angelegte Vorausplanung betrieben, wollte ganz Cowboy sein, hatte eben versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber letztlich war ich doch so aufgeregt, dass ich Angst litt, meine Kine würden versagen wie rostige Scharniere, mich hoffnungslos zusammensacken und niemals wieder aufstehen lassen. Und dann stand sie tatsächlich vor mir: Sie, mit ihrem engelsgleichen, blond gelockten Haar! Durch smaragdgrüne Augen schaute sie mich an, und sie schien so unendlich desinteressiert an mir zu sein, dass ich meine Enttäuschung kaum verbergen konnte. Und ich? Schaffte es kaum, meinen Blick auch nur für einen Moment von ihr zu nehmen, war es doch, als sei ein Engel vom Himmel direkt vor meine Füße gefallen oder als sei sie plötzlich dem schönsten Gemälde entstiegen, das man sich vorstellen kann.

Und dann lief dieses Spiel vor mir ab. Wie ein wirrer Traum: der Ball flog von einer Seite zur anderen, von links nach rechts, von rechts nach links, landete mal hier und mal dort im Korb, und die unendlich großen, umherhetzenden Spieler wurden von allen Seiten bejubelt. Ich nahm das Geschehen nur am Rande wahr, als schaute ich durch Milchglas. Selbst den vielen Lärm bekam ich nur gedämpft mit. All meine Sinne, alles woran ich nur denken konnte, war jetzt auf auf sie fixiert. Sie war in diesem Moment mein Zentrum, mein Orion, mein Universum. Und was tat sie? Stand still und nichts sagend wie ein Götzenbild neben mir, überirdisch und ebenso unnahbar in ihrer ganzen, strahlenden Erscheinung.

Und obwohl sie mich kaum mehr wahrzunehmen schien, mich fast überhaupt nicht ansah, sagte sie irgendwann: »Los, hilf uns mal beim Daumendrücken!« Bevor ich reagieren konnte, nahm sie meine Hand in ihre und drückte sie sehr sanft. Ich tat es ihr gleich, hielt die Luft an, wünschte und hoffte, der Augenblick möge nie vergehen. Doch er verging, unsere Hände ließen einander los, verloren sich, hingen kraftlos an herabbaumelnden Armen, und die hineinflutende Leere fühlte sich an, als hätte ich meine Handfläche auf einen Eisblock gelegt. Wieder und wieder kamen diese Augenblicke, wieder und wieder wünschte ich, sie würden nicht vergehen, wieder und wieder endeten sie so abrupt wie sie begonnen hatten. Mein Verstand war ein Kraftwerk geworden, unter Hochdruck arbeitend, unter Strom stehend. Ich suchte nach einer Lösung, nach einer Lösung auf ein Problem, das eigentlich keines war.

Bis ich mir endlich ein Herz fasste!Nur kurz bot mein Kopf mir die Chance, die Situation nicht länger abzuwägen, sondern einfach aus dem Augenblick heraus zu handeln. Ich hielt ihre Hand, ließ sie dieses Mal jedoch nicht los, blieb einfach an ihr haften, als hätte ich vorher Sekundenkleber in meine Handfläche gestrichen. Ich wagte kaum, sie nun anzublicken, ihren fragenden, vielleicht sogar vorwurfsvollen Blick ertragen zu müssen, und doch konnte ich nicht anders. Ich musste sie anschauen, musste in ihren Augen finden, was es zu finden geben würde, und ich tat es. Und war das zu glauben? Sie lächelte! Ich konnte es nicht fassen, das bezauberndste Mädchen der Welt stand neben mir und lächelte mich an! Und so lächelte ich zurück, nahm ihre Hand nun ganz fest in meine, hielt sie und ließ nicht los, als wäre sie andernfalls hinfortgeweht worden. Diesmal dauerte der Augenblick an, nahm kein abruptes Ende, und für diesen einen Abend waren wir beide glücklich. Ohne weitere Worte hatten wir zueinander gefunden, und wir genossen diese kleine Insel der Glückseligkeit, die uns an jenem Abend beschert war.

Doch tut die Zeit eben, was sie am besten kann. Als ich sie schließlich wieder gehen lassen musste, brach eine kleine Welt zusammen, explodierte in unendlich viele Teile und ließ ein schwarzes Loch zurück. Für mich ebenso wie für sie. Wir lagen uns lange in den Armen und mussten doch wieder loslassen. Ob wir uns je wiedersehen würden, wussten wir nicht, und das macht diese Situation so unendlich quälend. Niemals werde ich den verzweifelten Blick vergessen, den sie mir noch aus der Ferne zuwarf, während ihr Bus sich unweigerlich entfernte und uns wieder entzwei riss.

Nun, ich will es kurz machen. Ja, wir sahen uns wieder, fanden erneut zueinander und waren mit Sicherheit für die Zeit, die wir uns fortan schenkten, füreinander bestimmt. Wir verbrachten wenige aber wunderbare Jahre miteinander, und vielleicht gerade, weil wir uns nicht beim romantischen Essen kennengelernt hatten, sondern bei einem nervtötenden Basketballspiel, das mich kein Stück interessierte, war diese Verabredung so perfekt: Aus Hoffnungslosigkeit gedieh Liebe.

Dass unsere gemeinsame Zeit dann gewissermaßen nach einem Abendessen bei Kerzenschein endete, passt in diese Lebensabschnittsparabel, als hätte es einen Drehbuchautor mit Hang zum Zynismus gegeben. Eine der tragischen Seiten des Lebens, die sich abschließend, damit aber auch schützend wie ein Film über diesen einen perfekten Abend legt, ihn einschweißt, konserviert und ihn so wohl auf ewig unvergessen für mich macht.

Dies also war er, mein Bericht von der perfekten Verabredung, von dem ich hoffe, er möge Sie nicht gelangweilt haben. Womöglich passiert es Ihnen ja eines Tages, dass jemand Sie bittet, seine oder ihre Hand zu halten. Unverhofft kommt schließlich doch oft. Sollten Sie dann nicht loslassen wollen, so denken Sie doch vielleicht einfach an meine bescheidene Erzählung. Haben Sie Mut, tun Sie es einfach! Halten Sie denjenigen fest, geben Sie nicht nach. Und wer weiß? Vielleicht wird so aus einem spontanen Treffen eine perfekte Verabredung.

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: loslassen müssen -
Zitat: (Original von Ostseemoewe am 01.08.2010 - 11:30 Uhr) gerade dann wenn alles perfekt ist
einfach zauberhaft
mit wundervollen Bildern geschrieben
vorgetragen mit einer Stimme
bei der ich sagen würde sie macht neugierig
auf den Menschen

besser erzählt geht nicht für eine Geschichte die
so oder so nachklingt und eigene geschichten des Lebens auferstehen lässt
GLG Ilona

Hallo Ilona,

ach, das hast du schön gesagt. Hab lieben Dank! :-) Ja, wenn ich die Geschichte so durchdenke, werd ich selbst immer sentimental. Da passte das mit dem Vorlesen vielleicht auch ganz gut. Letztlich aber ist die Zeit wichtig, die man zusammen hatte. Und die war größtenteils sehr, sehr schön.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Ostseemoewe loslassen müssen - gerade dann wenn alles perfekt ist
einfach zauberhaft
mit wundervollen Bildern geschrieben
vorgetragen mit einer Stimme
bei der ich sagen würde sie macht neugierig
auf den Menschen

besser erzählt geht nicht für eine Geschichte die
so oder so nachklingt und eigene geschichten des Lebens auferstehen lässt
GLG Ilona
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Du -
Zitat: (Original von anteus am 27.07.2010 - 17:28 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 27.07.2010 - 17:22 Uhr)
Zitat: (Original von anteus am 27.07.2010 - 17:06 Uhr) machst mich neugierig!
Geht es nicht weiter?
Anteus

Hallo Anteus,

danke schön. :-) Die Geschichte ist leider zu Ende geträumt. Es gab ein Happy End und eine schöne Zeit. Und darauf folgte dann das traurige Ende. Hab ich im Text ja auch angedeutet.

Liebe Grüße
Thomas


Ja Thomas
so wie das Leben manchmal spielt.

LG
Anteus

So schaut's aus. gehört halt dazu. :-)

lg
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Re: Re: Du -
Zitat: (Original von PhanThomas am 27.07.2010 - 17:22 Uhr)
Zitat: (Original von anteus am 27.07.2010 - 17:06 Uhr) machst mich neugierig!
Geht es nicht weiter?
Anteus

Hallo Anteus,

danke schön. :-) Die Geschichte ist leider zu Ende geträumt. Es gab ein Happy End und eine schöne Zeit. Und darauf folgte dann das traurige Ende. Hab ich im Text ja auch angedeutet.

Liebe Grüße
Thomas


Ja Thomas
so wie das Leben manchmal spielt.

LG
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Du -
Zitat: (Original von anteus am 27.07.2010 - 17:06 Uhr) machst mich neugierig!
Geht es nicht weiter?
Anteus

Hallo Anteus,

danke schön. :-) Die Geschichte ist leider zu Ende geträumt. Es gab ein Happy End und eine schöne Zeit. Und darauf folgte dann das traurige Ende. Hab ich im Text ja auch angedeutet.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Du - machst mich neugierig!
Geht es nicht weiter?
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: verdient gewonnen -
Zitat: (Original von Himmelskind am 21.07.2010 - 15:12 Uhr) lg

birgit

Hihi, danke schön! Hat ja auch Spaß gemacht. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Jetzt -
Zitat: (Original von KarinRegorsek am 15.07.2010 - 16:55 Uhr) beim Zuhören der Geschichte gewinnt "Die perfekte Verabredung", denn es sollte ja ein Vortrag werden...!

Ich finde auch, daß Du eine angenehme Stimme hast, und Du hast Deinen Vortrag sehr gut gehalten...lach!

Schön, daß Deine Geschichte zu einem schönen Gesamtschreibkunstwerk geworden ist!

Liebe Grüße PhanThomas! Karin

Huhu Karin,

hihi, heute lauter neue Besucher auf meiner Story. Danke schön! :-) Ja, das ganze wurde hier im Lovedream Radio gespielt. War ein kleiner Wettbewerb. Deswegen habe ich es wie eine Art Vortrag aufgezogen. Schön, wenn dir meine Geschichte gefallen hat! Das freut mich sehr. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
KarinRegorsek Jetzt - beim Zuhören der Geschichte gewinnt "Die perfekte Verabredung", denn es sollte ja ein Vortrag werden...!

Ich finde auch, daß Du eine angenehme Stimme hast, und Du hast Deinen Vortrag sehr gut gehalten...lach!

Schön, daß Deine Geschichte zu einem schönen Gesamtschreibkunstwerk geworden ist!

Liebe Grüße PhanThomas! Karin
Vor langer Zeit - Antworten
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