vater, warum ...
In einer ANKLAGE Gedanken zu einem brisanten Thema
Mein Vater, mein Vater, was willst du von mir?
Komm, schlüpf unter die Decke hier.
Du bist doch mein liebes Kind,
Ein zärtlicheres ich nirgends find.
Streichel mich hier, streichel mich dort.
Ach bitte, nun lauf doch nicht fort.
Das Kind, unschuldig, doch ahnt es Gefahr,
Nimmt nichts anderes als Angst noch wahr.
Tränen steigen ihm in die Augen.
Der Vater tröstet, gibt neuen Glauben.
Seine Hände beginnen zu streicheln,
Sollen Ruhe schaffen und schmeicheln.
Mein Kind, lass dich beruhigen und küssen.
Von meiner Liebe zu dir sollst du wissen.
Sein Mund, seine Hand, hier und dort.
Mein Vater, mein Vater, nimm deine Hände fort!
Sei still, mein Kind, du brauchst nur Mut.
Siehst du, all das tut nur gut.
Was sagt denn Mutter, sobald sie es weiß?
Sei still, sei still! Er kommt in Schweiß.
Wenn du bist mein liebes Kind,
Dann weißt du: Mutter ist blind.
Mein Vater, mein Vater, warum fasst du mich an?
Ich bin doch auch nur ein Mann.
Eigennützig lebst du deine Triebe.
Wieder und wieder heuchelst du Liebe.
Von Grund auf tust du meiner Seele weh,
Auch wenn ich kindlich-unschuldig fleh:
Mein Vater, mein Vater, fass mich nicht an.
Wieder und wieder dasselbe Spiel.
Die Tränen des Kindes fließen viel.
Bald sind die Augen leer geweint.
Ekel und Abscheu haben sich vereint.
Irgendwann ist reif die Zeit.
Liebe Menschen geben starkes Geleit.
Mein Vater, mein Vater, was hast du getan?
Zerstört das Vertrauen, mein kindlich Gemüt:
Hass und Wut gesät in meinem Geblüt;
Mein Leben zerstört auf lange Sicht.
Ob die Seele je heilt, weiß du nicht.
Aber dafür stehst nun du vor Gericht.
© Heidemarie Opfinger 07-2010