Kurzgeschichte
Schatten der Tat

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"Schatten der Tat"
Veröffentlicht am 29. Juni 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

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Schatten der Tat

Schatten der Tat

Beschreibung

Eine kurze Geschichte über das Schicksal eines großen Bruders. *Überarbeitet*

Schatten der Tat

„Meine Schwester lag seit ihrer Geburt im Krankenhaus.“, ich keuchte und mein roter Lebenssaft lief mir den Mundwinkel herunter, „Wegen ihrer schweren Krankheit hatte sie nicht ein einziges Mal die Welt außerhalb ihres Zimmers gesehen. Es konnte einfach kein Organspender gefunden werden.“

Ausgetrocknete Tränen quollen aus meinen trüben Augen, während ich die dunkle Decke anstarrte. „Ihr größter Wunsch war es einmal nachts über den Weihnachtsmarkt zu gehen.“

Ich schluckte. Meine Kehle war staubig. Die Stimme versagte mir. Es schmerzte, doch dann fand ich sie wieder. Und ich zwang mich zu sprechen, zu beichten. „Und ich erfüllte ihr diesen Wunsch, wollte ihr Lächeln sehen, dass einzig und allein dazu in der Lage war jene gähnende Leere in mir zu füllen. Und zahlte dafür mit ihrem Leben. Sie starb auf meinem Rücken...“

Meine Stimme, nicht mehr als ein zerbrechlicher Hauch, erstarb. Der Fluss der Tränen schwoll an. „Ihre letzten Worte waren »Danke Bruder!«. Sie hatte mir gedankt... Aufrichtig gedankt... Noch nie... Niemals zuvor hatte ich so etwas erlebt. Das erste Mal in meinem Leben... Und das letzte Mal...“

Ich starrte die dunkle Steindecke an. Mein Blick verlor sich in ihrer Finsternis und meine Stimme folgte ihm. Die Tränen flossen weiter, bildeten kleine Lachen auf dem unbarmherzig kalten Boden. Ich spürte seine Umarmung und das drückende Gewicht, das auf mir lastete.

Eine krächzende Stimme neben mir ertönte: „Dafür bist du hier. Mit uns. Ohne dich, wären wir nie soweit gekommen... Die Anderen... Du hast uns...“ Doch dann verlor sich auch seine Stimme in der Finsternis. Es war zu spät.

Mit zitternden Händen griff ich langsam in meine Hosentasche und zog ein kleines Kärtchen heraus. In der anderen Tasche fand ich den Kugelschreiber.

Den Kugelschreiber, mit dem ich mich an der Universität für das Medizinstudium eintragen wollte.

 

Ich unterschrieb. Glück stieg in mir hoch. Eine letzte Tat, um für meine Sünde zu büßen. Um zu zeigen, dass auch mein leeres Leben noch einen Nutzen hatte. Dann umgab mich Finsternis.

Es krachte laut, Licht flutete den eingestürzten Bahntunnel. Stimmen erhoben sich, neben mir erhob sich ein zitternder Körper. Doch dies alles erreichte mich nicht mehr. Ein Lächeln schlich sich auf mein gezeichnetes Gesicht. „Ich wollte dich doch nur glücklich machen... Um nicht nutzlos zu sein. Du hast mir den Weg gezeigt und doch muss es so enden?“ Meine Gedanken verstummten. Mein Leben strömte aus dem Loch in meinem Körper in die nächste Welt.

 

Ich sollte nie erfahren, dass die anderen 20 Opfer gerettet wurden. Dass meine letzte Unterschrift ein Mädchen rettete. Dass ihr mein Herz transplantiert wurde.

Dass mich die Zeitungen als Held priesen.

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Hörbuch

Über den Autor

Arrix
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Kenshin Re: Re: -
Zitat: (Original von Arrix am 05.07.2010 - 20:16 Uhr)
Zitat: (Original von Kenshin am 05.07.2010 - 19:10 Uhr) Habe meine Meinung über die Geschichte während des lesen mehrfach geänder. Zuerst dachte ich es wäre etwas mit Geistern oder das der Junge selber schon tot wäre und habe erst ganz am Ende verstanden wie das alles aufgebaut war. Das ist aber nicht negativ gemeint:
Ich finde das ist die ganz hohe Kunst, eine Geschichte mit den letzten paar Sätzen noch einen ganz anderen Klang ( Stimmung ) zu verleihen.

Ist dir auf jeden fall , gerade wegen diesem Punkt ( den ich selber noch nicht gemeistert habe^^ ) gut gelungen.



Danke schön. :D
Du hast mir gerade die Bestätigung geben, die mir noch gefehlt hat. Dann habe ichs doch noch geschafft meine Idee so umzusetzen, wie es beabsichtigt war. ^^

Nochmals danke. ^^



Öhhhh....
okay! habe ich doch gerne gemacht, auch wenn ich einfach nur geschrieben habe was mir durch den Kopf gegangen ist und es freut mich natürlich wenn sich das mit deinen Erwartungen deckt
:=)))
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: -
Zitat: (Original von Kenshin am 05.07.2010 - 19:10 Uhr) Habe meine Meinung über die Geschichte während des lesen mehrfach geänder. Zuerst dachte ich es wäre etwas mit Geistern oder das der Junge selber schon tot wäre und habe erst ganz am Ende verstanden wie das alles aufgebaut war. Das ist aber nicht negativ gemeint:
Ich finde das ist die ganz hohe Kunst, eine Geschichte mit den letzten paar Sätzen noch einen ganz anderen Klang ( Stimmung ) zu verleihen.

Ist dir auf jeden fall , gerade wegen diesem Punkt ( den ich selber noch nicht gemeistert habe^^ ) gut gelungen.



Danke schön. :D
Du hast mir gerade die Bestätigung geben, die mir noch gefehlt hat. Dann habe ichs doch noch geschafft meine Idee so umzusetzen, wie es beabsichtigt war. ^^

Nochmals danke. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
Kenshin Habe meine Meinung über die Geschichte während des lesen mehrfach geänder. Zuerst dachte ich es wäre etwas mit Geistern oder das der Junge selber schon tot wäre und habe erst ganz am Ende verstanden wie das alles aufgebaut war. Das ist aber nicht negativ gemeint:
Ich finde das ist die ganz hohe Kunst, eine Geschichte mit den letzten paar Sätzen noch einen ganz anderen Klang ( Stimmung ) zu verleihen.

Ist dir auf jeden fall , gerade wegen diesem Punkt ( den ich selber noch nicht gemeistert habe^^ ) gut gelungen.
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Drama oder Happy End? -
Zitat: (Original von Bonnie am 03.07.2010 - 13:42 Uhr) Andere Leser würden diesen Text bestimmt als ein Drama abstempeln, aber ich finde, dass diese Kurzgeschichte durchaus ein glückliches Ende hat. Außerdem finde ich, dass dir der Text äußerst gelungen ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Anna


Tja das liegt alles im Auge des Betrachters...

Auch wenn ich mit der Geschichte an sich nicht zufrieden bin. Die Story ist in meinem Kopf, aber ich kann sie einfach nicht angemessen niederschreiben... Aber naja trotzdem danke fürs Lob. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
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