Kurzgeschichte
Der Süßigkeitenautomat

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"Der Süßigkeitenautomat"
Veröffentlicht am 27. Juni 2010, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Süßigkeitenautomat

Der Süßigkeitenautomat

Beschreibung

(c) by MD

 

Ich hasse sprechende Süßigkeitenautomaten! Wirklich und aufrichtig. Seit dieser verrückte Erfinder sie auf den Markt gebracht hat, stehen sie an allen S-Bahnhöfen. Aber ich hatte Hunger und es war kein Kiosk in Sicht, also war mir nichts anderes übrig geblieben, außer natürlich zu verhungern, denn meine Bahn würde noch auf sich warten lassen, soviel war klar. Auch wenn die misteröse Stimme aus dem Lautsprecher verkündet hat: " Die S1 verpätet sich um wenige Minuten, wir bitten um ihre Entschuldigung.", glaube ich nicht so recht daran. Ich hab so meine Erfahrungen...

Zurück zum Automaten. Er nahm mein Geld nicht. " Komm schon,", ermutigte ich ihn, "du brauchst Geld zu Leben und ich das Essen. Also tauschen wir einfach. Da wird nichts passieren!" Der Automant sah mich misstrauisch aus seinen Roboteraugen an und erwiderte dann mit blecherner Stimme: " Die Münzen könnten vergiftet sein. Oder du steckst mir

 

 

 stattdessen ein Kaugummi in den Münzschlitz. Ich hab doch gleich an deinem Gesichtsausdruck gesehen, dass du Meinesgleichen nicht leiden kannst." Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen? Ich verdrehe die Augen und seufze resigniert. Ich habe eigentlich keine Lust mich weiter mit einem Haufen Schrott zu streiten. Aber ich bin nunmal hungrig. " Ich schwöre dir, ich werde dir nichts tun. Ich will nur mein Essen. Mehr nicht." Der Automat runzelt die metallerne Stirn. " Wirklich nicht?" "Ehrenwort.", sage ich inbrünstig und beginne zu hoffen, dass ich ihn doch noch rumgekriegt habe. "Ich glaube dir nicht.", meint er jedoch kritisch und zerschmettert meine Hoffnungen auf dem Bahnsteig. Langsam werde ich ungeduldig und mein Magen macht Geräusche, die nicht mehr gesund klingen. "Jetzt hab dich nicht so. Wie wäre es mit ein bisschen Vertrauen?" Er scheint zu überlegen, dann antwortet er: " "Vertrauen" hab ich nicht in meinem Angebot." 

 

und dreht dabei seine Augäpfel nach innen, um noch einmal nachzusehen. "Nein, gar nichts. Da ist nur KitKat, Twix, Schokoreiswaffeln, BiFi..." Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und mein Bauch gibt ein sehnsüchtiges Brummen von sich. "Hör auf!", unterbreche ich den Automaten barsch, "du machst mich ganz krank!" Verduzt hält er inne, sieht mich kurz an, dann fallen seine Mundwinkel nach unten, und er gibt ein hohles Schluchzen von sich. Oh nein, ich glaube er weint wegen mir. Ich habe ihn beleidigt. Der Mund, aus dem normalerweise Süßigkeiten und Rückgeld gespuckt werden, zittert nun heftig und kleine Metallkugeln prasseln aus seinen Augen auf mich herab. Sie schmerzen wie Hagelkörner. Ich springe hin und her, um ihnen auszuweichen und rede dabei unablässig auf ihn ein: "Hör zu, das war doch nicht böse gemeint, tut mir leid. Ich wollte nicht gemein zu dir sein -Au!- aber bitte, bitte lass das Weinen - Au!- und -Scheiße!- rede mit mir!!!" Ich hätte

 

 nie gedacht, dass ich so ein verflixtes Ding eines Tages auch noch dazu auffordern würde, seine Klappe zu öffnen. Die anderen wartenden Menschen schauen meiner Darbietung amüsiert zu. Ein besonders ernst aussehender Aunzugträger hebt unter meinem Blick eine Augenbraue, die Teenager da drüben können sich vor lachen kaum noch halten. Denen schmiert Mama ja auch noch jeden Tag ihr Brötchen für die Schule! Ich wünschte nun beinahe, ich wäre noch nicht ausgezogen... "Hey... krieg dich bitte wieder ein...", versuche ich es noch einmal. "Du... hasst... mich... hicks....alle... hassen... mich... hicks..." Jetzt hat er auch noch Schluckauf, langsam habe ich fast Mitleid mit ihm. "Alle sagen fiese Sachen zu mir...", setzt er seinen Emo-Trip fort "Und schlagen mich... Und versuchen mich zu bertügen... mich Einkaufschips!" Das letzte Wort brüllt er beinahe und so verächtlich, als wären Einkaufschips nun wirklich der letzte Dreck.

 

 "Ich kann dich ja verstehen. So geht es jedem mal.", versuche ich, ihn zu trösten und streichele mit Widerwillen über seine Sirn. Das Schluchzen wird schwächer. Er blickt mich aufmerksam an und mir fällt auf, das er sogar Augenlider mit Metallwimpern daran hat. Liebe fürs Detail völlig sinnlos verschwendet. Mein Magen grummelt mich an. Ich muss ihn wirklich dringend füllen. " Sieh mal, du löst deine Probleme nicht, wenn du mich anheulst. Frag doch den nächsten, der deinen Süßigkeitenvorrat auffüllt, ob du nicht auch ein Paar Arme haben kannst, dann kannst du denen, die dich ärgern, eine runterhauen. Aber ich will dir ja nichts tun, also könntest du mir jetzt bitte eventuell was zu Futtern geben?" Er schluckt. Dann klappert es und er spuckt mir mehrere Müsliriegel in die Hand. Genau das, was ich bestellt habe. Endlich. "Schenke ich dir.", meint er großzügig." Ich bin noch ganz überrascht von seinem plötzlichen Sinneswandel, dass ich einfach das Papier

 

 des ersten Riegels aufreiße und herzhaft in meinen Energielieferanten beiße. Mhhhh.... Lecker... Ein Quietschen kündigt die S-Bahn an. Ich verabschiede mich von dem Automaten, der nachdenklich in die Gegend starrt, und steige ein. Bald werde ich zu hause sein und mich auf mein weiches Sofa kuscheln...

 

2 Wochen später...

 

Ich harre mal wieder meiner Bahn. Wieso kommt die auch ständig zu spät. Auf einmal höre ich einen Aufschrei und lautes Schimpfen. Was ist denn da los? Ich drehe mich in die Richtung des Geräusches und erstarre schlagartig. Das steht er, der sprechende Süßigkeitenautomat - mein Automat- und hält mit zwei klobigen Armen aus Stahl einen pickligen jungen Mann fest und schüttelt ihn. Er

 

 brüllt wie am Spieß und der Automat kichert vergnügt. "Wer ist auf die scheiß Idee gekommen diesem beschissenen Teil Grabscher zu geben?", wütet der Mann, was ihm noch heftigeres Schütteln und Schaukeln einbringt. Schuldbewusst sehe ich auf den Boden und wende mich wieder konzentriert den Gleisen zu...

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Elisha
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Elisha Danke... - .... für euer Lob
Vor langer Zeit - Antworten
Honigkuchenpfe hihi da hast du mal in schwarze getroffen!
die verdammten biester sind doch wirklich nur dazu da, meine hartverdienten euros zu verschlucken.
aber daran, dass auch ihnen nicht immer alle bosheiten spaß machen, hab ich noch nie gedacht ;)

liebe grüße
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Ich gehe Süßigkeitautomaten schon immer aus dem Weg und jetzt weiß ich auch warum ... lach.

Liebe Grüße
Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster super geschrieben - auch Automaten sind Dinge, die eine Seele haben, schließlich haben sie ja auch einen Mund, der Geld futtert, einen Bauch, der dicke voll ist, also warum kein Herz und keine Seele.

Hat wirklich Spass gemacht das zu lesen.

Liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Elisha Re: Süß ^^ -
Zitat: (Original von vanhelsing am 27.06.2010 - 22:42 Uhr) Tolle Idee mit den Armen.
Sollten manche Automaten wirklich zur selbstverteidigung haben.... ;D


Danke!
Vor langer Zeit - Antworten
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