Beschreibung
Also nach einer langen Auszeit wollte ich endlich wieder schreiben! Tja, dann kam das dabei raus xD
Diesen Brief widme ich meiner kleinen Melody, in der Hoffnung, sie nur noch einmal zu sehen, auch wenn es nur in meinen Träumen sein sollte.
Ich möchte dir sagen wie dankbar ich dir bin und wäre ohne dich nicht mehr in der Lage glücklich zu sein.
Erinnerst du dich noch an den Tag als wir uns das erste Mal begegnet sind?
Damals warst du noch eine ganz kleine Raupe, die auf dem Schulhof kroch und die anderen sind auf dir rum getreten als wärst du ein Stück Dreck.
Hätte die Schulklingel nicht geläutet, dann wärst du nicht mehr da. Sie hat dir sozusagen das Leben gerettet.
Ich bin in die Knie gegangen, um dich zu betrachten. Du hattest keine Angst vor mir und ich mochte dich aus irgendeinem Grund. Obwohl ich Insekten allgemein verabscheute, hatten wir Beide doch etwas Gemeinsam.
Wir waren allein und die anderen haben immer auf uns herab gesehen.
Aus Mitleid habe ich dich aufgenommen und dir in meinem Zimmer ein Nest gebaut. Es war nur ein kleiner Schuhkarton, der mit Gras und einigen Blumen gefüllt war, aber du hast ihn geliebt und dich darin beim schlafen immer eingerollt.
Ich war sehr glücklich, dass es dir besser ging und habe eines Morgen den Karton raus in den Garten gebracht, damit du wieder in deine Natur zurückkehren kannst.
Aber jedes Mal bist du wieder zu mir zurückgekommen. Ich habe mich sehr gewundert, warum du nicht gehen wolltest.
Seitdem habe ich versucht, dir ein schönes Leben bei mir zu Hause zu geben. Ich wusste nicht, wie ich eine Raupe pflegen sollte, aber du warst leicht zu halten und bist jeden Tag gewachsen.
Wie sehr ich diesen Anblick liebte, dich beim schlafen zu beobachten.
Ich habe dich in mein Herz geschlossen und freute mich immer riesig darauf, nach der Schule heim zu kommen, nur um dich zu sehen.
Du warst mein bester Freund und ich konnte dir alles erzählen. Ich hatte sogar den Eindruck, als würdest du meine Worte verstehen und hast mit deinen Kopf meine Wange gekitzelt, bis ich vor Lachen den Kummer für eine Weile vergas.
Mein größter Kummer war, dass ich mich in einen Jungen verliebt habe und ihn einfach nicht vergessen konnte. Denn er war bei den anderen sehr begehrt und ging in meine Parallelklasse.
Ich habe dich auch mal in die Schule mitgenommen, kannst du dich daran noch erinnern?
Du lagst auf meiner Schulter und hast die Gegend neugierig beobachtet. Zwar haben einige mich verständnislos angeblickt und mich gefragt, warum ich dieses hässliche Vieh mit mir herum schleppe, aber ihre Meinungen haben mich nicht interessiert, denn für mich warst du mehr als nur ein Vieh. Du warst mein liebster Freund und habe dich in mein Herz geschlossen.
Eines Tages sah ich in deinem Karton und konnte es kaum fassen was ich da sah.
Du hast dich verpuppt und lagst Seelenruhig in deinem kleinen Nest, das du zusammen gebaut hast.
Ich habe mich sehr gefreut und wäre schon fast vor Neugier explodiert was aus dir wird.
Aber für mich hieß es abwarten und Tee trinken.
Als ich eines Tages von der Schule kam, blickte ich in deinem Karton und fand nicht mehr die kleine Raupe. Sondern den wohl wunderschönsten Schmetterling den es je gegeben hat. Du warst sehr müde nach der Verwandlung und hast dich in deinem Nest ausgeruht.
Deine Flügel waren so blau wie der Himmel und hatten ein schwarzes Muster das genau so aussah wie ein Violinschlüssel. Von diesem Tag an habe ich dir den Namen „Melody“ gegeben.
Mir war es bewusst, dass ich dich eines Tages nicht mehr sehen werde und habe mich darauf einigermaßen vorbereitet.
Du bist mir sogar bis in die Schule gefolgt und saßest immer auf meiner Schulter. Die anderen blickten dich diesmal neugierig an und hatten nur gute Wörter für dich.
Dann kam der Tag an dem wir uns verabschieden mussten. Wir standen auf einer Wiese voller Blumen, die in den verschieden Farben blühten.
Du warst total aus dem Häuschen und bist auf den Blumen herum gehüpft, als würde es für dich nichts Besseres geben.
Ich habe mich sehr für dich gefreut und doch konnte ich meine Tränen nicht zurück halten. Du bist auf meiner Schulter gelandet und hast mit deinen zarten Flügeln meine Wange sanft berührt. Wir haben uns schon immer ohne Worte verstanden, aber dieses Mal wollte ich so gerne Wissen, was du dachtest.
Ein starker Windstoß wehte an mir vorbei und lies die Wiese leise rascheln. Wie aus dem Nichts kamen tausende Schmetterlinge in die Höhe geschossen, sie leuchteten in den unterschiedlichsten Farben und ließen die Wiese noch bunter erscheinen, als sie schon war.
Du gehörst zu ihnen und sie haben nur auf dich gewartet, bis du wieder in die Natur zurückkehrst, wo du hin gehörst.
Deine Flügel streicheln mir ein letztes Mal die Wange, bevor du in die Höhe flatterst. Sie verschmelzen mit dem Himmel und es sah so aus, als würden die Violinschlüssel in der Luft schweben.
Langsam machten die anderen sich auf den Weg nach Norden und ich wusste, dass du mit ihnen in die weite Welt ziehen wirst.
Ein letztes Mal flogst du noch zu mir und du sagtest mir die Worte:
„Ich danke Dir das du dich so gut mich gekümmert hast. Du warst für mich immer da und ich werde immer an dich denken. Bitte werde glücklich auch ohne mich. Dazu muss du dich nur entfalten und wie ein kleiner Schmetterling durch dein Leben flattern. Höre nicht auf andere, höre nur auf dein Herz.“
Dann bist du mit den anderen Fort gegangen.
Es ist schon fast ein Jahr her, dass ich dich frei gelassen habe. Ich habe deinen Rat befolgt und mich geöffnet, seitdem bin ich sehr glücklich und habe viele Freunde gefunden.
Nur dank dir, mein kleiner Schmetterling.