Romane & Erzählungen
Erdbeerrot bis in den Tod

Die Art, wie sie den Kopf in den Nacken warf und ihr herrliches Lachen in den Himmel aufsteigen ließ. Die Art, wie sie beim Nachdenken ihre Augenbraue verschob und diese kleinen, süßen Falten auf der Stirn bekam. Ich weiß nicht mehr, was es gewesen war, das ich zuerst lieben und dann hassen lernte. Dabei hatte es so vielversprechend begonnen...

Ich lernte sie auf einer Feier von einer gemeinsamen Freundin kennen, wir verstanden uns sofort und teilten eine gemeinsame Weltanschauung. Auch unser politisches Engagment verband uns zu einer noch stärkeren Einheit. Ich lud sie oft zu mir nach Hause ein, da ich eine eigene Wohnung hatte und sie noch in ihrem Elternhaus wohnte. Aber jedesmal packte sie gegen Mitternacht ganz hektisch ihre Sachen und verschwand mit einer eilig dahingemurmelten Entschuldigung. Ich war mir nie so sicher, was ihr Problem war, aber ich konnte warten. Wir waren jung und hatten massig Zeit. Beide studierten wir an der ansässigen Universität, sie Wirtschaft und ich Rechtswissenschaften. Aufgrund dieser Studienwahl hatten wir beide stets viel zu tun und unterstützten uns gegenseitig beim Bewältigen des gigantischen Lernstoffes.

Eines Abends beschloss ich, sie nicht einfach gehen zu lassen.

Ich saß vor meinem Schreibtisch über einen weiteren Wälzer gebeugt, dessen Inhalt ich mir in mein Hirn prügeln musste. Sie beugte sich über meine Schulter um mitzulesen und ihr langes Haar fiel mir ins Gesicht. Es duftete himmlisch, ich fühlte mich wie betäubt. Nun war es also unmöglich geworden, mich weiterhin auf den Lernstoff zu konzentrieren. Ich legte den Arm um sie, zog sie zu mir und küsste sie. Erst zaghaft, dann stürmisch erwiderte sie den Kuss. Es war wie im Film, ein Feuerwerk schien zu explodieren und ich vergaß Raum und Zeit. Ich konnte gar nicht genug kriegen von dieser märchenhaften Gestalt und ihrem erdbeerrotem Mund.

Als es dann auf Mitternacht zuging, bemerkte ich ihre zunehmende Nervosität. Ich ging zu ihr hin und nahm sie in den Arm. Selbst dabei konnte sie sich nicht entspannen. Ich fragte sie, was denn los sei, doch sie schüttelte nur den Kopf und vermied es, mir in die Augen zu schauen.

Das machte mir rasend. Ich fragte sie, was denn ihr Problem sei, ob sie etwa Angst vor mir hätte. Sie gab ein laute, falsches Lachen von sich und meinte, nein nein, wie könnte sie nur. Ja, das fragte ich mich auch. Eilig begann sie wie jedesmal ihre Sachen zusammenzupacken und zur Tür zur hasten. Doch dieses Mal wollte ich sie nicht entkommen lassen. Ich lief ihr nach, packte sie am Arm und drehte sie zu mir herum.

Panik war in ihren Augen zu lesen. Das gefiel mir auf eine sonderbare Art und Weise.

Ich nahm sie fest an der Hand und zwang sie, auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Dann fesselte und knebelte ich sie. Sie schien sich kaum zu wehren und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Das machte mich wütend. Ich schrie sie an, sie solle damit aufhören. Dann wagte sie keinen Mucks mehr von sich zugeben, gut.

Ich schnitt ihr die Kleidung vom Leib und drapierte sie wie eines der Mädchen aus meinen geliebten Männer-Magazinen.. Dann holte ich mein Staffelei und begann sie zu malen. Es wurde großartig, umwerfend schön. Die Angst, die ihr Gesicht ummalte schaffte ich beinahe perfekt einzufangen.

Ich nahm einen Schluck Rotwein, der mich träge und schläfrig werden ließ.

Dann beschloss ich mein Werk zu vollenden: ich wollte ihre Schönheit nicht beschädigen, also erstickte ich sie mit einem Kissen. Anschließend mischte ich ein starkes und wirksames Gift in meinen Wein.

 

Ich öffnete meinen Schrank und beschloss, mein Lieblingskleid anzuziehen, das schwarze mit den weißen Punkten und der großen Masche am Bauch. Dann trank ich den Wein.

 

 

 

 

 

 

Change my pitch up, 

Smack my bitch up

(The Prodigy)