Romane & Erzählungen
Ein Lift in Baltimore

Helen und ihr langjähriger Freund Andrew verbrachten seit Ewigkeiten endlich wieder einen gemeinsamen Urlaub. Ihr kam es so vor, als wäre der letzte mindestens 10 Jahre her, dabei kannten und liebten sie sich erst seit 6 Jahren. Kennengelernt haben sie sich im Studentenheim auf einer Feier. Zuerst war sie etwas zurückhaltend und der stets von zahlreichen Frauen umringte Universitäts Schwarm war ihr anfangs etwas unsympathisch. Aber im Laufe des Abends lernten sie sich immer besser kennen und nach ein paar Abendessen wussten sie, dass sie für einander geschaffen waren. Zur Feier ihres 6jährigen Jubiläum waren sie in einem edlen Hotel in Baltimore abgestiegen. Sie checkten bei der Rezeption ein und holten den Lift um in ihr Appartement im 10. Stockwerk zu fahren. Andrew legte zärtlich den Arm um seine Freundin und flüsterte in ihr Ohr: „Schatz, heute bist du wieder mal wunderschön!“ Helen errötet sofort und erwiderte:“Achwas, ich bin noch ganz verschwitzt von der Reise, ich muss schrecklich ausschauen.“ Ihr Freund schüttelte nur lächelnd den Kopf und schob sie sanft in den Lift.

Die Türen schlossen sich und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Helen wurde etwas mulmig im Magen, sie warf einen ängstlichen Blick auf den Boden. „Alles in Ordnung, Liebling? Sollen wir aussteigen?“, kümmerte sich Andrew besorgt um sie. Aber da war es schon zu spät.

Es machte ein lautes, surrendes Geräusch, dann fiel plötzlich der Strom aus und der Fahrstuhl wurde langsamer und langsamer, bis er schließlich anhielt.

Sofort schaltete sich das Licht wieder ein, aber dabei blieb es auch. Es schien eine Art Notstromversorgung zu sein.

„Schaaatz, was ist los? Was soll das? Ich will hier raus, mir ist nicht ganz wohl!“, Helen schien hysterisch zu werden. Sie klammerte sich an ihren Liebling, dem sie verzweifelte Blicke zuwarf. Andrew schien etwas überfordert zu sein, wollte aber den Anschein erwecken, er würde die Situation beherrschen, um seine Freundin zu beruhigen. Er entdeckte eine Notruftaste, die er auch sogleich betätigte. Aber es tat sich nichts.

Helen begann zu hyperventilieren. Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Was ist los mit dir? Du bist ganz blass! Geht’s dir nicht gut?“, Andrew war sehr besorgt um sie.

Helen blickte kurz auf, atmete tief ein und dann..... kotzte sie ihm auf die Schuhe. Danach warf sie ihrem Liebsten einen kurzen Blick zu und musste laut auflachen. „Eigentlich wollte ich es dir erst im Zimmer sagen, aber... ich hab eine Ãœberraschung für dich....du wirst Papa!!"

Der Lift setzte sich plötzlich wieder in Bewegung und entließ die beiden im 10. Stock in die Freiheit und in ihre gemeinsame Zukunft. Arm in Arm nahmen sie diesen Weg auf sich.