Gedichte
Sehnsucht

Sehnsucht

Weißt du, was Sehnsucht heißt?

Kennst du ihr Brennen in jeder Faser?

Bitte verwirf mich nicht,

Wenn Dinge ich offenbare,

Die tief im Urgrund des Menschen schlummern.

Reifen ließ mich deine kosende Hand,

Schenkte Eisberg die Glut des Vulkans,

Glimmend und schwelend unter dunklem Gestein.

Spielerisch lockte der kosende Mann.

Mächte zum Lichte drangen.

Reife zu krönender Liebe wuchs.

Wasserströme ergossen sich dann.

Schmolzen die Masse des Eises dahin.

Schließlich fülltest du meinen Schoß!

Zu glücklicher Erfüllung ward unser Begehr.

Über mir stehen die Sterne!

Weit wie sie bist du.

Mein Körper brennt in Liebe zu dir.

Ich träume von kosender Hand, zärtlichem Mund,

Streichelndem Blick, heißem Begehr, dir in mir.

Ich höre deine Stimme, sehe dein Lächeln,

 Atme deinen Duft, schmecke deinen Kuss,

Spüre deinen Körper, fühle dein Glück.

Und eines weiß ich:

Jetzt kann ich nimmer zurück.

Trotzdem: freie Menschen sind wir,

Bleiben frei wie die Vögel der Luft,

Finden zueinander in Liebeslust,

Teilen – wenn möglich – Freude und Schmerz.

Großartig, ohne Fessel zu sein.

Doch Fäden führen von dir zu mir.

Fäden – zart und fest wie Seide:

Das Du in mir, das Ich in dir,

in vielen Worten und Gedanken erkannt,

Schwingt es sich hin, schwingt es sich her

Wie ein zärtliches Band.

Nimmer wollt ich kämpfen oder ringen um dich,

Schade wär‘s um den Zauber der Liebe,

Dem wir beide erliegen,

Der uns beide erfüllt,

Wenn Aug‘ in Aug‘ sich spiegelt,

Wenn Lust an Lust sich freut,

Wenn Körper in Körper ruht.

In Freiheit wollen wir beide prüfen,

Welchen Weg das Schicksal bestimmt.

In Freiheit wollen wir beide uns helfen,

Den Weg des Schicksals zu finden.

In Freiheit wollen wir beide lieben,

In Freiheit uns beide sehnen zum Du.

In Freiheit!

© Heidemarie Opfinger  1978