Romane & Erzählungen
Hunger

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"Hunger"
Veröffentlicht am 18. Juni 2010, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich bin ein Honigkuchenpferd, Honigkuchendachs, Honigkuchen, oder einfach nur Ich. http://www.rdedition.com/ http://honigkuchendachs.wordpress.com/
Hunger

Hunger

Der Magen knurrt, das leere Gefühl im Bauch tut schon beinahe weh, wandelt sich schon in Übelkeit um. Du denkst an Schokolade, an Steaks, an Schnitzel und Pommes und windest dich gedanklich. Du denkst an Cola und Sprite, an Vodka und Rum. An irgendwas. Das Stechen im Magen wird immer schlimmer, der volle Kühlschrank rückt in dein Bewusstsein, aber du darfst nicht, du darfst nicht. Bald ist das Schlimmste überstanden und der Hunger geht vorbei. Dein Körper gewöhnt sich an dieses Gefühl. Fühlt sich dein Bauch nicht schon straffer an? Sind deine Oberschenkel nicht doch ein wenig dünner geworden? Du gehst schlafen und hast Angst vor dem nächsten Tag. Das stechende Gefühl wird wiederkommen und schmerzhafter als je zuvor sein, aber du darfst nicht aufgeben, du musst stärker sein, stärker als alle anderen. Du kannst nein sagen. Du bist nicht einer von diesen verfettenden Idioten, die sich grinsend vollstopfen mit Fett und Zucker und den ganzen Brei mit Bier hinunterspülen. Rülpsend, ihren dicken Bauch reibend. Du träumst von Hühnchen und Wackelpudding. Am nächsten Morgen fühlst du dich zittrig schwach, nach dem Aufstehen wird dir ganz schwarz vor Augen. Rasch stürzt du ein paar Gläser Wasser und ein Stückchen Schwarzbrot hinunter. Dann beginnt die Morgengymnastik. Dein Magen knurrt mittlerweile so laut, dass es bestimmt deine Nachbarn hören können. Egal, drehst du halt Musik auf. Everyday is good because I´m feeling alive, alive, naja so alive fühlst du dich gar nicht. Mehr wie eine leere Hülle mit diesem miesen Gefühl im Magen. Es fühlt sich an, als würde er sich selbst verdauen. Du beschließt dich selbst zu testen und wagst einen Spaziergang. Vorbei an den Dönerbuden, bei denen es nach fettigem Fleisch duftet, himmlisch. Vorbei am Würstelstand, wo du das Fett brutzeln hörst und Käse herausrinnen siehst. Vorbei an den Kaffeehäusern, wo dicke Menschen ihr Cola in ihren Rachen schütten und sich mit klebrigen Torten und verbrannten Käsetoasts vollstopfen. Dabei wird dir so übel, dass du dich an einer Laternenstange anhalten musst, um nicht umzukippen. Genug von deiner wiederlichen Umwelt, du siehst ein, dass die Welt nichts zu bieten hat außer fettigen Mündern, die mit fettigem Scheißkram vollgeräumt werden. Du gehst zurück in dein sicheres Heim und trinkst ein paar Gläser Wasser. Dann musst du dich hinlegen, weil du dich etwas komisch und schwach fühlst. Aber nur kurz, dann wird weitergeturnt. Danach schaust du einen Sprung ins Freibad, wo du es nicht allzu aushältst, neben den eingeölten fetten Menschen, die sich auch hier mit Pommes und Eis vollstopfen. Es scheint keinen Platz auf dieser Welt zu geben, wo nichts konsumiert wird. Nicht einmal deinen Lieblingsfilm kannst du dir im Kino anschauen, neben den Popcorn kauenden, Cola schlürfenden Bestien. Du beschließt daheim noch ein wenig fernzuschauen und dann schlafen zu gehen. Am nächsten Morgen stehst du auf und streckst dich. Dabei wird dir so schwindelig, dass du dich gleich wieder hinsetzen musst. Ein bisschen Gymnastik, aber das macht es auch nicht besser. Naja, vielleicht hast du dich im Freibad erkältet. Du gehst ins Badezimmer, deine Bürste fällt auf den Boden. Als du dich bückst und sie aufhebst wird es schwarz, dunkelschwarz. Irgendwann wachst du wieder auf. Dir ist eiskalt. Du wickelst dich in warme Wolldecken. Eigentlich hast du ein Scheißleben.

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Honigkuchenpfe
Ich bin ein Honigkuchenpferd, Honigkuchendachs, Honigkuchen, oder einfach nur Ich.

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Honigkuchenpfe Re: Klasse geschrieben -
Zitat: (Original von MarionG am 21.06.2010 - 17:52 Uhr) Spätestens am dritten Tag kannst Du mit dem Hungergefühl umgehen.
Jetzt, wo ich diese Geschichte lese, fällt mir ein, dass ich auch mal wieder diäten muss. ;-)
Du hast einen tollen Schreibstil (Erzählstil). Gefällt mir außerordentlich.
Liebe Grüße
Marion


freut mich, dass es dir gefällt :)

aber ich hoffe, niemand muss so sehr hungern bzw zwingt sich selbst so zum hungern, dass es schon beinahe wehtut.

liebe grüße!
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Klasse geschrieben - Spätestens am dritten Tag kannst Du mit dem Hungergefühl umgehen.
Jetzt, wo ich diese Geschichte lese, fällt mir ein, dass ich auch mal wieder diäten muss. ;-)
Du hast einen tollen Schreibstil (Erzählstil). Gefällt mir außerordentlich.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Honigkuchenpfe Re: Eigentlich ein... - Hat zum Glück nichts mit mir zu tun, nur mit dem Konsum von zuvielen Schicksals-Büchern und Faszination für ebendiese.
freut mich, dass es dich amused hat, ich hatte wahnsinnigen hunger, wie ich das verfasst ham und merkwürdiger weise am nächsten tag tatsächlich einen kreislaufzusammenbruch, wie beschrieben, haha, aber ich esse wahnsinnig gern also mit mir hat der text wirklich nichts gemein.

liebe grüße hühott
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Eigentlich ein... - ... Scheißleben, ja. Aber komm da mal wieder raus. Hab ich schon erlebt, sowas. Also nicht bei mir selbst... Das ist ganz furchtbar, und ich muss zugeben, dass ich die Menschen hasse, die mit diesem Hungerscheißdreck beginnen. Und irgendwie drückt dein Text auch so 'ne Art Wut aus, diese Fremdbetrachtung, genau zu wissen, was dieser jemand, den man beobachtet, tut und es doch weder verstehen noch akzeptieren zu können. Und das mag eine Krankheit sein ja, aber es ist auch irgendwie ein widerwärtiger Egotripp. Allerdings einer, mit dem man sich selbst nichts Gutes tut, wie du ja schon beschrieben hast. Ist recht eindringlich formuliert, das Ganze. Hat mir gefallen.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: -
Zitat: (Original von Honigkuchenpfe am 18.06.2010 - 18:25 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 18.06.2010 - 18:13 Uhr) woher kennst du mich? Ich glaube in deiner Geschichte erkennen sich viele wieder.

Nicht Cola usw, reizen mich so unendlich, nur wenn es da ist, dasnn kämpfe ich und kämpfe usw, nur um dann irgendwann doch den Kampf zu verlieren.

Früher war das ärger, heute weiß ich, dass ich nicht unbedingt 50kg wiegen muss, dass ich mit 56-58 genau so gut ausschaue und mich wohlfühle.

Gut geschrieben.

liebe Grüße Ute

süßes Foto.


ja das ist das schlimme, diese gedanken, man müsse so und so viel wiegen um perfekt zu sein, dabei fühlt man sich nur umso verletzbar.

ich bin gott sei dank mittlerweile auch nicht mehr so ein klappergestellt, aber ich hab auch nie damit gekämpft, gute gene schätz ich mal.

danke fürs lesen und gutfinden!

hab zwei von den schweinchens :)

liebe grüße



lach* jetzt wollte ich doch schreiben, zum Fressen :-(
peinlich :-)

Naja das einzige was ich immer denke, man muss sich selbst noch mögen, wenn man in den Spiegel schaut und natürlich fühlt man sich mit Normalgewicht wohler, als mit Übergewicht. Glaub ich jedenfalls.

LG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Honigkuchenpfe Re: -
Zitat: (Original von timeless am 18.06.2010 - 18:13 Uhr) woher kennst du mich? Ich glaube in deiner Geschichte erkennen sich viele wieder.

Nicht Cola usw, reizen mich so unendlich, nur wenn es da ist, dasnn kämpfe ich und kämpfe usw, nur um dann irgendwann doch den Kampf zu verlieren.

Früher war das ärger, heute weiß ich, dass ich nicht unbedingt 50kg wiegen muss, dass ich mit 56-58 genau so gut ausschaue und mich wohlfühle.

Gut geschrieben.

liebe Grüße Ute

süßes Foto.


ja das ist das schlimme, diese gedanken, man müsse so und so viel wiegen um perfekt zu sein, dabei fühlt man sich nur umso verletzbar.

ich bin gott sei dank mittlerweile auch nicht mehr so ein klappergestellt, aber ich hab auch nie damit gekämpft, gute gene schätz ich mal.

danke fürs lesen und gutfinden!

hab zwei von den schweinchens :)

liebe grüße
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster woher kennst du mich? Ich glaube in deiner Geschichte erkennen sich viele wieder.

Nicht Cola usw, reizen mich so unendlich, nur wenn es da ist, dasnn kämpfe ich und kämpfe usw, nur um dann irgendwann doch den Kampf zu verlieren.

Früher war das ärger, heute weiß ich, dass ich nicht unbedingt 50kg wiegen muss, dass ich mit 56-58 genau so gut ausschaue und mich wohlfühle.

Gut geschrieben.

liebe Grüße Ute

süßes Foto.
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