Huldigt dem König
Er heißt Boso der Erste – König vom Wacken. Ich bin der Pfalzgraf. Ein mancher wird uns bereits kennen. Während ich, der Pfalzgraf meine Größe in zurückhaltender Form gerne unter den Scheffel stelle, so sei dem König was dem König gebührt: Tituliert ihn bitte mit „seine Eitelkeit“.
Doch auch ein König hat seine Sorgen – Auch ein König kommt nicht umhin sich – angesichts unserer modernen Zeit – motorisiert fortzubewegen. Sein altes motorisiertes Fuhrwerk gab er auf. Zum Ersten war es „seiner Eitelkeit“ nicht mehr ebenbürtig, zum Zweiten ging es in technischer Hinsicht den Weg alles Irdischen. Also musste eine neue Droschke – am besten ein Vierspanner – den Weg in die königlichen Pfründe finden.
Doch da unser König ein sehr sparsamer Herrscher ist, überlegte er, wie denn wohl den erdölheischenden Raubrittern, welche erst kürzlich irrtümlich eine ihrer eigenen Trutzburgen im Golf von Mexiko versenkt hatten, ein Schnippchen schlagen könne.
Er beschloss andere, dem Russenvolk angehörige Raubritter mit seinen wertvollen Gulden zu bewerfen und ein Fahrzeug mit Erdgasantrieb zu erwerben. Pest oder Cholera? Er wählte die preiswertere, gasbetriebe Cholera.
So machten wir uns auf den Weg Richtung Magdeburg. Dort sollte eine edle Droschke mit Gasantrieb und seiner Eitelkeit würdig auf ihn warten.
Doch der Weg in die östlichen Gefilde seines Reiches war weit. Viele Stunden waren wir unterwegs. Viele Menschen trafen wir und ein mancher Tankwart hat dem König gehuldigt. Dies ist kein Wunder, denn die pfalzgräfliche Motordroschke verbraucht viel Erdöl. Eine Menge, mit welcher die Raubritter mit dem englischen Namen viele unschuldige Seevögel hätten ermorden können.
Bald kamen sie beim Objekt der königlichen Begierde an. Beim Betreten des Geländes lachte sie an japanisches Motorrösslein aus edelster Zucht bereits verschmitzt an: „Nehmt mich mit, ihr edlen Herren“. Es erinnerte unsere Helden an einen Besuch im Gestüt, wo viele Fohlen auf einen neuen Besitzer warten.
Der König und ich begutachteten das japanische Fohlen, prüften es auf Herz und Nieren und beschlossen es zu adoptieren.
Und wieder wurde dem König gehuldigt. Diesmal von der Besitzerin des Fohlen, welcher wohl die königlichen Euroscheine durch dessen Brusttasche blitzen sah. Sie wurde nicht enttäuscht – Viele Gulden wechselten den Besitzer und Boso der Erste vom Wacken war stolzer Besitzer einer neuen motorisierten Droschke.
„Wie lange reicht das Erdgas aus“? Eine berechtigte königliche Frage an die Verkäuferin. „Ich weiß nicht wie groß der Tank ist“ entgegnete diese verlegen „aber 500 km sollten es wohl sein“. Eine ungefähre aber wohl genügende Antwort.
Wir machten uns auf den Heimweg. Der König mit seinem jungen ungestümen Fohlen, ich mit meinem saufenden Rennpferd.
Doch bereits nach wenigen Meilen meldete sich seine Eitelkeit telefonisch bei mir: „Lass uns anhalten – mein Fohlen hat Durst“. Ich tat wie gewünscht und wieder wurde dem König gehuldigt: 25 Liter des von einem ehemaligen Bundeskanzler offerierten Erdgases wechselten den Besitzer.
Weiter ging die wilde Jagd. Es war bereits spät und wir hofften, dass unsere Gattinnen uns bereits vermissten. Der Magen des Fohlens war nun bis zum Erbrechen gefüllt und sollte bis zur königlichen Burg genügen.
Doch weit gefehlt. Nach wieder 200 km schrie das Fohlen wieder vor Durst schrill auf. Unser König war verzweifelt. Und er war Mathematiker: Wenn das blöde Vieh viermal soviel säuft wie ein Erdölhengst, bringt es meiner Schatulle keine Vorteile. Auch wenn Gerhard Schröders Gas nur die Hälfte von George Bush`s Erdöl kostet. So verlor er sich in destruktiven Gedanken und fuhr weiter bis der Gastank völlig leer war.
Und wieder wurde ihm gehuldigt. Wieder von einem Tankwart. Dieser durfte das Fohlen befüllen bis zum Erbrechen. Doch nach 25 Liter verweigerte dies die weitere Nahrungsaufnahme. Es war satt.
Nun verstanden wir. Das Tier hatte einen zu kleinen Magen. Wohl – wie bei Japanern üblich – genetisch bedingt. Unser König sah sich jedoch glücklich. Er musste das Fohlen zwar täglich zur Tränke führen, doch dennoch: Seine königliche Schatulle würde nicht leiden.
Doch auf Könige und Pfalzgrafen benötigen Nahrung. Nach weiteren Meilen durch ostdeutsche Ländereien gewahr mein pfalzgräfliches Auge von weitem eine königliche Krone. Hell strahlte sie in güldenen Farben in den Abendhimmel. Ich verständigte meinen königlichen Freund: „Ich habe eine Krone im Abendhimmel entdeckt. Willst Du dir wieder huldigen lassen?“
„Ich mag kein MacDonald“ war die unmissverständliche Antwort. Wir fuhren weiter. Viele beleuchtete Kronen kreuzten unseren Weg, jedoch kein Schweineschnitzel auf leckere Art zubereitet. Hiernach stand unser Sinn.
Wieder in den bekannten westlichen Ländereien angekommen, wusste ich wo unsere Begierde nach Schnitzelfleisch Erfüllung finden sollte. Ich übernahm die Führung und leitete das Fohlen mit seinem König an einen mir bekannten Rasthof.
Wieder wurde dem König gehuldigt. Diesmal von einer Bedienung, nachdem er für 2 schnitzelähnliche Gebilde mit Paprikasauce (welche unser König unsagbar hasst) und einen Humpen Bier 30 Gulden berappen musste. Auf diese Huldigung hätte er gerne verzichtet.
Nun trennten sich unsere Wege. Boso der Erste vom Wacken fuhr in sein Reich. Das Reich wo seine Meta vom Hopfenfeld bereits ihren Herrn erwartete. Ich ließ meinem Rösslein freien Lauf. Es möge mich in die Kurpfalz zu meiner Kurpfälzerin führen. Ich kam nach kurzer Zeit glücklich und zufrieden an.
Der königliche Ritt dauerte noch länger an. Eine Sperrung der Rennstrecke ließ ihn die Schönheiten hessischer Landschaften erblicken, sodass er erst am frühen Morgen seine Burg erreichte.
Dort erwartete ihn seine Königin. Sie huldigte ihm mit dem Zepter in der Hand. Einem Zepter wohlriechend und in Form einer italienischen Salami.