Kurzgeschichte
Kurzgeschichte-ohne Titel

Kurzgeschichte-Ohne Titel

Ein eiskalter Luftzug streifte ihre Schulter.
Nur leicht, aber spürbar, als ob der Wind sie streicheln würde.
Ihr blondes und durchnässtes Haare peitschte ihr ins Gesicht.
Ein Ruck fuhr ihr durch den Körper, hebte ihren Kopf an. Sonne.
Es wird das letzte Mal, dass sie sie sehen wird. Bevor die Tränen ihre Wange runterliefen, schloss sie für einen Moment die Augen.
Aber was sie sah, tröstete sie nicht, nein, sie machte den Schmerz nur noch unerträglicher. Ihre beste Freundin. Wo war sie nur? Ist sie einfach weggegangen, mit ausgebleichten Erinnerungen? Dabei hat sie es doch nicht so gemeint. Was konnte sie dafür? Konnte sie was dafür, dass beide auf denselben Jungen stehen?
Eine Träne streifte ihre Wange. Der salzige Geschmack lenkte sie kurz von ihren Gedanken ab. Aber immer wieder erschienen die Bilder in ihren Gedanken. Sie sah die Tränen ihrer Freundin. Sie sah den verwirrten Ausdruck ihres Auserwählten. Was hätte sie tun können?
Sie wird aufgeben müssen. Es wird keine andere Möglichkeit da sein. Abermals überflutete eine Welle ihr Gehirn. We in Zeitlupe drehte sich sein Gesicht zu ihr hin, der Schmerz stand in seinem Gesicht geschrieben.
Sie hatte ihm alles erzählt. Sie hat ihm geraten, ihrer Freundin beizustehen. Die, die sie gerade erst heftigst beschimpft hatte.
Was sie wohl gerade macht? Ob er was mit ihr unternimmt?
Was würde sie denken, wenn ihr Leben genau da endet, wo ihre Freundschaft begonnen hat? Damals hatten sie sich beide hier kennengelernt, es wird für immer ihr Lieblingsplatz sein, hatten sie sich geschworen. Ein wunderschöner Lieblingsplatz. Sie öffnete die Augen und sah sich um. Der Platz hat sich verändert. Genau wie ihre Freundin und sie. Und ja, da war ein Fluss. Sie wusste, wie oft sie hier geschwommen ist. Aber heute wird sie nicht schwimmen. Sie wird reinwaten, so reinwaten, dass ihr Fuß den Boden immer berühren wird, ihr Kopf aber nicht über dem Wasser sein kann.
Vorsichtig setzte sie ihren Fuß in das Wasser. Es war eiskalt, aber das war ihr jetzt auch egal. Noch einen letzten Blick in die Welt.
"Verrückte Kuh.", ertönte es hinter ihr.
Ihre Augen weiteten sich, blickten nach hinten und ihre Füße gehorchten ihr nicht mehr. Wie verrückt rannte sie auf ihre Freundin zu und fiel ihr in die Arme. Guten Morgen, Welt.