Beschreibung
So fragt man sich, wie ein Teufel einen Engel lieben kann, wo doch beide Seiten so unterschiedlich sind. Der Teufel erzählt von seiner Suche nach seiner Geliebten. (Teil II)
Teil II
„ Sie sah den jungen Mann an und gab ein stilles Lächeln von sich. Ihre vollen Lippen bildeten zwei parallele, hintereinander liegende Sichelmonde. Ihr weißes Seidengewand floss wie Wasser über ihren Körper. So sinnlich ihre milchige Haut war und so sinnlich auch die Lippen waren, so faszinierte den jungen Krieger nur der Blick dieses Engels. Er wusste nicht was das für ein warmes Gefühl in seiner Brust war, welches sich immer weiter ausbreitete und seine Beine schwach werden ließ. Er fühlte sich bezwungen, sein Herz pochte und er stieß sein mächtiges Schwert in die Erde, um Halt zu finden.
Das Metall der Klinge fuhr durch die Erde und stieß auf einen Stein.
Die Frau lächelte immer noch und das wohlklingende Geräusch von fließendem Wasser und flüsterndem Wind, verfolgten ihre Bewegung. Sie streckte ihre langen Finger nach ihm und berührte sein Kinn. Der Krieger sah auf und sein Herz wurde nur noch schneller, die Augen dieser Frau verschlangen seinen Mut und seine Härte.
Das gleißende Licht um die beiden herum flackerte kurz und fiel dann wie das tobende Wasser eines Wasserfalls auf den Engel hinunter.
Der Krieger schloss die Augen nur um sie in wenigen Sekunden wieder auf das Gesicht des Engels zu richten. Seine blasse Haut schimmerte wie vereinzelte Funken, die sich vom Feuer in seiner Brust entfernt hatten. Nie hätte er es fassen können, den Engel zu sehen, den er so lange gesucht hatte.
Der Engel vor ihm lächelte und spannte die mächtigen Schwingen an seinem Rücken und erhob den Kopf, sobald er auch auf den Knien stand. Der Krieger schnappte nach Luft, seine Gedanken rasten aus den sovielen Käfigen, die er erbaut hatte, um kein Gefühl zu fassen.
Der Engel öffnete den Mund und der Krieger zittert, er will sich vor der Macht dieses Engels ergeben.
"Mein Teufel…", sang die glockenartige Stimme des weißen Engels.
Der Krieger riss die Augen auf und griff nach der Hand des Engels. Sein eigenes Gesicht brannte, als wäre Glut auf dieses gelegt worden. Der Gedanke der aus seinen tiefsten und stärksten Fängen sich riss wurde immer stärker und der Krieger stieß einen erstickten Schrei aus.
Der Engel der seine raschelnden Flügel über den Krieger hielt, um ihn vor dem gleißenden Licht Gottes zu bewahren, lächelte nur und sang ihr Lied weiter.
Der Krieger krümmte sich, das Gefühl wurde stärker und auch das Brennen in dessen Brust…
Seine Erinnerungen, die er so lange von sich gehalten hatte, kamen wieder zurück. Nun erkannte er die Schönheit. Der Engel, dessen Gegenwart er meiden sollte…Der Engel, dessen Flügel er nicht fassen sollte und der Engel dessen Blicken er ausweichen sollte. Dieser Engel stand nun vor ihm, schöner als es sich der Krieger je vorstellen hätte können…“, der vermummte Mann schüttelte den Kopf.
Das Läuten der Kirchenglocken in der Kathedrale ließen ihn für einen kurzen Moment ausatmen, bevor er den Blick wieder auf die Statue erhob. Das Licht, welches durch ein Buntglasfenster über dem Altar, welcher wiederrum hinter der Statue stand, schien auf die Statue die eine Frau zeigte. Mit erhobenem Kinn und anmutiger Haltung weilte nun die Frau, dessen fließendes Gewand an niederhängende Flügel erinnerte, mehr als Jahrhunderte in dieser zerstörten Kathedrale in der Menschenwelt.
Der vermummte Mann fuhr mit der Hand über die Statue und schüttelte abermals den Kopf. Das Gefühl, welches er nun in sich barg, war kein loderndes Feuer. Der stechende, kalte Schmerz von Frost belegte sein Herz und ließ ihn schwer atmen. Die Ketten, die an der Frau befestigt waren, waren Gotteszeichen.
„Als die Hand des Kriegers und das Metall seiner kalten Rüstung die warme Haut des Engels ergreift, so verwandelte sich das gleißende Licht in tobenden Wind. Der blaue Himmel wurde schwarz wie die Nacht…
Und so lange der Engel noch lächelte, bewegte er sich anmutiger denn je. Sie blickte in den Himmel und ihre Augen wurden traurig, ihre Flügel sanken und ihre Haut färbte sich grau…Die Ketten Gottes waren Zeichen…große Zeichen, die dem Krieger unbekannt waren. Bis zu dem Zeitpunkt, als der Krieger wieder seine Augen öffnete, erblickte er einen in Fessel gelegten wunderschönen Engel und gab ihr ein Versprechen, von dem er nicht sagen konnte, dass es wahr ist.“
Seufzend trat der Mann zurück und legte seine Hand in die Hand des Engels.
„Da hatte der Teufel seine Hand hingelegt, um das Verderben auf den Engel zu schieben…So hat er nicht gedacht, war wie sein Volk, welches kein Wort je klug gesprochen.“
Der Vermummte senkte den Blick, wandte sich ab und das einzige Geräusch, war der singende Wind, der ihn plötzlich umgab. Er sang ihm von wunderschönen Feldern und klaren Bächen, die er schon bereist hatte und auch denen sein Lied gesungen hatte. Doch dieses Lied machte den Mann traurig, er blickte zurück und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, um den traurigem Blick des Engels nicht mehr sehen zu müssen.
„Und so gab er ihr das Versprechen und legte seine Hand in die Hand des versteinerten Engels, der nun vor ihm war. Er fuhr mit sachten Bewegungen über ihre Lippen und wusste, dass es seine Schuld geworden war…“