Beschreibung
Drei Außenseiter. Eine Gemeinsamkeit, die sie zusammenschweißt. Und eine Schule, gegen die sie ankämpfen. Werden Marie, Julia und Thor den Kampf gewinnen?
Ich wachte auf und stand von meinem Bett, dessen Decke schwarz und mit weißen Runen übersät und dessen Kissen auch schwarz und mit einem Wort in Runenschrift, welches zusammen den Namen meiner Lieblingsband ergab, war. Ich legte die Bettwäsche ordentlich hin, nahm ein T-Shirt aus dem Schrank und verschwand im Bad.
Mein Name ist Marie, aber an meiner Schule nannten man mich die „Metal-Marie“, was daran liegt, dass ich eine der wenigen bin, die Metal hört. Aber mir war es egal, wie sie mich nannten, ich war zufrieden, so zu sein, wie ich war. Ich zog mir das T-Shirt, welches ein Fan-Merchandise-T-Shirt von Subway to Sally, genauer von der Tour „Bastard“, war, und betrachtete mich selber im Spiegel:
Ich war einer von den Menschen, die sich nicht um die Schönheitsideale dieser Welt kümmerten.
Natürlich könnte mein Busen etwas größer sein, aber alles im allem war ich sehr zufrieden mit meinem Aussehen. Meine Haut war leicht gebräunt und ohne die lästigen Pickel, die Jugendliche ab dem Alter von zwölf quälten, oder Sommersprossen. Meine Haare waren lang, braun und voller natürlicher, blonder Strähnen. Ich zog meine graue Jeans an und kämmte mir mit einer Bürste die Haare, bis sie glatt waren und nicht mehr so zerzaust, wie beim Aufstehen. Ich steckte einen Haarreif in meine Haare und ging nach unten.
„Morgen Mama“, begrüßte ich meine Mutter, die gerade in der Küche stand und mir zum Frühstück ein Toast mit Butter und Kochschinken gemacht hatte. Ich biss in das Toast und trank etwas von dem Kaffee. „Morgen Marie“, antwortete sie und gab mir meinen Rucksack. „Gut geschlafen?“ IchÂ
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nickte, aß mein Toast und trank meinen Kaffee und ging zur Tür. „Tschüss“, sagte ich, zog meine einfachen, dunkle Schuhe an und ging dann durch die Tür.
Kaum stand ich an der Bushaltestelle, kam auch schon der Bus. Ich stieg ein und zeigte dem Busfahrer das Ticket. Dann setzte ich mich auf einen der grauen Sitze. Das war der Vorteil, wenn man nicht mitten in der Stadt wohnte: Man fand immer einen Sitzplatz im Schulbus, es herrschte nie Gedränge. Zwischendurch hielten wir an mehreren Haltestellen, worauf immer ein paar Kinder mehr, meistens Hip-Hopper, einstiegen. Einige betrachteten mich mit finsterem Blick, worauf ich finster zurückstarrte. Hip-Hopper, dachte ich verächtlich. Immer nur auf Bling-Bling und weite
Hosen fixiert. Doch dann, an der letzten Haltestelle vor der Schule, stieg meine beste
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Freundin, Julia, ein. „Hallo Marie“, begrüßte sie mich und setzte sich neben mich.
Julia war ein wenig kleiner als ich, vielleicht ein paar Zentimeter, und hatte kurze, rote Locken, ein herzförmiges Gesicht, grüne, kluge Augen, trug eine rahmenlose Brille, ein schwarzes T-Shirt mit Schandmaul-Aufdruck, einen weißen Rock und schwarze Ballerinas. Sie rückte ihre Brille zurecht und nahm ihre Tasche, eine schwarze, viereckige Handtasche, die mit rotem, karierten Stoff gefüttert war, auf ihren Schoß. „Hast du Deutsch gemacht?“, fragte sie. „Ja, wieso?“ Doch dann dämmerte mir, warum. „Sag nicht, du hast sie schon wieder nicht gemacht.“, stöhnte ich, kramte mein Deutschheft aus der Tasche und gab es Julia, die begann, abzuschreiben. Doch da kam Amy, ein hochgewachsenes Mädchen mit langen, blonden Haaren, blauen Augen und
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und großer Oberweite. Sie nahm ihr Getränk, einen Light-Cappuccino und kippte ihn über Julias T-Shirt. „Ups, das tut mir leid, ich hab dich wohl übersehen.“, sagte sie hämisch, streckte ihre spitze Nase hochnäsig in die Luft und ging weiter. „Mach dir nichts drauß“, sagte ich zu Julia und kramte mein Ersatz-T-Shirt aus meiner Tasche. Julia verschwand kurz auf der Bustoilette und kam dann wieder. „Dies blöde Kuh!“, fauchte sie wütend und sah Amy, die sich gerade „vornehm“ auf einen Busplatz setzte und aus ihrem Minihandtäschchen einen Lippenstift kramte. „Hoffentlich fährt der Bus jetzt ne Kurve
und sie verschmiert ihren Lippenstift“, kicherte ich. Julia musste bei der Vorstellung auch lachen. „Das ist ihr tatsächlich mal passiert“, meinte sie. Das glaubte ich sogar, denn Julia musste es wissen, schließlich
gehörte sie mal zu Amys Clique.
Der Bus hielt an und wir stiegen aus. Nun standen wir vor der Schule, ein altes, aus roten Backsteinen gemachtes Gebäude mit vier Trakten: Dem A-Trakt, wo die Mittel- und Oberstüfler ihre Klassenräume hatten, dem B-Trakt, wo die Unterstüfler oder auch die I-Männchen, wie sie auf unserer Schule genannt wurden, ihre Klassenräume hatten, der C-Trakt, wo alle Naturwissenschaftsräume und Büros waren und der D-Trakt, die Cafeteria. In der ersten Stunde hatten wir Physik, also mussten wir in den C-Trakt, um genau zu sein, in den zweiten Stock. Leider war Amy in unserer Klasse und sie tat ziemlich hochnäsig. „Mein Urgroßvater war Albert Einstein“, sagte sie und betrachtete ihr spitz gefeilten Fingernägel, nur um sie mit einer kleinen Feile noch spitzer zu machen. Manchmal
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glaubte ich, sie wolle mit ihren Nägeln uns irgendwann das Gesicht zerkratzen.
„Aber anscheinend hat sie nicht seine Intelligenz geerbt“, meinte ich leise zu Julia, die kicherte. Dann nahm ich meinen MP3-Player und steckte einen Kopfhörer in mein Ohr, den anderen gab ich Julia. „Was willst du hören?“, fragte ich. „Hammerfall?“, schlug sie vor. „Ja klar, aber welches Lied?“, überlegte ich. „Warte, ich suche eins aus“ Julia nahm den MP3-Player und klickte sich durch das Menü. Kurze Zeit später ertönte Metal in meinem Ohr. In dem Moment kam Sebastian, ein Junge aus unserer Klasse, ein Hip-Hopper mit falsch herum gedrehter Kappe, einer großen Sonnenbrille und goldenen Bling-Blings um den Hals, den Flur entlang. Die Mädchen sahen ihn verträumt an, ich hörte mehr als eine seufzen. „Hey Metal-Marie, was geht ab?“, begrüßte
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er mich. „Heute mal wieder einen Drachen getötet?“ Alle lachten mich aus. „Der war gut, Sebi“, meinte Sebastians bester Freund und klopfte ihm auf die Schulter. Ich seufzte. „Weißt du, ich glaube Sebastian und Amy würden prima zusammenpassen.“ In dem Moment kam unsere Physiklehrerin, eine junge Frau mit blonden, kurzen Haaren, einfachem weißen T-Shirt und schwarzem, knielangen Rock, doch sie war nicht alleine – hinter ihr stand eine hochgewachsene Gestalt.
Unsere Lehrerin, Frau Mart, schloss den Physikraum auf und stellte sich ans Pult. Neben ihr stand ein junger, hochgewachsener, gut aussehender Mann mit kinnlangen, braunen Haaren und leichtem Bartansatz. Er trug einen knöchellangen, schwarzen Mantel. „Das ist Tom Litau.“, sagte sie. „Er ist neu an unserer Schule. Setz dich doch.“ Tom nickte und setzte sich nebenÂ
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neben Amy, die sich sofort in ihrem kleinen Taschenspiegel betrachtete und noch einmal Lippenstift auftrug. Ich saß schräg hinter Amy, sodass ich mitbekam, was sie sagte. „Hey Tommy-Boy“, sagte sie. „Ich darf dich doch so nennen?“ Tom sah sie mit einem Blick an, der sagte: „Was willst du Tussi von mir?“ Jetzt bemerkte ich auch, dass Toms Augen eisblau waren, doch mir gefiel es. „Ich bin Amy“, fuhr die Blondine fort, ohne darauf zu achten, was er tat. „Aber du kannst mich so nennen, wie du willst.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, doch Tom beachtete sie gar nicht, sondern beugte sich über sein Heft. Ich grinste. Das war wohl nicht Amys Tag oder auch einfach nicht Amys Typ. Ihr Gesichtsausdruck sagte aus: Mir hat noch nie einer widerstanden und auch du wirst mir nicht widerstehen! Doch fürs erste ließ sie es gut sein und folgte dem
dem Unterricht.
In Physik redeten wir über Magnetismus. „Gegensätze ziehen sich an.“, erklärte Frau Mart. „Kennt dafür jemand ein Beispiel?“ Amy hob die Hand, worauf unsere Lehrerin sie dran nahm. „Also ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen“, sagte das Mädchen und schminkte sich erneut die Lippen. „Ich meine, wenn man etwas Pinkes und etwas Grünes anzieht, beißt sich das ja auch.“ „Wir reden hier aber nicht von Mode“, meinte unsere Lehrerin die Augen verdrehend, worauf ich mich meldete. „Marie“, sagte Frau Mart. „Nun, die unterschiedlichen Pole von zwei Magneten ziehen sich an, während die gleichen sich abstoßen.“, antwortete ich. „Streber!“, hörte ich hier und da jemanden zischen und ich zog meinen Kopf ein.
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Nach der Stunde kam Tom zu Julia und mir. „Hey“, sagte er. „Hallo... Tom.“, antwortete ich und hörte förmlich, wie mir das Herz bis zum Hals schlug. „Bitte nenn mich doch Thor.“, antwortete er.
Jetzt erst bemerkte ich die Kette, die um seinen Hals hang und einen Anhänger hatte, der Mjölnir, also den Hammer von Thor, darstellte. „Freut mich, Thor. Ich bin Julia.“, stellte Julia sich vor. „Und ich bin Marie, aber für die meisten bin ich Metal-Marie. Aber bitte, nenn mich nur Marie.“ „Aus dem Weg Metal-Marie“, fauchte Amy da, stieß mich zur Seite und stellte sich vor Thor. „Hey
Tommy-Boy“, sagte sie und sah zu ihm hoch. „Ignorier sie einfach, die sind beide bekloppt.“ „Was willst du?“, fragte er, da rückte sie ganz nah zu ihm heran und flüsterte ihm zu: „Als ob du dasÂ
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nicht wüsstest...“ „Geh weg.“, sagte Thor barsch und stieß sie von sich weg, worauf Amy hinfiel. „Du Rowdy!“, fauchte sie und stand auf. „Aber du wirst schon sehen, ihr werdet alle schon sehen!“ Mit diesen Worten rauschte sie ab.
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