Biografien & Erinnerungen
Kirschendiebe

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"Kirschendiebe"
Veröffentlicht am 03. Juni 2010, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Kirschendiebe

Kirschendiebe

Beschreibung

aus meinem Buch : "Hans und Franz - Lausbubengeschichten aus längst vergangenen Tagen" - Erinnerungen meines verstorb. Mannes.

Kirschendiebe

 

 

            Ist es Bequemlichkeit, Übersättigung oder der Zugang zu exotischen und in den Nachkriegsjahren kaum erhältlichen Obstsorten?

Heutzutage fallen die vollreifen Kirschen von den Bäumen, die entlang der Landstraßen stehen.

Autos wälzen sie nieder.

Obwohl die angeblich aussterbenden Spatzen ihr Möglichstes tun, gehen die Kirschen tonnenweise zugrunde.

 

Nicht so in den Kriegs- und Nachkriegsjahren.

Die Obstbäume an den Landesstraßen wurden mit Weißkalk nummeriert und für die jeweilige Ernte verlost.

Hans und Franz liefen in der Schar der Kauflustigen mit.

 

Zur Reifezeit beargwöhnten die Leute einander, lagen auf der Lauer vor Kirschendieben und verjagten sogar die Vögel.

All diese Maßnahmen missachtend gingen die Buben unerschrocken zu Werk.

Sie zogen ihre Schuhe aus, versteckten sie im Gras und kletterten wie Affen behände auf die Bäume, um sich an den süßen Früchten zu laben.

Außerdem kannten sie alle Gärten der Stadt, alle dazu gehörenden Gartentüren, und Zäune waren für sie kein Hindernis.

Ungeduldig beobachteten sie den Reifegrad der diversen Früchte. Ein Herzkirschenbaum entging ihrer Aufmerksamkeit ebenso wenig wie ein Weichselbaum.

 

 

Es war so weit!

Aus einem Garten neben der neugebauten Umfahrungsstraße leuchteten Kirschen in verführerischem Dunkelrot.

„Die holen wir uns!“

Die Zwillinge schlüpften mit ihren Freunden Heinz und Willi unter dem rostigen Drahtzaun hindurch. Bald saßen alle vier auf den ausladenden Ästen des Kirschenbaums und naschten von den süßen Früchten.

Sie fühlten sich sicher, denn der große Garten schien verlassen.

Welch ein Irrtum!

Hinter einer Staude lauerte die Hausfrau und bewachte ihren Kirschenbaum wie ein Zerberus.

Sie wartete, bis die Diebe auf den Ästen Position bezogen hatten und trat nun wütend  heran.

„Kommt nur herunter!“, rief sie drohend und schwang eine Pferdepeitsche mit einem langen Lederriemen. Sie knallte die Peitsche und schlug nach den Buben.

Traf sie aber nicht.

Nur saftige Kirschen fielen zu Boden.

Die Freunde waren flink höher in den Baum geklettert.

Unbeeindruckt der Schimpftiraden und der drohenden Peitschenhiebe schlugen sich die Kinder die Bäuche mit den süßen Früchten voll und füllten ihre Hosentaschen.

Die Kerne spuckten sie in den Garten.

Die Frau musste mehrmals Abstand nehmen, denn gezielt gespuckte Kerne trafen sie am Kopf, in ihrem Gesicht und auf den Armen.

 

            Die Zeit verging. Der Sättigungsgrad war erreicht, Bäuche und Hosentaschen voll.

Nun war ein geordneter Rückzug angebracht.

„Du zuerst!“, erkoren die Freunde Willi zum Anführer. Er war der Stärkste und Größte unter ihnen.

Die Hausfrau ließ die Peitsche kreisen.

Die Kirschendiebe machten sich sprungbereit.

Blitzschnell rutschte Willi den Stamm herunter. Seiner Schnelligkeit war die Frau nicht gewachsen. Wohl schwang sie die Peitsche, erwischte Willi aber nicht.

Als sie sich wieder umdrehte, um die anderen Buben zu versohlen, hatten auch diese schon das Weite gesucht und schlüpften eben lachend unter dem Zaun hindurch.

 

            Die Beschwerde bei der Mutter prallte fruchtlos ab.

„Wegen der paar Kirschen.....“, lachte die Mutter, drehte sich um und ging ihrer Wege.

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mukk
Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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MarianneK Da kommen Kindheitserinnerungen hoch, denn Kirschen klauen war Tradition.
Übrigens bei uns hier werden auch heute noch die städtischen Kirschbäume verlost und da bleibt keine Kirsche auf dem Baum

Grüß dich lieb Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
Gerbera Ich mußte lachen - meine Mutter hätte das auch so gesagt,sie war sonst ziemlich streng, aber Leute die genug hatten und so geizig waren, konnte sie nicht leiden.
Einen schönen Sonntagabend dir liebe Ingrid
Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Re: Re: Lach! Die Mutter gefällt mir! -
Zitat: (Original von mukk am 05.06.2010 - 22:44 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 05.06.2010 - 09:15 Uhr) Sehr schöne Geschichte.
LG Ivonne


Hallo, Ivonne, sie ließ nichts über ihre Buben kommen, war echt eine tolle Frau!
Danke dir herzlich
Liebe Grüße
Ingrid

So eine Mutti wünscht man sich doch, selbst wenn sie hinter verschlossener Türe geschimpft hätte, dann wären sie immerhin nicht bloß gestellt.
Aber dazu fällt mir auch noch eine kleine Geschichte ein, die werde ich wohl als nächstes schreiben.
GLG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
Shari Re: Re: Re: Re: Einfach Herrlich! -
Zitat: (Original von mukk am 05.06.2010 - 22:49 Uhr)
Zitat: (Original von Shari am 03.06.2010 - 21:52 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 03.06.2010 - 21:48 Uhr)
Zitat: (Original von Shari am 03.06.2010 - 21:40 Uhr) Ich liebe diese Lausbubengeschichten... Da könnte ich jetzt stundenlang zuhören. Magst Du es nicht vertonen? Das wäre doch wunderbar...
Schön, dass Du sie jetzt hier einzeln einstellst...

Liebe Grüsse an Dich
Deine Heidi


Wenn du mir sagst, wie, mach ich das gerne - oder du kommst und hilfst mir.
Danke dir, liebe Gute-Nacht-Grüße ... und... du weißt schon -
deine Ingrid



Das mach ich gerne - das wäre toll, wenn wir das zusammen machen würden... ich freu´mich schon drauf!

Alles Liebe und danke... Du weisst schon...
Hab auch eine gute Nacht!

Deine Heidi


Danke für die Favos zu den Lausbubengeschichten - freue mich seeeehr darüber.
Lieben Gruß Ingrid



Gerne, liebe Ingrid,

Deine Geschichten sind auch soo shön und mit soviel Herz geschrieben.
Die Liebe schwingt in jeder Zeile mit...

Lieben Gruss an Dich
Deine Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Re: Re: Einfach Herrlich! -
Zitat: (Original von Shari am 03.06.2010 - 21:52 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 03.06.2010 - 21:48 Uhr)
Zitat: (Original von Shari am 03.06.2010 - 21:40 Uhr) Ich liebe diese Lausbubengeschichten... Da könnte ich jetzt stundenlang zuhören. Magst Du es nicht vertonen? Das wäre doch wunderbar...
Schön, dass Du sie jetzt hier einzeln einstellst...

Liebe Grüsse an Dich
Deine Heidi


Wenn du mir sagst, wie, mach ich das gerne - oder du kommst und hilfst mir.
Danke dir, liebe Gute-Nacht-Grüße ... und... du weißt schon -
deine Ingrid



Das mach ich gerne - das wäre toll, wenn wir das zusammen machen würden... ich freu´mich schon drauf!

Alles Liebe und danke... Du weisst schon...
Hab auch eine gute Nacht!

Deine Heidi


Danke für die Favos zu den Lausbubengeschichten - freue mich seeeehr darüber.
Lieben Gruß Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Lach! Die Mutter gefällt mir! -
Zitat: (Original von Windflieger am 05.06.2010 - 09:15 Uhr) Sehr schöne Geschichte.
LG Ivonne


Hallo, Ivonne, sie ließ nichts über ihre Buben kommen, war echt eine tolle Frau!
Danke dir herzlich
Liebe Grüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Lach! Die Mutter gefällt mir! - Sehr schöne Geschichte.
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: eine bewunderswerte starke Mutter -
Zitat: (Original von timeless am 03.06.2010 - 21:51 Uhr) meine Mutter hätte mich verdroschen, ob des Raubes.

Mei so ein paar Kirschen. Ich habe für ein paar Muttertagsblümchen aus Nachbarsgarten ganz schön was einstecken müssen.

Liebe Grüße deine Ute


Du Ärmste, dabei machte Kirschenstehlen doch so viel Spaß - da ist dir echt was entgangen... :-))
Liebe Grüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Die... -
Zitat: (Original von WortWichtel am 03.06.2010 - 22:47 Uhr) ...Kirschen in Nachbars Garten schmecken doch immer noch am besten... :)

Liebe Grüße
Uwe


hat heute aber seinen Reiz verloren, zumindest bei "echten" Kirschen ;-))
Liebe Grüße
Ingrid

Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: die -
Zitat: (Original von Rajymbek am 04.06.2010 - 07:11 Uhr) Westeuropäer sind übersättigt. Was sie nicht mundgerecht vorgesetzt beommen, macht sie misstraurisch. manche wissen sicher gar nicht mehr, wie frisches Obst und Gemüse aussieht und wie man es zubereitet. Zu ernten hat sowieso kaum jemand Lust. Unsere Kirschbäume sind voll - da freue ich ich schon jetzt auf den elckeren Likör! Lach

VLG Roland


Stimmt, lieber Roland. Es ist ja viel bequemer, die Sachen im Geschäft zu kaufen ... außerdem: damals war Kirschenstehlen noch ein richtiges Abenteuer, heute hätte wahrscheinlich niemand mehr etwas dagegen...
Liebe Abendgrüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
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