\"Der Aufbruch\" (4. Kapitel)
„Der erste Arbeitstag in der Neuen Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Firma in der Furtwänglerstraße 61 in Stuttgart (Botnang)“
Es war gerade der 21.03. 1990  und es war wunderschönes Wetter, ich und Klaus hatten nun endlich eine „anständige Arbeit gefunden“!Gegen 6 Uhr morgens standen wir auf, um uns etwas frisch zu machen, danach schmierten wir uns die Schnitten, die wir mit zur Arbeit nahmen, denn, dass steckte bei uns beiden irgendwie  tief verwurzelt drin, „da wir es nicht anders kannten“, denn die meisten Arbeiter in der DDR, hatten ja immer ihre Schnitten mit zur Arbeit genommen.Danach tranken wir noch gemeinsam einen Kaffee, und dabei unterhielten wir uns nochmals, über das erlebte vom Vortag, denn das musste noch etwas verdaut werden.Klaus schaute mich an und fing an zu sprächen: Weißt du Ralf, da hatten wir „Großes Glück“ , dass wir es geschafft hatten von da abzuhauen, denn wenn nicht, dann wäre es wahrscheinlich in die Hose gegangen! Ich schaute Klaus an und erwiderte, da ich wusste, dass Klaus ja Recht hatte, mit dem was er damals sagte, also erzählte ich Ihm: nun ist es ja vorüber!Jedenfalls, freuten wir uns sehr darüber, dass nun endlich der „Erste Arbeitstag“ beginnen sollte, wir waren damals schon sehr neugierig gewesen, wie wohl unsere neuen Arbeitskollegen so waren, aber das wichtigste für uns war zu dieser Zeit gewesen, dass wir nun endlich eigenes Geld verdienen konnten! Während wir uns weiter unterhielten, mussten wir dann plötzlich und unverhofft selbst über uns lachen, und machten uns dann auch keine Gedanken mehr darüber, „denn es begann ja schließlich für uns eine neue Zeit“!Nach und nach wurde es immer später, es war so zirka 7 Uhr 30 und wir verließen gemeinsam das Wohnheim, denn wir hatten kein Bedürfnis danach, an diesem „Ersten Arbeitstag“ zu spät bei der Arbeit zu erscheinen, aber ich war es ja auch gewohnt gewesen, bei Zeiten in der Früh aufzustehen, denn wie so viele andere auch, war ich ja noch bis Ende 1989, ein Schichtarbeiter gewesen, der in der Metall bearbeitenden Industrie seiner Arbeit nachgegangen war.Als wir dann in der Werkstatt ankamen, war zunächst noch keiner unserer „Neuen Arbeitskollegen“ zu sehen, also warteten wir ab, bis nun endlich alle ein trudelten. Natürlich wurden wir mit einem freundlichen „Grüß Gott“ begrüßt, dass wir ja nicht gewohnt waren, aber freundlicher Weiße, grüßte Klaus mit einem netten „Grüß Gott“ zurück, doch ich, ließ es mir nicht nehmen, meine Neuen Arbeitskollegen, mit einem freundlichen „Glück Auf“ zu begrüßen, was soll ich sagen: Es war eben tief verwurzelt, denn mein „Glück Auf“, gehörte genauso zu mir, wie das Täglich Brot zur Frühstückspause!Danach stellten wir uns zunächst mit unserem Namen vor, dass unsere „Neuen Arbeitskollegen“ uns daraufhin gleich taten.Michael, hatte damals lange Haare, die weit über die Schulter hinausragten, und er war ziemlich Groß, aber er war anfangs auch etwas zurückhaltend uns beiden gegenüber, da wir ja aus der DDR kamen!Michael erzählte uns an diesem Tag, dass er unser Vorarbeiter sei und das wir stets seinen Anweisungen zu folgen hatten.Der andere Arbeitskollege, hieß Rudi, er war ein ziemlich schmächtiger Mann, er war damals ein paar Jahre älter als ich und Klaus gewesen, aber sehr aufgeschlossen uns gegenüber, dass stimmte uns gut ein.Dann gab es noch den Lutz, er war ein ziemlich ruhiger Zeitgenosse, aber dennoch, stand er uns sehr freundlich und offenherzig gegenüber!Der vierte Mitarbeiter, war ein Portugiese, der sich mehr oder weniger von allen distanzierte, er stand sehr oft für sich allein da, hin und wieder gab er mal ein Wort von sich, doch man bemerkte schon, dass er lieber ein Einzelgänger war.Nun ging es aber auch an die Arbeit, wir beluden den Transporter mit allen Gerätschaften, was man für diesen Job benötigte, und dann ging es auf die Baustelle!Es war so zirka 8 Uhr 30, Lutz fuhr quer durch Stuttgart und wir kamen nur zögernd voran, denn es herrschte ständig in den frühen Morgenstunden „Stockender Verkehr“, egal, wo man auch hinfahren wollte, man kam oftmals nur schleppend voran!Lutz, war zwar ein „ruhiger Zeitgenosse“, doch in solchen Momenten des „stockenden Verkehrs“ konnte er sich oftmals nicht zurückhalten, denn es nervte Ihn durch und durch!Plötzlich drängelte sich ein Fahrzeug vor uns, und Lutz schrie zugleich auf schwäbisch: Verdammt, was willst du hier, verschwinde, wir müssen ins „Geschäft“, der Alte wird sonst verrückt, wenn wir nichts schaffen!Michael, schaute Lutz an und erwiderte auf schwäbisch: Das ist doch nicht unser Problem, wenn wir nicht zum schaffen kommen, also Lutz, lass den Tag doch langsam angehen, wir werden schon noch ins Geschäft kommen!Während Michael und Lutz sich etwas laut unterhielten, machte Rudi ein Schläfchen und genoss die Morgenstunden!Ich und Klaus, schauten uns an und zuckten mit den Schultern, bis plötzlich Klaus sagte: Du Michael, wenn wir auf der Baustelle angekommen sind, dann ist ja schon fast Frühstück!Da können wir uns gleich von der „Harten Arbeit“ erholen, bevor sie überhaupt begonnen hat!Ja ja, erwiderte Michael, auf den Kommentar von Klaus und fragte zugleich nach: Habt Ihr alle etwas zu essen mit?... ansonsten müssen wir noch unterwegs einen Zwischenstopp einlegen, um etwas zu kaufen.Klaus rief ganz geschwind, also wegen mir müsst Ihr nicht anhalten, denn ich habe meine Schnitten mit und ich rief zugleich hinterher, und erzählte Ihm, dass ich doch meine Bemme auch mit hatte, da wir es ja so gewohnt waren.Lutz war schon etwas am verzweifeln und fuhr sogleich dem Michael ins Wort: Was willst du Michael...einen Zwischenstopp, hast du mal an die Uhr geschaut, dass ist beinah 9 Uhr 15, der  Alte dreht dann völlig am Rad, wenn auf der Baustelle nichts geschafft wird!Und was hast du mit Ralf...Bemme, ja... was ist denn das...ist das was für die Vesper?Auf Grund der Frage, die Lutz mir stellte, horchte ich zunächst auf, denn bis dahin kannte ich das schwäbische Wort für Frühstück noch nicht, also hakte ich nach...Vesper...ist das nicht ein Moped, fragte ich Lutz!Nun ja: Das mit der „Deutsch-deutschen Sprachverständigung“ klappte in diesem Moment überhaupt nicht, denn ich wusste nicht was Lutz damit meinte, und Lutz hatte nicht verstanden, was ich wohl mit Bemme meinte!Endlich kamen wir doch tatsächlich auf der Baustelle an, wo wir unserer Arbeit nachgehen sollten, doch von „Eile“, war keinesfalls etwas zu spüren, denn es war mittlerweile 9 Uhr 30.Michael, der unser Vorarbeiter war, rief: Leutle, lasst uns Vesper machen, dass war ein harter Morgen!Kurz darauf fragte mich Michael, ob ich nicht Lust hätte, für Ihn geschwind einmal ein „Gedeck“ und ein Brödle zu holen, in einem kleinen Laden nicht weit weg von der Baustelle.Daraufhin verneinte ich nicht, er gab mir das Geld und meinte: Hör zu Ralf, also zwei Flaschen Bier und einen Kümmerling, dass brauch ich jetzt, und das Brödle bitte nicht vergessen!Also ließ ich mich auf diesen Diel ein, und machte mich auf den Weg zu diesem kleinen Laden, lief geschwind hinein und grüßte den etwas älteren Herrn mit einem freundlichen „Glück Auf“!Natürlich horchte der Mann etwas auf, denn er hatte ganz bestimmt nicht mit einem „Glück Auf“ zu dieser Frühen Morgenstunde gerechnet. Der Verkäufer schaute mich zunächst etwas überrascht an und fragte mich höflich: Kommen Sie aus dem Ruhrpott? Ich verneinte höflich und erzählte Ihm, dass ich aus dem Erzgebirge kam, also aus der ehemaligen DDR!Dann bestellte ich geschwind das Gedeck und das Brödle für Michael, dass er einpackte und machte mich wieder schnell auf den Weg zurück zur Baustelle, denn ich wollte ja auch noch etwas essen.Als ich nach wenigen Minuten wieder auf der Baustelle ankam, sah ich, wie sich alle fleißig im „Arbeitstakt“ bewegten!Danach lief ich schnell zu Michael und übergab Ihm sein „Gedeck“, wofür er sich herzlichst auf schwäbisch bedankte!Ich fragte Michael: Was habt Ihr denn alles schon geschafft?Michael schaute mich auf Grund meiner „Frage“ die ich Ihm stellte an und erwiderte: Du Ralf, eins musst du dir merken, tue immer so, als ob du was schaffst, denn wenn der Chef kommt, will er dich immer in „Bewegung“ sehen, und wenn du nur so tust als ob, dass ist immer noch besser, als wenn du nur herumstehst! Denn bei uns gibt es einen Spruch, der lautet: schaffe schaffe Häusle baue und niemals nach die Mädle schaue!Ich ließ es mir nicht nehmen und erwiderte: Wackeln muss man überall, nicht nur hier bei euch!Bei uns musste man genauso arbeiten, da hat uns auch keiner was geschenkt!Nun gut: Wir begaben uns nun endlich in den Bauwagen, denn wir wollten nun endlich unsere schwer verdiente Frühstückspause machen, und die Kurze Zeit entspannen, denn es war ja schon ein ziemlich anstrengender Morgen gewesen!Viel erzählt, und nichts getan!Als wir nun im Bauwagen saßen, nahm Michael sein „Gedeck“ in Beschlag und schluckte es so schnell es ging hinunter, denn sein Brödle wollte er ja auch noch essen!Das war etwas feines, sagte Michael, dass braucht man einfach, bei dieser harten Arbeit. Man musste schon feststellen, dass er einen „Guten durch trainierten Schluck-Muskel besaß“, aber nicht nur zum Frühstück!Irgendwann, während des Frühstücks, wollte Michael von mir wissen, was ich für einen Beruf gelernt hatte und wie man so in der „DDR“ lebte, denn er hatte tatsächlich keinen blassen Schimmer davon gehabt, wie wir eben unsere Freizeit so verbrachten. Ich fragte Michael darauf hin: Was glaubst du denn, was wir den ganzen Tag gemacht hatten, wenn wir von der Arbeit kamen?Ich habe keine Ahnung, erwiderte er, also begann ich etwas über mich zu erzählen, damit er etwas über mich und mein Leben in der DDR erfuhr.Ich erklärte Ihm zunächst, dass ich in der DDR, den Beruf des „Mechanikers“ erlernte, und danach in einer Härterei arbeitete, in der Kleinteile für die „Schreibmaschinenfertigung“ gehärtet wurden, wie die Typenhebel und kleine Schrauben und so weiter.Danach erzählte ich Ihm, dass wir eben sehr viel in die Kneipen gegangen waren, denn, dass war ja für viele damals auch erschwinglich, es war ja alles recht billig gewesen, da musste man nicht immer jeden Pfennig dreimal umdrehen, bevor man ihn ausgab. Weiterhin hatte ich Ihnen davon erzählt, dass wir viel durch die DDR per Anhalter reisten, von da nach da und von dort nach da, eben dahin, wo es uns gerade hin trieb, zumindest von Freitag bis Sonntag, dass waren unsere Tage, wo wir eben mehr oder weniger die Sau raus ließen!Und wenn es uns packte, sagte ich noch, dann sind wir eben in den nächsten Zug gestiegen, der nach Prag fuhr, denn dort gab es die schöne gemütliche Schwarzbierkneipe Fleku , viele werden sie bestimmt kennen, die schon einmal in Prag waren, denn in Prag, traf man ja nicht nur Menschen aus der DDR, sondern auch, aus der BRD und aus dem Rest der Welt!Nun war es mittlerweile kurz nach 10 Uhr, und wir unterhielten uns immer noch, bis doch plötzlich unser Chef auftauchte und zur Tür hereinschaute, und schon kam der typische schwäbische Spruch: Ja, sagt mal, habt Ihr nix zum schaffe, dass kann ja wohl nicht war sein, wofür bezahle ich euch eigentlich! Seht zu, dass Ihr endlich was gscheids macht, ansonsten könnt Ihr eure Papiere holen, verdammte Sauerei!Nun ja: Nach dieser netten Begrüßung unseres Chefs, mussten wir ja nun zwangsläufig an die Arbeit gehen, wobei Michael wieder zu mir sagte: Denk an meine Worte Ralf, immer in Bewegung bleiben, wichtig ist es, dass es so aussieht als ob was geschafft wird!Unser werter Chef lief natürlich über die Baustelle und inspizierte unsere bis dahin hart getane Arbeit, wobei Michael schon ahnte, dass wohl der Chef gleich explodieren würde, denn wir hatten ja noch nichts geschafft, dass war wohl unserem Chef in diesem Moment aufgefallen!Man konnte doch die wahren Worte deutlich verstehen: Ja, Michael!...sag...was habt Ihr eigentlich bis zur Vesper geschafft?Ich glaube, ich bekomme gleich einen Anfall!...da schau her, da ist nichts geschafft, aber da auch nicht!Natürlich wackelten alle herum wie die Heringe auf trockenem Grund, damit Sie was zum schaffen hatten, und Michael, musste natürlich das Dilemma ausbaden, da er ja der Vorarbeiter war, und für uns die Verantwortung trug.Was soll ich dazu noch sagen: Der Chef, war natürlich sehr aufgebracht, und hatte in aller Förmlichkeit einen knallroten Kopf, der kurz vor der Explosion stand, doch leider nicht zur Explosion kam, denn langsam beruhigte er sich wieder und machte sich sogleich wieder vom Acker! Kaum war unser Chef verschwunden, konnten wir zunächst einmal tief durch atmen, und uns von diesem Stress, den uns unser Chef auf bürdete erholen, und Michael rief zugleich, da, a siese Grott!Natürlich horchte ich und Klaus wieder auf, doch ich erwiderte sofort: Ja Michael, bei uns gibt es auch schöne Grotten, dass kannst du mir glauben, wir haben herrliche Höhlen!Kaum hatte ich etwas von Höhlen gesagt, bekam ich natürlich die passende Antwort, wie soll es anders sein, natürlich auf schwäbisch: Bleedr Seggl, bleedr, ich meinte keine Höhlen, sondern dieses süßes Mädchen da, was da unten her läuft!Nun gut: Und somit vergingen die Stunden, der Arbeitstag neigte sich dem Ende zu, es war kurz vor 17 Uhr, wir packten unsere sieben Sachen ein, dann stiegen wir ein und verließen die Baustelle! Was für ein „stressiger“ erster Arbeitstag?