Serenade
Die letzten Sonnenstrahlen
färben zart den Horizont.
Dann beginnt der Himmel in opalisierendem Lichte,
Farben ändernd, sich zu wandeln zum Nachtgesichte.
Bläuliche Schatten senken sich nieder,
nehmen den Farben Leuchtkraft und Licht,
kriechen in alle Räume.
Füllen fühlende Herzen mit Wehmut,
gleiten zärtlich über sorgenvolle Gesichter,
lassen Erinnerungen aufleuchten,
lassen oft auch Kummer verblassen,
lassen Gedanken kommen und gehen,
verwischen, was eben uns noch beschwerte.
Dann endlich ist es soweit:
Erstes Sternengeflimmer leuchtet am Himmel auf.
Ein Gruß der Sonne, des Lichtes!
Zitternd und bebend gleiten die Strahlen der Nachtgestirne
wie leiser Regen auf die Erde nieder.
Sie erquicken und laben uns
nach Sonnen durchglühtem Tag.
Sie trösten sorgenvolle Häupter,
sie zittern zwischen Verliebten.
Sie schenken Reichtum dem Romantiker,
sie lassen weinen den einfühlsamen Denker.
sie machen den Ungläubigen lachen.
Sie schenken andächtige Stille dem Gläubigen.
Dem Seemann zeigen sie den Weg in der Weite,
einsamem Wanderer sind sie Trost und Licht.
Zum stillen Sterngefunkel
gesellt nun der Schein einer Kerze sich.
In ihrem warmen, goldgelben Lichte
zerrinnt die Härte der Realität,
wandern verdunkelnde Schatten aus,
sammelt sich neue Besinnlichkeit.
Wird zum stammelnden Gebete,
steigt auf zu jenen fernen Mächten,
die uns hierher gesandt.
Ein kurzer Lufthauch
löscht aus der Kerze Schein.
Dann umfängt uns die Dunkelheit,
nimmt uns in ihren blauen Mantel auf,
führt im Schlafe uns
durch Traum und Hirngespinste.
Als Nacht weicht sie dann
im Dämmerlichte
wieder einem neuen Tag.
Einem neuen Tag voll Hoffnung, Liebe, Gedanken, Arbeit,
Sonnenschein, Sehnsucht, Lebensfreude,
Zorn, Leid, Kummer, Not und Elend…..
© Titelbild und Text Heidemarie Opfinger