Minki muss gehen
Eines Tages kam ich nach Hause und unser kleiner Kater kam mir schlapp und kraftlos entgegengewankt, konnte kaum noch ein "Miau" krächzen. Ich bekam einen Schreck und dachte schon alles mögliche.
Also wurden beide schnell ins Körbchen gepackt und ab ging´s zum Tierarzt. Der
untersuchte sie und gab ihnen erst einmal eine Spritze gegen Würmer.
Wieder zu Hause angekommen, fing unser Purzelchen an zu würgen und erbrach einen ziemlich langen Spulwurm. Mir wurde übel, als ich das zirka fünf Zentimeter lange "Viech" sah, das meinem Liebling so zu
schaffen gemacht hatte. Nachdem der endlich raus war, ging es ihm aber gleich besser und er war wieder genau so munter, wie zuvor.
Jedoch steckte er jetzt jeden Tag Prügel von seiner Schwester ein. So einträchtig sie als kleine Katzenwelpen miteinander gespielt und gekuschelt hatten, je größer sie wurden, umso wilder wurden die Spiele. Wollte er schlafen, wurde sie munter, sprang ihn an, biss und kratzte ihn, bis er sich wehrte. Dann landete meist ein in sich verhaktes Fellknäuel auf dem Fußboden, wo sie wieder auseinander stoben, um sich kurz darauf wieder ineinander zu verbeißen. Auch unsere Beine und Arme blieben von den wilden
Spielchen nicht verschont, da diese oft genug als Kletterbäume herhalten mussten.
So beschlossen wir dann, wenn auch schweren Herzens, ein Kätzchen abzugeben.
Es war allerdings nicht leicht, zu entscheiden, welches der beiden wir behalten sollten - Purzel, den etwas ängstlichen Kater oder Minki, die kleine Draufgängerin.
Insgeheim hatten wir uns jedoch schon für den Kater mit den übergroßen Eulenaugen entschieden.
Er war ja auch wirklich schön. Sein grau getigertes Fell war seidenweich und glatt und alle Leute, die ihn sahen, waren begeistert, vor allem von seinen übergroßen Bernsteinaugen.
Da Minki war auch weniger ängstlich war, würde sie wahrscheinlich die Trennung eher verkraften.
Mein Mann gab nun auch keine Ruhe mehr, zwei solche wilden Racker seien ihm zu viel für seine Nerven, sagte er immer..
All meine Einwände halfen nichts und so gab
ich eines Tages die bereits in Teil Eins erwähnte Annonce in der Zeitung auf - hoffend, dass sich vielleicht niemand meldet.
Dann wäre ja wieder Zeit gewonnen und die
arbeitet ja bekanntlich für sich.
Allerdings, dass sich so viele Interessenten melden würden, hätte ich nie zu träumen gewagt.. Das Telefon stand überhaupt nicht mehr still und so hatte ich die Qual der Wahl. Es waren auch viele Anrufe ausländischer Bürger dabei, aber da ich Minki nicht in einem Suppentopf und natürlich auch nicht als Fellspender sehen wollte, suchte ich mir eine Frauenstimme aus, die auf unserem Anrufbeantworter mit einem angenehmen Tonfall ihre Telefonnummer hinterlassen hatte und meine Fragen zur Unterbringung
von Minki zu meiner Zufriedenheit beantworten konnte.
Zu dieser brachten wir die kleine Katze nach Hause, da ich auch sehen wollte, wo sie unterkommt.
Also machten wir uns am verabredeten Tag mit unserer Minki und ihrer Katzentoilette auf den Weg....
Die ganze Fahrt über heulte ich, während der kleine Racker im Auto herumkrabbelte, weil sie sich aus der Tasche, in welcher sie transportiert wurde, befreit hatte.
Dabei haderte ich mit meinem Ehegespons, aber ich konnte heulen, wie ich wollte, da blieb er hart.
Die Leute, denen wir unsere kleine Minki überließen, hatten zwar schon eine Katze,
die auch gepflegt aussah, aber die Wohnung… naja es stand nämlich ein Spielautomat darin, was in mir Zweifel aufkommen ließ, ob ich die richtige Wahl getroffen hatte.
Aber es gab nun kein Zurück mehr und so ließ ich unsere Minki schweren Herzens dort.
Allerdings sagte ich den Leuten, dass ich in ein paar Tagen wieder anrufen werde und wenn die Vergesellschaftung mit ihrer Katze nicht klappen sollte, nehme ich Minki wieder zurück.
Auf dem Heimweg weinte ich die ganze Zeit, schimpfte mit meinem Mann und warf ihm Hartherzigkeit vor. Aber da biss ich auf Granit.
`"Na ja, Tschüß denn meine Kleine, hoffentlich wirst du es gut haben dort,"
versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Auch meine damalige Chefin, der ich mein Leid klagte, beruhigte mich.
Sie sagte:,"Wenn schon eine Katze da ist, die gepflegt aussieht, dann wird es deine Minki sicher auch gut haben! Also mach dir keine Sorgen"
Allerdings rief ich doch noch ein paar Mal bei den Leuten an und fragte, wie es ihr geht.
Wieder zu Hause angekommen, wollte es mir fast das Herz brechen.
Unser Purzelchen lief verzweifelt herum und suchte überall sein Schwesterchen, kratzte an Schranktüren, schaute unter der Eckbank nach…
Weinend nahm ich ihn hoch und sagte zu ihm: „Deine Schwester ist nicht mehr hier.
Du wirst sie nie wieder sehen.“ Da schmiegte er sich an mich, als hätte er das verstanden. (Mit der Zeit hat er sie dann wohl auch vergessen, obwohl er auch jetzt manchmal noch an einer Schranktür kratzt, hinter der sich Minki manchmal versteckt hatte.)
Nun musste ich auch wieder arbeiten gehen. Da mein Mann damals noch im 3-Schicht-System arbeitete, war Purzel oder Matzi, wie wir unseren kleinen Primzem liebevoll nannten, doch nicht den ganzen Tag allein, das heißt nur alle drei Wochen. So ging es ganz gut. Da wir in der Stadt wohnten, musste unser Tigerlein in der Wohnung bleiben, denn ich wollte vermeiden, dass er irgendwann auf der Straße überfahren wird.
Nun mussten wir uns aber um die "Erziehung" unsere Stubentigers kümmern. Zunächst wurden etliche Bücher über Katzen gekauft, aber auch da gab es zur Erziehung von keinen Katzen unterschiedliche Meinungen. Also mussten wir selbst lernen, wie man so ein Katzentier an bestimmte Regeln gewöhnt..
Er war die Wohnugshaltung ja von klein an gewöhnt und es ging anfangs auch alles ganz gut. Kam ich nach Hause, wurde erst mal eine Runde gespielt, dann rollte er sich in der Sofaecke zusammen und schlief. Schlafen war übrigens eine ganz große Leidenschaft von ihm und ist es bis heute geblieben.
Es folgt bald Teil 4