Romane & Erzählungen
Meine Sonne - Wenn du an Wunder glaubst, werden sie auch wahr.

Meine Sonne

Was ist Mystik: Ist sie Zauberei, Glauben an Wunder oder gar nur Einbildung? Was passiert, wenn man etwas erlebt, was so ganz anders als normal ist. So zauberhaft und bewegend, so einzigartig und spirituell, so  merkwürdig, dass man belächelt und auch bewundert wird.

Naja zuerst ist einmal die *Neugier*, alles was wir nicht kennen, lässt Neugier oder Angst oder Vorsicht in uns wachsen.

Als ich ihn das  erste Mal besuchte, war da natürlich die Frage, wer ist das? Was ist das überhaupt für ein Mensch und glaube ich an das, was mir die Anderen so wunderbar geschildert haben? Skepsis war es, die ich hatte und irgendwie so ein bisschen  das Gefühl, na mir kann doch nichts passieren, ich mache das alles aus Gaudi, mir geht es doch gut. Ja mir geht es gut. Und schon allein dieses *mir geht es gut* hat auf einmal einen ganz anderen Geschmack, es ist mir plötzlich bewusst, wie gesund ich bin, wie glücklich ich bin und was ich für ein wunderbares Leben führen darf.

Ja und dann möchte ich gern noch wissen, muss ich an den Humbug glauben, damit etwas passiert oder darf ich mit einem inneren Schmunzeln einfach nur nutzen? Ja all diese Fragen hatte ich bevor die Fahrt losging. Keine Erwartung und doch hatte ich mir eine Pappe gebastelt, auf der alle meine Lieben, sogar der kleine Hund und auch eine liebe Internet-Freundin, aufgeklebt waren. Ich hatte mir die Fotos ausgedruckt und liebevoll aufgeklebt. Ich muss sagen, bis auf meine Tochter wurde ich von allen belächelt und doch war es so, dass mich alle anriefen und mir ihre Wünsche aufgetragen haben, natürlich immer mit den Worten: „Ich glaube nicht daran, aber schreib dir dies und das bitte auf“. Habe ich natürlich gemacht und am Abend vor der Reise, haben meine Schätze doch alle nochmal nachgefragt, ob ich auch keinen Fehler im Text habe. Hatte ich nicht, ich habe schließlich nur das aufgeschrieben, was mir gesagt wurde.

Nun ja, die Hinfahrt dauert wirklich schon zwischen 4 und 5 Stunden. Unglaublich, wenn man bedenkt…. aber ich greife schon wieder vor. Also der Reihe nach. Um 5 Uhr in der Früh bin ich aufgestanden und um 7 Uhr stand ich auf dem hässlichsten Parkplatz, den ich je gesehen habe. Also diese Fahrt hatte nun wirklich nichts Mystisches an sich, FALSCH, der Parkplatz hatte nichts, was vermuten ließ, dass es eine faszinierende Reise würde. Eine Reise ins Unbekannte und auch ins Mystische.

Während der Fahrt, ich hasse Busfahren, wurde ich immer gelassener und auch die Mitfahrer wurden immer ruhiger. Zu Anfang waren noch alle sehr quirlig und aufgeregt. Jeder wollte den Neuen, die das erste Mal dabei waren, von den Wundern und Erlebnissen erzählen und Anweisungen geben. Auweia, dachte ich, du kannst nur alles falsch machen, weil ja jeder etwas anderes erzählte und es auch anders erlebt hat, aber trotzdem waren sich alle einig, es  passieren viele wunderbare Dinge.

Wir fuhren durch die wunderschöne Stadt Zagreb und mir wurde im Bauch immer grummeliger und irgendwie machte sich auch eine Angst breit, hätte ich doch lieber zuhause bleiben sollen und steht denn das alles für 5 Minuten? Ja ich gestehe, ich hatte Zweifel und nicht wenige. Zuerst haben wir die Kathedrale besucht und dann sind wir auf einen wunderschönen Obst- und Gemüsemarkt. Alles mit sehr viel Liebe und Sorgfalt aufgebaut. Wenn ich jetzt dran denke, dann sehe ich die Erdbeerpyramiden wieder vor mir. Eine Erdbeere neben der anderen, ein richtiges Kunstwerk. Wunderschön und in meiner Erinnerungskiste gespeichert. Danach sind wir zu einem Blumenmarkt. Ein Meer an Blütenkelchen und herrlichen Düften, faszinierend. Wir kauften Blumen, die wir dann, wenn wir denn endlich am Ziel waren, an der Tür abgeben mussten oder durften, ich weiß nicht, wie ich das heute sagen soll. O doch ich weiß es, ich würde es heute mit ´durften´ benennen.

Irgendwie komme ich mir gerade vor, als würde ich einen Schulaufsatz über *mein schönstes Erlebnis* schreiben. Das kennt sicher jeder noch, der die Schulbank gedrückt hat und das haben wir ja alle, die wir das hier lesen. Ja und irgendwie fühle ich mich auch gerade so, als hätte ich den Auftrag bekommen, dies alles niederzuschreiben. Das eigenartige ist, dass ich gar nicht mehr dran geglaubt habe, noch einmal diese Möglichkeit zu bekommen und doch ist mir dieses Foto von ihm, in den letzten Tagen, immer und immer wieder aus der Geldbörse gerutscht. Die Leute haben natürlich geschaut, als sie dieses Bild von einem jungen attraktiven Mann gesehen haben. Wer ist das wohl? Können wir sie fragen oder ist das etwa? Sie wird doch nicht? Der ist doch viel zu jung für sie? Gefragt hat niemand, aber die neugierigen Blicke habe ich schon gespürt, ha und ein klein bisschen habe ich mich auch gefreut, dass man mir so etwas zutraute und dann noch einen wunderbaren jungen Mann. OK, albern, kindisch, eben Frau. Ja und gestern bekomme ich einen Anruf: „Willst du mit? Wir fahren nächste Woche nach Zagreb, soll ich dich anmelden?“. Hilfe, was für eine Frage, will ich mit, na und ob ich will. Vor Freude bin ich ein bisschen durch das Haus getanzt und habe gelacht und ach was weiß ich noch alles. SMS an meinen Mann geschickt: „Ich liebe dich und schön, dass es dich gibt“ na ja und noch dies und das. Auf jeden Fall würde ich sagen: „it was a happy day“.

Nun aber zurück, zu meiner 1. Fahrt. Ich stehe also mit meinem rosa Rosenstrauß in diesem Vorhof und Schmetterlinge wurlen durch meinen Bauch. Ja das stimmt wirklich. Ja ich weiß, ich neige zu Übertreibungen, aber es stimmt absolut. Nein es war auch kein Hunger, es war anders, so, o Gott das hört sich ja nun auch wieder sowas von blöd an, aber ich würde es mal so beschreiben, es fühlte sich an wie verliebt. Noch nicht richtig, so dass der andere das weiß, sondern so, dass nur ich das weiß und ich noch nicht sicher bin, ob der andere auch was für mich empfindet. Ja genau so ein Gefühl war das. Natürlich war ich nicht in diesen jungen Mann verliebt, ich hatte den doch noch nie gesehen, naja auch nicht so ganz richtig, ich hatte schon eine DVD von ihm angeschaut.

Was ich so unterwegs an den Mitreisenden beobachtet habe, das waren eigentlich nur Kleinigkeiten. Nichts weltbewegendes, aber doch bemerkenswert. Eine Dame kam mit Kopftuch und man sah, dass sie sehr krank war, eine andere wurde von ihrem Mann gestützt, konnte überhaupt nicht allein gehen. Die Mama meiner lieben Freundin, ist auch nicht so wirklich gut zu Fuß, ganz langsam stieg sie die Treppen in den Bus. Um es genau zu sagen, ging es nicht allen so blendend wie mir. Nein wirklich nicht.

In diesem Hof, der von riesigen Schilfpflanzen umrandet ist, standen ca. 30 Leute schweigend neben oder hintereinander. Es war eine sehr magische Atmosphäre, eine laute Stille, würde ich es beschreiben. Laute Stille, was soll denn das nun wieder? Ja ich habe es so empfunden. Da war ein in sich gequältes Schluchzen, daneben stand die Frau, die vorher von ihrem Mann gestützt wurde, ganz allein und ohne jede Stütze stand sie da, ganz erwartungsvoll. Dem jungen Mädchen mit dem Kopftuch rannen Tränen über die Wangen. Ihr Gesicht war von einer so wunderbaren reinen Schönheit, dass ich an eine Madonna denken musste. Hin und wieder hörte man, wie jemand mit dem Schuh scharrte oder von einem Bein auf das andere wechselte. Und dann noch die Geräusche von der Straße, die  ausgesperrt waren und mich trotzdem erreichten. Das meine ich alles zusammen mit lauter Stille.

Nach ca. 10 Minuten war es soweit, wir durften in das große Haus. Direkt über der Haustür war eine riesige Sonne. Als ich durch die Tür ging, habe ich den Atem angehalten, warum? Keine Ahnung, es war so warm und kalt und bewegend, alles zusammen,  war ein wundersamer Zauber, von einer gewaltigen Kraft. Dicht zusammengedrängt standen wir in einem, mit Holz ausgekleideten, Zimmer und wurden von einem jungen Mann sehr nett und herzlich begrüßt. Wer wollte konnte sich ein Buch, eine DVD oder auch das Symbol, in Form einer Sonne, als Schmuckstück kaufen. Wohlbemerkt konnte, es wurde weder Werbung gemacht, noch zum Kauf aufgefordert. Das einzige was ich evtl. als Kauflust beschreiben würde war, dass dieser junge Mann nach Erfahrungen oder Erlebnissen fragte, die man nach einem Besuch in Zagreb hatte. Natürlich hörten alle interessiert zu, aber das was oft behauptet wird, man muss kaufen, das stimmt in keinster Weise, man muss nichts, das einzige was man muss, man muss sich darauf einlassen, auf dieses Wunder Braco.

Nachdem wir das Zimmer, was über und über mit Blumen geschmückt war, wieder verlassen haben, ginge wir in einen großen Raum, ich würde es fast als Saal bezeichnen. Ganz mit Alabaster ausgekleidet, kühl und mystisch. Ich hatte das Gefühl, wir schweben in diese Halle, das einzige was man hörte, waren ein paar unterdrückte Tränen. Ja man kann Tränen hören, das weiß ich auf jeden Fall jetzt und auch die Herzen hörte man schlagen. Wieder diese laute absolute Stille. Dann stellte sich wieder dieser symphatische junge Mann vor uns und sagte, wir sollen uns nur auf uns und unsere Wünsche konzentrieren und Braco anschauen, nichts weiter. Ja und dann kam dieser junge Mann, mit seinen braunen langen Haaren, dem weißbeigen langen Hemd, einer ganz hellen, ich würde sagen, champagnerfarbenen Hose und leichten beigen Schuhen, schritt langsam auf ein Podest zu und dann drehte er sich zu uns um. Leise spielte eine Melodie und er stand einfach da, schaute geradeaus und sprach kein Wort. Er schaute und weiter nichts, ich hatte das Gefühl, sein Blick galt nur mir . Vor mir flimmerte alles und ich konnte nur sein Gesicht sehen, alles andere war verschwunden, es sah fast so aus, als würde er aus einem Medallion herausblicken. Dann hörte die Musik auf zu spielen, er drehte sich wieder nach rechts und verschwand. Das war alles, mehr war nicht und doch war in mir so eine himmlische Ruhe, die ich sonst nicht von mir kenne.
Beim Verlassen dieser wunderschönen Halle bekam jeder einen Blumenstrauss geschenkt. Fast gierig hielten die Menschen diese Gebinde fest, so als könnte ihnen jemand einen Schatz entreißen. Plötzlich ging die Frau, die von ihrem Mann gestütz wurde, allein und hielt ihn an der Hand, so ganz freu und jung wirkten die Beiden auf einmal. Das junge Mädchen strahlte mich irgendwie befreit an und ich streichelte dieser fremden jun gen Frau über den Arm, die Mami meiner Freundin ist die Treppe runter geschwebt und als sie in den Bus stieg, dachte ich, das kann nicht sein, das gibt es nicht. Mit einer großen Leichtigkeit wurde die Rückfahrt  angetreten. 12 Stunden dauerte dieses Wunder und doch waren es nur 3-5 Minuten. Und niemals käme ich oder einer der Mitreisenden darauf über diese Zeit nachzudenken, so in der Art, was hätte ich heute alles erldigen können. Nein keiner dachte darüber nach, alle waren sich einig, wir haben ein wunderbares Erlebnis genieße dürfen und sich glücklich.

Am nächsten Tag war ich sehr sehr müde und irgendwie stand ich ein paar Tage neben mir. Ich lebte eine gewisse Zeit wirklich wie in Trance, alles war so federleicht, nein ich habe es sonst auch nicht schwer, aber ich hatte eine zauberhafte Leichtigkeit, die ich nicht beschreiben kann.

Ich durfte noch einmal dieses Wunder erleben, ca. 6 Wochen später und nun darf ich das 3. Mal dort stehen.

3-5 Minuten und ca. 8-10 Stunden Fahrt. Lohnt sich das? Ist es das wert? Warum machst du das? Ja warum mache ich das? Ich, die sonst mit beiden Beinen, fest auf dem Boden steht. OK, ich gestehe, meist schwebe ich eh irgendwo zwischen Himmel und Erde, aber immer mit einer gewissen Bodenhaftung, das muss ich zu meiner Ehrenrettung schon sagen. Also zurück zu diesem WARUM? Weil ich es faszinierend finde und weil sich wirklich viele meiner Wünsche erfüllt haben, die ich damals, so ca. vor einem Jahr, hatte. Oder will mir jemand mit ganz sachlichen Argumenten erklären, wieso ich plötzlich schreibe und nicht mal so schlecht, wie man mir ab und an bestätigt.

Ich glaube an Wunder, genauso wie ich an die Liebe und das Glück glaube.

Ich glaube, dass es etwas zwischen Himmel und Erde gibt, was wir nicht mit Logik erklären können.

Und ich glaube, dass es dieses Mal wieder genau so faszinierend wird wie damals.

Nur muss ich mir noch sehr genau wünschen, was mein Herz erfüllt und mich glücklich macht.

 

©UteAnneMarieSchuster 22.05.2010