Kurzgeschichte
Überfahren

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"Neu überarbeitet"
Veröffentlicht am 17. Mai 2010, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, ...
Neu überarbeitet

Überfahren

Einleitung

Diese Geschichte ist tatsächlich passiert.

Überfahren


Es versprach ein herrlicher Tag zu werden, dieser Morgen im Juni des Jahres 2008. Die Sonne schickte ihre Strahlen schon morgens über den blank geputzten Himmel, als ich gegen 7.00 Uhr zur Arbeit fuhr. Es war noch nicht viel Verkehr auf der Straße. Mein Radio hatte ich laut gestellt. Das Lied, welches gerade gespielt wurde, mitsingend, fuhr ich nicht zu schnell auf der neu gebauten Straße, die links und rechts von frisch gepflanzten Pappelbäumchen gesäumt wurde. Auch einen nebenher laufenden Radweg gibt es und dazwischen einen breiten Grasstreifen.

Schon von weitem bemerkte ich auf diesem

Grasstreifen etwas weiß und dunkel geflecktes. Im Näherkommen sah ich dass es ein Kätzchen war,welches vor etwas Rotem saß und sich irgendwie eigentümlich bewegte. Ich konnte gar nicht richtig hinsehen,weil ich dachte, dass ihm die Gedärme aus dem Leib quollen. So etwas hatte ich schon mal gesehen und es war ein schrecklicher Anblick für mich. Nun fuhr ich zwar erst einmal vorbei, aber etwas im Verhalten des Tieres schrie förmlich nach Hilfe, so dass mein Gewissen mich rührte und ich nach ca. 50 Metern meinen Wagen zum Stehen brachte, ausstieg und

zurücklief. Bei der Katze angekommen, sah ich ein kleines Häufchen Elend, vor einem orangeroten, blut- und schmutzverschmierten Frottierhandtuch sitzend. „Da hat wohl jemand bereits vergeblich versucht, zu helfen“, dachte ich mir. Das Kätzchen starrte mich mit angsterfüllten Augen an und riss sein kleines Mäulchen fauchend weit auf, wohl, um mir zu sagen: „Komm mir ja nicht zu nahe“. Die kleinen weißen Zähnchen waren blutverschmiert, ebenso wie das schmale Körperchen mit dem schmutz- und blutverklebtem Fell. Es jammerte mich in der Seele, so etwas zu

sehen. Vor solchen Augenblicken hatte ich mich immer gefürchtet. Was war nur passiert. Das konnte es mir natürlich nicht sagen. Wurde es von einem Fahrzeug angefahren, oder haben seine Besitzer es einfach so entsorgt? Vielleicht aber wurde das Tierchen auch gequält. Es sah aus, als hätte es in seinem kurzen Leben noch nicht viel Gutes erfahren, so schmächtig war der kleine Körper. Den Zähnchen nach war es noch jung, vielleicht 6 Monate alt. Als ich mich zu ihm niederbeugte, wollte es mir ausweichen. Es erhob sich angstvoll und bewegte sich schwankenden Ganges auf die Straße, wo es sich ganz geschwächt wieder in sich zusammenkauerte, gerade so, als

würde es auf das nächste Fahrzeug warten, um von seinen Qualen erlöst zu werden. Das erschien dann auch prompt, aber ich lotste es um das Tier herum. Nun sprach ich mit leiser, tiefer Stimme beruhigend auf das Kätzchen ein und irgendwie schaffte ich es auch nach einer Weile, dass es sich etwas beruhigte. Da ich nichts anderes zur Hand hatte, nahm ich das blutverschmutzte Handtuch, schlang es vorsichtig um das Tierchen und versuchte ihm beim Tragen möglichst keine weiteren Schmerzen zuzufügen, indem ich es auf beiden Händen in möglichst stabiler Lage hielt. Es fauchte mich zwar noch zweimal an, ließ sich aber dann zum Auto tragen, wo ich es in meinen Kofferraum

legte. Nachdem ich den Wagen langsam in Bewegung gesetzt hatte, überlegte ich während der Fahrt fieberhaft was nun zu tun ist. Langsam kam ich auch in Zeitdruck, da ich ja zur Arbeit musste. Wo die nächste Tierklinik war, entzog sich leider meiner Kenntnis, da ich noch nie in einer derartigen Situation war. Mir war nur klar, das Kätzchen brauchte dringend Hilfe. Also fuhr ich mit ihm langsam zur ca. 5 km entfernten Tierarztpraxis, hoffend, man könne

dort noch helfen. In der Praxis angekommen klingelte ich und erzählte der herauseilenden Tierärztin kurz, was vorgefallen war. Sie kam auch sofort mit einem Behandlungskäfig und versuchte, das Kätzchen aus meinem Kofferraum herauszuheben. Leider fasste sie es so unglücklich am Genick, dass das Tierchen aus Angst seine letzten Kraftreserven mobilisierte und versuchte, sich dem Griff zu entziehen. Die Tierärztin hatte Mühe es festzuhalten, so wand es sich, mit den Pfötchen wild um sich schlagend. Ich wollte ihr helfen, um dem Tier weitere Schmerzen zu ersparen, jedoch die Todesangst verlieh dem Kätzchen wahrscheinlich immer neue Kräfte und es versuchte sich, wild fauchend loszureißen,

wobei es seine Krallen in meinen Arm schlug, und mir dabei eine tiefe Wunde zufügte. Als es endlich im Käfig lag, verließen es wieder seine Kräfte. Ich musste weinen, als ich mir vorstellte, welche Schmerzen das Tierchen haben musste und es tat mir leid, nicht eher hinzugekommen zu sein. Vielleicht hätte man ihm dann noch helfen können. Es bekam zwar eine Spritze gegen den Schock, doch als ich es röchelnd in dem Käfig liegen sah, ahnte ich dass es wohl zu spät war…. Leider musste ich nun meinen Weg zur Arbeit fortsetzen, ich kam ja eh schon zu spät. Den ganzen Tag dachte jedoch ich an nichts anders, hoffte, dass es durchkommt, denn

Katzen haben ja bekanntlich 7 Leben. Am liebsten hätte ich es wieder zu mir nach Hause geholt und gepflegt, aber da hätte sicherlich unser 10-jähriger Kater protestiert. Also kam nur ein Tierheim infrage. Da mir das Schicksal dieser Mieze (oder war es ein Katerchen?) keine Ruhe ließ, setzte ich mich mit dem zuständigen Tierheim in Verbindung, um für sie (oder ihn) dort ein Plätzchen zu finden.

Das ist keine so einfache Sache, da das Flurstück, wo ich es gefunden hatte zu einem anderen Einzugsbereich gehörte und deshalb auch ein anderes Tierheim, als das unsrige, zuständig war.

Doch der Fall löste sich anders als gedacht.

Ein Anruf beim Tierarzt brachte ileider die Gewissheit, dass meine Mühe umsonst gewesen war …… Aber ich kann dieses Bild nicht vergessen, die angstgeweiteten Augen, mit denen das Kätzchen versuchte, mir Angst einzuflößen, das weit aufgerissene, blutverschmierte Mäulchen und das kleine schmale Körperchen. Viel Gutes schien es in seinem Leben nicht erlebt zu haben. Und mir war es leider nicht vergönnt, dem Kätzchen zu beweisen, dass es auch Menschen gibt, die Tiere lieben. Selbst heute noch mache ich mir Vorwürfe,

dass ich nicht auf meiner Arbeitsstelle anrief und um kurzfristigen Urlaub gebeten habe. Dann hätte ich es in eine Tierklinik gefahren, wo man ihm vielleicht hätte helfen können. Die Behandlungskosten hätte ich bestimmt auch noch irgendwie abgestottert. Nun ist es im Katzenhimmel bei den vielen anderen Katzen, die tagtäglich auf den Straßen überfahren werden, sicherlich nicht immer mit Absicht, aber sicherlich deshalb, weil Menschen keine Zeit haben, deshalb meist viel zu schnell gefahren wird und man so nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Ich habe, ohne mich selbst loben zu wollen, in meiner ganzen Fahrpraxis noch nicht ein einziges Tier überfahren. An meinem Auto

klebt aus diesem Grund auch ein Aufkleber: „Ich bremse auch für Tiere“

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Hörbuch

Über den Autor

baesta
Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, manchmal etwas bissig, manchmal ernsthaft, machmal übermütig, aber niemals bösartig.
Diesen Aphorismus kann ich nur ans Herz eines jeden Menschen legen: Sich selbst bekriegen - der schwerste Krieg.Sich selbst besiegen - der allerschönste Sieg! - Friedrich Freiherr von Logau
(1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von Golaw)

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otello05 liebe bärbel, ich habe es gern gelesen, aber mit dem berümten kloß im hals da ich diese situationen leider nur zu gut kenne, auch meine hündin cindy hat so ein armes wesen 6 wochen lang, als es im koma lag bei mir zu hause behütet und die wunden heil geleckt. leider kam dieses kätzchen nie mehr zu sich und wurde dann auch erlöst. sie hat bestimmt dein kätzchen getroffen.
gglg karin
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Es ist wirklich schlimm, was Menschen den Tieren, egal ob Hund, Katze, Igel u.v.m., antun. So rücksichtslos, wie sie mit Tieren umgehen, sind sie sicher auch den Menschen gegenüber.
Danke Dir, auch für den Favo, und
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Überfahren..."
Was für eine schreckliche Geschichte,
bei der diese armen Kreaturen fast immer den Kürzeren ziehen...
Ich könnt' heulen, wenn ich allein nur die vielen totgefahrenen
Igel auf den Autobahnen sehe...
LG
Louis
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ja, lieber Louis, mir geht es genau so. Dieses Jahr habe ich gar keinen überfahrenen Igel gesehen, wahrscheinlich hat es die alle schon erwischt. Nur bei meinem Sohn im Garten, da sind noch welche. Die werden aber auch gefüttert und haben sogar ein "Dach über den Kopf"..
Es zeigt sich halt immer wieder, dass es rücksichtslose menschen gibt.
DFanke Dir und
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Sehr traurig!
Ich war mal dabei, als eine Katze überfahren wurde. Die Bilder bleiben wohl für immer in meinem Kopf :(
Und meine Nachbarin ist aktive Tierretterin - Was die alles an schlimmen Geschichten erzählt ...
Hoffen wir, dass es möglichst viele Schutzengel für die Freigänger gibt.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Sabine, so was habe ich auch schon gesehen. Ich saß im Bus und habe gesehen, wie eine katze sich noch in ihrem Blut wälzte. Mir war tagelang schlecht und ich bekam das Bild auch ewig nicht aus dem Kopf. Das war aber in den 70er Jahren. Meine erste Katze wurde damals ja auch überfahren. Hatte ihr die Geschichte "Mohrle" gewidmet. Mein Katerchen, das letztes Jahr gestorben ist, musste deshalb auch immer Wohnungskatze sein, obwohl er vielleicht auch lieber draußen herum gestreunert wäre.
Danke für Deinen Besuch und liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Ach, wie traurig! Ich kann mir die kleine verletzte Katze bildlich vorstellen.
Ich habe auch noch kein Tier überfahren, jedenfalls keins, das ich hätte sehen können. Käfer und Würmer sind da ausgenommen.
Dennoch hat auch nicht jeder die Möglichkeit, auf dem Weg zur Arbeit wegen einer verletzten Katze plötzlich Urlaub nehmen zu können, das muss man verstehen.

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Fleur,
das Kätzchen hat mir wirklich leid getan und ich habe mir Vorwürfe gemacht, aber die Pflicht zur Arbeit hat letztendlich gesiegt. So einfach Urlaub zu nehmen, war bei uns auch nur in außergewöhnlichen Umständen möglich. Ist ja auch schon viele Jahre her.
Danke Dir für Dein Mitgefühl und die Geschenke.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: -
Zitat: (Original von Luap am 26.11.2011 - 20:47 Uhr) Eine traurige Geschichte... gefällt mir sehr, wie einfühlsam du schreibst, ... und es lohnt sich ganz gewiss, auch für Tiere zu bremsen. Im Frühjahr flog mir ausserorts, ich war mir 80 km/h unterwegs, ein Vogel direkt gegen die Windscheibe, er wollte auf die andere Strassenseite in den Wald hinein... ich hatte keine Chance zu bremsen und habe mir dann Tagelang Vorwürfe gemacht... vielleicht waren da ja irgendwo kleine Vogelkinder gewesen die auf Nahrung gewartet haben...

Lieben Gruss
Paul


Vorige Woche hätte ich beihnahe einen Igel überfahren hier bei uns im Ort (da ist Tempo 30), in der Nacht, als ich meinen Mann von der Arbeit holen musste.
Ich musste aber erst das Licht ausmachen, ehe er sich entschloss, weiter zu laufen. Mir tut jedes Tier leid, welches auf der Straße sein Ende findet und stelle mir immer die Schmerzen vor, die es erleiden musste. Bisher habe ich auch noch kein einziges Tier überfahren. Man kann es aber trotzdem nie ausschließen. Bin auch mal dazu gekommen, als eine kleine Eule in einen entgegenkommenden Laster flog und hinter unserem Auto auf die Straße fiel. Ich habe sofort angehalten und die Eule versucht zu retten, aber sie hatte sich wohl das genick gebrochen, war sofort tot. Auch hier dachte ich daran, dass sie vielleicht Junge hat, die nun auch vielleicht verhungern müssen. Aber man kann ja nicht den ganzen Wald absuchen. Aber schade wars um das schöne Tier. Danke für den netten Kommi.
Wünsche Dir trotzdem eine schöne Adventszeit.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Mir kamen etwas die Tränen -
Zitat: (Original von Fuchs1957 am 27.11.2011 - 16:23 Uhr) bei dieser traurigen Geschichte, aber real erzählten Geschichte aus Deinem tiefsten Herzen,denn meinen Kater Kasimir fand ich vor 5 Jahren als kleines Baby neben seiner toten Mutter.am Straßenrand. Heute sind wir super Freunde und er zeigt seine Treue. Zur Zeit schreibe ich über ihn eine eigene Geschichte, welche kommendes Jahr im Buchhandel erscheint!
Dennoch trotz allem traugen zum Trotz, möchte ich Dich mit einem Text, als Amateurreimer, auf die festliche Zeit einstimmen.
Hu, Hu, Hu, hört her ihr lieben Leute.
Es ist für mich eine sehr große Freude,
über Deine schönen Texte zu schweben
und zu bringen den weihnachtlichen Segen.
Mögen meine feierlich wärmenden Worte,
für Dich sein, wie eine engelhafte Eskorte.
Für die kommenden weihnachtlichen Festtage,
wünsche ich Dir und Deiner Familie, ohne Frage.
Viel Glück. Freude und vor allem Gesundheit
und das nicht nur zu dieser Jahresendzeit!
All das wünscht Steffen Fuchs (Hobbyautor) und sein Katerle Kasimir aus Mittenwald



Danke für das schöne Gedicht und den netten Kommi. Wir haben unseren Kater "Mausi" schon seit fast 14 Jahren und ich bin so froh, dass es ihn noch gibt und hoffe, er macht noch lange mit.

Grüße aus dem Erzgebirge und eine schöne Adventszeit wünscht Dir
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
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