Romane & Erzählungen
Der Baum - und er regte sich nicht

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"Der Baum - und er regte sich nicht"
Veröffentlicht am 12. Mai 2010, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Der Baum - und er regte sich nicht

Der Baum - und er regte sich nicht

 

Der Baum- und er regte sich nicht

Es war ein regnerischer und stürmischer Tag. Ich saß auf dem großen Kissen auf der Fensterbank und starrte ins Leere- den Kopf an das Fenster gelehnt. Mein rechtes Ohr war fast platt gedrückt, zwischen Schädel und Scheibe.

Ich mochte solche Regentage- perfekt zum Nachdenken. Es gab mir ein Gefühl von Gerborgenheit und Nähe, das monotone Trommeln der Tropfen zu hören und es durch meine Seele hallen zu lassen.

Durch den Schleier aus kaltem Nass konnte ich Schemen der alten Trauerweide erkennen.

Der Wind spielte mit ihren langen Armen, als wäre dies alltäglich. Der Regen perlte von ihren Blättern ab und der Nebel, der sich sanft auf die Erde niederlegte, umhüllte den Baum, wie ein Umhang um seinen Schultern.

 

 

Ich stemmte mich aus meinem Kissen und langte nach dem Fenstergriff, um dieses zu öffnen.

Eine angenehme Mischung aus frischem Gras und nasser Erde kroch in meine Nase und entfaltete sich zu einem wohligen Gefühl.

Weit entfernt durchzuckte ein greller Blitz die Gewitterfront. Refexartig verkroch ich mich möglichst tief im Kragen meines Pullovers.

Ein Gewitter konnte nichts Gutes bedeuten- für den Baum. Schließlich war ich sicher im Haus und konnte jederzeit den Ausgang zur Natur-mein Fenster- schließen. Doch der Baum war einem Blitz, mitten im Garten,völlig ausgeliefert.

Ein kräfter Windstoß wehte den Regen in mein Zimmer und ich rief- bevor ich das Fenster schloss- dem Baum eine Warnung zu.

 

Doch- vielleicht hatte er mich nicht gehört- er reagierte nicht.

Der Wind sauste um seine Äste und der Regen peitschte ihn regelrecht aus. Der Baum blieb stehen- floh nicht- als würde ihn das alles nichts angehen.

Ich vermutete, er hatte sich stumm gestellt, deshalb rutschte ich von der Fensterbank und kroch in die flauschigen Daunen meines Bettes. Ich schlief schnell ein und träumte ziemlich wüst- von einem verkohlten Baum in unserem Garten...

Das laute Klingeln meines Weckers riss mich unsanft aus meinen Träumen. 

Halb verschlafen stolperte ich ans Fenster und...

...erstarrte.  

 

 

Vor meinen Augen stand der Baum- jedenfalls das, was vor ihm übrig war. Die Krone lag im weichen Gras- abgestümmelt und abgehackt von einer Kettensäge, die in der Hand meines Vaters lag.

Ich stieß einen Schreckensschrei aus. Er hatte das Gewitter überlebt, doch ein gedankenloser Mensch schnitt gerade das Leben aus ihm heraus...

Hätte er bloß auf mich gehört und wär geflohen...

Das ist ein gutes Beispiel für die Unbarmherzigkeit und die grauenvolle Art und Weise der Menschen mit der Natur umzugehen.

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Bexx Re: -
Zitat: (Original von Loraria am 21.05.2010 - 13:12 Uhr) Liebe Bexx!

Ich mag die Geschichte. Ich kann nicht genau sagen warum, aber sie gefällt mir einfach.

Jetzt an die Ich-Erzählerin: Nimm es nicht so tragisch. Du kannst den Baum noch immer mir seinen Samen vermehren! ;P Dann gäbe es ein happy end!

Loraria



danke für deinen trost :-)
ich werd mich dran halten!

LG
Bexx
Vor langer Zeit - Antworten
Gast bexx wie sonst auch kannst du deine ideen wunderbar umwandeln ein plus von mir...
Liebää
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: das hat mir jetzt richtig körperlich weh getan -
Zitat: (Original von Jerronja am 12.05.2010 - 22:14 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 12.05.2010 - 22:03 Uhr) Ja es ist so einfach sich Platz zu verschaffen, einen Baum fällen und nicht denken.
Gerade Bäume haben so einen Stolz und so eine Kraft, dass einem das Herz blutet, wenn er fallen muss. Ja muss er denn, aber wer fragt danach.

Ganz liebe Grüße Ute

Ja das alte Lied, welches Jerronja da beschreibt, trifft mitten ins Herz


Hi Timeless!
Oh, ich hoffe, dass es nicht zu schlimm war. Mit solchen Geschichten kann ich meinen ganzen Frust raus lassen und meine allgemeine Meinung kundgeben,

LG
Bexx :-)



nein, nein so schlimm war es nicht. Lass deinen Frust nur raus, er kommt ja gut an und gefällt mir. Nicht der Frust, sondern deine Texte.

Liebe Abendgrüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Jerronja Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
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UteSchuster das hat mir jetzt richtig körperlich weh getan - Ja es ist so einfach sich Platz zu verschaffen, einen Baum fällen und nicht denken.
Gerade Bäume haben so einen Stolz und so eine Kraft, dass einem das Herz blutet, wenn er fallen muss. Ja muss er denn, aber wer fragt danach.

Ganz liebe Grüße Ute

Ja das alte Lied, welches Jerronja da beschreibt, trifft mitten ins Herz
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Jerronja Schön, wie der Baum personifiziert wird. Den letzten Satz hätte ich vielleicht etwas anders formuliert, aber ansonsten eine wunderschöne Geschichte ....erinnert mich ein wenig an einen alten Schlager: Mein Freund, der Baum, ist tot - er starb im Morgenrot ...
lg
Jerronja
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