Fantasy & Horror
Die Traumfabrik - Hellfinster, erster Akt.

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"Die Traumfabrik - Hellfinster, erster Akt. "
Veröffentlicht am 10. Mai 2010, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

. nachdenklich, aber oft auch aufgedreht . einfühlsam und kritisch blickend . viele Interessen, wenn nicht sogar zu viele . komplex. (:
Die Traumfabrik - Hellfinster, erster Akt.

Die Traumfabrik - Hellfinster, erster Akt.

Beschreibung

"If you could create the perfect dream - would you ever like to wake up again?" Ein momentan nebenbei entstehendes Projekt. Fantasy und Horror in einem, spielt in der ungewissen Zukunft. Ein alter Professor und ein sonderbarer, stummer Junge, der für ihn arbeiten muss. Der Beruf des Professors? Traumerfinder. In einer grauen Welt voll Hass und Unterdrückung ist er von dem Ziel besessen, den perfekten Traum zu kreiren - doch dafür müssen andere große Opfer bringen.

 

Kalte Nacht.
Dichter, prasselnder Regen formte sich langsam, doch beständig an den matten Straßenlichtern hinunter, wurde zu Seen, wurde zu Ozeanen auf den kalten Asphaltstraßen fernab jegliches Tageslichtes. Eine blasse, zierliche Gestalt saß gedrückt an eine Straßenlaterne, wartend, nachdenklich, während der Himmel weiße Feuerwolken um die Dächer streichen ließ. Es war ein Junge, ein Träumer; sein zittriger Atem spielte Mandalas in der nasskalten Abendluft. Das weißblonde Haar hing ihm zart in der flachen Stirn, die blassblauen Augen fixierten etwas, was für den Außenstehenden gar unexistent erscheinen würde. Man hatte ihm den Namen Noah gegeben, vor langer, langer Zeit, doch die Worte waren ihm im Munde stecken geblieben, als er versucht hatte, sich zu erklären, vor Wochen, als die Stahlhunde vor ihm gewesen waren, als sie ihn gedrängt hatten, mit ihnen zu reden, um in die Stadt zurück

 

zu kommen. Nur der Mond war sein Begleiter.

Knirschende Schritte auf kiesbewuchertem Weg,
der zerrissene Umhang klatschte regennass
an den dünnen, gebrechlichen Körper des Professors. Die zerbrochene und notdürftig in der Mitte zusammen geklebte Brille hing ihm schief auf der schniefenden Hakennase; die stahlgrauen Augen blickten wirr von Straße zu Straße, verblieben nie an einem Ort, suchten und schienen doch nichts zu finden. Gedanken, scharf wie Messerstiche, glitten beständig durch den ungeordneten Kopf, leichter Speichel glitt über die vertrockneten Lippen, die spröde Haut schien sich an manchen Stellen der hinunter hängenden Arme gar zu öffnen. Wunden, die Narben hinterlassen würden. Der Professor blieb an einer der Straßenlaternen stehen und lachte heiser auf. Was waren schon Narben.

 

Noah war beinahe eingeschlafen.
Seine kleinen, zitternden Hände umfassten unruhig die dürren Knie; als wenn er sich selbst zu fassen bekommen wollte, kauerte er sich mehr denn je zusammen, lediglich die hellen Haare schienen in der verregneten Nacht zu leuchten. Es wurde immer kälter. Er wusste nicht, wieviel Uhr es war, doch spielte Zeit in der Eisenstadt schon lange keine Rolle mehr. Wenn es spät war, würden die Stahlhunde kommen. Noah erschauderte. Er konnte ihre Lichter förmlich auf seiner nackten Haut spüren, ihre Gier nach umher streunenden Menschen ertasten. Vielleicht war es besser, einfach weiter zu schlafen. Die Nacht strich ihm sanft durch das aufwehende Haar und der Junge sah zu den Sternen empor.

"Wunderbares Wetter."
Die kratzige Stimme entschwand klebrig den Lippen des Professors, noch ehe er seinen Spaziergang fortgesetzt und seine Augen

 

neue Ansatzpunkte zu suchen begonnen hatten.
Von irgendwoher konnte man Spieluhren hören, wie sie ihre Melodien durch die dunklen Gassen auf der kalten Winterluft tragen ließen; die Häuser in der Stadt waren dunkel, kaum Licht schlich sich durch die verklebten Spalte an den schwarzen Fenstern. Es war Ausgangssperre, wie immer in der Winterszeit, wenn die Stahlhunde rausgelassen wurden, um Übervölkerung zu verhindern. Jeder wusste davon. Und alle hielten sich daran.
Der Professor zuckte stark zusammen und erstarrte beinahe, als er den Jungen sehen konnte. Gar unwirklich schien ihm die Szenerie, wo doch keiner auf den Straßen verharrte in der Dunkelheit, außer er, der außer Narben nichts mehr zu befürchten haben würde. Langsam und geschmeidig wie eine knochige Straßenkatze führte der alte Mann seine sehnige Hand den Laternenpfahl hinab.

 

 

 

Noah blinzelte.
Träge schimmerndes Mondlicht bahnte sich einen Weg durch den Regen und umfing ihn sachte erweckend, beinahe war er geblendet von der Stärke des Lichtes, doch konnte er Umrisse eines Mannes erkennen, wie er nah herabgebeugt bei ihm stand. Noah schnappte zart nach Luft.
"Na, was haben wir denn da."
Die kratzige Stimme schien sich in etwas Öliges zu wandeln und der Junge blinzelte unruhig, als er sehen konnte, wie die Worte gleich roten Honigs die Lippen hinunter flossen. Als ein Klumpen dergleichen vor ihm auf dem nassen Boden landete, musste er angewidert schlucken.
Doch der Blick des Alten fing ihn.
"Was macht jemand wie du noch um solch eine späte Zeit auf den Straßen, mein Junge?", murmelte der Professor nun dezent mürrisch und die eiskalte Hand legte sich in den Nacken seines Gegenübers. Knochige Finger auf

 

schwach beleuchteter Porzellanhaut. Noah hatte das Gefühl, jede einzelne Regung in den Knochen spüren zu können. Doch über seine Lippen glitt keine Antwort, nichtmal ein Laut fand seinen Weg durch die eisige Dunkelheit, die lediglich vom flackernden Schein der Straßenlaterne durchbrochen wurde. Der Blick des Professors verdichtete sich, er schürzte die vertrockneten Lippen und packte den Jungen schließlich noch fester am Nacken. Das Raubtier, welches alt und gebrechlich schien, hatte sich sein Opfer nicht erjagt, doch ausersehen. Noah schluckte. Viele Optionen blieben ihm nicht, weglaufen würde er nicht können und auch wenn der Zustand der Gleichgültigkeit so grausam erschien, so würde er sich diesem nicht entziehen können. Das wusste er.
"Nundenn. Wenn das Haustier nichts zu sagen hat, umso besser. Komm, Junge, komm. Ich habe warme Milch für deine Gedanken." Und die Hand formte Gänsehaut, noch ehe Noah

 

spürte, wie seine schwachen Beine wie von Geisterhand selber aufstanden und den Bitten des Professors gar willenlos folgten. Der Nachtwind hielt, klammerte sich an den hellen Haaren des Jungen fest, während dieser den Blick auf die nasskalte Straße gerichtet behielt, nicht sehen wollte, was ihm blühen würde. "Warum denn so schüchtern, mein Junge." Ein kratziges Lachen schlängelte sich über den sabbernden Mund, Noah bekam den Blick nicht von dem Klappergestell vor sich davon gezogen. So sehr er sich auch anstrengte. Blut schien sich aus den Ohren seines Gegenübers heraus zu graben und wieder machte sich die Übelkeit in der Magengegend des Jungen breit. "Folget mir und Ihr werdet sehen", flötete der alte Mann, ehe er Noah wieder am Nacken packte und wie einen jungen Hund über den Asphalt hinter sich her schleifte. Einige verirrte Glühwürmchen verharrten in der Luft und sahen ihnen nach.

 

 

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Falkin
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