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Der Regen fiel in feinen Tröpfchen auf den grauen Asphalt; Nebel legte sich auf die Dächer der Häuserreihen nieder, die, aus der Ferne betrachtet, wie gespenstische Wesen wirkten.
Seine Lungen pumpten unaufhörlich Luft und sein Herz hämmerte zwischen den Rippen. In seinen Ohren rauschte das Blut; sein unregelmäßiger Atem durchdrang die Stille der Nacht. Ewige Nacht.
Jeder Schritt war eine Qual für ihn. Dieser Schmerz...
Der schwarze Umhang um seinen Schultern verdeckte geschickt seinen verkrüppelten Körper und die Kapuze wirkte wie eine Hülle um sein narbiges Gesicht.
Er humpelte seit längerer Zeit durch die schmalen Gassen, so wie ein hungriger Wolf auf der Suche nach seinem nächsten Opfer.
Sein einziger Gefährte war die Nacht. Manchmal, wenn er nicht das fand, nach dem er suchte, so setzte er sich auf einen der Bordsteine und lauschte der Geschichte des Mondes.
Es war eine unendliche Geschichte, von einer anderen Welt; einer besseren, in der er nicht dazu verdammt war, ewig mit der Nacht zu wandeln.
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Eine bessere Welt, in der er sich nicht mehr verstecken musste. Verstecken vor denjenigen, die ihn ein Monster nannten und sich vor ihm ekelten. Das alles nur, weil er anders war als sie.Â
Sein Gesicht- eine einzige Narbe. Er war blind; seine milchigen Augen drehten sich in den Höhlen, ohne, dass er etwas dagegen unternehmen konnte. Seine linke Gesichtshälfte war gelähmt und hing schlaff herunter, während die andere ein Lächeln versuchte. Seine rechte Hand war gekrümmt, wie eine Klaue- die Linke stützte sich auf einen Stock.
Er war dem Tod so nah und doch so fern- gefangen in einem unsichtbaren Kasten, ohne jegliche Chance auf ein Entkommen. So etwas konnte man nicht "Leben" nennen- es war einfach nur erbärmlich.
Und er setzte seinen ewigen Weg durch die Ungewissheit fort, dem Schicksal ergeben. Vielleicht- ja, vielleicht, erlöst ihn irgendwann ein Engel in weißer Pracht... Doch bis dahin verrinnt die Zeit nur sehr langsam...
Ende, oder besser:
Hoffnung auf ein Ende