Biografien & Erinnerungen
Eine tief vergrabene Erinnerung.

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"Eine tief vergrabene Erinnerung."
Veröffentlicht am 06. Mai 2010, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

1940 wurde ich in Krottensee. Kreis Marienbad geboren, im jetzigen Tschechien.1946 kamen wir nach Nördlingen in Bayern und seit 1953 wohne ich, mit kurzer Unterbrechung an der Ostsee ( Friederikenthal, Kreis Plön ) in Esslingen am Neckar. Da ich an den Ort, an dem ich geboren wurde, nicht zurück kann, ist Heimat für mich da wo ich mich wohl fühle und das ist Esslingen. 1967 kam mein Sohn Thomas Stephan auf die Welt Habe bis Ende November ...
Eine tief vergrabene Erinnerung.

Eine tief vergrabene Erinnerung.

Beschreibung

Das Bild war aus dieser Zeit, es entstand bei einer Gruppenreise an den Züricher See.

Eine tief vergrabene Erinnerung.

"Und beinah TOT" ... diese Kurzgeschichte von Ute hat in mir eine ganz tief vergrabene Erinnerung wieder erweckt. Wenn ich heute daran denke, wundere ich mich immer noch wie ich damals in diesen Moment so kalt bleiben konnte, aber nur in diesen Moment, danach bin ich zusammen gebrochen.
Es war 1957, ich war herrlich jung, immer gut drauf und unbedarft. War klein und zierlich, was ich heute leider nicht mehr bin, klein immer noch, aber nicht mehr zierlich .... schnief, und sah auch ganz gut aus.
Ich war in der Jugendgruppe beim DGB und dort unternahmen wir sehr viel. Wir machten Theater, Volkstänze, Reisen und vieles mehr. In unsrer Gruppe war auch Bernd, ich nenne ihn so in dieser Geschichte. Er sah toll aus und alle Mädchen schwärmten für ihn, so auch ich, denn er sah aus wie Rex Gildo.
Fühlte mich geschmeichelt das Bernd immer mehr meine Nähe suchte und so blieb es nicht aus dass wir immer mehr gemeinsam unternahmen. Es gefiel mir und war auch ein klein wenig in ihn verliebt, aber mehr war es nicht von meiner Seite und so war ich doch ein wenig geschockt dass er mehr darin sah. Mit der Zeit wurde es mir immer lästiger, denn ich konnte kaum mehr ohne ihn etwas unternehmen, er kontrollierte mich laufend, er engte mich ein.
Es war an einem herrlichen Sommerabend als Bernd mich nach einem Tanzabend nach Hause brachte. Er nahm mich in den Arm, küsste mich und fragte mich ob ich ihn heiraten würde. Schaute ihn nur entsetzt an, denn ich fühlte mich zu jung um zu heiraten und sagte geschockt ... Nein, drehte mich um und rannte ins Haus.
Von da ab vermied ich es in Bernds Nähe zu kommen, aber er verfolgte mich. So auch an diesen Samstagabend, ohne dass ich es merkte. Es war dunkel und es lag eine gewittrige Atmosphäre in der Luft und mich überkam wieder mein Bauchgefühl, welches mich immer warnte, wenn etwas unvorhergesehenes passierte.
War schon fast beim Haus angekommen, in dem ich wohnte, als mich plötzlich jemand fest umklammerte und mir den Mund zuhielt. In diesen Moment war ich wie gelähmt und ich hätte nicht einmal schreien können, auch wenn ich es gekonnt hätte.
Es war Bernd, und er zischte mir ins Ohr dass ich Still sein sollte und drehte mich um und sah vor meinen Augen eine Pistole auf mich gerichtet.
Er fragte mich wieder ob ich ihn heiraten würde, wenn nicht, würde er mich töten, denn wenn er mich nicht haben kann, so soll mich auch kein anderer bekommen. Ich weiß nicht was da mit mir geschah, denn  ich schaute ihn nur ganz ruhig an und sagte zu ihm … dann töte mich halt, denn ich heirate dich nicht.
Er sah mich starr an, fing auf einmal an zu Zittern, drehte sich um und rannte weg, Blieb noch eine Weile wie erstarrt stehen und ging danach wie versteinert zur Haustüre und klingelte. Mein Vater machte auf und als er mich sah kam er schnell die Treppe runter und führte mich in die Wohnung. Wollte etwas sagen, aber ich brachte keinen Ton heraus. Erst nach einiger Zeit bekam ich einen Weinkrampf und erst viel später konnte ich meinem Papa erzählen was geschehen war. Er war wütend und wollte die Polizei rufen, aber ich sagte er solle dies lassen, denn ersten habe ich keine Zeugen und zweitens sei seine große Schwester Rechtsanwältin.


Von diesen Abend an habe ich Bernd nicht mehr gesehen und er kam auch nicht mehr in die Gruppe. Erst viele Jahre später sah ich ihn durch Zufall wieder, als er in einem Straßencafe saß und mich anstarrte, wieder überkam mich diese Angst, drehte mich um und ging mit schnellen Schritten von dort weg.

© Copyright MarianneK … 06.05.2010

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Hörbuch

Über den Autor

MarianneK

1940 wurde ich in Krottensee. Kreis Marienbad geboren, im jetzigen Tschechien.1946 kamen wir nach Nördlingen in Bayern und seit 1953 wohne ich, mit kurzer Unterbrechung an der Ostsee ( Friederikenthal, Kreis Plön ) in Esslingen am Neckar.
Da ich an den Ort, an dem ich geboren wurde, nicht zurück kann, ist Heimat für mich da wo ich mich wohl fühle und das ist Esslingen.
1967 kam mein Sohn Thomas Stephan auf die Welt
Habe bis Ende November 2005 als Kaufmännische Angestellte in einer Metallwarenfabrik gearbeitet,
Seit meiner Kindheit habe ich leidenschaftlich gerne gelesen, darum war damals mein Spitzname Leseratte. Als Rentnerin fing ich selber an zu schreiben. Habe mit Gedichten angefangen, später kamen Kurzgeschichten dazu. Es macht mir Spaß meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Da ich aber auch noch sehr viele andere Hobbys habe, wie malen, Handarbeiten, PC und Konsolenspiele ( großes Kind ), auch beobachte ich in Straßencafes gerne Menschen ... so ist es mir nie langweilig.

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MarianneK Re: -
Zitat: (Original von Marloh am 12.03.2012 - 17:34 Uhr) Zwangsheirat ist out, und war es auch immer schon. Gut gemacht.


Danke Marloh,

ich hasse sowieso alles was mit Zwang zu tun hat und mit 17 wollte ich noch nicht heiraten, es war mir zu früh.

Liebe Grüße
Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
gelberose Re: Re: Eine -
Zitat: (Original von MarianneK am 10.10.2010 - 20:37 Uhr)
Zitat: (Original von gelberose am 10.10.2010 - 15:54 Uhr) sehr mutige und auch starke Entscheidung in solchen Momenten ruhig zu bleiben.....
Du bist eine starke Frau ...Respekt...!!
Sehr spannend geschrieben....

liebe Grüße gelberose / Netti


Danke Netti,

ob es mit Mut zu tun hat, weiß ich nicht, ich weiß nur dass ich in problematischen Situationen plötzlich ganz ruhig werde, aber dafür, wenn alles vorbei ist zusammenklappe. Nur hatte ich dieses Erlebnis wirklich total ausgeblendet und bei Ute ihrer Geschichte sah ich es wieder vor mir, als wenn es erst gewesen war.

Liebe Grüße
Marianne


Solche Erinnerungen sind tief in unserer Seele vergraben, aber ab und zu kommen sie ans Tageslicht...
da müssen wir immer wieder stark sein.


liebe Grüße Netti
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Re: Eine -
Zitat: (Original von gelberose am 10.10.2010 - 15:54 Uhr) sehr mutige und auch starke Entscheidung in solchen Momenten ruhig zu bleiben.....
Du bist eine starke Frau ...Respekt...!!
Sehr spannend geschrieben....

liebe Grüße gelberose / Netti


Danke Netti,

ob es mit Mut zu tun hat, weiß ich nicht, ich weiß nur dass ich in problematischen Situationen plötzlich ganz ruhig werde, aber dafür, wenn alles vorbei ist zusammenklappe. Nur hatte ich dieses Erlebnis wirklich total ausgeblendet und bei Ute ihrer Geschichte sah ich es wieder vor mir, als wenn es erst gewesen war.

Liebe Grüße
Marianne

Vor langer Zeit - Antworten
gelberose Eine - sehr mutige und auch starke Entscheidung in solchen Momenten ruhig zu bleiben.....
Du bist eine starke Frau ...Respekt...!!
Sehr spannend geschrieben....

liebe Grüße gelberose / Netti
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Re: -
Zitat: (Original von MarianneK am 13.09.2010 - 20:54 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 13.09.2010 - 18:32 Uhr) Liebe Marianne,da läuft es mir eiskalt über den Rücken - aber deine Reaktion war bewundernswert. Es zeigt sich immer wieder, dass man in Momenten der größten Gefahr weit über sich selbst hinauswachsen kann, und wohl muss.
Sei umarmt und lieb gegrüßt!
Ingrid


Danke Ingrid,

diese kalte Ruhe bekomme ich immer, wenn irgendetwas los ist und sie hat mir immer geholfen. Woher es kommt weiß ich auch nicht, nur wenn alles vorbei ist klappe ich zusammen, denn dann erst versagen meine Nerven.

Liebe Grüße
Marianne



Kenne ich gut...
LG Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Re: -
Zitat: (Original von mukk am 13.09.2010 - 18:32 Uhr) Liebe Marianne,da läuft es mir eiskalt über den Rücken - aber deine Reaktion war bewundernswert. Es zeigt sich immer wieder, dass man in Momenten der größten Gefahr weit über sich selbst hinauswachsen kann, und wohl muss.
Sei umarmt und lieb gegrüßt!
Ingrid


Danke Ingrid,

diese kalte Ruhe bekomme ich immer, wenn irgendetwas los ist und sie hat mir immer geholfen. Woher es kommt weiß ich auch nicht, nur wenn alles vorbei ist klappe ich zusammen, denn dann erst versagen meine Nerven.

Liebe Grüße
Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Liebe Marianne,da läuft es mir eiskalt über den Rücken - aber deine Reaktion war bewundernswert. Es zeigt sich immer wieder, dass man in Momenten der größten Gefahr weit über sich selbst hinauswachsen kann, und wohl muss.
Sei umarmt und lieb gegrüßt!
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Re: Eine tief vergrabene Erinnerung -
Zitat: (Original von schreiber304 am 19.05.2010 - 13:46 Uhr) Mir hat dein Text sehr gut gefallen, dass ist schon ziemlich hart am Limit, was da geschehen war!
Du hast es aber so wiedergegeben, dass man wirklich spüren kann, wie du dich gefühlt hast, bei dieser schrecklichen Situation!
Aber wenn ich mich nicht irre, dann solltest du bei diesem Satz: Er war wütend und wollte die Polizei rufen, aber ich sagte er solle dies lassen, denn erstens, habe ich keine Zeugen und zweitens sei seine große Schwester Rechtsanwältin. Statt ersten, erstens schreiben.


Danke Ralf.

Du irrst dich nicht, denn es soll schon erstens heißen.
Ja es war damals schlimm und im Nachhinein bin ich auch zusammen gebrochen. Nur woran es liegt, dass ich in einer brenzliger Situation ganz ruhig werde weiß ich nicht, aber es ist schon immer so.

Lieben Gruß Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
schreiber304 Eine tief vergrabene Erinnerung - Mir hat dein Text sehr gut gefallen, dass ist schon ziemlich hart am Limit, was da geschehen war!
Du hast es aber so wiedergegeben, dass man wirklich spüren kann, wie du dich gefühlt hast, bei dieser schrecklichen Situation!
Aber wenn ich mich nicht irre, dann solltest du bei diesem Satz: Er war wütend und wollte die Polizei rufen, aber ich sagte er solle dies lassen, denn erstens, habe ich keine Zeugen und zweitens sei seine große Schwester Rechtsanwältin. Statt ersten, erstens schreiben.
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