Gedichte
Herz mit Pfeil

In einer alten Truhe fand

ich jüngst ein Schulheft, violett.

Voll Neugier nahm ich es zur Hand

und blies den Staub vom Etikett.

Mein Mädchenname stand darauf,

ein Gruß aus meiner Jugendzeit.

Ich schlug die erste Seite auf

zum Blick in die Vergangenheit.

„Vokabeln lernen“, las ich dort,

„'Der Fänger ...' lesen bis zum Schluss“,

„am Dienstag letzte Stunde Sport“

und „Gaby is ne dumme Nuss“.

„Am Freitag Bioreferat“,

auf Seite fünf geschrieben stand,

und „Geld mitbringen, Klassenfahrt!“

Dann sah ich es – ganz links am Rand:

Ein tintenblaues Herz mit Pfeil

und Schnörkel-Initialen drin.

Ich schloss die Augen eine Weil'

und gab mich meinen Träumen hin.

Was er wohl tat, wo er wohl war,

der Mann, der einst mein Herz betört?

So lange her, dass ich ihn sah,

dass seine Stimme ich gehört ...

Wie mochte es ihm heute geh'n,

dem Freund, dem einst das Herzchen galt?

Am Samstag würde ich es seh'n,

beim Klassentreffen, bald schon, bald.

Mein Finger malte einen Kreis

um jenes Herzchen. Ach, so jung ...

Mit einem Lächeln schloss ich leis'

die Truhe der Erinnerung.

Grins: ... wer von euch jetzt neugierig geworden ist, was denn nun aus „ihm“ wurde, dem empfehle ich die Lektüre meines Gedichtes „Klassentreffen“, derzeit an zweiter Stelle der Bücher auf meiner Profilseite ;o)

Geänderte Version nach Anregungen von "Gast" und "prediger":

in einer alten Truhe fand

ich jüngst ein Schulheft - violett

voll Neugier nahm ich es zur Hand

und blies den Staub vom Etikett

mein Mädchenname stand darauf

umkränzt von Blüten - grün und rot

ich schlug die erste Seite auf

voll Spannung was sie mir wohl bot

Vokabeln lernen las ich dort

'Der Fänger ...' lesen bis zum Schluss

am Dienstag letzte Stunde Sport

und Gaby is ne dumme Nuss

am Freitag Bioreferat

auf Seite fünf geschrieben stand

und NICHT VERGESSEN - Klassenfahrt

dann sah ich es – ganz links am Rand

ein tintenblaues Herz mit Pfeil

und Schnörkel-Initialen drin

ich schloss die Augen eine Weil'

und gab mich meinen Träumen hin

wo mocht' er sein - wie mocht's ihm geh'n

dem Mann dem dieser Pfeil einst galt

mein Herz wollt' ihn gern wiederseh'n

doch der Verstand rief mahnend: HALT

der dem's gelang dich zu betör'n

und du - ihr beide wart so jung

warum willst du das Bild zerstör'n

bewahr dir die Erinnerung

mein Finger malte einen Kreis

um jenes Herz aus alter Zeit

mit einem Lächeln schloss ich leis'

die Truhe der Vergangenheit