Einleitung
Paul fliegt mit seinem Onkel, liebevoll Gutscho genannt, zu seinem Vater, der seit einem Jahr in Saudi-Arabien auf Montage ist. Vor andertalb Jahren hatten seine Eltern sich getrennt. Seither war Paul bei seiner Mutter, anfangs alle zwei Wochen bei seinem Vater. Jetzt hatte er ihn allerdings seit einem Jahr nicht mehr gesehen, weil er ja in Saudi-Arabien war. Die Vorfreude auf das Wiedersehen war riesig bei Paul. Zuerst hatte er vor lauter Aufregung und Freude ohne Punkt und Komma auf den armen Gutscho eingeredet. Der Bruder des Vaters, der bei allen die ihn kannten total beliebt war, platze fast die Birne. Es war vielleicht keine so gute Idee, aber eine andere war ihm nicht gekommen: Als Paul auf Toilette war, er hatte vorher noch gesagt, es könne länger dauern; das war die Gelegenheit, er bestellte schnell bei der Stewardess eine Cola und für den Jungen und ein Korn für sich, das jedenfalls behauptete er. Als beides kam während Paul noch auf Klo war, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Nachdem die Stewardess gegangen war, trank er schnell einen kleinen Schluck von der Cola und goß dann seinen Korn hinein. So fies, falsch oder gemein das vielleicht war, schließlich sollte man keinen zwölfjährigen Jungen besoffen machen, es funktionierte. Kurz nachdem Paul wiederkam und sich über seine Cola gefreut hatte, war sie auch schon ausgetrunken, kein Wunder, Flugzeugluft ist immer ziemlich trocken. Nach einer weiteren viertel Stunde war Paul am schnarchen. Es dauerte nicht länger als cirka eine halbe Stunde und auch Gutscho schlief ein.
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Kapitel eins
Paul wird gerüttelt. Er hat Kopfschmerzen, ist müde, möchte einfach nur weiterschlafen. Er dreht sich auf die andere Seite, grummelt irgendwas wie „Laß mich in Ruhe“. Auf seiner rechten Wange kitzelt es. Als er es wegschiebt – es schien wohl so eine Art Schmetterling zu sein – flatterte es kurz danach an seinem Ohr und eine unbeschreiblich zarte Stimme hauchte ihm „Du kannst ein Elfe doch nicht wie eine fette Stubenfliege verscheuchen“ ins Ohr. Da machte es „Klick“ in Pauls Gehirn.  E L F E  hatte er gehört, die wollte er sehen, Elfen gabs doch nur in Märchen. Er öffnete seine Augen, NEIN er versuchte es nur, es ging nicht. Er weiderholte den Versuch mit noch größerer Anstrengung. – Erfolglos - Alle guten Dinge sind drei, so heißt es doch auch grade in Märchen oft. Paul sammelt all seine Kraft, die er aufbieten kann, nimmt auch seine Finger zu Hilfe und...
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Geschafft! Die Augen sind auf. Er dreht seinen Kopf nach rechts und sieht einen riesigen Schmetterling. Er ist ihm ganz nah und er kann ihn nicht wirklich gut erkennen. Paul fasst zu seinen Augen – logo – die Brille fehlt. Kein Problem, vor ihm auf einem Tischchen liegt sie ja. Also Brille auf die Nase und noch mal genau geschaut. Es ist tatsächlich KEIN Schmetterling, obwohl die Flügel, wie bei einem Schmetterling geformt sind, und auch auf die selbe Art bewegt werden. Der Körper des zarten Wesens, gleicht nämlich dem eines Menschen, nur ist er etwa 6 Zentimeter groß. Ja – genau so hat Paul sich immer Elfen vorgestellt. Er fragt: „Wer bist denn DU?“
„Manchmal habt ihr Menschen seltsame Manieren“ säuselt ihm Elfchen ins Ohr. „Bei uns ist es üblich, das man sich erst einmal selbst vorstellt, bevor man nach dem anderen fragt.“ „Oh, ‚’tschuldigung“ murmelt Paul, „mein Name ist Paul Peter Packmann. Meine Freunde nennen mich meist Paule. Du bist doch meine Freund, oder...?“
„Ja, ich wäre gerne Deine Freundin, aber nur wenn Du es auch willst.“
„ Ja, natürlich will ich, Elfchen.“
Dann hast Du drei Wünsche frei.“„Pauhhh“ denkt Paule, „das ist wirklich wie im Märchen!“ sagt aber „Ich weiß aber nicht was ich mir anderes wünschen sollte, als bei Papa zu sein.“
„ Nein, so geht das nicht, wünsche Dir etwas mit Phantasie, ja! Sonst kann ich das nicht erfüllen.“
„Ach, dann kann ich mir sicher auch nicht wünschen das Papa und Mama sie wieder gern haben?“
„Nein, so was kann ich leider noch nicht....“
„Wirst Du es denn lernen? Darf ich mit meinen drei Wünschen vielleicht so lange warten?“
„Du brauchst Dir nicht sofort was wünschen, aber die nächsten drei ausgesprochenen und phatasievollen Wünsche werden sich erfüllen. Warten bis ich das mit dem Erfüllen realer Wünsche hinbekomme, wird sich für Dich nicht lohnen, denn ich bin grade mal am Anfang meiner Elfenausbildung, und ich habe noch nie gehört, das es eine vor ihrem einhundertelften Ausbildungsjahr geschaft hätte... Es ist wohl so das Du dann nicht mehr lebst, wahrscheinlich... Also laß Deiner Phantasie einfach freien Lauf!“
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„Elfchen, Elfchen, wo bist Du...?“ klang es leise aber vielstimmig aus dem Wald, den hatte Paul noch gar nicht bemerkt. „Ach, da steckst Du! Die Frau Zauberelfin ist schon sauer. Sie wollte uns doch heute die Prüfung im Wunschtraumzaubern abnehmen. Du weißt doch, Zauberelfin fängt mit Prüfungen immer erst an wenn alle da sind“
„Oh, Elfenkacke, das hab ich ganz vergessen.“ sagte Elfchen, wir sehen uns später...“
Und dann flog sie den anderen Elfen, wahrscheinlich ihren Klassenkumpeln hinterher.
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Paul denkt, Wunschtraumzaubern, das klingt phantasisch. Oder heißt das vielleicht das Elfchen gar nichts anderes kann, als zu erreichen, das er von dem was er sich gewünscht hatte, träumen würde? Na ja, ein netter Traum ist auch was Feines, aber eine Wunscherfüllung ist doch was anderes. - - - Aber wenn es NICHTS reales sein darf, dann ist es ihm egal, nur ein Traum....nee, nicht mit ihm.
Kapitel zwei
Paul wird wieder gerüttelt. Dann hört er eine Stimme durch den Lautsprecher: „Wir müssen leider eine Schlechtwetterfront passieren. Bitte schnallen Sie sich an und entschuldigen Sie das Geschüttel. Ende der Durchsage.“ Dann folgt das ganze noch in Englisch und Arabisch.
Als Paul der Bitte zum Anschnallen nachgehen will bemerkt er drei ganz frische Gänseblümchen in seiner linken Hand. „Ähm, Onkel Gutscho, wie bin ich denn an Die gekommen? Beim Einsteigen jedenfalls hatte ich Die noch nicht“
„Paule, ich hab bis grade eben geschlafen, da kann ich Dir als auch nichts sagen.“
„Merkwürdig...“ Paul ist eine ganze Weile still und denkt nach. Er erinnert sich an einen Traum... Drei Wünsche sollte er frei haben. Ob die Gänseblümchen dafür standen?
Wenn ja, dann würde er es noch irgend wie rauskriegen. Erst mal hatte er Hunger!
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Da sein Vater kein Geizhals war und ihnen einen teuren Lienienflug in Begleitung seines Onkels gebucht hatte, würde es wohl nicht lange dauern bis Frühstück kam, denn die Unwetterfront lag bereits schon wieder hinter ihnen. Oder war Abendbrot angesagt? Paul war sich da nicht so sicher. ‚Jetlage’ nannte man so was, das wusste er.
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Kurz darauf fingen die Flugbegleiterinnen mit dem Verteilen des Frühstücks. Es gab zwei Brötchen, Marmelade, Wurst, Käse und einen Joghurt. Paul hat alles bis auf den letztem Krümel aufgegessen.
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Dann erzählt er Gutscho seinen Verdacht das der Traum vom der Elfe und den drei Wünschen was mit den drei Gänseblümchen zu tun hat. Der Onkel sagt nichts dazu, er setzt nur sein Bist-Du-Dir-sicher Gesicht auf und Paul muß Grinsen, weil der Onkel dabei immer die rechte Augenbraue hochzieht. Paul fragt, ob er irgendeine andere Idee hätte, wo die drei Blümchen herkommen könnten. „ Aber Paule, wenn es nur so ein phantastische Erklärung dafür gibt, heißt das noch lange nicht das es so ist, schon gar nicht, das es so sein muß. Weiß Du was, laß uns erst mal was ganz anderes machen, dann kriegen wir vielleicht den Kopf frei um noch mal darüber nachzudenken. Was hälst Du von einer Partie Schach?“
„Na, gut, geht in Ordnung; Mama will bei solchen Fragen immer eine Nacht drüber schlafen. Da hätte ich mich jetzt am frühen Morgen aber nicht drauf eingelassen.“
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Gutscho holt ein kleines Magnetschachspiel aus der kleinen Reisetasche, greift sich einen weißen und einen schwarzen Bauern, so dass Paul nicht wissen konnte in welcher Hand welcher Bauer war. Paul wählte rechts und musste damit anfangen, denn die rechte Hand enthielt den Weißen. Der Onkel gab sich am Anfang nicht so recht Mühe, weil er dachte Paul würde grade mal die Spielregeln kennen. Daher hatte Paul ihn schon nach einer viertel Stunde besiegt, denn in der Schule war er seit zwei Jahren in der Schach-AG. So kam es das Gutscho eine Revange einforderte und sich dann so richtig ins Zeug legte und gewann. Dann so waren sie sich einig, musste ein drittes Spiel her. Es war ein harter, fairer Kampf den Paul gewann.
„So,“ sagte er „jetzt ist aber Schluß. Nun hast Du es lang nur vor uns hergeschoben, wie könnten die Gänseblümchen denn sonst noch zu mir gekommen sein?
Der Onkel mochte noch den Traum möglich ausführlich erklärt haben.
Paul erzählt ihm alles was ihm einfällt von dem seltsamen Erleben mit Elfchen und von seiner Überlegung, ob drei Wünsche überhaupt was wert sind, wenn man sich NUR phantastische Wünsche ausdenken darf. Heißt, das nicht auch das man das dann nur Träumen wird?
Gutscho weiß es auch nich zu sagen. Er stellt aber fest, das die Gänseblümchen immer noch taufrisch sind. Vielleicht verwelken die dann nach und nach, jeweils wenn du dir was wünscht.
„Müßte man mal testen,“ meint Paul, „schlag doch mal ein paar nette phantastische Wünsche vor. Ich darf doch keine äußern, sonst werden sie ja direkt wahr.“
„Wünsch dir doch ein ‚Tischlein – deck – dich’ wie im Märchen. Oder ein Flug auf einen Drachen. Ein Pferd mit Flügeln, auf dem du wann immer du willst, reiten und fliegen darfst.
Oder wünsch dir einmal ein richtiger Ritter zu sein. Reichen die Vorschläge jetzt?“
„Ja, aber jetzt muß ich erst mal nachdenken“
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Kapitel vier
Am nächsten Morgen klingelt es Sturm bei Klaus Packmann. Da er erst in der Morgendämmerung einschlafen konnte, braucht er eine ganze Weile um wach zu werden. Kurzer Blick auf den Wecker: Hui, schon Zehn Uhr. Schnell den Bademantel über den Pyjama gezogen und dann die Tür geöffnet.
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„Was gibt es denn so dringendes? Hä.......“ Als er die vor der Türstehenden Menschen sieht, erschickt er. Sie sehen aus wie..., na ja, der eine sieht aus wie Zwerg Nase, der andere ist jedenfalls uralt. Irgendwie sehen sie ihm zwar neu und unbekannt aus, wirken aber gleichzeitig sonderbar bekannt, wenn die Nase des Zwergs nicht gar so riesig währe, könnte das fast sein lebendes „Foto“ aus der Zeit wo er cirka 25-27 Jahre alt war.
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Der uralte Mann räuspert sich und sagt: „Hallo Klaus, was wir zu bereden hätten dauert wahrscheinlich etwas länger, vielleicht würdest Du uns dazu hereinlassen?“
Herr Packmann ist sehr verwundert, sein Vorname steht nicht an der Tür oder Klingel, woher konnte der Alte den wissen? Also winkt er die Beiden hinein, wie Einbrecher oder Betrüger sehen die nicht aus, so markant wie sie sind. Er schmeißt die Kaffeemaschine an, stellt Brot usw. auf den Tisch und entschuldigt sich um sich kurz einigermaßen manierlich anzuziehen.
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Als er wieder in die Küche kommt, sieht er schon, das der Zwerg kräftig von seinem Brot und seiner Wurst zulangt, es scheint ihm also exzellent zu schmecken. Klaus gibt zu, dass er sich nicht erinnern kann, die Beiden schon mal gesehen zu haben und bittet Sie, seinen grauen Zellen auf die Sprünge zu helfen, denn zumindest der alte Mann scheint ihn doch zu kennen.
Der antwortet, „Aber Klaus erkennst Du denn Deinen Bruder nicht mehr?“
Klaus: „Mein Bruder? Meinst Du den Gustav, natürlich kenne ich den noch, der hätte gestern mit meinem Sohn am Flughafen ankommen sollen.“
„Ach, Klaus, ich weiß gar nicht, wie ich Dir erklären soll was uns im Flugzeug passierte. Wenn Du immer noch so ein knochentrockener Realist bist, wie früher, würdest Du es sowieso als Phantasterei abtun.“
„Ich hätte es dennoch gerne gehört.“
Seufzend beginnt Gutscho die Geschichte zu erzählen, von Pauls seltsamen Traum, den drei Wünschen und den drei Gänseblümchen.
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Dann erzählte Paul, das er sich gewünscht habe, zaubern zu können. An das Märchen von Zwerg Nase hatte er dabei überhaupt nicht gedacht. Irgendwie glitt er sanft in einen traumähnlichen Zustand und er stand wie öfter schon mit seiner Mutter hinter den Marktstand, an dem das Gemüse und Obst der Nachbarn verkauft wurden. So verdienten sich Mutter und Sohn ein paar Euro extra. Spannend wurde es, als eine alte Frau, die Paul noch niemals vorher sah, an den Stand kam und sich die großen Kohlköpfe interessiert anschaute. Nach ein wenig hin und her, entschied sich die Frau für vier der größten Kohlköpfe. Sie bat darum, dass der Junge ihr den Kohl nach Hause tragen solle. Da Mutter grade neuen Kunden gegenüber großzügig war, musste er den Kohl zu der Frau nach Hause tragen. Obwohl Paul sich gut in der Umgebung des Marktes auskannte, schienen ihm die Straßen und Gassen durch welche die Frau ihn führte schon bald gänzlich unbekannt.
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„Moment mal“ unterbricht der Vater seinen Sohn, „wenn ich dem jetzt richtig folge, dann müsstest du doch jetzt noch zwei Gänseblümchen haben. Ist das richtig?“
Paul kramt in seiner Hosentasche und schwupp die wupp hat er ein Gänseblümchen in der Hand, das richtig frisch wirkt, wie grade eben erst gepflückt.
„Dann ist Dir nur ein Wunsch noch übrig geblieben, ist es nicht so?“
„Ja“, antwortet Paul, aber willst du nicht die ganze Geschichte hören?“
„Sicher möchte ich das, aber erst mal möchte ich meinen Sohn, auch wenn der ein paar Jahre älter ist, als er sein dürfte, ordentlich knuddeln.“
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Die beiden umarmen sich, verliehren auch das ein oder andere Tränchen und dann geht die Knuddelei mit Gustav und Klaus weiter.