Beschreibung
Alles deutete darauf hin, dass es ein schöner Tag werden würde, doch plötzlich änderte sich die Atmosphäre...
Der Morgen brach an. Die Vögel begannen zu zwitschern und die Blumen- im kleinen Park und in den Vorgärten- öffneten sich. Vereinzelte Hochhäuser erklommen den weiten Horizont. Das Nachtgrau verschwand von der Himmelsdecke und an seiner Stelle zogen weiße Wattewolken über den mittlerweile hellblauen Horizont.
Allmählich wurden die Geschäfte und Cafés geöffnet. Die ersten Einwohner schlenderten seelenruhig über die Gehwege oder hetzten bei Rot über die Straße. Schon von Weitem konnte man das ein oder andere Hupen der Autofahrer hören.
Eine Fledermaus irrte umher und suchte unter dem nächstbesten Hausdach Schutz vor den ersten Sonnenstrahlen. Die Balkontür unter der Fledermaus schwang auf und hinaus trat ein kleiner Junge. Stolz hielt er eine rote Gießkanne in der Hand. Sein Haar war schwarz wie die Nacht und seine Augen grün wie das Unkraut, das er aus einem der Balkonkästen zupfte und auf das Nachbargrundstück warf.
Der Junge kicherte, als die Gräser auf der getigerten Katze landeten, welche sich zuvor den Rücken am Geländer gescheuert hatte. Nun fauchte sie erschrocken und sprang mit einem langen Satz in die Wohnung des Nachbarn.
Der kleine Junge beugte sich neugierig über das Gitter und beobachtete schmunzelnd einen Radfahrer, der einem Motorrad auf dem Bürgersteig und schließlich einem parkendem Auto ausweichen musste.
Plötzlich veränderte sich die Szenerie: Tiefschwarze Wolken schoben sich vor die Morgensonne. Der Horizont wurde grau. Ein schauriges Heulen drang aus der nahen Wüste in die Stadt. Der kleine Junge lief erschrocken in die Wohnung hinter ihm und stieß die Tür zu.
Die Menschen auf der Straße erstarrten.
Die Fledermaus jedoch stieg triumphierend gen Himmel. Sie flog immer höher und das Geheul unter ihr vermehrte sich zu einem Lied. Ein Lied, das jedem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Fledermaus stieß einen spitzen Schrei aus; er klang wie ein höhnisches Lachen. Plötzlich explodierte das Tier zu einer lila Wolke, die sich wie ein Schleier über die Stadt legte. Die Menschen gerieten in Panik, die Fahrer hasteten aus ihren Autos, die Fußgänger ließen alles stehen und liegen und rannten zum nächstbesten Unterschlupf, die Fahrradfahrer stießen ihre Räder zu Boden und folgten dem Beispiel der Passanten.
Eine dichte Staubwolke wirbelte um die Häuser - sie war die Quelle des unheimlichen Geheuls- und vermischte sich mit dem lila Schleier zu einer Masse, die unheilvoll über der Stadt hing. Das Gemisch aus Staub und Sand zerriss in Fetzen, die sich wieder neu formten. Die verschiedenen Fetzen bekamen Beine, einen Körper, Ohren und eine Schnauze. Ihre Augen waren rot, wie der Glutkern eines Feuers.
Es waren Hunde aus Nebelschleiern.
Sie rannten in alle Richtungen der Stadt- verstreuten sich, wie Heuschrecken. Einer sprang durch das Schaufenster einer noblen Modeboutique. Dieses zerbrach sofort und verteilte sich auf dem Bürgersteig zu tausenden von Glassplittern. Ein weiteres hundeähnliches Wesen blieb an einem Fahrrad stehen, schnupperte kurz und zerbiss das Rad in zwei Teile. Ein drittes Nebeltier starrte zähnefletschend zwei Kinder an, die auf einem Baum Schutz gesucht hatten. In dem Maul des Ungeheuers blitzte ein roter Rubin auf. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war die Fensterscheibe eines Juweliers zersplittert.
Plötzlich zerfloss der Hund, wie weicher Käse. Dann nahm er eine wolkengleiche Konsistenz an und stieg in Richtung Horizont. Der Hund, der das Fahrrad zerlegt hatte, und die anderen Nebelwesen kamen seinem Beispiel nach. Die Tiere, die zuvor die Menschen in Unruhe versetzt hatten, waren plötzlich wie Schall und Rauch. Sie schienen wie ein böser Traum, verschwunden durch Geisterhand. Die Straßen blieben leer und der Himmel war schwarz, wie die Nacht. Die Stadt war ruhig, als würden ihre Einwohner schlafen ...
Der Morgen brach an. Die Vögel begannen zu zwitschern und die Blumen - im kleinen Park und in den Vorgärten- öffneten sich....