Kurzgeschichte
Schweinerei im Schlachthaus - Teil 3

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"Schweinerei im Schlachthaus - Teil 3"
Veröffentlicht am 02. Mai 2010, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Was soll ich schreiben? Ich bin halt voll toll ne?
Schweinerei im Schlachthaus - Teil 3

Schweinerei im Schlachthaus - Teil 3

Beschreibung

Dieser Text ist auch als Hörspiel verfügbar, unter: http://www.youtube.com/user/DerMarco88

Schweinerei im Schlachthaus - Teil 3

Tag 75
Du wolltest so vieles tun. Du hattest deinem Freund alles versprochen, was er nur hören wollte. Nun bist du wieder auf dem Weg zu ihm und was hast du davon geschafft? Nichts!

Wieder musst du dich durch zahlreiche mit Kot und anderem Schmutz verschmierten Schweine fragen, bis du zu Rolfi kommst. Erneut ist er wo anderst, als zuvor. Er ist groß geworden und mollig. Im ersten Moment sieht er bis auf ein bisschen Schmutz eigentlich ganz gesund aus. Bei näherer Betrachtung jedoch kannst du sehen, dass sich seine Wunden stark entzündet haben. Als er dich an sieht, begrüßt er dich nicht, wie er es sonst immer getan hatte. Er bleibt auf seinen Hinterläufen sitzen und hält seinen Kopf gesenkt. Es sieht so aus, als ob er traurig wäre. Ein anderes, etwas größeres Schwein nähert sich ihm, noch bevor du zu ihm gehen kannst. Zu deinem Entsetzen beißt es in das Ohr deines Freunds. Es beißt einfach hinein! Nicht, weil es Hunger hat, nicht weil Rolphi ihm etwas getan hat. Nein, einfach nur so, aus Langeweile. Mit einem kräftigen Stoß versuchst du das große Tier ab zu drängen. Doch es ist zu groß und zu schwer. Du kannst nichts tun, außer an der Trauer, die Rolfi nun ausstrahlt teil zu haben. Innerlich flehst du das Untier an, deinen Freund doch in frieden zu lassen. Rolfi scheint den Schmerz gar nicht zu bemerken. Oder zumindest scheint er ihn nicht sonderlich zu kümmern. Was war mit dem kleinen, so lebensfrohen Ferkel passiert, dass du vor einigen Wochen kennen gelernt hast?


Rolfis Artgenosse lässt nun von ihm ab. Er hat das Interesse verloren. Auch diese Tätigkeit war so alltäglich, dass sie es mittlerweile schon langweilte. Du spurtest zu deinem Freund hinüber. Er starrt dich an und fragt nur: “Wo warst du, als ich dich gebraucht habe?”. Was soll man auf diese Frage antworten? Soll man sagen, dass man einfach sein Leben “da draußen” gelebt hat? “Holst du uns jetzt hier raus?” Bitterlich bereust du nun die Versprechen, die du gegeben hattest. Als du seine Frage verneinst, wendet sich Rolfi von dir ab und sagt: “Dann geh jetzt. Ich brauch dich nicht mehr. Du bist auch nur einer von ihnen. Geh weg!” Zwar gibt Rolfi vor, dass er dich nicht mehr sehen wolle aber tief in deinem Inneren weißt du, dass das nur ein weiterer Schrei nach Hilfe sein muss.
Einige Minuten herrscht nun bedrückendes Schweigen. In dieser Zeit gehen dir hundert Gedanken durch den Kopf, die du eigentlich gerne sagen würdest aber sie scheinen alle überflüssig zu sein. Ein Mensch legt seine Hand auf deine Schulter und bittet dich, zur Seite zu gehen, damit er seine Arbeit tun könne. Willig gehst du beiseite und beobachtest das Geschehen. Rolfi wird nun mit einigen anderen Schweinen mit sanften Klapsen auf den Hinterleib aus der engen Absperrung getrieben. Erst nach einiger Zeit lässt sich dein Freund bewegen, los zu humpeln. Du fragst dich, wo er wohl nun wieder hin ziehen müsste. Du hoffst für ihn, dass er nicht zu dem kannibalischen Eber gesperrt würde. Rolfi dreht sich plötzlich um und sieht dich an. Will er sich versichern, ob du seiner Aufforderung, zu verschwinden nach gekommen bist? Die Schweine werden in Herden zusammen getrieben und verschwinden alle hinter einem großen Tor. Einer der Pfleger versetzt Rolfi noch ein mal einen leichten Klaps auf den Rücken, weil er weiter gehen soll. Doch er weigert sich, er sieht dich nur unbeirrt, mit großen Augen an.

Erst jetzt begreifst du, was hier geschieht. Jetzt verstehst du, dass Rolfi dich mit seinem Blick nicht weg schicken wollte. Jetzt verstehst du, dass er sich verabschieden wollte. Blitzartig rennst du nach vorn, um das unausweichliche zu verhindern. Doch plötzlich wirst du von einem Pfleger zurück gehalten. Er hält deine Hand und gibt dir zu verstehen, dass dich das nichts anginge. Allerdings geht es dich etwas an! Dort vorne ist dein Freund, ein lebendiges Lebewesen! Und nun sagt man dir einfach, du sollst dich raus halten!

Ein Pfleger versetzt Rolfi nun einen festen Schlag, mit einem Besen, den er von einer Wand genommen hat. Er trifft ihn an seinem verletzten Bein. Rolfi zuckt zusammen und wendet nun seinen Blick von dir ab. Gehorsam folgt er seinen Artgenossen. Er folgt ihnen, in der Gewissheit, dass egal was passieren würde, du in Gedanken bei ihm sein würdest. Auch wenn er es nicht zugegeben hatte, so weißt du doch, dass er sich über dein Wiederkommen gefreut hat. Zwar hast du ihm nicht viel geben können und ihn enttäuscht aber zumindest hast du versucht, ihm ein Freund zu sein.

Du schaust dich um und Hunderte große, kleine, junge und alte Schweine blicken dich an. Nur dich! Sonst ist hier niemand! Was wirst du nun tun? Wirst du nach hause gehen und so tun, als sei nichts geschehen oder wirst du ihnen helfen?

Du hast die Wahl...

Nachwort

Ich will mit diesem Text nimandem vorschreiben, dass er kein Fleisch essen soll. Auch ich bin KEIN Vegetarier, wie ich zu meiner eigenen Schande wohl gestehen muss. Ich will mit diesem Text allerdings erreichen, dass du als Leser mit offenen Sinnen durch den Alltag gehst und vor dem nächsten Kauf eines Fleischprodukts für einen kurzen Moment inne hälst, um dir klar zu machen, was hinter einer bunten Verpackung mit herumrennenden Schweinen eigentlich steckt! Erkenne die Wahrheit, indem du hinter die Kullisse blickst und scheue dich nicht davor, sie auch Anderen zu zeigen...

Quellen

www.Tierschutzbund.de

www.peta.de

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Marco88
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Gast sehr schön geschrieben un wahr! leider is des nich nur mit schweinen so, auch mit all den anderen tieren die für unser "wohl" qualvoll sterben müssen und um unseren hunger zu stillen, obwohl dies auch anders geht, deshalb bin ich veganer geworden, ich möchte nich das für mich und meinen egoismus tiere leiden/sterben müssen. bianca
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Nie wieder esse ich Schweinefleisch. - Deine Geschichte hat mich sehr sehr traurig gemacht und wie achtlos man mit Tieren umgeht.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
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