Kurzgeschichte
Das große Fressen

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"Das große Fressen"
Veröffentlicht am 02. Mai 2010, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück. Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet. Vielleicht wird die Welt dann besser.
Das große Fressen

Das große Fressen

Das große Fressen

 

Kann sich jemand an diesen großen alten Film des französischen Kinos erinnern? Ich selbst habe ihn nie gesehen. Was nicht verwunderlich ist, denn der Film ist über 30 Jahre alt, während ich im kommenden Herbst erst mein 7. Lebensjahr vollenden werde.

 

Der Kenner der pfalzgräflichen Anekdoten wird nun sofort wissen, wer hier und heute wieder literarisch zugange ist. Für alle anderen darf ich mich kurz vorstellen: Gestatten – Frida. Eure allseits geliebte Retrieverhündin. Edel vom Geschlecht, gutmütig vom Charakter und hübsch anzuschauen. Die Claudia Schiffer unter den Retrievern. Was mich jedoch von der genannten Person unterscheidet ist äußerst gravierend: Meine Fresssucht.

 

Doch das beste Abendmahl ist eben nur ein Essen. Ein kulinarischer Genuss wird es erst in Gesellschaft von Freunden.

 

So lud ich mir gestern zur Abendstunde zwei nette Freunde ein: Zum Ersten Lucy: Eine Ludwigshafener Zicke wie aus dem Bilderbuch. Wie Dr. Jeckyl und Mr. Hyde. Ich hoffte inständig, dass Dr. Jeckyl den Weg zu mir finden möge und Mr. Hyde in Ludwigshafen bliebe. Doch sie kamen beide. Zum Zweiten: El Caballero Tobi. Er fühlt sich wie spanischer Großadel, obwohl in Wirklichkeit den Slums Barcelonas entrissen. Doch unter seiner harten Schale schlägt ein weiches Herz.

 

Ich freute mich auf die Beiden und tat mein Bestes sie standesgemäß zu bewirten. Den Wassernapf gesäubert und mit kühlem Nass versehen, die Frolic gesondert zubereitet: Al dente für Lucy und meine Wenigkeit, leicht eingeweicht für Senor Tobi, da dieser leider nicht mehr über alle angeborenen Kauwerkzeuge verfügt. Wohl ein Relikt seiner spanischen Vergangenheit.

 

Es läutete an der Haustür. Die Beiden kamen zeitgleich. Doch was mussten meine treuen Hundeaugen zudem erblicken: Sie kamen nicht allein. Sie hatten ihr Herrchen und Frauchen mitgebracht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und es sollte noch schlimmer kommen: Weitere Zweifüßler trafen ein und fanden den Weg in meine Wohnung. Dies konnte kein Zufall sein. Hatte mein Frauchen es etwa gewagt meine angesetzte Dinerparty zu missbrauchen um menschliche Gäste einzuladen. Dies war nicht in meinem Sinne. Ich musste mich bei Lucy und Tobi für diesen Fauxpas entschuldigen.

 

Es hätte ein so schöner Hundeabend werden können.

 

Ich schaute mir die eingetroffen Zweifüßler an: Ich erkannte Helmut und Bella. Ich kannte beide und mein ursprünglich von Zorn abstehendes Fell legte sich langsam wieder, als ich von Bella am Hals gekrault wurde. Ich bin schließlich nicht nachtragend. Mein Blick schweifte weiter. Bärbel und Dieter. Das Rudel meiner Gäste hatte sich einfach angemaßt ihre Tiere zu begleiten. Nun denn – wenn sie schon mal hier waren wollte ich nicht unfreundlich sein und begrüßte auch sie mit Schwanzwedeln.

 

Doch dann kam mir das letzte Treffen dieser Herrschaften in den Sinn und ich wusste, dass ich mich heute noch schämen musste: Hier und heute hatte sich wieder die Avantgarde trinkfester Zweifüßler versammelt. Könnten die Kurpfälzerin und ihr Pfalzgraf nicht einmal Gäste einladen, welche weniger saufen als sie selbst? Wohl nicht. Nur in Gesellschaft solcher Chaoten konnten sie ihr wahres „ich“ ausleben, ohne sich schämen zu müssen.

 

Es kam wie kommen musste. Während meine Gäste und ich voller Anstand im Hausflur und unter Beachtung der geltenden Tischsitten unser Frolic vertilgten, nette Gespräche führten und uns mit klarem Wasser zuprosteten, tischte Frauchen im Wohnzimmer für die ungeladenen Gäste Spargel auf. Der Pfalzgraf versuchte zwischenzeitlich sehr erfolgreich seine Gäste mit alkoholischen Getränken der übelsten Sorte gefügig zu machen.

 

Wer war hier Mensch und wer war hier Tier? Nach wenigen Stunden vermerkten Lucy, Tobi und ich insgeheim dass wir weit mehr Anstand besaßen als die menschliche Rasse. Keiner von uns Dreien verdrehte die Augen wie Bella bei jedem Schluck Prosecco. Keiner von uns schwankte beim Gang zum Pinkeln wie Dieter, was nicht darauf zurückzuführen war, das jeder von uns 4 Füße hatte, was den torkelnden Gang zumindest erschwerte.

 

Vor allem nervte keiner von uns seine Freunde mit literarischen Ergüssen wie es der Pfalzgraf seinen Gästen antat und keiner von uns fiel vor Trunkenheit fast mit dem Gesicht in seinen Futternapf. Eine allseits bekannte Unsitte der Kurpfälzerin nach dem Konsum von 2-3 Flaschen des roten Weines.

 

Nein – wir wussten uns zu benehmen.

 

Und die Eßgewohnheiten dieser angeblichen Herrenrasse: Während wir unser Diner zelebrierten und uns am Essen gütlich taten bis wie gesättigt waren, stopften diese seltsamen Wesen derartige Mengen an Spargel und Schinken in sich hinein, dass ich glaubte sie bald platzen zu sehen. Dies hätte mich nicht weiter gestört, so verärgert war ich zwischenzeitlich. Doch dieser Umstand hätte meine Freunde und mich zu Waisen gemacht. Im Tierheim wollten wir nun doch nicht enden.

 

So taten wir das einzige was uns möglich war: Wir mussten unseren Menschen beim Vertilgen ihrer Nahrung behilflich sein. So setzten wir uns zwischen unsere Menschen und bettelten um Nahrung. Dies setzte uns in schlechtes Licht. Die gefräßigen Zweifüßler glaubten wir seien an ihrem Essen interessiert. Sie konnten nicht ahnen, dass wir lediglich auf derer Gesundheit achten wollten.

 

Nun – der Abend endete wie ich es befürchtete: Die Menschen waren betrunken und die Tiere wurden als verfressen und bettelnd dargestellt.

 

Meine nächste Dinerparty werde ich außerhalb der menschlichen Wohnräume in einem netten kleinen Hundezwinger veranstalten.

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pfalzgraf
Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück.
Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet.
Vielleicht wird die Welt dann besser.

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pfalzgraf Re: Oh, Frida - [Vielen Dank für die Blumen Fürst Luzifer. Ich sehe diese Prozession bereits vor meinem geistigen Auge: Im nächsten Leben tragen der Pfalzgraf und die Kurpfälzerin auf samtenen Kissen ihre Lebern vor sich her und huldigen diesen, ach so geschundenen Wesen.

LG Bernd
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Oh, Frida - man darf doch einer so edlen Avantgarde nicht den Umtrunk missgönnen. Schon im ganz alten Rom wurde Wein aus mannshohen Gefässen getrunken. Der Adel ist auch nur menschlich und manchmal menschlicher, als einem lieb sein kann ^^

Es ist immer wieder ein wahres Vergnügen Ihre Geschichten zu lesen, Herr Graf. Werbung haben Sie wirklich nicht nötig. Vielmehr eine Prozession ^^

Lieben Gruß
Fürst der Finsternis =)
Vor langer Zeit - Antworten
Tilly mein retriever - ist ein labrador...

sie hat die gleichen leiden..

thomas und klasse!
Vor langer Zeit - Antworten
pfalzgraf Re: Ich leide ... - Ich danke jedem einzelnen Leser meiner Geschichten; insbesondere der lieben Gunda. Doch warum soll ich Werbung machen. In erster Linie schreibe ich für mich selbst. Doch es gibt auch Leser welche sogar Geld für meine literarischen Ergüsse bezahlen. Von meinem 1. Buch wurden immerhin 70 Exemplare verkauft, sodass ich mich über einen Verdienst von ? 112.- freuen kann. Dies sollte für ausreichend alkoholischen Stoff für die Zweibeiner ausreichen, sodass Frida noch lange Gründe findet ihre Leiden und Nöte niederzuschreiben.


Lieben Gruß
Bernd
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ich leide ... - ... absolut mit mir dir, liebe Frida ... Also nee, saufende Zweibeiner ... Obwohl ... ich habe gestern mit Freunden eine Kornbrennerei besichtigt - mit anschließender Verkostung ... Trallala ... Die dann folgende Wanderung ging recht beschwingt vonstatten ;o))

Ich finde deinen SChreibstil immer wieder köstlich, Bernd. Mach doch mal ein bisschen Werbung für deine Geschichten, ich finde es so schade, dass sie so wenig gelesen werden.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
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