Beschreibung
Dieser Text ist auch als Hörspiel verfügbar!
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Schweinerei im Schlachthaus - Teil 2
Tag 25
Eigentlich wolltest du schon viel früher nach deinem kleinen Freund sehen. Aber leider ist das nicht so einfach, wie man anfangs vermuten mag. Darum hat es erst jetzt wieder geklappt. Du spurtest durch einen nach Exkrementen riechenden Stall und steuerst zielsicher den gewohnten Aufenthaltsort deines Freundes an. Doch er ist nicht da. Statt dessen liegt dort zusammen mit anderen Schweinen nur seine Mutter. Sie schläft und verhält sich wie in Trance. Sie atmet schwer und sieht sehr krank aus. In dir kommt die Befürchtung auf, dass sie tatsächlich niemals mit ihren Kindern herumspringen wird. Hoffentlich darf sie wenigstens davon träumen.
Du setzt deinen Weg fort und fragst unzählige kleine Schweinchen und große Eber, ob sie ein kleines Ferkel namens Rolfi gesehen hatten. Nach langem suchen kommst du schließlich an eine Art Box. Sie besteht aus einem Drahtgestell und hat die Maße von einem Quadratmeter. Im ersten Moment sieht das Ding für dich wie eine einfache Kiste aus, in der Werkzeug oder Futter gelagert wird. Bei näherem hinsehen siehst du aber etwas sich darin bewegen. Du siehst 5 kleine Gestalten. Sie blicken dich erschrocken und argwöhnisch an. “Bist du das?” Aus dem untersten von drei Stockwerken hörst du die Stimme deines Freundes. Du kniest dich zu ihm herunter, auf den verschmutzten Boden.”Endlich bist du wieder da! Wie lang habe ich auf die gewartet! Ich muss dir so viel erzählen. Vor 4 Tagen haben sie mich von meiner Mama und meinen Geschwistern getrennt. Ich kenne die anderen hier doch gar nicht. Ich weiß nur, dass der eine Rudi heißt. Ihm geht es wohl genau so wie mir. Warst du bei meiner Mama, wie geht es ihr?” Du weißt, wie es um Rolfis Mutter bestellt ist aber das letzte, was du jetzt willst ist deinen Freund noch weiter auf zu regen. Deshalb lügst du ihn an und beteuerst mehrmals, sie nicht gefunden zu haben. “Dann ist sie wohl wo anderst untergebracht geworden. Ich wünschte, ich könnte sie noch ein mal sehn.” Während er das sagt fällt dir auf, dass mit seinem rechten Hinterbein humpelt. Die Wunde, die man ihm mit sieben Tagen zugefügt hatte ist stark gerötet und scheint feucht zu sein. Rolfi bekommt plötzlich ganz rote Wangen. Er hat bemerkt, dass du sein Leiden gesehen hast. Nach einem kurzen Schweigen sagt er: “Mein Fuß tut weh, ich habe ihn mir am Boden verletzt. Und immer kommt Schmutz in die Wunde. Sie heilt einfach nicht”. Rolfi kommt nun näher zu dir heran und hält seine kleine, zerkratzte Schnauze dicht an dein Ohr. “Es brennt. Zwischen meinen Beinen tut es sehr weh aber ich weiß nicht, wem ich es erzählen soll. Ich kenne doch niemand hier. Niemand interessiert sich für mich, zumindest niemand außer dir.” Rolfi tritt wieder einen Schritt zurück, als ihm ein Haufen Exkremente vom oberen Stockwerk ins Genick fallen. Ein peinlich berührtes Schweigen geht durch die Box, als ob niemand das Geschehene ansprechen wollte. Er wendet sich nach einer kurzen Bedenkzeit nun unbeirrt wieder dir zu und sagt: “Ich wünschte, ich hätte deinen Geruchssinn. Meine Nase ist sehr viel besser als deine. Meine Mama hat mal gesagt, wir könnten sogar besser riechen, als der Hund, den man manchmal von draußen bellen hört. Wenn ich deinen Geruchssinn hätte, wäre es längst nicht so schlimm hier.” Langsam kommt in dir wieder der Wunsch auf, Rolfi dort raus zu holen. Allerdings stellt sich erneut die Frage, wie du das tun sollst. Übermannt von deinen Gefühlen versprichst du ihm, ihn raus zu holen. Du sagst, dass du ihm helfen wirst und dass du nach seinen Brüdern und Schwestern suchen würdest. Du versprichst ihm, dass du seiner Mutter helfen würdest, egal was es kosten würde. Falls nötig würdest du ihn mit Gewallt befreien, irgendwann in der Nacht. In Ehrfurcht sehen nun alle Ferkel zu dir auf. Sie setzen ihre ganze Hoffnung auf dich. Sie sehnen sich nach nichts mehr, als danach, dass du etwas bewirkst. Du kannst an ihren verträumten Augen erkennen, dass sie davon träumen, im Schlamm zu sulen und sich an großen Bäumen zu kratzen. Ja vieleicht wagten sie es sogar, von dem Geruch von frischer Luft und grünem Gras träumen...
Quellenangaben
Wie auch schon im ersten Teil:
www.Tierschutzbund.de
www.peta.de